Der bestirnte Himmel über mir

Buch von Omri Boehm, Daniel Kehlmann, Michael Adrian

  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Anregendes, jedoch voraussetzungsreiches Zwiegespräch über Kants Werk ohne viele Platitüden

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der bestirnte Himmel über mir

Zwei der aufregendsten Denker der Gegenwart im Gespräch über Kant und den Geist der Aufklärung Wie kann ein Philosoph, der im Jahr 1724 geboren wurde, unser Denken heute maßgeblich beeinflussen? Dreihundert Jahre nach der Geburt des alten Meisters in Königsberg treffen sich Daniel Kehlmann und Omri Boehm zu einer Reihe von Gesprächen über Immanuel Kant, die alles andere sind als akademisch-abgehoben. Denn der Begründer der modernen Philosophie selbst hat die grundlegenden Fragen des Menschseins benannt und erklärt: was man wissen kann, was man tun soll, was man hoffen darf. Alle wichtigen Themen kommen zur Sprache: von Vernunft und Illusion bis zu Rassismus, Kolonialismus und Aufklärung; von Raum und Zeit bis zu Freiheit, Kunst, Gerechtigkeit und dem Problem des Bösen; von der Wissenschaft bis zum Glauben, vom Selbst bis zu Gott. Omri Boehm und Daniel Kehlmann behandeln Kant als Zeitgenossen, der uns heute noch wichtige Antworten auf aktuelle Fragen geben kann.
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Bewertungen

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Meinungen

  • Anregendes, jedoch voraussetzungsreiches Zwiegespräch über Kants Werk ohne viele Platitüden

    Abroxas

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der bestirnte Himmel über mir

    Kant also. Berufsphilosoph sowie Kant-Kenner Omri Boehm und Schriftsteller sowie einstiger Doktorand mit Kant-Thema Daniel Kehlmann treffen sich zum Gespräch über Immanuel Kant im Gartenhaus des Ullstein-Verlags und plaudern über den "Alleszermalmer" aus Königsberg. In acht lediglich nummerierte Kapitel gliedert sich diese nachbearbeitete Unterhaltung, diese sind weiter untergliedert in bestimmte Themen oder besser: Stichworte; eine Technik, die Raphaël Enthovens Team in der arte-Sendung "Philosophie" angewendet hat.
    An jene Sendung musste ich jedenfalls auch mit Entzücken denken, wenn sich die beiden ohne große Umschweife ans Eingemachte wagen. Dabei geht es trotz des Jubiläumsjahrs (300. Geburtstag) nicht darum, Kants Werk systematisch für ein interessiertes Laienpublikum aufzubereiten oder besserwisserisch der Frage nachzugehen, was ein Kant uns heute noch zu sagen hätte. Die beiden Diskutanten reden unmittelbar über Kants Denken und versuchen, hauptsächlich entlang der drei Kritiken (der reinen Vernunft, der praktischen Vernunft, der Urteilskraft), einige gewichtige Aspekte hervorzuheben oder im philosophiegeschichtlichen Diskurs einzuordnen. Kants Erkenntnistheorie wie auch Moralphilosophie werden ebenso besprochen wie Kants Freiheitsbegriff, seine Diskussion etwaiger Gottesbeweise oder sein Verhältnis zur Kunst. Nur gelegentlich kommt man auf einen Schlenker auf aktuelle Bezüge zu sprechen, auch Kants problematischer Rassismus wird im Rahmen seiner Werke kritisch besprochen. Der Natur eines Gesprächs folgend gibt es gelegentlich solche Abstecher, auch gibt es ein paar Wiederholungen, Rückzieher oder sogar einen Versprecher. Man merkt dem Gespräch zwar die Redaktion an, aber der Charakter einer Unterhaltung bleibt erhalten und macht auch den Reiz dieser Lektüre aus, der man einige Längen hier und einige zu knappe Einlassungen dort schon mal nachsieht.
    Das Gespräch ist durchaus anspruchsvoll. Beide greifen durchgängig auf kantische Begriffe zurück und setzen eine Textkenntnis insofern voraus, als dass nicht alle Aspekte nochmal von Grund auf nachvollzogen werden und die entsprechende Terminologie einigermaßen sitzen muss. Auf ein Glossarium hat man hierbei verzichtet, was schade ist, denn einem geneigten, aber nicht gerade sattelfesten Publikum hätte ein solches durchaus nützlich sein können.
    Bei dem Niveau ist es nicht verwunderlich, dass Boehm hier eher als die Autorität im Gespräch auftritt und Kehlmann häufiger Fragen und Stichworte bereitstellt, selten aber grundlegenden Widerspruch anmeldet. Das ist für sich genommen mit Genuss zu lesen, Kehlmann schlägt sich hier wacker und bleibt mit Boehm auf Augenhöhe, auch sind solche konstruktiven Gespräche auf ihre Weise fruchtbar. Aber ein anderes denkbares Konzept, nämlich dass sich zwei "hauptberufliche" Kantexperten mit unterschiedlichen Lesarten ein anregendes Streitgespräch liefern, hat man damit vermieden.
    Nichtsdestotrotz offeriert der Titel eine interessante Lektüre, die für den geneigten Leser nochmal einen weiteren Zugang zu Kants Werk öffnet, der mehr ans Seminargespräch gemahnt. Angenehm ist, dass sich die Diskutanten durchaus zu klaren Statements und verbindlich formulierten Deutungen, die hier und da auch anecken dürften, hinreißen lassen, anstatt sich hinter Allgemeinplätzen zu verstecken. Auf diese Art lässt sich das Buch als Einladung verstehen, sich selbst nochmal mit Kants Werk auseinanderzusetzen.
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Ausgaben von Der bestirnte Himmel über mir

Hardcover

Seitenzahl: 352

Besitzer des Buches 1

  • Mitglied seit 18. Januar 2023
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