Der verwunschene Fels

Buch von Willa Cather, Agnes Krup

  • Kurzmeinung

    drawe
    Eine Sammlung unterschiedlicher Geschichten, allen gemeinsam: die wunderbar klare Sprache.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der verwunschene Fels

Die unentdeckten Erzählungen einer der großen Stilistinnen der amerikanischen Literatur Mit trügerisch einfachen Worten und dem klaren Rhythmus ihrer Sätze leuchtet Willa Cather das Innenleben ihrer Figuren ebenso aus, wie sie deren Umfeld zum Leben erweckt: die leere Weite Nebraskas, die urbanen Räume New Yorks, die mythischen Felslandschaften des amerikanischen Südwestens oder einer schroffen Atlantikinsel. In »Der verwunschene Fels« blickt der Ich-Erzähler zurück auf eine Sommernacht mit seinen Schulfreunden auf einer Sandbank im Fluss: Sie erzählen einander von den Abenteuern, die sie bestehen wollen, und von ihren Träumen für die Zukunft, die doch von der Realität des Erwachsenseins eingeholt werden. Wie nebenbei scheinen bei Cather die großen Fragen unserer Existenz auf. Und sie führt uns bestechend klar vor Augen, wie Gesellschaft und Landschaft bestimmen, wer wir sind – bis wir uns von den Fesseln befreien. »Cathers Erzählungen sind eine Liebeserklärung an die Orte, an denen sie lebte – und die Frauen, die sie liebte.« Agnes Krup »Literatur sollte aus dem erwachsen, was man um sich herum vorfindet.« Willa Cather
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Bewertungen

Der verwunschene Fels wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,8 Sternen.

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Meinungen

  • Eine Sammlung unterschiedlicher Geschichten, allen gemeinsam: die wunderbar klare Sprache.

    drawe

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der verwunschene Fels

    Zum Klappentext und zur Autorin: siehe Vorrednerinnen!
    Mein Lese-Eindruck:
    Willa Cather interessiert sich für Menschen und deren Geschichten, in denen sie wiederkehrende Muster erkennt. Diese Muster erzählt sie in ihren Romanen, und man erkennt sie auch in diesen acht Kurzgeschichten wieder, die Agnes Krup teilweise erstmals übersetzt hat.
    Alle Geschichten handeln von Menschen, die sich von ihren umgebenden Mitmenschen unterscheiden, die aus der üblichen Ordnung der Dinge herausfallen, die sich lösen wollen und in Unbekanntes aufbrechen oder, umgekehrt, die in eine bestehende Ordnung hineinkommen und dort für Irritation sorgen.
    Zwei Geschichten haben mir besonders gut gefallen: „Pauls Fall“, die bittere Geschichte eines jugendlichen Außenseiters, und „Ein Wagner-Konzert“, die nicht minder bittere Geschichte einer älteren Frau.
    „Pauls Fall“: Mit diesem doppeldeutigen Titel erzählt Willa Cather das eine dieser Muster. Es ist die Geschichte eines jugendlichen Außenseiters, der nirgendwo verwurzelt ist, sogar nicht in seiner Familie. Er liebt das Theater und kann mit dem eher bäuerlich geprägten Umfeld wenig anfangen, und mit einer roten Nelke im Knopfloch hebt er sich schon äußerlich von seiner Umgebung ab.
    In „Ein Wagner-Konzert“ steht die ältere Tante des namenlosen Ich-Erzählers im Mittelpunkt. Sie ist eine gebildete Frau, aber hat sich mit ihrer Ehe für das entbehrungsreiche, harte Leben einer Pioniersfamilie in der Prärie entschieden. Sie ist verarbeitet und vorzeitig gealtert. Der Ich-Erzähler lädt sie in ein Wagner-Konzert ein. Und bei der Musik – ebenfalls ein Cather-Thema – bricht das große Heimweh der Tante nach Musik und Kultur in ihr auch, sie ist erschüttert bis ins Mark.
    Wie Willa Cather das Innere ihrer Figuren deutlich macht, ist hohe Kunst. Vieles verbleibt im Indirekten und Nicht-Gesagten, Willa Cather beherrscht die Kunst des Auslassens in Perfektion. Und trotzdem erhält der Leser einen Einblick in die Seelen der Figuren. Wie die Autorin beobachtet er sie aus der Distanz, und zugleich rücken sie ihm emotional sehr nahe.
    Immer wieder geht es um die Sehnsucht nach dem Fernen, um Träume des zukünftigen Lebens und um Hoffnungen, aber es geht auch um den Verlust dieser Träume, um Desillusionierung und Bescheidung. Es geht auch konkret um die Liebe zur heimatlichen Prärie Nebraskas, die Willa Cather in wunderschönen knappen Schilderungen feiert. Und über allen Geschichten liegt der Zauber einer versunkenen Zeit.
    Ein außerordentlicher Lese-Genuss!
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  • Rezension zu Der verwunschene Fels

    Willa Cather gehört zu meiner großen Entdeckung als Autorin in diesem Jahr. Sie wurde 1873 in Virginia geboren und starb 1947 in New York City. Mit neun Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Nebraska. Die weiten Ebenen des Landes prägte ihr Schreiben nachhaltig. Überhaupt finden sich in den Erzählungen und Romane Spuren ihrer Biografie. Cather besuchte die Universität, wurde Journalistin und arbeitete unter anderem auch als Zeitschriftenredakteurin in New York.
    Agnes Krupp hatte acht Erzählungen von Cather ausgewählt und übersetzt, einige davon sind zum ersten Mal ins Deutsche übertragen worden. Wenn man um den Bekanntheitsgrad von Willa Cather in ihrem Heimatland den USA weiß, wünscht man sich sehr, dass sie auch hier in Deutschland noch mehr Leser*innen findet.
    Ihr Schreibstil lässt sich für mich schwer beschreiben. Er ist leicht und mit wenigen Pinselstrichen beschreibt sie so vieles auf einmal; Landschaften, Gefühle, Menschen und ihre Geschichten.
    In diesem Band sind folgende acht Erzählungen enthalten:
    Der verwunschene Fels
    Ein Wagner-Konzert
    Pauls Fall
    Auf der Straße der Möwen - Die Geschichte des Botschafters
    Die Lebenslust der Nelly Deane
    Schon bald: Aphrodite!
    Die alte Mrs. Harris
    Vor dem Frühstück
    Ich könnte mich nicht entscheiden, welches meine Lieblingsgeschichte wäre. Jede hat ihren eigenen Reiz, eventuell wäre es „Die alte Mrs. Harris“.
    Das Nachwort von Agnes Krupp mochte ich sehr. Sie geht detailreich auf die Biografie Cathers und den im Buch enthaltenen Erzählungen ein. Das Ganze wurde durch eingestreute Fotos ergänzt. Willa Cather war eine äußerst interessante Persönlichkeit; zielstrebig, lebenslustig und sehr klug.
    Fazit: Ich bin rundum begeistert über diesen Erzählband und kann ihn sehr empfehlen.
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  • Rezension zu Der verwunschene Fels

    Klappentext/Verlagstext
    Mit so einfach erscheinenden Worten und dem klaren Rhythmus ihrer Sätze leuchtet Willa Cather das Innenleben ihrer Figuren aus und erweckt deren Umfeld zum Leben:
    Ob sechs Schulfreunde in einer Sommernacht auf einer Sandbank im Fluss von bevorstehenden Abenteuern träumen, Nelly Deane mit ungestümer Lebenslust nach den Sternen greift, der Lehrling Paul mit erschlichenem Geld in einem New Yorker Hotel die weite Welt schnuppert oder die alte Mrs. Harris versucht, ihrer Enkelin einen großen Zukunftswunsch zu erfüllen – wie nebenbei scheinen bei Cather die großen Fragen unserer Existenz auf. Und sie führt uns bestechend klar vor Augen, wie Gesellschaft und Landschaft bestimmen, wer wir sind. Bis wir uns von den Fesseln befreien.
    Größtenteils zum ersten Mal übersetzt von Agnes Krup, die in ihrem Nachwort zeigt, wie Leben und Werk der Autorin zusammengehören.
    Die Autorin
    Willa Cather wurde 1873 in Virginia geboren. Als sie neun Jahre alt war, zog ihre Familie in das von weiten Ebenen geprägte Nebraska. Diese Landschaft sollte ihr späteres Schreiben nachhaltig beeinflussen. Sie besuchte die Universität und wurde Journalistin, arbeitete als Lehrerin in Pittsburgh, später als Zeitschriftenredakteurin in New York. Ihr erster großer Roman, »O Pioneers!«, erschien 1913. Es folgten zwei weitere Teile ihrer Prärie-Trilogie: »Das Lied der Lerche« und »Meine Antonia«. Als ihr Meisterwerk gilt »Der Tod kommt zum Erzbischof«. Sie lebte neununddreißig Jahre lang bis zu ihrem Tod im Jahr 1947 mit der Verlegerin Edith Lewis zusammen.
    Inhalt
    Willa Cather schrieb in „Pioniere! (1913), „die Menschheit verfügt nur über zwei oder drei Geschichten, und sie wiederholen sich wieder und wieder …“ Die häufigsten Motive in ihrem Werk sind tatsächlich der Aufbruch aus der Heimat in die Ferne und Konflikte, die mit der Ankunft einer fremden Person in eine Gemeinschaft getragen werden. Geradezu lehrbuchmäßig lässt sie in ihrer titelgebenden Kurzgeschichte eine Clique von 6 Freunden (darunter nur ein Mädchen) ihren letzten Sommer beim Schwimmen im Fluss verbringen. Danach wird der männliche Icherzähler eine Stelle als Lehrer „bei den norwegischen Siedlern“ auf der Hochebene annehmen und mit seinem Gehalt zum Unterhalt der Familie beitragen. Einige Jugendliche sind, repräsentativ für eine Kleinstadt auf dem Land, Söhne des deutschen Schneiders und des Ladenbesitzers. Obwohl offenbar keiner von ihnen seinen Heimatort zuvor verlassen hat, ist ihnen kollektives Wissen geläufig, dass ihre Eltern auf dem Land der Lakota siedelten und dass die Spanier und die Mormonen an ihrem Fluss verbeigezogen sein müssen, wie die Leute damals es eben taten. Die Ferne wird bisher allein durch eine Erzählung von Tips Onkel ausgefüllt, der Landstreicher gewesen wäre und von Felsbauten der Ureinwohner in New Mexico erzählt hätte. Drei der Sechs von Sandbank blieben Nebraska treu, das einzige Mädchen (Cather) ging zum Studium fort, einer machte in der Ferne Karriere.
    In der längsten Erzählung dieser Auswahl „Die alte Mrs Harris“ verarbeitet Cather ihre beiden Haupt-Motive: Aufbruch in die Fremde und Ankunft von Fremden. In einer Kleinstadt in Colorado trifft das eingewanderte Ehepaar Rosen auf die Nachbarfamilie Templeton samt Großmama, die Mutter von Mrs. T. Die Rosens, mit "gebieterischem deutschen Akzent“ meinen es sicher nur gut, wenn sie wiederholt Verbesserungsvorschläge für den Nachbarhaushalt vorbringen. Ihr Schwerpunkt ist die Förderung der begabten älteren Tochter Victoria, die die Templetons ihrer Meinung vernachlässigen, und die Ausbeutung der Großmutter Harris, die den kinderreichen Haushalt weitgehend allein zu schmeißen scheint. Mrs Harris, die aus dem Süden stammt und von dort ein üppiges Team an Hauspersonal gewohnt ist, sieht das allerdings anders. Sie kennt es nur so, dass die Großmütter-Generation den Haushalt aus dem Hintergrund führt, damit die junge Mutter möglichst große Freiheiten erhält. Dass in ihrer neuen Heimat alle Menschen als gleichwertig betrachtet werden und es nicht wie im Süden arme Wäscherinnen gibt, stellt ihr Ideal der Hintergrund-Herrschaft allerdings in Frage. Als die alte Dame den nahen Tod vor Augen hat, ordnet sich der chaotische Haushalt, der Mrs Rosen stets beunruhigte, offenbar ganz von selbst. Diese Story zeigt, wie viele andere auch, Cather nachsichtig gegenüber ihren männlichen und ausgesprochen bissig gegenüber ihren weiblichen Figuren.
    Fazit
    Willa Cathers Kurzgeschichten sind nicht nur in der Länge sehr unterschiedlich. Besonders gelungen finde ich Storys mit bildhaften Naturbeschreibungen, die im ländlichen Milieu von Cathers Kindheit spielen und in denen Jugendliche aus der Provinz in die Stadt oder zum Studium aufbrechen. Ihre Geschichten im städtischen Milieu liegen mir weniger; in diesem Band finde ich sie auch sprachlich weniger ansprechend. Ein wahrer Schatz dieser Ausgabe findet sich in der Kurzbiografie im Anhang und in den Anmerkungen der Übersetzerin zum Text. Hier erhalten Leser:innen der Gegenwart Antworten auf die Frage nach den Cather-typischen männlichen Icherzählern, ihrem Aphrodite-Motiv, nach realen Vorbildern ihrer Figuren und den realen Schauplätzen. Wer die Anmerkungen nutzen will, sollte zur Printausgabe greifen.
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    Zur Ausgabe:
    Alle 8 Storys sind von Agnes Krup neu übersetzt, drei der Storys ("Pauls Fall", "Die alte Mrs Harris", "Vor dem Frühstück) wurden bereits 1963 von Elisabeth Schnack ins Deutsche übersetzt. Sie erschienen in "Vor dem Frühstück und andere Erzählungen" (Benziger 1963, 207 S.), die restlichen Geschichten wurden erstmals ins Deutsche übersetzt.
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Ausgaben von Der verwunschene Fels

Hardcover

Seitenzahl: 324

E-Book

Seitenzahl: 294

Besitzer des Buches 4

  • Mitglied seit 4. Juni 2004
  • Mitglied seit 30. November 2017
  • Mitglied seit 26. Mai 2010
  • Mitglied seit 12. März 2019
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