Ohrfeige

Buch von Abbas Khider

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ohrfeige

Ein Flüchtling betritt die Ausländerbehörde, um ein letztes Mal seine Sachbearbeiterin aufzusuchen. Karim Mensy ist wütend und hat nur einen Wunsch: dass ihm endlich jemand zuhört. Vor drei Jahren ist der Iraker aus dem Transporter eines Schleppers gesprungen und wähnte sich in Frankreich – er war aber in der bayrischen Provinz. Drei bizarre Jahre, in denen Karim sich eine neue Lebensgeschichte erfinden muss, durch Formulare, Gelegenheitsjobs und Asylunterkünfte kämpft, auf fragwürdige Freunde einlässt und auf abenteuerliche Liebschaften. Doch mit der Ablehnung seines Asylantrages steht Karim wieder vor dem Nichts. Abbas Khider stellt unser Selbstverständnis einer offenen Gesellschaft in Frage - stimmgewaltig, tieftraurig und voller Witz.
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Bewertungen

Ohrfeige wurde insgesamt 15 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ohrfeige

    Auch wenn der reale Bezug zur aktuellen Flüchtlingsproblematik deutlich vorhanden ist, so ist dieser Roman dennoch zeitlich früher angesiedelt. Der junge irakische Flüchtling um den es hier geht, hat im Jahre 2000 seine Heimat verlassen. Aus der Perspektive seines Ich-Erzählers Karim schildert der Autor die Nöte, das Warten und die Ängste von irakischen Geflüchteten in Bayern, die Asyl in Deutschland suchen und dabei in die Mühlen der Behörden geraten.
    Abbas Khider (Jahrgang 1973) weiß wovon der schreibt, teilt er doch mit seiner Romanfigur ein ähnliches Schicksal. Auch er verließ nach Jahren der politischen Verfolgung durch das Regime Saddam Husseins, nach insgesamt elfmaliger Verhaftung und Folterung, als Flüchtling sein Land. Er studierte später in München und Potsdam Literatur und Philosophie und im Jahre 2007 erhielt er offiziell die deutsche Staatsbürgerschaft.
    Ob auf Karim Mensy auch solch ein positives Ende wartet, bleibt offen. Aber ich möchte nicht zu viel spoilern, das würde die Spannung erheblich schmälern. Klar ist jedoch, dass der Autor in diesem Roman selbstverständlich einen Teil seiner eigenen Biografie verarbeitet, ohne dabei biografisch zu schreiben. Das nur 224 Seiten dünne Buch hat einen gewaltigen Inhalt zu tragen, dem es aber dank der Wortgewandtheit des Autors absolut gerecht wird!
    Sterne gibt es dafür von mir.
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  • Rezension zu Ohrfeige

    […]
    […]
    Damit sprichst du mir absolut aus der Seele. Das ist aber leider kein Problem, das erst mit den Flüchtlingen entstanden ist, sondern auch vorher schon. Es ist nichts schwerer, als sich in kontroversen Diskussionen politisch korrekt zu verhalten oder NICHT in ein Fettnäpfchen zu treten. Bzw. das ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man sich sicher sein kann, dass es sich um eine auf der Sachebene ausgetragene Diskussion geht. Man ist ja in Gesprächen schon länger damit beschäftigt, zu überlegen, was man besser nicht sagt, damit der andere sich nicht angegriffen fühlt oder einen Ansatzpunkt findet, einen mit völlig nicht zur Sache gehörenden Dingen zu konfrontieren.
    Wie oft ist es mir schon passiert, dass ich individuelles Verhalten kritisiert habe und ich mit pauschalisierende Antworten konfrontiert wurde. War der Kritisierte ein Bürger mit Migrationshintergrund, galt ich als ausländerfeindlich, war der Kritisierte eine Frau, war ich sexistisch und frauenfeindlich, war der Kritisierte ein Israeli, war ich ein Holocaustleugner etc.
    Natürlich ist das nicht immer der Fall, aber es ist die bekannte Waffe derer, die eigentlich wissen, dass ihr Verhalten nicht korrekt war: Angriff ist die beste Verteidigung, am Besten noch auf einem ganz anderen Schlachtfeld.
    Daher also nochmal, ohne Entschuldigung und vorweggenommene Rechtfertigung eine Antwort auf deine Frage:
    […]
    Es kommt darauf an, von wem du es verlangst: Der traumatisierte Flüchtling aus einem Kriegsgebiet, der wirklich nur froh ist, am Leben zu sein, ist sicherlich mit einer solchen Differenzierung überfordert und muss das auch (noch) nicht können.
    Politiker und Medien, also diejenigen, die objektiv urteilen bzw. aktiv und lösungsorientiert arbeiten sollten, von denen MUSS man es verlangen dürfen und auch tun.
    […]
    Das glaube ich auch, obwohl es mir als lösungsorientiertem systemisch arbeitendem Menschen echt schwerfällt, zuzugeben, dass es überhaupt Probleme gibt, die nicht zu lösen sind.
    Aber ich glaube ebenso wie du es ja auch schon andeutest, dass die Probleme so eine lange Geschichte voller Irrtümer, Misverständnissen, emotionaler statt sachlicher Konflikte ist, dass es verdammt schwer bis unmöglich ist, kurzfristig Lösungen zu finden.
    EDIT:
    […]
    Genau das habe ich weiter oben gemeint. Aber genau das sind Institutionen, von denen ich eine andere Einstellung oder Vorgehensweise in der Konfliktaufarbeitung bzw. -bearbeitung verlangen muss.
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  • Rezension zu Ohrfeige

    Ich habe mich wieder weitgehend abgeregt ...
    […]
    Ich verstehe es immer noch nicht, und es tut mir auch nicht leid, das nicht zu verstehen. Wollen die Leute hier einen Neuanfang oder nicht? Wollen sie sich hier irgendwann integrieren oder nicht? Gehört zur Integration die bewusste Wahrnehmung der anderen, die diese Gesellschaft bisher konstituieren, mitsamt deren Gepflogenheiten und Sitten und der Beachtung der hier gültigen Gesetze dann nicht eindeutig dazu? Oder wollen sie sich lieber noch monate- und jahrelang bedauern und alles schlecht finden und immer nur darauf achten, dass andere mehr haben als sie selbst? Dein Beispiel möchte ich hier nicht persönlich diskutieren. Generell denke ich, dass Menschen, die ihnen angebotene Sprachkurse nutzbringend annehmen und aktiv ihre Eingliederung suchen, auch die hiesige Gesellschaft wahrnehmen oder wahrgenommen haben, ob sie sich dessen nun bewusst sind oder nicht.
    Was ich dagegen nicht verstehe und auch nicht verstehen will und kategorisch ablehne, ist das Verhalten von Männern wie gestern im ZDF Mittagsmagazin unter dem Untertitel "Was tun gegen das Integrationschaos?" (Minute 21:00 bis 24:20). Von einem weiteren und ganz schlimmen Beispiel kann man in diesem Artikel im Radeburger Anzeiger lesen, das leider positive Eindrücke von anderen Migranten wie die in den ersten paar Zeilen desselben Artikels völlig zunichte macht. Es macht mich sehr wütend, wenn ich daran denke, dass solche Menschen vielleicht nur deshalb Platz und Verwaltungskosten und Zeit und sonstige Resourcen in Deutschland binden, weil man sie nicht in ihr Land zurückschicken kann - Resourcen und Platz, die man lieber Familien mit Kindern oder alten und gebrechlichen Menschen anbieten würde, die momentan in Griechenland in Zelten übernachten müssen.
    Der Ich-Erzähler in Herrn Khiders Ohrfeige ist übrigens auch einer, der sich monatelang beschwert, weil er noch keinen Sprachkurs bekommen hat, und als er endlich einen kriegt, findet er ganz schnell eine Ausrede für seine Faulheit. Ich sage es noch einmal: ich wünschte, solche Migranten würden auch mal das Leben von Frauen wahrnehmen, die im Lidl an der Kasse sitzen. Vielleicht wurden sogar ein paar Euro der Steuern, die diese Frauen mit ihrer Arbeit gezahlt haben, zur Errichtung der Asylunterkunft verwendet, in der Männer wie die aus dem gestrigen Mittagsmagazin untergebracht sind oder ein Teil der Sprachkurse damit bezahlt, für die es diesen Männern "zu laut" ist, um lernen zu können. Oder vielleicht stammt sogar der eine oder andere Euro der 183 Euro, die ja "viel zu wenig" sind, aus den von Lidl-Angestellten gezahlten Steuern. Naja, oder man bezahlt damit einen Teil der Reinigungskräfte im Flüchtlingsheim ... ich bin mir sicher, sie wären von der Verwendung ihrer Steuern hellauf begeistert.
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Ausgaben von Ohrfeige

Hardcover

Seitenzahl: 224

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

E-Book

Seitenzahl: 169

Besitzer des Buches 23

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