Ein ganzer Mann. Drei Nivolas

Buch von Miguel de Unamuno

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein ganzer Mann. Drei Nivolas

    Autor: Miguel de Unamuno
    Titel: Ein ganzer Mann, aus dem Spanischen übertragen von Wilhelm Muster
    Seiten: 160 Seiten, 3 Nivolas und ein Nachwort
    Verlag: Peter Selinka Verlag
    IBAN: 9783926532220
    Der Autor:
    Miguel de Unamuno (1864-1936), war ein spanischer Philosoph, Literaturkritiker und Schriftsteller. Unter Diktator Primo de Rivera wurde er 1924 auf die Kanareninsel Fuerteventura verbannt, von den Republikanern 1930 begeistert zurückgerufen und zum Rektor der Universität Salamanca ernannt, wo er zuvor als Professor für griechische, von 1931 ab für spanische Philologie tätig war. Im Spanischen Bürgerkrieg war er ein Kritiker General Francos, der ihn seines Rektorenamtes entheben liess und unter Hausarrest stellte, wo er kurz darauf, am 31. Dez 1936, starb.
    Inhalt und Meinung:
    Dieser Band enthält drei Erzählungen, alle mit ca 50 Seiten etwa gleich lang:
    Ein ganzer Mann (Nada menos que todo un hombre), erschien erstmals im Juni 1916
    Die Geschichte handelt von einer Liebesgeschichte zweier sehr unterschiedlicher Menschen. Julia, eine bildhübsche Tochter mit unzähligen Verehrern wird von ihrem Vater in die Ehe mit Alejandro gedrängt. Der Mann kommt aus armen Verhältnissen, ist durch harte Arbeit steinreich geworden, dementsprechend extrem selbstbewusst und grenzt sich durch Verhalten und Meinungsäusserungen von der übrigen Gesellschaft ab. Er steht über allen Dingen, verachtet den gesellschaftlichen Umgang mit Adligen, belächelt die Hobbys seiner Frau (Lesen) und weigert sich überhaupt seine Gefühle zu zeigen. Daher ist Julia unsicher, ob Alejandro sie überhaupt liebt. Um eine Antwort darauf zu erhalten, provoziert sie den selbstsicheren Mann…
    Für mich die schwächste der drei Geschichten. Die beiden Protagonisten agieren sehr hölzern, sind mir zu unmenschlich, was sicherlich aber so von Unamuno beabsichtigt war. Denn so schön, so steif, so unnahbar, etc – so unglaublich beschriebt ein herausragender Philosoph nur seine Figuren, wenn er eine Situation konstruieren will, um ein Problem darzustellen. Ein Drama martervoller Liebe, fehlender Kommunikation, auf die Probe gestelltes Vertrauen – aber zu welchem Zweck? Irgendwie ein Thema mit dem ich am wenigsten anfangen konnte.
    San Manuel Bueno, Märtyrer (San Manuel Bueno, martir), erschien erstmals im März 1931
    Eine sehr spannende Geschichte über einen Landpfarrer, der in seiner Kirchengemeinde höchstes Ansehen geniesst. Er ist für alle da, kümmert sich um Alte, Kranke, Kinder, predigt leidenschaftlich und ist einfach die Autoritätsfigur, der Hirte der Gemeinde. Es gibt nur ein Problem: er glaubt gar nicht mehr so recht an Gott und an seine eigenen Predigten. Aber ist das ein Problem? Kann man auch ohne Gott ein Heiliger sein (wie es Camus in «Die Pest» formuliert)? Die Geschichte wird aus Sicht des Mädchens Angela erzählt, schildert wie San Manuel auf die Menschen wirkt, wie ihr zunächst skeptischer Bruder Lazaro dem Pfarrer ein treuer Freund wird, wie sie alle ihr Leben in den Dienst der Gemeinde und des Glaubens stellen, um die Erbsünde zu überwinden…
    Sicherlich eine sehr christliche Fragestellung, die aber auch darüber hinaus Glaube und Zweifel, Selbstverleugnung, Lebensaufgabe, etc thematisiert.
    Don Sandalio, Schachspieler (Don Sandalio, jugador de ajedrez), ebenfalls 1931
    Diese Geschichte ist am sonderbarsten: ein Briefroman zwischen dem 31. Aug bis 28. November 1910 Der Erzähler schreibt seinem Freund Felipe von seinem Aufenthalt in der Ferne, wohin er geflohen ist, um der "Dummheit der Menschen" zu entkommen. Er meidet jeglichen Kontakt, wandert umher und schildert ein paar Beobachtungen. Eines Tages trifft er in einem Casino auf den Schachspieler Don Sandalio, der abgeschottet von seiner Umgebung ruhig und konzentriert seine Partien spielt und ansonsten kein Interesse an gesellschaftlicher Konversation zeigt. Der menschenverachtende Erzähler ist plötzlich interessiert, hat ein «Forschungsobjekt» gefunden und sucht den Kontakt mit dem Schachspieler, der allerdings abweisend bleibt. Als der Spieler nicht mehr auftaucht, ist das Menschenbild des Erzählers erschüttert.
    Sonderbar ist hier nicht der Aufbau der Erzählung als Briefroman, sondern das nahezu komplette Fehlen von Beschreibungen. Jeder Ansatz von Erklärungen, Dialogen, etc werden vom Erzähler abgebrochen. Er macht sich sein Bild vom Menschen und möchte keinerlei Geschwätz, keine persönlichen Informationen, die sein Bild beeinflussen. Auch Beschreibungen des Ortes, der Szenerie, der Atmosphäre fehlen nahezu. Hinzu kommt ein Prolog und ein Epilog, der mit den Erzählebenen spielt. Gab es den Erzähler wirklich? Ist er womöglich der gleiche wie der Adressat Felipe? Ein Effekt, der mich an Unamunos Roman «Nebel» erinnerte. Jedenfalls eine weitere Geschichte, die besonders ist, im Gedächtnis bleibt, auch wenn ich fürchte, sie nicht ganz verstanden zu haben.
    Alles in allem keine leichte Lektüre des spanischen Philosophen, aber sicherlich etwas Besonderes, wenn man mal wieder etwas Ungewöhnliches lesen möchte. Sein Roman «Nebel» gefiel mir allerdings besser.
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Ausgaben von Ein ganzer Mann. Drei Nivolas

Hardcover

Seitenzahl: 160

Besitzer des Buches 1

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