Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert

Buch von Ian Kershaw

Bewertungen

Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,7 Sternen.

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Meinungen

  • Das 20. Jahrhundert im Spiegel bedeutender Persönlichkeiten

    Dietmar58

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert

    Der bekannte englische Historiker Ian KERSHAW hat sich mit diesem gewichtigen Werk und seinem geradezu monumentalen Titel einer geschichtswissenschaftlichen Grundsatzfrage gewidmet: In welchem Ausmaß bestimmt die konkrete Persönlichkeit einer politischen Führungkraft darüber, ob von ihr wirklich „große“ und langfristige Einflüsse auf die Geschicke einer Nation, eines ganzen Kontinents oder sogar in weltgeschichtlicher Dimension ausgehen.
    Als Gegenthese zu der Bedeutung von Einzelpersonen steht die Sichtweise, dass die vermeintlich „großen“ Staatenlenker letztlich nur gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Prozesse aufgreifen und sich aneignen, die auch ohne sie (in ähnlicher Form) stattgefunden hätten. In diesem Bild würden sich dann eher die historischen Bedingungen passende (und letztlich austauschbare) Personen suchen – statt durch diese geschaffen und geprägt zu werden.
    Nach einer kurzen Einleitung untersucht der Autor am Beispiel von 12 der bedeutsamsten politischen Führer des 20. Jahrhunderts, wie jeweils das Zusammenspiel und die relative Bedeutung der beiden Faktoren zu bewerten ist. Seine Auswahl: Lenin, Mussolini, Hitler, Stalin, Churchill, De Gaulle, Adenauer, Franco, Tito, Thatcher, Gorbatschow, Kohl.
    Grob gesagt, geht es in den einzelnen Kapiteln darum, die jeweilige Persönlichkeit, die Ausgangsbedingungen und das komplexe Zusammenspiel dieser beiden Faktoren im Verlauf der Karriere anzuschauen – um dann zu einer Gesamtbilanz hinsichtlich der Grundsatzfrage zu kommen.
    Positiv ist zu verzeichnen, dass sehr schnell deutlich wird, auf welch breiten Wissensfundus der vielfach geehrte Historiker zurückgreifen kann. Jede/r Leser/in ohne historisches Spezialwissen wird ganz sicherlich mit einem enormen Wissens- und Erkenntniszuwachs von diesem verständlich geschriebenen Sachbuch profitieren.
    Kritisch bleibt anzumerken, dass allzu oft die Ausgangsfrage des Buches mit der Schlussfolgerung „sowohl als auch“ beantwortet wird.
    Das ist zwar keine Überraschung – denn natürlich kam und kommt es sowohl auf die Ausgangsbedingungen als auch auf die spezifischen persönlichen Eigenschaften an – aber es wirkt in der Wiederholung doch irgendwann ein bisschen platt (weil selbstverständlich).
    Es wäre klarer gewesen, sich von vorneherein auf die Frage zu konzentrieren, wie im konkreten Fall die Interaktion aussah (statt jedes mal so zu tun, als ob die Frage offen wäre).
    Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass sich die jeweilige „Persönlichkeitsanalyse“ (natürlicherweise) auf die offensichtlichen Eigenschaften und Merkmale beschränkt, die sich bei solchen Führungspersonen auch entsprechend ähneln (machtbewusst, durchsetzungsstark, skrupellos, hartnäckig, usw.). Eine tiefergehende psychologische oder psychopathologische Betrachtung wird kaum versucht (vielleicht mit Ausnahmen bei Stalin und Hitler). Das kann man als sinnvolle Selbstbeschränkung ansehen (wird auch an einer Stelle so formuliert), es grenzt aber die Aussagekraft über den Faktor „Mensch“ auch ein.
    Natürlich gibt es interessante Differenzierungen zwischen autoritär-diktatorischen und demokratisch legitimierten Staatenlenkern (und einer Lenkerin). KERSHAW versäumt es nicht, auf die jeweilige Einbettung der Führer in ihr Unterstützer-Milieu bzw. auf die Bedeutung bestimmter Mitstreiter (es sind fast nie Frauen) einzugehen.
    Interessant ist, dass Kanzler Kohl insofern eine Sonderstellung zugesprochen wird, als dass er ohne den historischen Glücksfall der Maueröffnung wohl kaum eine prägende Figur des 20. Jahrhunderts geworden wäre.
    Insbesondere die Ausführungen zu Franco, Mussolini und Tito gehen in ihrer Differenziertheit deutlich über das hinaus, was man an historischer Allgemeinbildung selbst im besten Sinne erwarten kann; hier sind dann doch eher Geschichts-Nerds angesprochen.
    KERSHAW hat ein faktenreiches und erhellendes Geschichtsbuch des letzten Jahrhunderts geschrieben, das sich ohne Zweifel zu lesen lohnt.
    Die so hoch gehängte Frage, ob nun konkrete Personen oder vorhandene Strömungen stärkeren Einfluss auf die Geschehnisse hatten, mag zwar eine spannende Perspektive sein. Die doch eher wenig überraschenden Antworten darauf würden jedoch alleine das Schreiben und Lesen dieses Buches sicher nicht rechtfertigen.
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  • Rezension zu Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert

    Machen einzelne Persönlichkeiten Geschichte oder werden Persönlichkeiten durch die Geschichte „gemacht“?
    Letztendlich stellt sich diese Frage stets, wenn es um die biographische Würdigung bedeutender historischer Personen geht. Mit Ian Kershaw geht einer der international bekanntesten Historiker exakt diese Frage nach. Seine Expertise auf dem Gebiet der Biographie hat er mit dem zweibändigen Werk über Adolf Hitler mehr als eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der gebürtige Engländer zählt überdies zu den renommiertesten Historikern der neuen und neuesten Geschichte.
    Zwölf Persönlichkeiten werden unter die biographische Lupe genommen. Alle zwölf (Elf Männer und eine Frau, allesamt Staatenlenker europäischer Länder) haben mit ihrem politischen Wirken Spuren hinterlassen. Einige davon wirkten im positiven Sinne zukunftsorientiert, andere wiederum hinterließen eine Spur der Verwüstung. Gemeinsam ist allen, dass sie der Historie unseres Kontinents einen Stempel aufgedrückt haben und mehr noch, ihr Wirken besaß globale Dimensionen.
    Von Lenin, dem Gründer der Sowjetunion, bis zu Helmut Kohl, dem „Kanzler der Einheit“, reicht die Spanne, betrachtet man die jeweiligen Regierungszeiten chronologisch.
    Neben ganz persönlichen Daten und Fakten rückt natürlich das politische Wirken in den Fokus. Die Vorbedingungen der Macht werden besprochen und somit die Basis für das individuelle politische Wirken begründet. Dem folgt die Darstellung und Erläuterung der jeweiligen „Highlights“ aus dem politischen Lebenswerk. Auch die individuelle Prägung der Machtausübung wird anhand einiger Beispiele beleuchtet und hierdurch wird der Leserschaft ein Eindruck über die charakterlichen Züge der jeweiligen Persönlichkeit vermittelt. Selbstverständlich wird die spezifische Wirkung der Machtausübung in Bezug auf die eigene Bevölkerung sowie deren internationale Ausstrahlung betrachtet. Das (oftmals schwierige und schmerzhafte) Ende der Regierungszeit wird abschließend dargestellt, gemeinsam mit einem Fazit im Hinblick auf die Hinterlassenschaft für die nachfolgende(n) Generation(en).
    Wer ein brillant geschriebenes Buch (und hierbei sei der Übersetzer aus dem Englischen, Klaus-Dieter Schmidt, explizit mit aufgeführt), lesen möchte, der sollte auf jeden Fall auf das vorliegende Werk von Ian Kershaw zurückgreifen!
    Es wäre natürlich überhaupt kein Problem, über jede einzelne historische Persönlichkeit separate Bücher zu verfassen (und die gibt es natürlich auch), aber im vorliegenden Fall wird auf knappe und präzise Betrachtungen Wert gelegt, ohne dass es sich um eine trockene Auflistung von Fakten handelt. Der Spaß beim Lesen ist jederzeit gewährleistet. Somit gelingt eine erstklassige vergleichende Darstellung des Wirkens bekannter europäischer Staatenlenker des 20. Jahrhunderts.
    Nicht zuletzt bei seinen Betrachtungen zur eingangs gestellten Frage über die Einflussmöglichkeiten einzelner Personen auf den Verlauf der Geschichte wird klar, dass Ian Kershaw nicht nur ein exzellenter Historiker, sondern zugleich ein ausgezeichneter Autor ist!
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Ausgaben von Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert

E-Book

Seitenzahl: 654

Hardcover

Seitenzahl: 592

Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert (Details)
  • Englisch: Personality and Power: Builders and Destroyers of Modern Europe (Details)

Besitzer des Buches 8

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