Jean-Paul Didierlaurent - Die Sehnsucht des Vorlesers / Le Liseur du 6 h 27

  • Über den Autor
    Jean-Paul Didierlaurent, 1962 in La Bresse/Elsass geboren, lebt nach einigen Jahren in Paris nun wieder in seinem Heimatort und arbeitet im Kundencenter eines Telekommunikationsunternehmens. 1997 hat er zum ersten Mal zwei Erzählungen bei einem Schreibwettbewerb eingereicht – und beide haben gewonnen. Seither hat er etliche preisgekrönte Kurzgeschichten geschrieben. ›Die Sehnsucht des Vorlesers‹ ist sein erster Roman.


    Zum Buch
    222 Seiten
    26 Kapitel
    Verlag: dtv premium


    Klappentext von Amazon
    Guylain Vignolles liebt Bücher und hasst seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Darum liest er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Regionalzug um 6 Uhr 27 laut ein paar Seiten vor, die er am Tag zuvor der Schreddermaschine entrissen hat: sein ganz persönlicher Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur.
    Eines Tages entdeckt er im Zug einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer jungen Frau gespeichert ist. Tief bewegt liest er nun ihre Geschichten vor – und der Zauber springt auch auf die Mitreisenden über. Viel wichtiger aber noch: Die Geschichten verändern Guylains Leben von Grund auf. Er muss diese Frau finden!


    Zum Inhalt
    Guylain Vignolles, 36 Jahre alt und Maschinenführer in der Papierverwertungsfabrik STAR in Paris, fährt wie jeden Morgen von Montags bis Freitags mit dem 6:27 Regionalzug zu seiner Arbeit. Wie an jedem Morgen liest er in seinem Abteil auf seinem orangfarbenen Klappstuhl aus den letzten Fetzen der Seiten vor, die er der "Zerstör" entnommen hatte, jener monströsen Maschine, die tagtäglich tonnenweise seiner so geliebten Bücher vernichtete. Guylain hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen im Zug von diesen Büchern zu erzählen, aus ihnen vorzulesen und zwar immer nur seitenweise und immer ein anderees Buch. Mal hatte er 1 oder 2 Seiten retten können, mal mehr.
    An solch einem Morgen fiel ihm bei Zuklappen seines Stuhlsitzes ein knallroter USB-Stick entgegen. Zuhause angekommen öffnet er den einzigen Ordner "Neuer Ordner" und ließt die über 70 Dateien, in der Hoffnung auf einen Hinweis, um den Stick an seinen Besitzer, bzw. seine Besitzerin zurückgeben zu können. Fortan ist das sein Bestreben und dabei hilft ihm sein guter Freund Guiseppe, dem er schon dabei half, seine beiden Beine wieder zu finden.
    Es beginnt eine ungewisse Zeit in Guylains unaufgeregten Leben. Jeden Morgen vorlesen im Zug, dann an die monströse Zerstör und nach Feierabend duschen und zurück zu seinem Goldfisch und der Hoffnung, Julie zu finden...


    Meine Meinung
    Ich hatte ein poetisches Buch erwartet, mit viel Tiefe, mit der Magie der Bücher, bzw des Vorlesens. Das hat sich nicht ganz erfüllt. Auf 222 Seiten lässt sich ein so wunderbar ausgedachtes Thema nicht raumgreifend aufschreiben, da bleibt vieles auf der Strecke. Es hätte dem schönen Buch gut getan, ihm das doppelte an Seiten zur Verfügung zu stellen, denn dann hätte es mehr Tiefe gehabt. Doch das tut dem Buch keinen großen Abbruch. Man weiß, dass es 222 Seiten hat und dann ist man am Ende versöhnt.
    Wunderschön erzählt Didierlaurent von der Zerstör, von ihrem gefräßigen Eigenleben, von ihrer Zerstörungskraft und dem ganzen Hass, den ihr Guylain entgegenbringt. Und das ganze in wunderbar poetischer Sprache, einfach nur unglaublich schön. Guylain selbst bleibt eher blass, wie alle Beteiligten in dem Buch. Die Tage wiederholen sich monoton, aber die Seiten der Bücher, die Guylain retten konnte, geben dem Buch ihren besonderen Charm, ihren Fair und entlocken einem mitunter mehr als ein Schmunzeln.
    Sprache und Stil einfach nur sehr lesenswert von Anfang bis Ende. Ein leises Buch ohne viel Kraft und mit doch wunderschönen Passagen.
    Hier kommt es nicht auf Beschreibungen an oder auf brillante Töne, hier kommt es auf die Macht der Worte an, darum geht es in diesem Büchlein.


    Fazit: Ein Kleinod, welches man zu schätzen weiß, wenn man die nur 222 Seiten in Erinnerung behält.


    Ich vergebe schöne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Ich habe "Die Sehnsucht des Vorlesers" gemütlich an einem Sonntagnachmittag gelesen (oder zumindest beendet); und ich würde sagen, genau so sollte dieses Buch gelesen werden!


    Zugegeben, ich war schon bevor ich angefangen hatte die Geschichte zu lesen, ein bisschen verliebt in dieses Buch. Ich weiß gar nicht genau, warum. Vielleicht lag es an diesem gelblichen Farbton von ausgeblichenem Pergament des Covers (das ja wohl hundertmal schöner ist als das des Originals), oder an dem Titel...


    Naja, zumindest hat mich der Inhalt auch nicht enttäuscht.
    Die Geschichte wird sehr ruhig und angenehm erzählt und auch wenn keine extreme Spannung aufkommt, will man doch wissen, wie es letztendlich ausgeht und ob


    Im Klappentext klingt es für mich ein bisschen so, als würde Guylain den USB-Stick mit Julies Dateien schon direkt am Anfang der Geschichte finden, aber eigentlich passiert dies erst in der Mitte des Buches. Und auch, wenn es von da an etwas mehr Fahrt aufnimmt, fand ich auch die Handlungsstränge, die schon vorher vorkommen (den über Guylains ehemaligen Mitarbeiter und Freund Giuseppe, und den über seine Besuche in der Seniorenresidenz) auch sehr schön.


    @Tanni hat schon Recht, wenn sie sagt, dass das Buch vielleicht etwas zu kurz geraten ist und über ein paar Dinge, die nur kurz angerissen wurden, hätte ich auch gerne noch mehr erfahren. Aber im Großen und Ganzen hat mir das Buch schon sehr gut gefallen: Ich mochte die Figuren, ich mochte die Handlung und ganz besonders mochte ich die Sprache und die Rolle, die ihr in dieser Geschichte zukommt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Meine Meinung:


    Das war eine schöne Geschichte mit einem tollen und ruhigen Schreibstil.Die Figuren bleiben tatsächlich oberflächlich,aber das ist bei der Geschichte gar nicht schlimm,weil der Schreibstil viel rausreißt.


    Mir haben auch das Cover und die Aufteilung der Kapitel,sowie die Farbschrift gut gefallen.Außerdem sind die Geschichten,die Guylain vorliest,ebenfalls besonders hervorgehoben


    Das Buch hat mir Spaß gemacht,mir hat nichts gefehlt


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Buch habe ich gestern (an einem Sonntag :wink: ) gelesen, allerdings im Original.
    Sehr schönes Buch, amüsanter Schreibstil und wunderbare Passagen - sehr zu empfehlen :)


    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Hab das Buch auch durch und ich liebe es.


    Nicht nur eine schöne Geschichte, auch das Buch ist wunderschön gestaltet. Ich mag leicht entrückte Charaktere dich nicht nach Schema F handeln. Das Buch und seine Geschichte haben mich ein wenig and die Fabelhafte Welt der Amelie erinnert. Also werd ich doch glatt die Gelegenheit nutzen und mir diesen Film am Wochenende nochmal anschauen.


    Ich persönlich kann das Buch nur wärmstens Empfehlen.


    P.S.
    Und ein großen Dank an den / die mir unbekannten für das Reinstellen in den Adventskalender. Ich fürchte das Buch wäre anderweitig eventuell an mir vorbeigegangen.


    DANKESCHÖN

  • Ich kann mich @Juju zu 100% anschließen. Ein wunderbares Buch, welches in seiner Philosophie an "Die fabelhafte Welt der Amelie" erinnert und doch einen ganz eigenen Charme hat. Es spielt die leisen Töne, regt dennoch zum Nachdenken an und hinterlässt ein Lächeln im Gesicht. Die Aufmachung des Buches, mit den Prägungen auf dem Cover, den weichen Farben und dem liebevoll gestaltetem Inneren gefällt mir außerordentlich gut.


    Auch ich wäre ohne den Adventskalender wohl nicht auf die Idee gekommen, dieses Buch zu lesen und kann somit sagen, dass ich auch ohne Sachpreis beim Adventskalender gewonnen habe.

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Trotz einer Nacht, die ich ohne viel Schlaf, statt dessen mit viel Buch verbracht habe, sitze ich seit einer Stunde hier und lächle vor mich hin. Mehr kann ich im Moment nicht sagen. :D:love:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Dieses Buch stürzt mich in eine Leseflaute, die nun schon seit acht Stunden anhält. :| Donnerstag ist mein freier Tag, den ich normalerweise nutze, um liegengebliebene Hausarbeit wegzuschaffen und stundenlang zu lesen. Auch wenn das nächste Buch schon ausgesucht ist, will ich nicht. ?(
    Wenn man etwas Gutes gegessen hat, will man den Geschmack möglichst lange im Mund behalten und isst nicht direkt was hinterher. Ich möchte den Geschmack des Buches möglichst lange behalten. (Die Hausarbeit liegt übrigens auch brach.)


    Zuerst dachte ich, die Geschichte wäre ähnlich aufgebaut wie "Liebe mit zwei Unbekannten " von Antoine Laurain, wo ein Mann sich in eine Frau verliebt, deren Handtasche er gefunden hat. Doch ich habe mich geirrt, Didierlaurent hört auf, wo Laurain anfängt.
    Der Autor hat genau den richtigen Moment für den Schluss gesetzt:

    Alles ist gesagt, alles ist offen.


    Was mir auch gefällt: Dass die Protagonisten keine "schönen" sauberen Berufe habe, sondern mit Müll, bzw. Sch***e ihr Geld verdienen. Gabs das schon mal:


    Mein Mann fragte schon ein paar Mal, warum ich so grinsen würde. "Weil ich so ein schönes Buch gelesen habe." "Muss man deswegen den ganzen Tag rumlaufen und grinsen?" JA. :lol::D:lol:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Meine Meinung:
    Dieses Buch habe ich in einer Buchhandlung entdeckt und aufgrund Optik, Titel und Beschreibung auf meine Merkliste gesetzt. Später las ich auf Blogs und in Foren davon und als es im Dezember in einem Adventskalender erschien und ich es nicht gewann ;-), beschloss ich mir das Buch zu kaufen.


    Der liebevoll geschriebene Roman handelt von einfachen Personen mit ebenso einfachen, aber für Protagonisten eher ungewöhnlichen Berufen.


    Guylain arbeitet in einer Papierverwertungsfabrik. Gibt man diesen Begriff bei Google ein, erscheinen lauter Verweise zu diesem Buch. Bei uns in der Schweiz würde man da wohl Altpapier-Recyclingsfirma dazu sagen. Am Ende seines Arbeitstages steigt Guylain in die Schreddermaschine und putzt sie von innen. Dabei "stiehlt" er jeweils einige ganz gebliebene Papierblätter, die er in der Maschine findet. Er trocknet sie über Nacht; morgens auf dem Weg zur Arbeit liest er den Text im Regionalzug laut vor. Die Pendler im Zug freuen sich über die morgendliche Abwechslung.
    Im Eingangsbereich der Fabrik kommt er an Pförtner Yvon vorbei, der Guylain jeweils mit einem Vierzeiler begrüsst. Ihr Chef ist ein Despot und so freut Guylain sich auf die Wochenenden, an denen er seinen im Rollstuhl sitzenden Freund Guiseppe besucht. Guiseppe hat ein spezielles Hobby: er sammelt von einem bestimmten Buch alle Ausgaben und Guylain hilft im dabei. Als Guylain eines Morgens im Zug einen USB-Stick findet, revanchiert Guiseppe sich bei ihm und hilft den Eigentümer zu finden. Es stellt sich heraus, dass der Stick einer Frau gehört. Vorerst wissen sie nur, dass sie Julie heisst, als WC-Putzfrau arbeitet und Kacheln zählt. Guylain ist fasziniert von ihren Zeilen und möchte ihr den Stick unbedingt zurückgeben. Auch die Bewohner vom Altersheim, in dem Guylain Samstags neuerdings vorliest, rätseln fleissig mit. Julies Dateitexte vom USB-Stick bringen Leben ins gewaltig eintönige Leben von Guylain.


    Bald darauf ist das 224-seitige Buch auch schon fertig. Der Grund für Guiseppes Sammelwut fand ich amüsant und kreativ, die Goldfischgeschichte eher traurig, die Suche nach Julie war am spannendsten, obwohl sie eigentlich aktionsarm ist.


    Ich erwartete ein kleines, feines Juwel. Die Geschichte fand ich zwar herzig und sie ist auch anders als "üblich". Sie ist ganz leise humorvoll, aber weder melancholisch noch emotional und wirkt dadurch doch etwas oberflächlich. Vielleicht weil praktisch alle Charaktere etwas kurlig und gefühlsarm sind. Sie mögen ihre Berufe nicht sonderlich und haben eintönige Leben. Jeden Tag, jedes Wochenende derselbe Ablauf. Diese Oberflächlichkeit wundert deshalb nicht, denn wer alles mit sich geschehen lässt und nichts ändern mag, zeigt auch sonst nicht viel Gefühl. Der Autor schreibt seine Geschichte also glaubhaft. Dennoch habe durch die Online-Begeisterungsstürme "mehr" erwartet.


    Das Printbuch ist sehr schön gestaltet, die vorgelesenen Blätter werden in einer andern Schrift hervorgehoben.
    Leider klappt das auf dem eBook (Tolino) nicht wirklich. Es störte mich extrem, dass auf einer ganze Seite einfach nur ein grauer Rahmen ohne Text und auf der nächsten Seite nur etwa 5 Zeilen im grauen Rahmen stehen. Oder ein bisschen Text, dann nur noch leerer Rahmen und auf der nächsten Seite zuerst leerer Rahmen, dann wenig Text. Beim Lesen hatte ich deswegen das Gefühl, nicht alles lesen zu können.
    Erst auf ADE konnte ich erkennen, dass dieser leere Teil ganz blass bedruckt ist und auf der nächsten Seite normal gedruckt wiederholt wird. Absolut nicht lesefreundlich gestaltet und deshalb empfehle ich bei diesem Roman das Printbuch zu kaufen. Das Auge isst, bzw. liest nunmal mit!


    Fazit:
    Sympathische Charaktere in einer einfachen, aber doch gerade deshalb besonderen Geschichte. 4 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Auch ich habe dieses wunderbare Buch förmlich inhaliert. Besonders gelungen fand ich die bildgewaltige Sprache - die Maschine der Papier-Verwertungsfabrik konnte ich wie ein böses Tier direkt vor meinem inneren Auge sehen. Die beiden Hauptprotagonisten, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ähneln sich in ihrer stillen, liebenswerten Art und waren mir sofort sympathisch. Hervorzuheben ist zudem der feine Humor und Charme dieser Geschichte.
    Der Roman hat von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: bekommen. Der halbe Stern Abzug aber nur, weil ich auch der Meinung bin, die Geschichte hätte an manchen Stellen etwas ausführlicher sein können oder besser gesagt, ich hätte so gerne noch mehr über Guylain gelesen.

  • Inhalt
    Guylain Vignolles liebt Bücher und das Lesen, hasst aber auch seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Heimlich stiehlt er einzelne Seiten aus der Schreddermaschine und liest diese jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Zug vor. Seine Mitfahrer genießen die Zeit mit ihm und lauschen jedem einzelnen Ton. Eines Morgens findet er einen USB-Stick bei seinem Stammplatz und nimmt ihn mit. Darauf findet sich 72 Dateien, in denen eine gewisse Julie über ihr Leben und ihren Job schreibt. Guylain ist total fasziniert von der Autorin und möchte sie unheimlich gerne kennen lernen.


    Meine Meinung - Achtung, mit Spoiler
    Ja, das Cover hat mich wirklich angesprochen. Es hat so eine gewisse ruhige und sehnsüchtige Stimmung. Dazu wusste ich, dass ziemlich viele Leser von dem Buch begeistert waren, weshalb ich spontan dazu griff.


    Guylain Vignolles ist 36, lebt allein mit einem Fisch und ist eigentlich ganz schüchtern. Er liebt Bücher und hat einen Job, bei dem er Bücher vernichtet. Jeden Morgen im Zug zur Arbeit liest er aus seiner Seitensammlung. Diese sind die Überlebenden der Schreddermaschine, die er jeden Tag bedient. Heimlich fischt er sie heraus und bringt sie in Sicherheit. Dann findet er einen USB-Stick, den scheinbar eine Julie verloren hat, denn darauf finden sich Texte von ihr, die ihn irgendwie berühren.


    Guylain hat zwei gute Freunde, die auf ihre Weise äußerst skurril sind. Zum einen Yvon, der ebenfalls in der Fabrik arbeitet. Der große Mann ist Wachmann, mit einer Schwäche für das Theater. Er spricht nur noch in Versen, weshalb so mancher von ihm irritiert ist. Zum anderen ist da Guiseppe. Er hat ebenfalls in der Fabrik gearbeitet und Guylain mit ausgebildet, doch dann hatte er einen Unfall, bei dem er seine Beine verlor. Nun ist er davon besessen ein bestimmtes Buch in einer bestimmten Auflage zu finden, denn diese Bücher haben etwas mit seinem Unfall zu tun.


    Wo das Cover noch eine gewisse Stimmung aufzeigte, war auf den Seiten eher Tristheit zu finden. Guylain wurde für mich so gut wie nicht sympathisch. Ja, es hat ein romantisches Bild, dass ein Mann jeden Morgen seinen Zuhörern etwas vorliest, doch das war es auch. Er wirkte irgendwie stumpfsinnig. Dauernd jammert er, dass er seine Arbeit nicht ausstehen kann, dass es ihm das Herz bricht Bücher zu zerstören, doch er versucht nicht da raus zu kommen. Er denkt nicht einmal daran, dass er sich auch einen anderen Job suchen könnte. Er lügt sogar seine Eltern wegen des Jobs an, weil es ihm peinlich ist. Diese Einstellung konnte ich einfach nicht verstehen.


    So folgt man also Guylains tristem Alltag, den er einfach nicht durchbrechen will. Es gibt nur wenige Ausbrüche aus diesem Grau. Dann findet er einen USB-Stick und ist besessen von den Texten darauf. Er schleppt sie überall hin mit, liest nur noch daraus und verliebt sich in die Vorstellung von der Frau, die sie geschrieben hat.


    Hier könnte man sagen, dass er eine Sehnsucht nach dieser Frau entwickelt, die ihn sogar seinen Job weniger schlimm erscheinen lässt. Wobei man natürlich ihre Texte mit ihm liest. Nach dieser Lektüre wurde mir aber absolut nicht klar, wie er sich da so verlieben konnte. Mal ehrlich, sie schreibt über ihren Job und dieser scheint nicht sonderlich angenehm zu sein.


    Am meisten hat mich aber eine Szene zum Ende hin gestört. Guylain findet heraus, wo Julie arbeitet und will sie treffen. Die Frau, die er aber dort trifft, entspricht nicht seinen Erwartungen, weshalb er sich traurig zurückzieht. Es hat mich wirklich irritiert. In den Texten gab es keine Beschreibung von ihr und nur weil sie seiner Vorstellung nicht entspricht, ist es schmerzlich für ihn. Natürlich gibt es später noch ein richtiges Happy End, doch es konnte mich nicht mehr wirklich überzeugen.


    Fazit
    So schön dieses Buch auch scheint, so enttäuschend war schließlich der Inhalt. Der Autor schreibt zwar überaus flüssig und irgendwie auch fesselnd, aber das Geschriebene selbst ist eher trist und drückend. Ich konnte Guylains Sehnsucht nicht nachvollziehen und ihn als Protagonist einfach nicht ins Herz schließen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ein Buch, das mich etwas zwiegespalten zurücklässt: ?( Einerseits werden die Menschen so beschrieben, wie sie tatsächlich sind – nett, eklig, arrogant, schüchtern, lustig, böse, einsam, dumm, lieb, mitfühlend und vieles mehr. Andererseits sind mir die Schilderungen teilweise zu detailliert und realitätsnah. Die täglichen Erlebnisse einer Klofrau in einer öffentlichen Toilette sind schon sehr detailliert geschrieben, der Autor nimmt da kein Blatt vor den Mund und ich kann mir so richtig vorstellen, dass die Menschen echt so sind. :twisted::puker: ABER: Will ich das wirklich so detailliert in einem Buch lesen? :-s Obwohl es andererseits teilweise auch witzig ist und ziemlich gut zu Papier gebracht wurde. Man sollte zumindest nicht unbedingt beim Lesen essen. :mrgreen:


    Sprachlich ist es wirklich schön, ich habe mit den vernichteten Büchern richtig mitgefühlt und fast schon den Eindruck bekommen, sie hätten eine Seele. Es tut schon fast körperlich weh, von der zerstörenden Arbeit der Bestie zu lesen. :pale:


    Ich empfand das Buch zunächst ziemlich trist und fast schon deprimierend, wofür ich nicht viele Sterne vergeben wollte. Der Schluss reißt es aber total raus - plötzlich liegt völlig überraschend etwas unglaublich Schönes in der Luft und überlagert alles Vorherige. Eine Geschichte, die auf jeden Fall nachklingt, mit einer Hauptfigur, die eine gute Entwicklung durchmacht und es – völlig unbewusst – schafft, in ihrem tristen Alltag Licht und Freude in das Leben anderer Menschen zu bringen.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Eine nette Geschichte wirklich schön erzählt - nicht zu viel, nicht zu wenig… aber ganz so hingerissen wie alle anderen bin ich nicht. Die Aufmachung gefällt mir gut, die Wahl der Farben, die unterschiedlichen Gestaltungen der Seiten, das Cover, aber die Figuren fand ich recht blass, auch wenn sich der Autor alle Mühe gegeben hat. Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt beim Lesen, war auch sehr schnell durch das Buch durch. Aber ich glaube nicht, dass es einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wird. Schöne leichte Unterhaltung für ein paar schöne Stunden. Aber das ist auch gut so, das braucht es auch im Leben, um Spaß zu haben. :wink:

  • Über das Buch:


    Genre: Roman
    Format: Taschenbuch
    Verlag: dtv
    Seiten: 223
    Preis: 14,90Euro
    Erschien: 2015
    Originalsprache: Französisch
    Originaltitel: Le Liseur du 6 h 27 erschien 2014
    ISBN: 978342326078


    Inhalt:


    Guylain Vignolles liebt Bücher und hasst seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Darum liest er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im 6-Uhr-27-Regionalzug laut ein paar Seiten vor, die er tags zuvor heimlich der Schreddermaschine entrissen hat: sein Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur. Eines Tages findet der schüchterne Maschinenführer im Zug jedoch einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer ganz besonderen jungen Frau gespeichert ist ….


    Das Cover:


    Ich finde das Cover wunderschön. Es lädt einen richtig zum Träumen ein.


    Die ersten 3 Sätze:


    Einige Menschen kommen taub, stumm oder blind zur Welt. Andere tun ihren ersten Schrei mit einem schielenden Auge, einer Hasenscharte oder einem Feuermal mitten im Gesicht. Manche werden auch mit einem Klumpfuß geboren oder ihnen fehlt gleich ein ganzes Körperteil.


    Meine Meinung:


    Dieses Buch erzählt über 2 Außenseiter und wie sie ihr Leben trotzdem super meistern. Guylain arbeitet in einer Fabrik, die Bücher zerschreddert. Das wäre der Horror für mich. Auch für Guylain ist es kaum zu ertragen. Deshalb rettet er jeden Tag ein paar Seiten,von seinen geliebten Büchern, aus der Maschine. Als letzte Ehre und als Protest liest er die Seiten jeden
    Tag um 6:27Uhr im Regionalzug laut vor. Man spürt dabei richtig, wie er die Bücher liebt. Ich finde es auch schön, das immer wieder braune Seiten im Buch verteilt waren, worauf die Geschichten standen, die er im Zug vorgelesen hat. Dieses Seiten hatten auch andere Seitenzahlen.
    An einen Montagmorgen findet Guylain einen USB-Stick mit einer besonderen Geschichte. Daraufhin passieren ihm Dinge, die vorher nicht passiert wären.
    Das Buch hat mich so gefesselt, weil die Charaktere so sympathisch beschrieben werden und man schnell wissen wollte, wie es weiter geht.
    Ich hatte das Buch an einen Tag durch. Wenn ich auch sehr toll fand, war Yvon. Er arbeitete auch in der Fabrik und liebt die Lyrik.
    Das Buch gibt auch einen viele Ratschläge fürs Leben und das Ende fand ich besonders toll.


    Fazit:


    Ein super Roman zu der liebe zu Büchern und einer besonderen Liebe zweier Außenseiter.


    Über den Autor:


    Jean-Paul Didierlaurent, 1962 in La Bresse/Elsass geboren, lebt nach einigen Jahren in Paris nun wieder in seinem Heimatort und arbeitet im Kundencenter eines Telekommunikationsunternehmens. 1997 hat er zum ersten Mal zwei Erzählungen bei einem Schreibwettbewerb eingereicht – und beide haben gewonnen. Seither hat er etliche preisgekrönte Kurzgeschichten geschrieben. ›Die Sehnsucht des Vorlesers‹ ist sein erster Roman.


    Wie viele Sterne?



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17

  • Obwohl ich nicht wirklich viel zum Lesen komme, habe ich dieses Buch innerhalb 3 Tagen beendet. Es lässt sich sehr flüssig und einfach lesen.
    Zugegeben, ich hatte etwas mehr erwartet, mehr Tiefgang und mehr Details zur Liebe der Bücher...
    Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Charaktere waren durchwegs gut beschrieben und ich fand sie sehr sympathisch ...
    Auch die triste, düstere Stimmung im Zerstörer wurde gut rüber gebracht und ich fühlte mich regelrecht in den Krieg versetzt.


    Ein gutes Buch, was einerseits sehr unterhaltsam ist, aber auch zum Nachdenken anregt.
    Das einzige was mich gestört hat war der Schluss ... für mich kam er zu schnell und hat einige Fragen in mir offen gelassen. Ich hätte gerne gewusst, wie das Leben gewisser Personen weiter verläuft.

  • Das erste Buch des Jahres hat mir sehr gut gefallen! :thumleft:
    Eine wunderschöne, federleichte und romantische kleine Geschichte. Ein einsamer Maschinenführer, der Bücher liebt und rettet, ein Rollstuhlfahrer, der seine Beine sucht und sogar findet und eine Klofrau mit schriftstellerischen Ambitionen.
    Der 36jährige Guylain arbeitet in einer Fabrik, die Altpapier verarbeitet. Er hasst seine Arbeit an einer großen Maschine, die Bücher zerhäckselt. Immer wieder "rettet" er einige Seiten dieser Bücher. Diese einzelnen losen Blätter liest er in der U-Bahn morgens auf dem Weg zur Arbeit laut vor. Den anderen Fahrgästen gefällt das, eines Tages wird Guylain sogar gebeten, in einem Altenheim vorzulesen. Sein beschauliches Leben ändert sich erst, als er einen USB-Stick findet, mit Tagebucheintragungen einer jungen Frau, die ihre Arbeit als Klofrau in einem Einkaufszentrum beschreibt. Guylain findet die Texte der jungen Frau sehr faszinierend und begibt sich auf die Suche nach ihr.
    Dieses Buch ist was für Zwischendurch und was fürs Herz :love::love::love:


    von mir gibts :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: . (ein halber Punkt Abzug für die allzu ausführlichen Beschreibungen von Julies Arbeitsplatz und der dortigen Geräusche. :-#

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)