Gstaad

Buch von Arnon Grünberg, Rainer Kersten

  • Kurzmeinung

    serjena
    Genau so wie es der Erzähler nennt, ein Sündenkatalog. Schonungslos, brachial, traurig. Gesamt gesehen eine gute Lektüre

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Gstaad

Das frühe Meisterwerk des niederländischen-Bestseller-Autors – erstmals auf Deutsch Menschen, die nichts werden können, müssen das werden, was sie spielen. Für den jungen François Lepeltier, der hier scheinbar unbedarft seine Lebensgeschichte ausbreitet, ist das die Essenz des Überlebens. Von der Mutter, einem Zimmermädchen mit kleptomanischen Anwandlungen, wird François in der Pension Sonnenhügel in Baden-Baden aufgezogen. In Stuttgart gibt er sich als Zahnarzt aus, bevor er als Portier und Skilehrer reüssiert – Etappen auf dem Weg zum Gipfel seiner Karriere: François wird Sommelier im noblen Palace Hotel, hoch oben in den Bergen von Gstaad in der Schweiz. Doch wer so hoch aufgestiegen ist, der kann nur fallen. Im Gewand eines Schelmenromans wirft Arnon Grünberg einen tiefen Blick in menschliche Abgründe. Entstanden ist ein rabenschwarzer, sarkastischer Roman, der seine Leser abwechselnd lachen und schaudern lässt. »Ein Buch wie ein Beil. Nach der Lektüre spürt der Leser in sich einen unermesslichen, gähnenden Abgrund.« NRC Handelsblad »Voll grimmiger Komik und Unerbittlichkeit« The New York Times
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Bewertungen

Gstaad wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,2 Sternen.

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Meinungen

  • Genau so wie es der Erzähler nennt, ein Sündenkatalog. Schonungslos, brachial, traurig. Gesamt gesehen eine gute Lektüre

    serjena

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Gstaad

    Der Roman "Gstaad" von dem niederländigschen Autor Arnon Grünberg ist bereits 2002 erschienen, doch erst jetzt wagte der Aufbau Verlag die Übersetzung ins Deutsche. Meiner Meinung nach eine sehr gute Entscheidung.
    Der Roman "Gstaad" ist auf keinen Fall ein Wohlfühlbuch, doch eine extrem intensive Leseerfahrung. An alle Leser, die sich von einer anspruchsvollen Lektüre nicht abschrecken lassen, würde ich das Buch empfehlen.
    Die Geschichte wird in den Medien häufig als ein Schelmenroman beschrieben, doch dies klingt in meinen Ohren zu harmlos für diese Ansammlung von Sünden und Untaten. Der Hauptprotagonist der Geschichte ist ein völlig gestörter Mensch, der sich im Erwachsenenalter als Hochstapler durch das Leben mogelt. Doch die Geschichte von François Lepeltier beginnt viel früher, und zwar mit seiner Geburt. Seine Kindheit hinterlässt beim Leser tiefe Spuren, ich muss zugeben, dass mein Geist sich zwischen Erschütterung und Ekel bewegt hat. Die Erziehung, oder besser gesagt, das fehlen eine Erziehung und die Erfahrungen in der Kindheit, wo der Autor auch von sexuellen Übergriffen nicht zurück schreckt, machten aus dem Protagonisten den Menschen, der er später war. Eine durch und durch nachvollziehbare Entwicklung. Ich muss zugeben, dass ich dem Hauptcharakter gegenüber, wie auch seiner Mutter, Mitgefühl empfand, denn in deren Welt ist die Vorstellung von Familie, Zuneigung, Liebe nur in einer pervertierten Form vorhanden. Das Lesen dieses Werks gestalltete sich nicht einfach, aus einem ganz einfachen Grund. Häufig wurde ich von Gefühlen übermahnt, zu morbid, zu eklig war für mich diese Geschichte.
    Doch in der erzählerischen Stärke unschlagbar. Man solle sich als Leser auf eine Lektüre einstellen, die einen gefühlsmässig fordert. Es ist ein radikales Buch, von dem ich sagen würde, es ist reine Provakation. Absolut lesenswert, doch man solle sich bereit machen für die dunklen, unschönen Seiten des Lebens.
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  • Rezension zu Gstaad

    François Lepeltiers Vater stirbt noch vor seiner Geburt. Zurück bleiben er und seine 19-jährige Mutter Mathilde. Sie arbeitet als Zimmermädchen, bestiehlt die Gäste und nutzt ihren kleinen Sohn als Ablenkung – doch schon bald gehen die Einnahmequellen von Mutter und Kind über kleinere Diebstähle weit hinaus und sie geraten in eine schwierige, manchmal auch gefährliche, Situation nach der anderen.
    Arnon Grünbergs Roman „Gstaad“ wurde bereits 2002 im niederländischen Original veröffentlicht und liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung von Rainer Kersten vor. Erzählt wird aus der Perspektive des Protagonisten François in der Ich- und Vergangenheitsform. Davon weicht er später nur ab, wenn er eine neue Identität für sich erfindet und es scheint, als könne er diese nur schwer mit sich selbst vereinbaren. Er wird außerdem als ein Kind beschrieben, das motorisch und geistig „zurückgeblieben“ ist – wobei man hierbei bedenken muss, dass seine Mutter weder Fähigkeit noch Mittel hat, ihn zu fördern. So bleibt er die gesamte Geschichte über ein unzuverlässiger, kindlicher Erzähler.
    François sagt selbst: „ Wo ich bin, ist die Kloake nie weit“ - und das ist im Roman Programm. Was als Schelmenroman mit rabenschwarzen Humor und nettem Cover des Palace Hotels verkauft wird, ist ein Buch voller sexuellem Missbrauch an Frauen, Minderjährigen und Kindern, Inzest, Vergewaltigung, Suizid, Mord, Betrug, Erpressung – und was man sich noch alles vorstellen kann. Mutter und Sohn sind dabei sowohl Täter, als auch Opfer und vor allem die Kapitel, in denen sie „Illegale“ als Patienten ihrer falschen Zahnarztpraxis ausnehmen, bedrohen und betatschen, hinterlässt ein wirklich ungutes Gefühl beim Lesen.
    Man mag dem Autor zugute halten, dass dieser Text über 20 Jahre alt ist und manches heute vielleicht anders formuliert würde. Dass all die oben genannten Dinge in der Welt so passieren, das muss mir jedoch kein Herr Grünberg sagen und dafür müssen auch nicht immer wieder dieselben missbräuchlichen Sexszenen wiederholt werden. Denn so liest sich eine Geschichte über vererbte Traumata und Chancenlosigkeit doch nur wie ein provokativer Erotikroman.
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Ausgaben von Gstaad

Hardcover

Seitenzahl: 336

E-Book

Seitenzahl: 337

Besitzer des Buches 4

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