Anchise

Buch von Maryline Desbiolles

Bewertungen

Anchise wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Anchise

    Original: Französisch, 1999 (Prix Femina)
    INHALT :
    Was mag wohl den über 80-jährigen Anchise noch umtreiben, welche Träume bewohnen ihn in seiner Einsamkeit ? Vieleicht senden die umgebenden Hügel, der Fluss, die Natur noch Signale aus, die ihn an seine junge Braut erinnern, die man « die Weiße » nannte, da sie so blond war ? Und ihn an lang zurückliegendes Glück erinnern ? Oder an seine Bienenstöcke ?
    BEMERKUNGEN :
    Und im gleißenden Licht eines Sommertages – so erzählt der distanzierte Betrachter – beginnt und endet dieser kleine Roman : ein Auto erklimmt einen einsamen Bergweg, es entsteigt ein älterer Mann, der mit einem Kanister das Auto und das Innere begießt, sich erneut hineinsetzt und…
    Wir befinden uns im Hinterland von Nizza : in den ersten Abschnitten nach dieser Szene entfernen wir uns langsam von der Stadt und verlassen unmerklich deren Mitbringsel. Auf dieser Salzstrasse, gerade circa 20 km von Nizza, liegen in einer Kurve drei Häuser. Irgendwie scheinen sie schon fernab zu liegen, ja, man hat den Eindruck einer Form von Isolierung, Abgeschiedenheit und Kargheit. Der Blick hält ein, und wir lernen die Bewohner ein wenig kennen : die Thomas, die beiden Sassos, der Anchise (bei dem dann auch das Hauptaugenmerk ruhen wird). Alle schon vorangeschritten im Alter, um die 80. Kontakt untereinander pflegen sie nicht. Im Inneren ihrer Häuser scheinen sie zu leben, sieht man mal vom wöchentlichen Supermarktseinkauf ab.
    Anchise wurde noch während des I.Weltkrieges geboren ! Sein Vater kam nicht mehr aus dem Krieg zurück… Früh verläßt er die Schule, verliebt sich aber über beide Ohren in die jüngere « Weiße », das wunderhübsche blonde Mädel. Er wird warten und sie werden in aller Freiheit einander entdecken und eine Zeit der Leidenschaft erleben ! Ja, sie heiraten früh. Dann aber schon kurz darauf : II.Weltkrieg, und Anchise wird eingezogen. Ironie des Schicksals ? Er kehrt heil zurück, doch seine Frau ist verstorben, vielleicht sogar schwanger – eine Trauer unter anderen Vorzeichen. Was für eine Absurdität ! Und Anchise wird niemals mehr eine andere Frau kennen (wollen). Später ist er gar für andere ein Fragezeichen ? Ja, ist der denn etwa von der anderen Seite ? Hat der überhaupt mal eine Frau gekannt ? Er aber wird quasi als Witwer sein Leben verbringen und lebt in seinen Träumen – die Geliebte ist so greifbar nahe ! Die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit so frisch ! - halb im Traum, halbverrückt geworden… So nah, so fern ! Wie lange noch ?
    Die Autorin wird einige Begriffe wiederkäuen und aufrollen : Licht, Wasser, Ländlichkeit, campagne (im Französischen im doppelten Sinn von Land und Militärkampagne).
    Manches geht an die Grenzen meiner Französischkenntnisse, doch ich sage in meiner Ignoranz mal, dass Desbiolles in ihrer Schreibe an eine Marie-Hélène Lafon erinnert. Man erahnt in ihr die Verwurzelung in einer ländlichen Wirklichkeit (sie lebt im Hinterland von Nizza) und die Nähe zur Poesie.
    Prima, prima !
    AUTORIN :
    Maryline Desbiolles wurde 1959 in Ugine (Savoyen) geboren und ist eine französische Schriftstellerin. 1978 veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband, seitdem folgten viele Werke. Sie arbeitete auch für den Kultursender France Culture.
    Für den hier vorgestellten Roman erhielt sie 1999 den Prix Femina.
    Sie lebt derzeit im Hinterland von Nizza.
    Éditeur : Points (7 janvier 2021)
    Langue : Français
    Poche : 128 pages
    ISBN-10 : 2757888137
    ISBN-13 : 978-2757888131
    Poids de l'article : 788 g
    Dimensions : 10.9 x 0.8 x 17.9 cm
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Ausgaben von Anchise

Taschenbuch

Seitenzahl: 128

Besitzer des Buches 1

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