John Le Carré - Der ewige Gärtner

  • Nach dem ende des Kalten Krieges haben sich die Aufgabenbereiche der Nachrichtendienste noch nicht vollständig neu etabliert und so ist in diesem Vor-WTC-Roman der MI6 noch etwas orientierungslos. Und dies gilt auch für die ausländischen Niederlassungen, wie zu Beispiel die in Nairobi. Als dann auch noch eines Tages die Frau eines angesehenen Mitgliedes dieses Hauses grausam verstümmelt beim Lake Turkana gefunden wurde, der eigentlich eher eine Kultstätte von Archäologen ist, zeigt sich, dass auch Geheimagenten nicht alles in ihrem Umfeld mitzubekommen.


    Im Versuch den Tod seiner Frau zu verstehen, beginnt Justin Quayle selbst zu ermitteln und lernt dabei seine junge Frau noch einmal ganz neu kennen und darüber hinaus Eingies über die politischen und gesellschaftlichen Regeln in Kenia und wie die zunehmende Globalisierung sich darauf auswirkt - was letztendlich auch viel mit Tessa Quayles Tod zu tun hat.


    Durchdacht und psychologisch vielschichtig geschrieben zeigt dieser Roman eines der wichtigsten Probleme des afrikanischen Kontinents auf und auch eine Menge über die gefährliche - aber immer bewundernswerte - Tugend "Idealismus". Ein eher nachdenklicher Thriller, wie man ihn von L Carré gewohnt ist.

  • Ich selbst habe die Geschichte übrigens als Hörbuch wahrgenommen - gelesen von John Le Carré selbst. Einfach fabelhaft, weil er es fabelhaft schafft, seine manchmal staubtrockene Prosa mit Leben zu füllen. :thumright:

  • Mein erstes Buch von diesem Autor war Absolute Freunde, das mich nicht so richtig überzeugen konnte, weshalb ich mich mit wenig Begeisterung an die Lektüre dieses Buches machte. Das hat sich allerdings ziemlich schnell geändert, denn ich fand, dass Der ewige Gärtner nicht nur ein brisantes Thema aufgreift, sondern auch wirklich gut geschrieben ist. ratingred4.png

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Ich habe zuerst die Verfilmung mit Ralf Fiennes gesehen, und sie hat mir recht gut gefallen.
    http://www.amazon.de/Ewige-G%C…dvd&qid=1268590898&sr=1-1


    Hat jemand den Film gesehen, das Buch gelesen und kann etwas dazu sagen?

  • Klappentext:


    Mitten in der Wüste von Kenia, am Ufer des Turkanasees, wird die junge schöne Tessa Quayle ermordet aufgefunden. Ihr Begleiter und angeblicher Geliebter, der afrikanische Arzt Arnold Bluhm, ist spurlos verschwunden. Der Mord an der attraktiven Tessa Quayle droht das britische Hochkommissariat in Nairobi in einen Skandal zu stürzen, denn ihr Ehemann Justin ist Diplomat im britischen Dienst, und schon zu Lebzeiten hatte seine Frau keine politischen Rücksichten genommen.
    Während sich im Hochkommissariat alle bemühen, den Fall nach besten Kräften zu vertuschen, begibt sich der leidenschaftliche Hobbygärtner Justin Quayle auf die Suche nach dem Mörder seiner Frau. Verfolgt und auf sich gestellt, dringt er immer tiefer in das Dickicht einer groß angelegten Verschwörung ein, in die nicht nur die Pharmaindustrie und ein dubioses Handelsunternehmen verwickelt scheinen, sondern auch britische Regierungskreise.
    Mit Hilfe alter Briefe und E-Mails von Tessa nimmt Justin die Spur auf. Seine Suche führt ihn über das Außenministerium in London und eine pharmakritische Organisation in Bielefeld quer durch Europa und Kanada und wird schon bald zu einer Odyssee voller Schrecken und Gewalt. Skrupellose Machenschaften und merkwürdige Allianzen tun sich auf. Und je mehr Justin über Tessas Engagement erfährt, desto klarer wird ihm das eigentliche Ziel seiner Reise: die Entdeckung, wer seine geliebte Frau wirklich war und wie sehr er sie verkannt hatte.


    Der Autor:


    John Le Carré, am 19. Oktober 1931 in Poole, Dorset, geboren, war nach seinem Studium in Bern und Oxford in den sechziger Jahren in diplomatischen Diensten u.a. in Bonn und Hamburg tätig.
    Mit "Der Spion, der aus der Kälte kam" begründete er 1963 seinen Weltruhm als Bestsellerautor, der durch die darauf folgende "Smiley-Trilogie" gefestigt wurde. Der Autor lebt mit seiner Frau in Cornwall.


    Thriller, 558 Seiten


    Meine Meinung:


    Von diesem Roman war ich wirklich begeistert. Mir gefällt besonders der hervorragende Stil und die trockene Ironie des Autors. Auch das Thema bietet einiges an interessanten und wissenswerten Informationen. Man erhält hier jedenfalls keine Gartentipps, wenn man sich mal auf den Titel beziehen will. Meiner Meinung nach ist es eine Anspielung auf die bewusst gewählte Naivität des Protagonisten Justin, der erst durch die mysteriösen Todesumstände seiner Frau aus seiner Lethargie herausgerissen wird.


    Die Brisanz des Romans ist die Abrechnung mit der Pharmaindustrie. Es geht hier um ein fiktives Medikament, das als Wundermittel gegen Tbc angepriesen wird. Obwohl die Tests noch nicht hinreichend abgeschlossen sind, wird es in Afrika in großem Umfang zur Anwendung gebracht. Die leider dabei auftretenden Nebenwirkungen werden großzügig beiseite gewischt. Schließlich würden die Versuchspersonen ja sowieso sterben, also warum dann nicht das Medikament ausprobieren. Das Tessa Quayle sich engagiert dafür einsetzt, das Medikament vom Markt zu nehmen, ruft mächtige Gegner auf den Plan. Und da die Pharmaindustrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, außerdem großzügig zu schmieren versteht, wird auch das britische Außenministerium zur Teilnahme gezwungen. Es beginnt eine groß angelegte Vertuschungskampagne.


    Gelungen ist dem Autor eine hervorragende Zeichnung seiner ins Spiel gebrachten Figuren. Teils zynisch, teils ironisch wird ein grandioses Bild von den Aktivitäten diverser Regierungs- und Geheimdienstmitarbeiter geschaffen. Aber auch die Gerechtigkeitskämpfer kommen nicht zu kurz. Das Ende ist aber, wie zu erwarten, kein Happy-End. Das macht das Ganze aber dafür nur umso glaubhafter.


    Fazit: Hervorragende und informative Unterhaltung. Sehr guter Stil und ein toller Humor, der das ernste Thema aber keinesfalls abmildert.
    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!