Bronte, Charlotte - Villette

  • Villette von Charlotte Bronte


    Dies ist der letzte vollständige Roman der Autorin, der 1853 erschienen ist.


    Lucy, Vollwaisin, lebt bei ihrer Patentante, und verbringt dort fast die schönste Zeit ihres Lebens. Die Abende zusammen mit ihrer Patin und ihrem Sohn Graham bleiben ihr immer voller Sehnsucht im Gedächtnis. Einen Sommer lang wird in diesem Haushalt auch die kleine Paulina untergebracht, und aus der Distanz heraus beobachtet Lucy diese gesellige Zeit, und die Entwicklung einer aufblühenden Kinderliebe. Doch das Glück währt nicht lange, Paulina muss zu ihrem Vater zurück; Mrs. Bretton, die Patin, muss ihr Anwesen verkaufen; und Lucy soll ihr junges Leben selber in die Hand nehmen. So kommt sie bei einer alten Witwe unter, die sie bis zum Lebensende betreut.
    Nach dieser langen Einleitung beginnt dann die eigentliche Handlung des Romans. Die Protagonistin findet ihren weiteren Weg an einer Mädchenschule, zunächst als Kindermädchen, doch kurz darauf schon als Englischlehrerin. Und wie es der Zufall manchmal so will begegnet sie ihrer Patin mit ihrem Sohn wieder.


    Die Liebesgeschichte in diesem Roman entwickelt sich sehr langsam, und über weite Strecken bleibt der Leser völlig ahnungslos worauf die Autorin letztendlich hinaus möchte. Die anfängliche Leidenschaft von Lucy zu Dr. John Graham wird durch die Begegnung Paulinas zunichte gemacht. Für Lucy bricht eine Welt zusammen, doch durch diese Schwärmerei hat sie die Aufmerksamkeit des Professors der Mädchenschule auf sich gezogen. Monsieur Paul stellt zunächst einen sehr unsympathischen Mann dar, ständig geraten Lucy und der Professor in Konfrontation, doch was sich neckt …


    Die Gesellschaftskritik in diesem Roman ist sehr leise, hier und da liest der Leser unterschiede zwischen den verschiedenen Klassen, und vorwiegend wird die Oberflächlichkeit der Reichen kritisiert. Charlottes Kritik hält sich in diesem Roman mehr an den menschlichen Schwächen auf: Geldgier, Lüsternheit und Überheblichkeit. Wobei Monsieur Paul als Moralapostel in jeder Hinsicht auf der anderen Seite steht.
    Von Beginn an steht ein Thema im Vordergrund und zieht durch den ganzen Roman: Die Gegensätzlichkeit zwischen Katholizismus und Protestantentum, die größte Gefahr dieser Liebesgeschichte.


    Die wunderbare, weiche und bildhafte Sprache Charlottes nimmt den Leser direkt in seinen Bann. Die Autorin versteht es auch in diesem Werk lebendige Figuren zu zeichnen. Allerdings kann man sich an ihnen auch stark reiben, sie sind noch lange nicht so anziehend wie in „Jane Eyre“. Immer wieder werden auch ihre unsympathischen Charakterzüge mittelbar oder auch unmittelbar freigelegt.


    Insgesamt ein guter Schmöker, den ich empfehlen kann, der aber leider nicht an ihrem Meisterwerk heran kommt. :D

  • Jane Eyre ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Wollte deshalb schon immer ein weiteres Buch von Charlotte Bronte lesen, hab sonst noch "Sturmhöhe" von ihrer Schwester gelsen. Auf meiner Wunschliste ist es schon länger. Aber vielleicht sollte ich nicht erwaren, dass es mich so begeister, wie Jane Eyre. Sonst bin ich am Ende enttäuscht.

    "Eine ganze Stunde der Seligkeit! Ist das etwa wenig, selbst für ein ganzes Menschenleben?" - Dostojewski