Inhalt (Quelle: Klappentext)
Einer neuen – einer friedlichen – Generation auf die Welt helfen, das ist Henny Godhusens Plan, als sie im Frühjahr 1919 die Hebammenausbildung an der Hamburger Frauenklinik Finkenau beginnt. Gerade einmal neunzehn Jahre ist sie alt, doch hinter ihr liegt bereits ein Weltkrieg. Jetzt herrscht endlich Frieden, und Henny verspürt eine große Sehnsucht nach Leben.
Drei Frauen begleiten sie auf ihrem Weg: die rebellische Käthe, Ida, Tochter aus wohlhabendem Hause, und die junge Lehrerin Lina. So verschieden die Frauen sind, so eng ist ihre Freundschaft, auch wenn diese in den kommenden Jahrzehnten oft auf die Probe gestellt wird.
Über die Autorin:
Carmen Korn, geb. 1952, ist deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Sie lebt seit 40 Jahren auf der Uhlenhorst und befasst sich schon lange mit der Geschichte dieses Hamburger Viertels.
Mein Leseeindruck:
Die Autorin erzählt in diesem ersten Band ihrer Uhlenhorst-Trilogie die Geschichte der vier jungen Frauen Henny, Käthe, Ida und Lina. Die Handlung beginnt 1919, einige Monate nach dem Ende des 1. Weltkriegs, und geht bis 1948. Die Protagonistinnen kommen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, arbeiten in unterschiedlichen Berufen und leben in unterschiedlichen gesellschaftlichen Konstellationen. Eingebettet in die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der damaligen Zeit (Weimarer Republik, Inflation, Hitlers Aufstieg usw.) erleben sie Glück, Zweifel, Trauer, Freude - was das Leben eben ausmacht.
In jedem Absatz wird aus Perspektive einer der vier jungen Frauen erzählt. Mich hat allerdings total gestört, dass die Absätze sehr kurz sind. Nach ungefähr ein bis zwei Seiten wird zur nächsten Figur/Szene gesprungen, so dass ich überhaupt keinen Bezug zu den einzelnen Personen herstellen konnte. So kurz ist meine Aufmerksamkeitsspanne nicht und auch meine Hoffnung, dass es mit fortschreitender Seitenzahl besser würde, hat sich nicht bestätigt. Durch dieses „Gespringe“ zwischen den einzelnen Personen blieben diese sehr farblos und es fehlte ihnen jegliche Tiefe. Ich musste auch nach 400 Seiten immer wieder überlegen, von wem denn jetzt eigentlich die Rede ist.
Dabei waren einige gute Figuren dabei, aus denen man aber viel, viel mehr hätte herausholen können. Zum Beispiel wird die Protagonistin Henny als sehr ehrgeizig beschrieben, sie will etwas schaffen als Hebamme in der Frauenklinik Finkenau. Es wird aber kaum darüber geschrieben, was sie an ihrer Arbeit so liebt und wie ihre Arbeit dort überhaupt aussieht. Das wäre interessant gewesen, damit man einen Eindruck erhält, wie der Klinikalltag und die Arbeit der Ärzte und Hebammen damals aussah.
Natürlich gab es für die Hauptpersonen einen Alltag, aber wenn davon erzählt wird, dann doch bitte über das Leben damals. So hilft eine der Figuren den Wöchnerinnen nach der Geburt zu Hause – es wäre spannend gewesen, mehr über die Lebensumstände dieser Frauen zu erfahren. Stattdessen wird ständig über das verkorkste Liebesleben der reichen und verwöhnten Kaufmannstochter geschrieben , was mich überhaupt nicht interessiert hat und noch mehr nervte, als es in nahezu jedem ihrer Textabsätze wieder und wieder erwähnt wurde. Eine andere Romanfigur geht vorübergehend nach Costa Rica und mich hätte interessiert, was sie dort gemacht hat, wie z. B. die kaufmännische Arbeit in Übersee damals aussah. Das hätte für mich eher ein Bild der damaligen Zeit geschaffen. Eine andere Person macht Geld in Schallplatten, wie genau wird nicht geschrieben, aber dafür wird deren Gefühlsleben seitenweise durchgekaut.
Dabei gab es durchaus etliche interessante historische Details, z. B. dass 1919 Lehrerinnen nicht heiraten durften, da sie sonst den Anspruch auf die Pension verloren. Diese interessanten Punkte machten aber ungefähr 10% des Buches aus, der Rest war Banales aus dem Gefühlsleben der Figuren, die abwechselnd glücklich, unglücklich, traurig, einsam, voller Selbstzweifel usw. waren. Ab und zu hat die Autorin versucht, die Figuren in die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse einzubinden, aber meist hatte das etwas sehr Künstliches an sich.
Was beim Lesen immer wieder herausklang war die Liebe zu Hamburg und dem Viertel Uhlenhorst, daher mag das Buch für jemanden, der mit dieser Stadt verbunden ist, anders wirken. Ich empfand es jedoch wie eine TV-Soap, in der die Gefühlslagen der Figuren viel mehr im Vordergrund stehen als der historische Hintergrund. Schade, denn ich habe mir von dem Buch viel mehr versprochen. Vielleicht hat der Beiname Jahrhundert-Trilogie, der im Buchhandel, beim großen A und auch bei Wiki für die Reihe verwendet wird, bei mir zu große Erwartungen geweckt, die leider überhaupt nicht erfüllt wurden. Von mir gibt es enttäuschte
Der Schluss wurde nochmal spannend und das Buch endet mit einem Cliffhanger – aber ich werde mir den nächsten Band dennoch sparen.