Von Vögeln und Menschen

Buch von Margriet de Moor, Helga van Beuningen

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Von Vögeln und Menschen

Vor dem Amsterdamer Hauptbahnhof klafft eine Baugrube. Auf dem schmalen Steg davor begegnen sich zwei Frauen. Schreiend beginnt die jüngere auf die ältere einzuschlagen, bis diese in die Grube stürzt und den Tod findet. Seit ihrer Kindheit hat Marie Lina den Gedanken an Rache im Herzen getragen, an diesem Tag bricht er sich Bahn. Marie Linas Mann ist Vogelvertreiber am Flughafen, sie führen eine gute Ehe. Die tiefe Wut seiner Frau aber kann er nicht vertreiben. Warum hat Marie Linas Mutter einst einen Mord gestanden, den sie nicht begangen hat? Von Vögeln und Menschen ist ein Roman über drei starke Frauen – spannend, dicht und unglaublich raffiniert erzählt.
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Bewertungen

Von Vögeln und Menschen wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Von Vögeln und Menschen

    Das beherrschende Thema dieses Romans ist Liebe in all ihren Facetten: Zwischen Eheleuten, Eltern und Kindern, Fremden, Freunden.
    So viel Liebe könnte beim Lesen unerträglich werden, … wäre nicht die Autorin eine Meisterin ihres Fachs. Denn de Moor schreibt nicht über die Liebe, sondern kreiert liebende Personen. Und lässt diese Personen liebevoll und einander zugewandt handeln. Sogar der Hass, der zum Mord führt, fühlt sich nicht fremd an.
    Die Autorin nimmt sich viel Zeit, ihre Geschichte aufzubauen. Sie erzählt, chronologisch versetzt, von Louise, der Mutter, die nach einem Fehlurteil ins Gefängnis kommt, ihren Mann verliert und die neunjährige Tochter Marie Lina zu Verwandten geben muss: Nach einem falsches Geständnis als Reaktion auf Schlafentzug und psychischen Druck durch die Ermittlungsbeamten hat sie keine Chance mehr auf einen fairen Prozess. Aber die Tochter vergisst nicht, und als sie den Namen der tatsächlichen Mörderin erfährt, gibt sie ihrer Wut nach.
    Eingebettet ist die Geschichte von Louise und Marie Lina in ein Umfeld verschiedener Lebensgeschichten, angefangen vom Mordopfer über die Mitglieder der angeheirateten Familien bis zur Täterin.
    Trotz der dramatischen Geschehnisse wird der Roman in einer ruhigen, sanften Sprache erzählt. De Moor interessiert der psychologische Hintergrund weniger, sie stellt ihre Figuren dem Leser an die Seite und überlässt ihm den Rest.
    Ich freue mich immer, wenn ich auf eine/n AutorIn treffe, die das „Show, don‘t tell“ so erstklassig beherrscht, dass sie der Phantasie des Lesers und seinen Bildern vertraut, und nicht deren Weg oder Grenzen vorgibt.
    - bisher mein bestes Buch in diesem Jahr.
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  • Rezension zu Von Vögeln und Menschen

    Zum Inhalt:
    Vor dem Amsterdamer Hauptbahnhof klafft eine Baugrube. Auf dem schmalen Steg davor begegnen sich zwei Frauen. Schreiend beginnt die jüngere auf die ältere einzuschlagen, bis diese in die Grube stürzt und den Tod findet. Seit ihrer Kindheit hat Marie Lina den Gedanken an Rache im Herzen getragen, an diesem Tag bricht er sich Bahn.
    Marie Linas Mann ist Vogelvertreiber am Flughafen, sie führen eine gute Ehe. Die tiefe Wut seiner Frau aber kann er nicht vertreiben. Warum hat Marie Linas Mutter einst einen Mord gestanden, den sie nicht begangen hat?
    Von Vögeln und Menschen ist ein Roman über drei starke Frauen – spannend, dicht und unglaublich raffiniert erzählt.
    (Quelle: amazon.de)
    Meine Meinung:
    Vor einigen Jahren habe ich Margriet de Moors Roman "Sturmflut" bis zur Hälfte gelesen und dann enttäuscht abgebrochen. Nun bin ich sehr froh, dass ich der Autorin eine zweite Chance gegeben habe, denn sonst wäre ein ganz wunderbares Buch an mir vorbeigegangen.
    Der Roman spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen. Oft nervt mich das, v.a. dann, wenn es meiner Meinung nach nicht wirklich dem Inhalt oder Erzählanliegen des Romans dient, sondern nur geschieht, weil das irgendwie gerade alle so machen und weil sich damit so schön Cliffhanger erzeugen lassen. Bei diesem Roman jedoch habe ich die zahlreichen Verschachtelungen als stimmig und sehr reizvoll empfunden, denn durch sie wurden die Schicksale von Louise und Marie Lina vielfach und raffiniert miteinander verknüpft, aufeinander bezogen, ihre Emotionen, Entwicklungen und Lebensbrüche feinfühlig dargestellt.
    Es ist also vor allem eine Geschichte über Mutter und Tochter, beide (mit ca. 30 Jahren Abstand dazwischen) wegen Totschlags inhaftiert, doch nur eine der beiden hat wirklich getötet - aus Wut über das zerstörte Leben der Mutter, die eigene zerbrochene und nur oberflächlich gekittete Kindheit, wegen des Mordes, den in Wirklichkeit jemand anders begangen hatte. (Dies wird bereits im Klappentext erwähnt und in den ersten Kapiteln des Buches offengelegt, also verrate ich damit m.E. nicht zuviel.) Doch auch die anderen Figuren sind genau ausgearbeitet, man ist an entscheidenden Punkten ihres Lebens "dabei", kann Sympathien und Antipathien entwickeln. Wer ist die dritte starke Frau, frage ich mich nach der nochmaligen Lektüre des Klappentextes. Klazien? Hortense? Ich entscheide mich für die sanfte Hortense...
    Wie sehr die Mordfälle, zusätzlich zu den unweigerlich eintreffenden "gewöhnlichen" Wendepunkten im Leben sowie einigen schon fast ironischen Schicksalsfügungen, die betroffenen Familien beeinflussen und wie versucht wird, dem Leben dennoch Normalität und Schönheit zu verleihen, hat mich sehr bewegt. Der Roman berührt große Themen wie Schuld und Sühne, abgrundtiefen Hass und eine Liebe, die selbst diese tiefsten Abgründe versteht und überbrückt - aber dies alles wird selten breit entfaltet, sondern viel öfter nur zart angedeutet, in poetischen Sprachbildern förmlich auf die Buchseiten gemalt. Das Bittere und auch Unerklärliche, Unsagbare der Geschehnisse wird von den Familien nicht abgespalten, sondern nach bestem Vermögen integriert, aufgelöst in einem Alltag von zärtlichem Verständnis und Füreinanderdasein, sodass die im Prinzip sehr traurige Geschichte doch mit viel Wärme und innerem Lächeln daherkommt und sicher noch eine Weile in mir nachklingen wird. Auch nach der letzten Seite des Buches begreife ich nicht alles, was geschehen ist und warum es so geschehen ist, aber ich kann es stehenlassen - es muss nicht immer alles bis ins Letzte aufgelöst werden, der Mensch darf sich selbst und anderen ein Rätsel bleiben, und man kann ihn trotzdem lieben.
    Ich vergebe für dieses von der Kritik recht zwiespältig aufgenommene Buch fünf Sterne und freue mich auf weitere Romane von Margriet de Moor.
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Ausgaben von Von Vögeln und Menschen

Hardcover

Seitenzahl: 272

Taschenbuch

Seitenzahl: 272

E-Book

Seitenzahl: 273

Von Vögeln und Menschen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Von Vögeln und Menschen (Details)
  • Niederländisch: Van vogels en mensen (Details)

Besitzer des Buches 11

Update: