Über den Autor
Jean-Paul Didierlaurent, 1962 in La Bresse/Elsass geboren, lebt nach einigen Jahren in Paris nun wieder in seinem Heimatort und arbeitet im Kundencenter eines Telekommunikationsunternehmens. 1997 hat er zum ersten Mal zwei Erzählungen bei einem Schreibwettbewerb eingereicht – und beide haben gewonnen. Seither hat er etliche preisgekrönte Kurzgeschichten geschrieben. ›Die Sehnsucht des Vorlesers‹ ist sein erster Roman.
Zum Buch
222 Seiten
26 Kapitel
Verlag: dtv premium
Klappentext von Amazon
Guylain Vignolles liebt Bücher und hasst seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Darum liest er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Regionalzug um 6 Uhr 27 laut ein paar Seiten vor, die er am Tag zuvor der Schreddermaschine entrissen hat: sein ganz persönlicher Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur.
Eines Tages entdeckt er im Zug einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer jungen Frau gespeichert ist. Tief bewegt liest er nun ihre Geschichten vor – und der Zauber springt auch auf die Mitreisenden über. Viel wichtiger aber noch: Die Geschichten verändern Guylains Leben von Grund auf. Er muss diese Frau finden!
Zum Inhalt
Guylain Vignolles, 36 Jahre alt und Maschinenführer in der Papierverwertungsfabrik STAR in Paris, fährt wie jeden Morgen von Montags bis Freitags mit dem 6:27 Regionalzug zu seiner Arbeit. Wie an jedem Morgen liest er in seinem Abteil auf seinem orangfarbenen Klappstuhl aus den letzten Fetzen der Seiten vor, die er der "Zerstör" entnommen hatte, jener monströsen Maschine, die tagtäglich tonnenweise seiner so geliebten Bücher vernichtete. Guylain hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen im Zug von diesen Büchern zu erzählen, aus ihnen vorzulesen und zwar immer nur seitenweise und immer ein anderees Buch. Mal hatte er 1 oder 2 Seiten retten können, mal mehr.
An solch einem Morgen fiel ihm bei Zuklappen seines Stuhlsitzes ein knallroter USB-Stick entgegen. Zuhause angekommen öffnet er den einzigen Ordner "Neuer Ordner" und ließt die über 70 Dateien, in der Hoffnung auf einen Hinweis, um den Stick an seinen Besitzer, bzw. seine Besitzerin zurückgeben zu können. Fortan ist das sein Bestreben und dabei hilft ihm sein guter Freund Guiseppe, dem er schon dabei half, seine beiden Beine wieder zu finden.
Es beginnt eine ungewisse Zeit in Guylains unaufgeregten Leben. Jeden Morgen vorlesen im Zug, dann an die monströse Zerstör und nach Feierabend duschen und zurück zu seinem Goldfisch und der Hoffnung, Julie zu finden...
Meine Meinung
Ich hatte ein poetisches Buch erwartet, mit viel Tiefe, mit der Magie der Bücher, bzw des Vorlesens. Das hat sich nicht ganz erfüllt. Auf 222 Seiten lässt sich ein so wunderbar ausgedachtes Thema nicht raumgreifend aufschreiben, da bleibt vieles auf der Strecke. Es hätte dem schönen Buch gut getan, ihm das doppelte an Seiten zur Verfügung zu stellen, denn dann hätte es mehr Tiefe gehabt. Doch das tut dem Buch keinen großen Abbruch. Man weiß, dass es 222 Seiten hat und dann ist man am Ende versöhnt.
Wunderschön erzählt Didierlaurent von der Zerstör, von ihrem gefräßigen Eigenleben, von ihrer Zerstörungskraft und dem ganzen Hass, den ihr Guylain entgegenbringt. Und das ganze in wunderbar poetischer Sprache, einfach nur unglaublich schön. Guylain selbst bleibt eher blass, wie alle Beteiligten in dem Buch. Die Tage wiederholen sich monoton, aber die Seiten der Bücher, die Guylain retten konnte, geben dem Buch ihren besonderen Charm, ihren Fair und entlocken einem mitunter mehr als ein Schmunzeln.
Sprache und Stil einfach nur sehr lesenswert von Anfang bis Ende. Ein leises Buch ohne viel Kraft und mit doch wunderschönen Passagen.
Hier kommt es nicht auf Beschreibungen an oder auf brillante Töne, hier kommt es auf die Macht der Worte an, darum geht es in diesem Büchlein.
Fazit: Ein Kleinod, welches man zu schätzen weiß, wenn man die nur 222 Seiten in Erinnerung behält.
Ich vergebe schöne