Double Negative: Mit einem Vorwort von Teju Cole

Buch von Ivan Vladislavić, Thomas Brückner, Teju Cole

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Double Negative: Mit einem Vorwort von Teju Cole wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Double Negative: Mit einem Vorwort von Teju Cole

    Verlagstext
    Neville Lister, der sein Studium abgebrochen hat, begleitet den berühmten Fotografen Saul Auerbach für einen Tag, um eine Lektion fürs Leben zu lernen. Sie spielen ein Spiel: auf einem Hügel über Johannesburg wählen sie sich drei Häuser aus und beschließen, auf der Suche nach einer Geschichte an ihre Türen zu klopfen, aber schon bald schwindet das Licht. Auerbachs Bilder der ersten beiden werden klassische Portraits. Erst Jahre später kommt nur Lister zum dritten Haus, als er zurückkehrt in das Post-Apartheid-Südafrika. Johannesburg hat sich fast bis zur Unkenntlichkeit verändert. Wie soll man leben, wenn man sich seinem Geburtsort entfremdet hat?
    Der Autor
    Ivan Vladislavic, geboren 1957 in Pretoria, studierte afrikaanische und englische Literatur an der University of the Witwatersrand und lebt seit Anfang der siebziger Jahre in Johannesburg. Seit 1989 arbeitet er als freier Lektor und Schriftsteller. Er gab Werke zu zeitgenössischer Kunst und Architektur heraus und verfasste Essays, Romane und Erzählungen. Für seine Werke wurde er mehrfach ausgezeichnet. Vladislavic ist einer der führenden zeitgenössischen Autoren Südafrikas.
    Inhalt
    Neville Lister hat sein Studium abgebrochen und ist mit seinem derzeitigen Job als Straßenbegrenzungs-Linien-Maler ganz zufrieden. Als sein Onkel ihm einen Schnuppertag gemeinsam mit dem bekannten Fotografen Saul Auerbach vermittelt, ist Neville überzeugt davon, dass er sowieso nicht Fotograf werden will. Anders als alle anderen Bekannten hat Onkel Doug eine gerahmte Fotografie von Auerbach an der Wand, kein Gemälde. Sein Vater verspricht sich vom Blick in ein völlig anderes Leben, dass er seinen Sohn davor bewahren kann, auf die schiefe Bahn zu geraten oder im Südafrika des Apartheid-Regimes unangenehm aufzufallen. Der nächste Schritt wird sein, für Neville einen Auslandsaufenthalt in England zu organisieren, damit er während seines Wehrdienstes nicht als Kanonenfutter an der Grenze zu Angola verheizt wird, für ein politisches System, das weiße Liberale wie Vater Lister ablehnen. Das Kurz-Praktikum bei Auerbach verbringt Neville gemeinsam mit einem britischen Journalisten, der äußerst kritisch nach der Rolle der studentischen Jugend im Südafrika der 80er Jahre bohrt. Vermutlich wird Neville in dem Moment klar, dass er bisher noch keinen klaren Standpunkt bezogen hat. Auerbach fährt mit seinen beiden Gästen auf einen Aussichtspunkt, sie suchen von dort oben drei Häuser aus, die sie unten in Johannesburg suchen, um Szenen aus dem Leben ihrer Bewohner zu fotografieren. Als Patenonkel der Dokumentarfotografie ist Auerbach bekannt dafür, Momente einzufrieren, in denen die Dinge auf der Kippe stehen. (S. 174) Der Meister arbeitet vermutlich mit einer Großformat-Kamera, kriecht zum Scharfstellen unter ein Tuch, tritt dann zur Seite und löst den Verschluss per Fernauslöser aus.
    Nach 10 Jahren in England, in denen Neville eher zufällig wieder in Berührung mit Fotografie gerät, kehrt er in den 90ern nach dem Ende der Apartheid nach Südafrika zurück. Mancher hätte die Zeit als Exil bezeichnet; für Neville bedeutete sie, seinen Vater vor dessen Tod nicht noch einmal treffen zu können. Ich bin da irgendwie rein geschlittert, wird er über seine Berufswahl später sagen. Eine Ausstellung von Auerbachs Fotos führt Neville wieder mit den Häusern zusammen, die er damals mit Auerbach heran gezoomt hat und die die Lebensbedingungen unter Gesetzen zur Rassentrennung wie unter dem Vergrößerungsglas abbildeten. In der Gegenwart fotografiert Neville die Menschen vor ihren Häusern, dringt nicht mehr wie damals in ihr Privatleben ein. Damit bildet er die gesellschaftlichen Veränderungen ähnlich nüchtern ab, wie Auerbach damals. Ein Treffen mit einer jungen Journalistin konfrontiert Neville mit seinem eigenen Altern und den Veränderungen, die die Fotografie in den Jahren seiner Abwesenheit durchlaufen hat. Janie ist nicht nur Journalistin, sie arbeitet auch intensiv an ihrer Selbstdarstellung als Bloggerin, indem sie ihren Usern Haushaltstipps von Oprah Winfrey bietet.
    Fazit
    Als aus dem Exil zurückgekehrter Fotograf richtet Ivan Vladislavics Figur Neville einen sehr speziellen Blick auf seine Heimatstadt Johannesburg, als würde er Einzelfotos präsentieren, zu denen man sich als Leser erst die Geschichte erarbeiten muss. In "Johannesburg. Insel aus Zufall" präsentiert Vladislavic seine Stadt wie ein Stadtführer, eine ähnliche Wirkung auf mich hatte auch sein Roman über einen Fotografen auf den Spuren der jüngsten südafrikanischen Geschichte, der auf drei Zeitebenen erzählt wird.
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Ausgaben von Double Negative: Mit einem Vorwort von Teju Cole

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

Double Negative: Mit einem Vorwort von Teju Cole in anderen Sprachen

  • Deutsch: Double Negative: Mit einem Vorwort von Teju Cole (Details)
  • Englisch: Double Negative (Details)

Besitzer des Buches 1

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