Die weite Wildnis

Buch von Lauren Groff, Stefanie Jacobs

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die weite Wildnis

Eine kühne literarische Expedition in die amerikanische Wildnis und das Leben einer Pionierin Ein Mädchen allein, frierend, auf der Flucht. Hinter ihr liegen Hungersnot und die Brutalität der Menschen, unter denen sie aufgewachsen ist; um sie herum fremdes Land und seine Bewohner, die sie fürchtet, weil sie es so gelernt hat; vor ihr das Unbekannte. Nordamerika im frühen 16. Jahrhundert: Englische Siedler, fromm, überheblich und fähig zur schlimmsten Gewalt, nehmen das Land in Besitz. Das Mädchen gehörte zu ihnen, doch nun ist sie allein. Die Wildnis ist hart, sie kämpft ums Überleben und beginnt, infrage zu stellen, was man ihr beigebracht hat. Haben die Menschen hier nicht ihre eigenen Götter, ihre eigenen Namen für die Dinge? Wozu brauchen sie die Europäer? Ist sie nicht selbst nur ein fremdes, zerbeultes Wesen in einer Welt, die ihrer nicht bedarf? Und während sie die Natur zu lesen lernt, wächst etwas Neues in ihr: ein anderer Sinn, eine Liebe, die nicht besitzergreifend ist. Die weite Wildnis ist die packende Geschichte einer Pionierin, einer Visionärin: Mit ihrer eigenen, gewaltigen Sprachmacht und dem Pathos biblischer Geschichten erzählt Lauren Groff das abenteuerliche Leben einer jungen Frau, die lernt, zuerst von der Natur zu leben und dann mit ihr – und die dabei eine neue, freie Sicht auf die Welt gewinnt.
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Bewertungen

Die weite Wildnis wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Meinungen

  • Insgesamt eine bedrückende Botschaft.

    easymarkt3

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die weite Wildnis

    Lauren Groff beginnt ihren neuesten Roman „Die weite Wildnis“ in medias res: Ein junges Mädchen, sie kann allerhöchstens sechzehn sein, flieht. Sie flieht vor den Schrecken des Hungers in einer der ersten englischen Siedlungen auf dem amerikanischen Kontinent. Sie flieht vor Fremdbestimmtheit (sie ist Dienerin) und vor übergriffigen Männern und eben vorm sicheren Hungertod. Da ist es ihr auch egal, dass in dieser endlosen, unbekannten Wildnis tiefster Winter und bitterste Kälte herrschen. Sie hat Stiefel, einen Mantel, einen Becher, ein Messer. Sie ist fest entschlossen, ihren Weg zu gehen.
    Wohin das namenlose Mädchen fliehen will, was ihr Ziel ist, bleibt unklar und verwaschen. Die vereinzelten Menschen, die ihr in der Wildnis begegnen, empfindet sie immer eher als Feinde denn als rettendes Ziel. Irgendwo ganz versteckt im Hinterkopf hat sie die Idee, in Richtung der französischen Siedlungen im Norden zu fliehen, denn sie spricht die Sprache (zumindest ein bisschen). Doch so recht glauben mag man das als Leser nicht. Eher geht es in „Die weite Wildnis“ um das Erforschen der eigenen inneren Wildnis genau so wie der umgebenden äußeren Natur. Das Eintauchen des Individuums in die schreckliche Herrlichkeit der Welt. Es geht um das Erkennen, dass wir kleine Partikel im großen Ganzen sind, während die Akzeptanz dieser Nichtigkeit gleichzeitig Stärke und einen Lebenssinn verleihen.
    Andere Autoren, die über den Menschen in der amerikanischen Weite geschrieben habe, schauen den Leser von den Seiten dieses Romans an: Cormac McCarthy genauso wie Jon Krakauer. Wahrscheinlich kann man bestimmte Aspekte eines solchen Buches nur verstehen, wenn man eben weiß, wie es ist, in einem derart großen Land zu (über)leben. Doch auch für das europäische bzw deutsche Publikum gibt es hier genügend Anknüpfungspunkte, denn Lauren Groff bringt mit ihrer recht simpel gestrickten Handlung trotzdem reichlich Saiten zum Klingen.
    Sie schreibt darüber, wie es ist, eine Frau zu sein in einer Welt, die von Männern dominiert wird. Wie es ist, wenn man als Dienerin keine eigene Entscheidungsgewalt hat. Wie es ist, wenn selbst die eigene Herrin nicht verhindern kann, dass man vom Sohn des Hauses vergewaltigt wird. Das Mädchen entflieht all diesen Prozessen in eine feindliche Natur hinein, die sie trotzdem als wohltuender empfindet. Es ist ein Kampf, hier zu überleben – nicht zu erfrieren und nicht zu verhungern. Und doch findet sie in diesem Kampf auch Schönheit und Erfüllung. Gegen Ende imaginiert sie sich sogar als alte Frau einsam in einer Hütte im Wald, wo sie abgeschnitten von aller Zivilisation ein erfülltes Leben führt. Ein hartes Leben und eines voller Entbehrungen - aber ohne Bitterkeit, dafür in simpler Schönheit.
    Lauren Groff ist eine beeindruckend gute Schriftstellerin. Obwohl vieles in diesem Roman alltäglich und vielleicht auch „unliterarisch“ erscheint – es geht eben oft um den täglichen Kampf um die nächste Mahlzeit oder den nächsten warmen Schlafplatz –, wird es nie langweilig oder banal. Das liegt einerseits daran, dass Groff ihre Protagonistin zu so einer rührenden Kämpferin macht, dass man beim Lesen unbedingt mit ihr mitfiebern muss. Man ist sofort und immer bei ihr, und zwar ganz nah. Und andererseits ist Groff unglaublich gut im „nature writing“. Was sie hier beschreibt ist immer plastisch, fast körperlich und dabei in wunderbare Sprache gegossen, ohne jemals ins Blumige oder Kitschige abzudriften. Mit jedem Buch katapultiert sich Groff auf die nächste Stufe des Olymps der amerikanischen Gegenwartsliteratur.
    „Die weite Wildnis“ sei jedem ans Herz gelegt, der Gefallen an stilistisch und sprachlich herausragender Literatur hat. Und jene, die sich für die weibliche Erfahrung in einer männlichen Welt interessieren, werden hier auch fündig. Und schlussendlich: Wer Lauren Groffs andere Bücher mochte, wird auch hier nicht enttäuscht werden.
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  • Rezension zu Die weite Wildnis

    Insgesamt eine bedrückende Botschaft.
    Das Cover, recht einfach gehalten, zeigt keine Verbindung zur Wildnis Nordamerikas und dem historischen Setting.
    Die interessante Geschichte des Mädchens verläuft auf verschiedenen Zeitebenen ihres Lebens seit ihrer Geburt, über ihre übereilte Flucht aus dem Fort am James-River im US-Bundesstaat Virginia bis zu ihren Visionen und abschließenden Gedanken zum Über-Leben. Der Sprachstil ist teils philosophisch, lyrisch und altertümlich wirkend bei manchen Begriffen wie z. B. Papist oder Purgatorium besonders Religiosität betreffend. Im Kontrast zur poetischen Eleganz steht Vulgarität, hier deutlich beschrieben in ihrem Überlebenskampf um Nahrung, erschwert durch Schmerzen, Einsamkeit, Frieren, Krankheit, sowie Durchfall und Dehydration. Der Erzählstil ist hier eindringlich und sehr bildhaft. Kein genauerer Einblick in die Kolonisation zwischen Engländern und Franzosen im Norden wird gegeben, obwohl sich ihr Fluchtweg nach Norden mit all ihren Tricks ohne Kompass dorthin ausrichtet. Auf die Begegnungen der Engländer mit den Powhatan und den Pamunkey, den dortigen Ureinwohnern, wird zwecks Tauschhandels nicht näher eingegangen. Obwohl völlig ungebildet, aber intelligent, verliert sich das religiöse Mädchen schließlich in Visionen und Erkenntnissen zu dieser kolonialen englischen Fäule und dem Gott ihres Volkes, der nicht eher zufrieden ist, bis dass er herrschen kann, sich alles und jeden untertan machen will, und wenn dann nichts mehr übrig ist, werden sie sich gegenseitig zerfleischen. Sie will keine von ihnen sein. Außerdem ist ganz allein zu überleben in jahrelanger Einsamkeit nicht dasselbe wie am Leben zu sein – was für eine tiefgründige Botschaft.
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  • Rezension zu Die weite Wildnis

    Englische Siedler sind wohl hoffnungsvoll in ein neues, unbekanntes Land aufgebrochen. Doch das Leben ist hart. Hunger und Krankheit begleiten diese Menschen und Egoismus und Rücksichtslosigkeit macht sich breit. Unter ihnen ist auch ein Mädchen, welches von einer Frau aus dem Armenhaus geholt wurde. Es kümmerte sich um deren Tochter, die wohl behindert war. Doch nun ist die Tochter der Frau gestorben. Aber das Mädchen wurde nicht als gleichwertig behandelt, sondern wie eine Sklavin gehalten, gedemütigt und missbraucht. Nun flieht das Mädchen mit wenigen Habseligkeiten. Die weite Wildnis scheint weniger bedrohlich als die Menschen, mit denen es zuletzt gelebt hat. Das Mädchen muss ums Überleben kämpfen und lernt dabei, vieles in Frage zu stellen, was es zuvor erfahren hat.
    Dies ist mein erster Roman der Autorin Lauren Geoff. Ihre Erzählweise hat mich gefangen genommen, auch wenn ich eine Weile gebraucht habe, um mich einzulesen. Doch dann war ich gefesselt. Die Sprache ist poetisch, oft aber auch direkt und grob.
    Die Natur ist auf der einen Seite schön, aber auf der anderen brutal und erbarmungslos. Sie liefert aber auch das Nötige zum Überleben. Intuitiv weiß das Mädchen, was es tun muss. Es muss sich vor den Verfolgern verstecken, aber auch die anderen Gefahren umgehen. Die Gedanken kreisen um das, was ihm bisher bekannt war und was erforderlich ist zum Überleben in der weiten Wildnis. Dabei stellt es immer mehr in Frage. Obwohl dieses Mädchen doch ungebildet ist, ergeht es sich in überraschend philosophischen Überlegungen. Auch wenn es unterwegs Menschen begegnen, meidet es doch den Kontakt. Daher wiederholen sich auch Flucht, Grausamkeiten, Krankheit und Hunger. Doch die Natur ist weitaus weniger gefährlich als die Menschen.
    In Rückblenden erfahren wir vom bisherigen Schicksal des Mädchens.
    Das Ende hätte ich mir hoffnungsfroher gewünscht. Doch es bleibt düster bis zum Schluss, wie auch die ganze Geschichte düster und bedrückend ist.
    Es ist eine Geschichte, die noch lange nachhallt.
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  • Rezension zu Die weite Wildnis

    Inhalt
    Das kindlich wirkende Mädchen flieht zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus einem britischen Fort an der Chesapeake Bay in Nordamerika. Vom Hunger gezeichnet, will sie Krankheit, Rachefeldzügen gequälter Ureinwohner gegen ihre weißen Peiniger, Leibeigenschaft entkommen, sowie sexueller Gewalt, die sie auf jeder Station ihres kurzen Lebens erlitten hat. Mit vier Jahren war sie als Findelkind während einer Pestepidemie in Europa von ihrer Herrin aus einem britischen Armenhaus gekauft worden. Nach der Auswanderung der Familie diente sie in Nordamerika als Kindermädchen der behinderten Bessie. Obwohl Lamentatio Nemal, wie sie im Armenhaus getauft wurde, nicht lesen kann, hat sie sich beim Blick auf eine Landkarte gemerkt, dass südlich des Forts Spanier das Land beherrschen und dass ein leeres Land durchquert werden muss, um im Norden auf Franzosen zu treffen, die sie für seriös hält. Sie hält die Natur für belebt, nimmt sogar Antworten auf ihre Fragen wahr und wird sich stets verfolgt fühlen. Mit religiösen Geschichten aufgewachsen, kennt sie allein das Warten auf einen Erlöser, eine Hoffnung, über die man sich angesichts ihrer Gewalterfahrungen nur wundern kann.
    Offenbar ist die Flüchtende so groß gewachsen, dass sie ihre Schätze (gestohlene Stiefel, Axt, Messer, Decke in einem Sack) durch die vereiste Landschaft tragen kann. Sie wird täglich mit Herausforderungen konfrontiert, auf die sie so wenig vorbereitet sein kann wie die übrigen Weißen im Fort. Ihr bemerkenswertes Talent, elementares Wissen aufzuschnappen, ohne es unbedingt zu verstehen, hilft ihr in der Wildnis zu überleben.
    Eine allwissende Erzählerstimme spannt Lauren Groffs Leser:innen auf die Folter, indem sie episodenhaft von der Überfahrt auf dem Auswandererschiff erzählt und vom Leben im Pfarrhaushalt, in den die „Herrin“ inzwischen geheiratet hat. Begegnungen mit Wölfen und Bären beim Überwinden der unbarmherzigen Landschaft lassen um das Überleben des Mädchens bangen. Neben der Wanderung einer ungewöhnlich couragierten Pionierin hat mich meine Neugier an das Buch gefesselt, was die altertümlich tönende Erzählerstimme über ihr Heranwachsen einzubringen hat. Mit der ungewöhnlichen Stärke der Flüchtenden vor Augen war ich umso erstaunter über ihre immer noch spürbare Religiosität.
    Fazit
    Ein Roman in grandioser Landschaft, mit schwer erträglichen Gewaltszenen.
    Erscheint am 28.9. Vorabveröffentlichung im Rahmen von Vorablesen.
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  • Rezension zu Die weite Wildnis

    Klappentext
    Ein Mädchen allein, frierend, auf der Flucht. Hinter ihr liegen Hungersnot und die Brutalität der Menschen, unter denen sie aufgewachsen ist; um sie herum fremdes Land und seine Bewohner, die sie fürchtet, weil sie es so gelernt hat; vor ihr das Unbekannte.
    Nordamerika im frühen 17. Jahrhundert: Englische Siedler, fromm, überheblich und fähig zur schlimmsten Gewalt, nehmen das Land in Besitz. Das Mädchen gehörte zu ihnen, doch nun ist sie allein. Die Wildnis ist hart, sie kämpft ums Überleben und beginnt, infrage zu stellen, was man ihr beigebracht hat. Haben die Menschen hier nicht ihre eigenen Götter, ihre eigenen Namen für die Dinge? Wozu brauchen sie die Europäer? Ist sie nicht selbst nur ein fremdes, zerbeultes Wesen in einer Welt, die ihrer nicht bedarf? Und während sie die Natur zu lesen lernt, wächst etwas Neues in ihr: ein anderer Sinn, eine Liebe, die nicht besitzergreifend ist.
    Über die Autorin
    Lauren Groff, 1978 geboren, lebt in Gainesville, Florida. Ihr Roman Licht und Zorn ist einer der größten Erfolge der amerikanischen Literatur der vergangenen Jahre. Er stand ebenso wie Matrix und ihre Erzählungen auf der Shortlist des National Book Award.
    Mein persönliches Fazit
    Die vorigen beiden Bücher der Autorin habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Umso gespannter war ich natürlich auf "Die weite Wildnis".
    Es ist wieder ein historisches Setting. Dieses Mal zur Zeit der ersten Siedler in der Neuen Welt verortet. Der Leser erlebt das relativ kurze, arbeitsreiche, ungerechte, schmerzhafte und von Unterdrückung bestimmte Leben einer jungen Frau anhand ihrer Erinnerungen. Obwohl - so richtig namenlos ist sie, je nach Blickwinkel betrachtet, nicht. Man gibt ihr als Baby eine Art "Moralbezeichnung" als Namen. Sie ist Zeit ihres Lebens eher ein Gegenstand, denn ein Mensch. Um dem Tod zu entkommen (warum genau wird im Verlauf des Buches deutlich), flieht sie mitten im Winter in die unbekannte Wildnis. Das Leben auf ihrer Flucht ist extrem hart und stellt sie immer wieder vor neue Herausforderungen. Und es ist schon erstaunlich, mit welchen Tricks sie sich durchschlägt und am Leben erhält.
    Hier kommt auch die größte Stärke des Buches zum Tragen. Die Schilderungen der Wildnis, der Einsamkeit, des Lebenskampfes und der Beschreibungen von Wetter und Natur. Man bekommt eine Vorstellung davon, wie einsam es auf dieser Flucht zugehen muss, wie Hunger und Verzweiflung täglich zunehmen.
    Es ist für mich ein gutes und durchaus interessantes Buch. Groffs toller Stil erzählt sehr eindringlich und bildhaft von Schmerzen, Widrigkeiten, Verzweiflung und dem Verlust des eigenen Glaubens. Auch Themen wie Versklavung, Missionierung und Kolonialisierung sowie deren Auswirkungen werden aufgegriffen.
    Ich würde nicht sagen, dass mich das Buch enttäuscht hat. Aber trotz des tollen Stils und der anderen interessanten Aspekte, hat es mich letztlich einfach nicht so gepackt und in Begeisterung versetzt.
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Ausgaben von Die weite Wildnis

Hardcover

Seitenzahl: 288

E-Book

Seitenzahl: 276

Die weite Wildnis in anderen Sprachen

  • Deutsch: Die weite Wildnis (Details)
  • Englisch: The Vaster Wilds (Details)

Besitzer des Buches 8

Update: