Wilderer

Buch von Reinhard Kaiser-Mühlecker

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Tolle Schreibe! Und ein Bauernleben, das irgendwie echt klingt. Nun, der Autor ist selber Bauer!
  • Kurzmeinung

    mapefue
    Sofort in den Bann dieses ganz besonderen Erzählens geraten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Wilderer

Jakob führt den Hof der Eltern und kämpft gegen den Niedergang. Als die Künstlerin Katja sich als Praktikantin anbietet, scheinen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Gemeinsam bauen sie eine biologische Tierhaltung auf, sie heiraten und bekommen einen Sohn. Doch Jakob findet keine Ruhe, sein grausamer Zorn bricht immer wieder hervor. Hat Katja ihn getäuscht, hat sie nur mal einen wie ihn haben wollen, einen Bauern? Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt in seinem Roman »Wilderer« von Herkunft und existenzieller Verlorenheit in einer Welt, die sich radikal wandelt. »Vom ersten bis zum letzten Satz bannend zu lesen.« Ursula März, Die Zeit »Wie durchs dichte Unterholz geht man durch diesen Roman. Man wird ihn nicht schnell los. Er wildert noch lange in einem herum.« Elmar Krekeler, Welt am Sonntag »Ein Buch von leiser Wucht, ein Bauern- und Heimatroman, wie er moderner, eindrücklicher, illusionsloser nicht sein könnte.« Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung
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Serieninfos zu Wilderer

Wilderer ist der 2. Band der Jakob Fischer Reihe. Diese umfasst 3 Teile und startete im Jahr 2016. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2024.

Bewertungen

Wilderer wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,8 Sternen.

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Meinungen

  • Tolle Schreibe! Und ein Bauernleben, das irgendwie echt klingt. Nun, der Autor ist selber Bauer!

    tom leo

  • Sofort in den Bann dieses ganz besonderen Erzählens geraten

    mapefue

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Wilderer

    Kaiser-Mühlecker schreibt die Geschichte um den legendären Bauern Jakob Fischer aus Oberösterreich weiter.
    "Wilderer" erzählt von Jakob, der bereits als Jugendlicher früh im den vom Vater durch Landverkäufe fast zugrunde gerichteten Familien-Bauernhof schuften muss. Praktisch alleine bewirtschaftet er den Hof, mit den Kühen geht es wegen des fallenden Milchpreis zu Ende, vergeblich versucht er eine Hühnermast, die Fischzucht misslingt. Trostlos und ohne Perspektive unter der dröhnenden Autobahn, hält er sich den Revolver an die Schläfe …
    Selbst das familiäre Umfeld ist trist und wenig aufbauend mit rigider Kommunikation. Der Vater, von Jakob nur „Bert“ genannt, hat, wenn er überhaupt anwesend ist, kein Interesse am Hof; die Mutter – ein stummer Haushaltsmensch, sein um 15 Jahre älterer Bruder Alexander, der einst für Jakob das große Vorbild war, ist blad, träge und lebt mit einer Stadttussi eben dort. Die zwielichtige Halbschwester Luisa, wenn sie denn unverhofft unangemeldet solo am Hof erscheint ist nichtsnutzig, ein ungeliebter dauerquasselnder Teilzeitgast auf den der geile „Bert“ spechtelt. Die Großmutter verlässt den ersten Stock nicht: Wem wird sie ihr Vermögen vermachen?
    Nebenbei arbeitet er als „Schulwart“ und hilft bei anderen Bauern aus. Er sehnt sich nach der ausbleibenden Anerkennung, fühlt sich ausgebeutet. Jakob ist wortkarg, zurückhaltend, menschenscheu. Er kommt mit ein paar Stunden Schlaf aus, zur Abwechslung stöbert er in Tinder.
    Diese Tristesse wird erst durchbrochen als Katja, eine Malerin und Zeichnerin aus dem Salzkammergut sich im Schulwarthäuschen für ein Stipendium einquartiert, dessen Zimmer Jakob renoviert hat. Jakob und Katja „lernen sich kennen“. Nach drei Monaten reist wieder ab, doch sie kehrt zurück und zieht auf den Hof. Mit ihr als „Anpackerin“ scheint Jakobs Landwirtschaft in Schwung zu kommen. Er hilft Fritz, einem kränklichen Nachbarn, der ewig nicht wiederkommt, bei dessen Schweinezucht. Er lernt rasch in der Hoffnung, mit dieser Tierhaltung ebenfalls Erfolg zu haben.
    Jakob und Katja werden ein Paar; er ist glücklich, aber misstraut dem Glück zunächst noch. Katja entwickelt einen Plan für eine Schweinezucht, verhandelt mit Fritz einen Pachtvertrag. "Jakob schien jetzt manchmal fast alles möglich." Und dann geschieht es doch noch: die Aussöhnung Jakobs mit der Großmutter, kurz vor ihrem Tod. Sie hatte das Geld noch, wusste um Jakobs Eifer, wollte es nicht Bert vererben, daher gibt sie es Jakob. Über die im Dorf gemunkelten Vorbehalte, es sei "Judengeld", setzt er sich hinweg. Er und Katja haben jetzt nicht nur beruflich Erfolg – sie bekommen Marlon, einen Sohn. Der Hof wird sogar als "Betrieb des Jahres" ausgezeichnet; Honoratioren feiern den jungen Landwirt. „Er dachte, was er nicht oft, aber von Zeit zu Zeit dachte: Ich darf diese Frau niemals verlieren.“
    Hier sollte sich der Leser nicht auf eine Fortsetzung á la Rosamunde Pilcher hoffen, denn Kaiser-Mühleckers Roman ist weder ein Bauern-, noch ein Heimatroman, schon gar kein Anti-Heimatroman. Er erzählt völlig humorlos und ohne Ironie – das Lachen kann dem Leser erst überhaupt nicht aufkommen, denn es gibt nichts zu Lachen. Eher geht es um Existenzielles. Der allwissende Insider beschreibt in be“stechenden“ Stil, weder als Kläger, noch als Beklagter und legt das Seelenleben der Mitspieler detailreich offen.
    Wer sind nun die „Wilderer“? Damit sind zwei streunenden und wildernden Hofhunde gemeint. Sie gehören nicht auf einen Hof und Jakob löst das Problem auf völlig empathielose Weise; diese Empathielosigkeit ein wesentliches Merkmal Kaiser-Mühleckers Roman. Doch diese Hunde sind nicht die einzigen Wilderer im Roman und auch andere gehören nicht auf den Hof. Die Natur fordert Wildsein, das Überleben als Landwirt benötigt einen harten Willen, einen Willen zum Wildsein.
    Stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2022. Dafür hat er Chancen auf den Österreichischen Buchpreis 2022.
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  • Rezension zu Wilderer

    Klappentext/Verlagstext
    Jakob führt den Hof der Eltern und kämpft gegen den Niedergang. Als die Künstlerin Katja sich als Praktikantin anbietet, scheinen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Gemeinsam bauen sie eine biologische Tierhaltung auf, sie heiraten und bekommen einen Sohn. Doch Jakob findet keine Ruhe, sein grausamer Zorn bricht immer wieder hervor. Hat Katja ihn getäuscht, hat sie nur mal einen wie ihn haben wollen, einen Bauern? Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt von Herkunft und existentieller Verlorenheit in einer Welt, die sich radikal wandelt.
    Der Autor
    Reinhard Kaiser-Mühlecker wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs in Eberstalzell, Oberösterreich, auf. Er studierte in Wien und führt die Landwirtschaft seiner Vorfahren. »Ich sehe es als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, erfahrbar zu machen – einem, der sie nicht kennt.« Sein Debütroman ›Der lange Gang über die Stationen‹ erschien 2008, anschließend die Romane ›Magdalenaberg‹, ›Wiedersehen in Fiumicino‹, ›Roter Flieder‹, ›Schwarzer Flieder‹ sowie ›Zeichnungen. Drei Erzählungen‹. Der Roman ›Fremde Seele, dunkler Wald‹ stand 2016 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Zuletzt erschien der Roman ›Enteignung‹. Für sein Werk wurde Reinhard Kaiser-Mühlecker mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Österreichischen Staatspreis.
    Inhalt
    Jakob war auf dem elterlichen Hof in Oberösterreich mit Instinkt für das Wetter aufgewachsen, das die Arbeit im Jahreslauf diktierte. Den Hof hat der Jungbauer übernommen und zugleich die Last, mit seinem Vater und seiner wunderlichen Großmutter unter einem Dach leben zu müssen. Der Vater hat bisher in allem versagt, das er anpackte, hat Entscheidungen getroffen, als wolle er den Hof ruinieren, allein um Jakob als Versager dastehen zu lassen. Der verstorbene Großvater hatte mehr von Jakob gehalten als von dessen Luftikus von Vater. Die Großmutter dagegen legte bisher noch keine Karten auf den Tisch, ob sie ihrem zuverlässigen Enkel Land zu vererben hat. Da Jakob eine Schwester hat, die nur als Urlauberin auf den Hof kommt, drängt die Entscheidung, wer offiziell erben wird. Das Verhältnis zwischen Jakob und der Großmutter wirkt eisig. Der junge Bauer will nach dem Ende der Milchviehhaltung eine Monokultur vermeiden, versucht sich zum Getreideanbau zusätzlich als Hühner- und Fischzüchter. Vom Fischreiher und vom Fuchs als Konkurrenten verfolgt, erleidet er Misserfolge und muss einsehen, dass Fleiß und Risikobereitschaft allein noch keinen wirtschaftlichen Erfolg bringen. Schutzauflagen, die offiziell dem Tierwohl dienen sollen, und die EU-Bürokratie scheinen gerade Kleinbetriebe wie seinen in den Bankrott zu treiben. Der Aushilfsjob als Schulhausmeister kann Jakobs Problem nicht lösen; er kostet ihn zu viel Zeit, die auf dem Hof fehlt.
    Als Katja mit einem Kunststipendium ins Dorf kommt, treffen mit den beiden Welten aufeinander. Beide werden zu Komplizen, die aus dem Alltagstrott ausbrechen wollen. Katja ist interessiert am Hof, bringt eigene Ideen ein, doch da Jakobs Mutter nie außerhalb des Hauses arbeitete, kann er nur schwer im Team mit Katja zusammen arbeiten. Jakob, der schon als Kind wie ein Erwachsener mitarbeitete, sieht hinter ihren Plänen immer nur den Arbeitsaufwand. Als ein erkrankter Bauer im Dorf vertreten werden muss, ist es Katja, die ungeahnte Talente entwickelt, einen Vertrag entwirft und eine vernünftige Lösung findet.
    Ein beunruhigendes Ereignis zu Anfang des Romans wirft schließlich die Frage auf, ob Jakob wirklich der fähige Bauer ist, den sein Großvater in ihm als Kind sah, oder ob er mehr Züge seines hochmanipulativen Vaters entwickelt, als ihm lieb sein kann.
    Fazit
    In einer durch komplizierte Satzkonstruktionen leicht pathetisch wirkenden Sprache zeigt Reinhard Kaiser-Mühlecker den Weg eines jungen Bauern, der im Dorf bleibt und feststellen muss, dass Erfolg nicht allein von ihm Fleiß und Zuverlässigkeit fordert, sondern seine Partnerin und die Altbauern mit an einem Strang ziehen müssen. Etwas zu problemlos fügt sich Katja in die Rolle der strukturiert denkenden modernen Bäuerin; das Schicksal des erkrankten Bauern Fritz demonstriert dagegen aus anderer Perspektive die Abhängigkeit eines Hofs von der Arbeitskraft des Hofinhabers. Zahlreiche Nebenfiguren tragen universelle Konflikte in die Familie - die schließlich wie in einem Unwetter von unausgesprochenem Hass aufeinander eingeschlossen wirkt.
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Ausgaben von Wilderer

Hardcover

Seitenzahl: 352

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

E-Book

Seitenzahl: 346

Besitzer des Buches 10

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