Die Nachbarn

Buch von J.J. Voskuil

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Nachbarn

Nicolien begrüßt den Zuzug der neuen Nachbarn ins Mehrparteienhaus überschwänglich. Ihr Mann Maarten hingegen beschließt nach nur einer Begegnung, die beiden Männer völlig uninteressant zu finden. Der Kontakt zu Petrus und Peer ist zunächst bemüht freundlich, nimmt dann zusehends groteske Formen an. Die Auseinandersetzungen zwischen Maarten und Nicolien über die Nachbarn im Speziellen und Außenseiter im Allgemeinen werden immer fundamentaler. In fulminanten Streitszenen schafft J.J. Voskuil das bewegende und vor allem urkomische Porträt einer Ehe im Zeichen einer unlösbaren Frage. Dieses Puzzlestück aus Voskuils literarischem Universum, wie immer kongenial übersetzt von Gerd Busse, durfte erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht werden. Zu groß war die Sorge, das Porträt der misslingenden Freundschaft könnte die realen Vorbilder verdrießen.
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Bewertungen

Die Nachbarn wurde bisher einmal bewertet.

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Meinungen

  • Gestörte Kommunikation in einer Ehe, pointierte Dialoge

    drawe

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Nachbarn

    Klappentext:
    Nicolien begrüßt den Zuzug der neuen Nachbarn ins Mehrparteienhaus überschwänglich. Ihr Mann Maarten hingegen beschließt nach nur einer Begegnung, die beiden Männer völlig uninteressant zu finden. Der Kontakt zu Petrus und Peer ist zunächst bemüht freundlich, nimmt dann zusehends groteske Formen an. Die Auseinandersetzungen zwischen Maarten und Nicolien über die Nachbarn im Speziellen und Außenseiter im Allgemeinen werden immer fundamentaler. In fulminanten Streitszenen schafft J.J. Voskuil das bewegende und vor allem urkomische Porträt einer Ehe im Zeichen einer unlösbaren Frage. Dieses Puzzlestück aus Voskuils literarischem Universum, wie immer kongenial übersetzt von Gerd Busse, durfte erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht werden. Zu groß war die Sorge, das Porträt der misslingenden Freundschaft könnte die realen Vorbilder verdrießen.
    Mein Lese-Eindruck:
    Ein Roman, der laut Vorwort erst posthum erscheinen darf? Das macht neugierig!
    Und tatsächlich werden dem Leser Einblicke in eine Ehe gewährt, bei denen man nur hoffen kann, dass der Roman die Realität nicht widerspiegelt.
    Das Ehepaar Maarten und Nicolien bekommt neue Nachbarn: zwei offensichtlich homosexuelle Männer beziehen die Nachbarswohnung. Nicolien steht Kopf vor überschwänglicher Freude. Sie fühlt sich wie eine edle Ritterin zum Schutz und zur Verteidigung dieses Paares berufen und weitet ihre Sympathie aus zu einem Kreuzzug für alle Diskrimiierten, die sie allein aufgrund ihres Anders-Seins unkritisch zu den Guten zählt. Dabei irritiert es sie in keiner Weise, dass sich das Paar, als egozentriert, übergriffig, rechthaberisch, humorlos, kleinlich und äußerst übergriffig erweist. Maarten, ihr Mann, sieht das anders: er sieht in den homosexuellen Nachbarn keine Vertreter einer diskriminierten Gruppe, sondern will sie als Individuen betrachtet sehen.
    Der Zuzug des schwulen Paares wirkt daher auf das Leben des Ehepaares wie ein Katalysator, der tägliche Streitereien lostritt. Die hohen Erwartungen an eine freundschaftliche Nachbarschaft erfüllen sich nämlich nicht. Im Gegenteil: die Beziehung zu den Nachbarn besteht aus Machtkämpfen und ständiger Unterordnung, und dieses Muster zeigt sich auch in den täglichen Streitereien des Ehepaares. Alle Streitgespräche entzünden sich an Nichtigkeiten. Die Auseinandersetzungen laufen stereotyp ab und enden immer mit dem Vorwurf der Homophobie. Dieser Homophobie ihres Mannes stellt Nicolien ihre eigene vermeintliche Vorurteilslosigkeit gegenüber. Es gelingt dem Paar nicht, seine massiv gestörte Kommunikation wieder auf die Sachebene zu bringen. Im Gegenteil: so wie das Verhältnis zu den Nachbarn eskaliert, so eskalieren auch die Streitgespräche des Ehepaares.
    Das Buch besteht überwiegend aus kurzen Szenen mit Rede und Gegenrede. Und hier zeigt der Autor seine Sprachkunst. Genüsslich seziert er die Streitszenen des Paares und gibt ihre Dialoge scharf und pointiert wieder. Nicoliens Heiligsprechung aller Diskriminierten wird daher zum deutlichen Kontrapunkt zu Maartens eher individualisierender Ethik, die keine Generalisierungen kennt. Maarten selber zeichnet sich als langmütiges, allerdings auch humorvolles Opfer sowohl den Nachbarn als auch seiner Frau gegenüber, die für ihn und auch für seinen Beruf keinerlei Wertschätzung zeigt.
    Damit schafft der Autor zwischen dem Leser und seinen Figuren Distanz, und zwar in der Form, dass der Leser keine Gemeinsamkeiten findet und sich mit keiner Figur, auch nicht dem gequälten Erzähler, identifizieren kann. Es gibt keine gemeinsamen Gefühle mit keiner der Figuren.
    Dem Roman hätte eine energische Kürzung gut getan und mehr Biss gegeben. Gerade die Streitszenen wirken ritualisiert , weil sie in identischen Abläufen und Variationen stattfinden, was wiederum den Leser ermüdet und schließlich langweilt. Gut gelungen dagegen ist der Clou des letzten Satzes, der den Leser zwar ernüchtert, aber in dem der Autor souverän mit den Lese-Erwartungen seiner Leser spielt.
    3,5/5*
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Ausgaben von Die Nachbarn

Hardcover

Seitenzahl: 304

Besitzer des Buches 1

  • Mitglied seit 30. November 2017
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