Klappentext:
Ein Fotograf in Ystad wird erschlagen. Kommissar Wallander findet ein Album in den Unterlagen des Toten, worin Fotos verzerrter Gesichter von Politikern, Schauspielern und auch von Wallander selbst zu sehen sind. Der Fotograf hatte sich scheinbar die Verunstaltung von Gesichtern bestimmter Persönlichkeiten zur Aufgabe gemacht. Was steckt dahinter? - Amazon
Diese Erzählung wurde zunächst in dem Band "Wallanders erster Fall" veröffentlicht, später wurde das Werk separat aufgelegt. Mit 144 Seiten im Großdruck. Also kein Fall, den Mankell in gewohnt breiter Manier erzählt und kein Fall, in dem Wallander seine Stärken großartig ausspielen kann.
Dass es sich um ein gekürztes Hörbuch handelt, fällt nicht auf. Keine Brüche, keine schlechten Übergänge, keine Personen oder Handlungsstränge, die aus dem Nichts auftauchen. Ich habe parallel zum Hören einige der entsprechenden Passagen im Printbuch nachgesehen, und die ausgelassenen Stellen, die ich gefunden habe, waren tatsächlich unwichtig.
Der Fall ist nicht sehr komplex, klar, er hat ja nicht die Möglichkeit, sich zu verzweigen wie in einem Roman. Den Ermittlungen kann man gut folgen. Mankell bricht ein ungeschriebenes Krimi-Tabu, zumindest das einer bestimmten Zeit.
Ein Pastor als Mörder. Wenn man in Krimis auf bestimmte Personengruppen stößt, weiß man: Der kann es nicht gewesen sein. Dazu gehören z.B. Homsexuelle, Farbige, Flüchtlinge, moderne "Heilige" und bis zur Aufdeckung des Missbrauchsskandals auch Pfarrer aller Couleur.
Mit der Lösung bin ich nicht ganz einverstanden. Man hat zwar den Mörder gefasst, und sein Motiv ist klar, aber rund um das Opfer, den Fotografen, bleiben Fragen offen.
Ausgerechnet die interessanteste von allen, auf deren Beantwortung man das ganze Buch hindurch gespannt ist: Warum hat der Fotograf die Gesichter auf den Fotos so verunstaltet, und was macht Wallander zwischen der Polit- und anderer Prominenz? wird durch ein paar Spekulationen, aber nicht durch klare Erkenntnisse ad acta gelegt.
Daher finde ich das Ende ziemlich unbefriedigend.
Axel Milberg liest gewohnt ruhig und professionell. Für die Krimis, aber auch die Romane des Autors bleibt er mein Lieblingsvorleser. Auch wenn ich ihn ansonsten nicht sehr mag.