Babysitter

Buch von Joyce Carol Oates, Silvia Morawetz

  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Großartiger und erschüttender Roman über eine verhängnisvolle, gewaltbestimmte Affäre vor bedrohlicher hist. Kulisse

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Babysitter

Der gefeierte neue Roman von Joyce Carol Oates und »definitiv eines ihrer besten Bücher« (Observer). Detorit, in den späten 1970ern: Hannah, Ehefrau und Mutter, beginnt eine Affäre mit einem gefährlichen Fremden; Mikey, der sich mit zwielichtigen Aufträgen durchschlägt, beschließt, sich endlich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen; und dann ist da dieser Serienkiller, der als Mörder kleiner Kinder unter dem Namen Babysitter Berühmtheit erlangt – eine rätselhafte Figur mit augenscheinlichen Verbindungen zur Elite Detroits, der jedoch bisher jeglicher Vergeltung entkam. Während Hannah dem Mann, den sie nur unter dem Namen Y. K. kennt, zunehmend verfällt, scheint auch der Babysitter immer näher zu kommen. Und erneut verschwindet ein Kind direkt aus Hannahs Nachbarschaft. »Joyce Carol Oates wird immer noch besser.« Oprah Daily »Gewagt und unvergesslich.«The Guardian »Babysitter ist eine Geistergeschichte ohne Geister, aber von einer derartigen Spannung, dass man mehrere Herzinfarkte riskiert. Mit Vorsicht lesen.« Oyinkan Braithwaite,The New York Times Book Review »Wenn man mich fragt, ist Oates einfach die durchweg originellste, brillanteste, neugierigste und kreativste Autorin, die wir im Moment haben.« Gillian Flynn (Autorin von »Gone Girl«)
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Bewertungen

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Meinungen

  • Großartiger und erschüttender Roman über eine verhängnisvolle, gewaltbestimmte Affäre vor bedrohlicher hist. Kulisse

    Abroxas

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Babysitter

    Im Jahr 2021 legte der Ecco-Verlag Oates' Roman Blond (im Original 2000 erschienen) in einer Neuauflage vor, in dem Oates über das Leben und Leiden der Norma Jeane Baker (a.k.a. Marilyn Monroe) schrieb. Mit diesem Fakt und Fiktion vermengenden, Stream-of-Consciousness-getränkten Parforceritt durch eine Biographie, die von sexueller Gewalt und lebenslang verwehrter Anerkennung geprägt ist, legte Oates ein forderndes und schonungsloses Romanwerk vor. Mit Babysitter knüpft Oates an Stil und Themenfeld jenes Romans an; und auch hier werden Fakt und Fiktion vermischt.
    Babysitter erzählt (zumindest vordergründig) die Geschichte von Hannah Jarrett. Hannah lebt in den Edelvororten Detroits der 1970er Jahre, sie ist verheiratet und Mutter von zwei kleinen Kindern, die Doppelrolle als Ehefrau und Mutter bestimmt ihr Leben, auch wenn das Familienidyll brüchig ist. Jenes wird auf den Kopf gestellt durch die Begegnung mit Y.K., einem fremden Mann, den sie bei einer Benefizgala kennenlernt. Er lädt sie ein, ihn im Hotelzimmer zu besuchen. Hannah fallen zahlreiche Gründe ein, die Einladung zu ignorieren, und doch findet sie sich mit diffusen Vorsätzen auf dem Hotelflur vor der besagten Zimmertür wieder. Und obwohl Y.K. Hannah sogar vergewaltigt, fühlt sie sich weiter von ihm angezogen, ihre Versuche, ihn wieder aus ihrem Leben auszuschließen und ihre Ehe zu sichern, gehen fehl. Hannah wird hinabgezogen in einen Strudel aus Angst, Selbstvorwürfen, Sehnsucht und Zweifeln, ihr entgleitet die Kontrolle, wenn sie denn je welche gehabt hatte.
    Der titelgebende Babysitter bildet eine Parallel- oder Gegenerzählung. Oates ließ sich vom historischen Serienmörder, der als Babysitter grausige Bekanntheit erlangte und nie überführt werden konnte, inspirieren und verpasst diesem mörderischen Phantom eine Hintergrundgeschichte. Sie legt nahe, dass jener Y.K. und auch jener aufbrausende junge Mann namens Ponytail, der für Y.K. Aufgaben höherer Diskretion erledigt, eine Verbindung zum Babysitter haben sowie zu einem Ring, der in organisierten Kindesmissbrauch involviert ist. Jene Morde des sogenannten Babysitters, der seine Leichen nackt, aber sorgsam drapiert und mit ordentlich gefalteter Wäsche an öffentlichen Orten zurücklässt, versetzt die Menschen in Panik. Auch in den Detroiter Vororten geht die Furcht um, denn die Opfer sind ausnahmslos weiß und stammen aus guten Verhältnissen.
    Kunstvoll und nahezu nahtlos webt Oates aus diesem Stoff weitere Perspektiven in die Geschichte. So sind einige Passagen aus der Sicht Ponytails geschrieben, der sich Y.K. (den er nur als "Hawkeye" kennt) als harter Hund beweisen will und der einst selbst in einem Kinderheim aufwuchs, das am besagten Ring beteiligt war. Oder sie schlägt den Bogen zu einer Familie, mit der die Jarretts lose bekannt sind, dessen Sohn ebenfalls eine ominöse Verbindung zu Y.K. besitzt. Die Furcht vor dem Babysitter lässt auch rassistische Konflikte hochkochen. Hannahs Ehemann ist geradezu fixiert darauf, seine Familie mit einer Handfeuerwaffe vor den Schwarzen zu beschützen, denn wegen der Hautfarbe der Opfer könne der Babysitter ja nur ein Schwarzer sein.
    Oates' Stil ist nah an der individuellen Sicht der jeweils erzählenden Figur. Die Erzählweise ist oft diffus, der Leser wird überflutet mit detaillierten Eindrücken und Gedankensprüngen, immer wieder zoomt die Erzählperspektive aus dem Kopf der Figur hinaus, um quasi mit der Sicht einer Außenkamera die Handlungen zu beschreiben. Dadurch geraten auch die Erzählgeschwindigkeiten immer wieder durcheinander. Dadurch gewinnt die Erzählung eine geradezu fiebrige Qualität. die den getriebenen und orientierungslosen Charakteren gerecht wird. Dieser intensive Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, entwickelt aber eine enorme Sogkraft, wenn man sich erstmal eingelesen hat. In dieser Hinsicht gleicht Babysitter auch Blond.
    Fazit:
    Babysitter ist ein faszinierender und kunstvoller Roman, der von einer einzigartigen Erzählstimme geprägt ist. Er ist in gewisser Hinsicht aber auch schwer zu ertragen. Die dargestellte Gewalt, obwohl nicht sehr grafisch oder blutig in der Schilderung, ist schonungslos beschrieben und geht unter die Haut. Auch die an Selbstzerstörung grenzenden Verhaltensweisen der Charaktere können sauer aufstoßen. Man mag Hannahs Motivation kaum glauben, eigentlich läge es an ihr, um ihrer selbst willen einen anderen Weg zu wählen. Babysitter ist gewiss kein Roman, der die bloße Ausweglosigkeit einer geschundenen Frau beschreibt, sondern die eine Frauenfigur ergründet, die an ihrem Lebensentwurf scheitert und sich in ihrer Verzweiflung in ihr eigenes Verderben fügt. Es ist auch kein Roman, der mit beruhigenden Antworten aufwartet, er bietet lediglich beunruhigende Ansichten. Aber gerade aus dieser Unruhe heraus ist es hervorhebenswerte Lektüre.
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Ausgaben von Babysitter

Hardcover

Seitenzahl: 624

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