Beiträge von Igela

    Herrlich sarkastisch!


    Klappentext (Quelle Amazon):



    »Denken Sie bitte daran, dass das Buffet nussfrei sein muss, da mein Sohn hochallergisch ist.«

    Natürlich, aber auf dem Elternabend sind ja keine Kinder dabei!?

    »Ich bringe Becher mit.«

    Prima, da sind Sie die vierte. Und was ist mit Getränken?



    Jennifer Dixon ist die neue Elternsprecherin der Vorschulstufe der William-H.-Taft Grundschule. Ihr Sohn Max ist in der Vorschulklasse und es ist für Jennifer selbstverständlich, sich zu engagieren. Die Mails, die sie an die anderen Eltern schreibt, kommen nicht immer gut an. Jenn muss sich mit so einigem herumschlagen…von den teils überempfindlichen Eltern bis zu einer Geburtstagsparty, die sie für den 5jährigen Max organisiert, und die aus dem Ruder zu laufen droht....bis zu Liebesproblemen ihrer älteren Teenagertöchter Vivs und Laura.



    Eigentlich ist diese Geschichte ein einziges grosses Klischee. Und wie so oft, amüsieren und unterhalten klischeebeladene Geschichten. Hier spielt eine amerikanische Ehefrau und Mutter die Hauptrolle, die sich in der Vorschule ihres Nachzüglers engagiert. Etliche der anderen Eltern sehen ihr Kind als der Nabel der Welt an, und verlangen von nussfreier Nahrung bis zu lehrreichen Ausflügen so einiges von der Schule. Dass, da so manches mal Rücksichtnahme oder Verständnis für die anderen Kinder und / oder die anderen Eltern auf der Strecke bleibt wird als gegeben angesehen.

    Die Figur Jennifer ist sehr gut gelungen. Sehr sarkastisch und mit viel Liebe und Hingabe für ihre drei Kinder, versucht sie in Form zu bleiben um ihrem Ehemann eine ansprechende und liebevolle Frau zu bleiben. Auch wenn sie einen lauwarmen sms Flirt mit einem anderen Vater verfolgt. Allerdings frage ich mich, was Jenn den lieben langen Tag denn so treibt? Denn, ausser sich mit dem persönlichen Fitnesstrainer im Keller des Hause zu stählen, Mails zu versenden und ihren Sohn abzuholen, tut Jenn nicht viel.

    An die Mails, die Jenn an die Eltern schreibt, musste ich mich gewöhnen. Denn, diese sind so überspitzt sarkastisch geschrieben, dass ich sie zu Beginn zu überdreht fand. So schreibt einfach niemand…ausser wohl Jenn. Ich empfand sie nach einer Eingewöhnungsphase doch noch ganz witzig, auch wenn ich das ganze Buch über nicht in grosse Lacher ausgebrochen bin. Gelacht habe ich darüber, dass Jenn unter den Vätern beim Elternabend eine alte Liebe entdeckt…und, sie ihn wie in der Schulzeit konsequent "SoEinHottie" nennt...Ueber solche Perlen konnte ich lachen und schmunzeln.

    Der Schreibstil ist humorvoll und er beinhaltet etliche witzige Dialoge.

    Ich war direkt froh, drehte sich nicht alles nur um Schule und überbesorgte Eltern. Gerade die beiden Teenietöchter bringen Abwechslung in Spiel. Denn sie studieren zwar ausserhalb und verbringen wenig Zeit mit der Familie. Doch wenn sie nach Hause kommen, wird plötzlich anderes als Schulbelange wichtig für Jenn, und es geht rund.

    Mir hat das Thema, dass man auch mit unterschiedlichen Ansichten und Arbeitsweise zusammen arbeiten kann, sehr gefallen. Denn Jenn rappelt sich mit ihrer ärgsten Feindin zusammen und dabei decken sie sogar noch eine mysteriöse Sache auf.

    Diese Geschichte empfand ich zu keiner Zeit oberflächlich und platt, wenn auch vielleicht meine Einleitung in diese Rezension, dies vermitteln könnte. Ich empfand das Buch als humorvoll, wenn auch einige Passagen als leicht überspitzt.

    Mich hat das Buch gut unterhalten, als Leser sollte man gewappnet sein, dass sich vieles um Schule und Kinder dreht.

    Wunderbar!


    Klappentext (Quelle Amazon): Die Liebe ist das hellste Licht, das es gibt

    Nach ihrem herzerwärmenden BILD-/#1 Amazon Bestseller & Kindle Jahresbestseller 2017 „Kein Himmel ohne Sterne“ entfacht Michelle Schrenk erneut ein Feuerwerk der Gefühle und zeigt, dass wahre Liebe ewig währt.

    Hanna ist glücklich. Meistens. Außer wenn sie sich Erinnerungen an Josh erlaubt – ausgelöst durch den Klang einer Gitarre, den Geruch von Leder oder wenn Lichter die Dunkelheit erhellen. Doch von Josh will sie nicht mehr träumen. Fast zwanzig Jahre ist es her, dass der Junge, der damals die Welt für sie bedeutete, sie in den Scherben ihres jungen Lebens zurückgelassen hat. Ihm zu verzeihen, kommt also überhaupt nicht für sie infrage. Wäre da nicht Mo, der Mann, der wie ein Vater für Hanna und Josh war und der die beiden auf eine Reise in ihre Vergangenheit mitnimmt – bis sie erkennen, wie wichtig es ist, das Licht am Horizont nicht zu verlieren. Emotional und warmherzig. Eine berührende Geschichte über den Wert der Erinnerungen und der Suche nach dem Glück.



    Hanna Lindner trifft nach 15 Jahren ihre damalige Jugendliebe Josh wieder. Die beiden hatten eine problembeladene Kinder- und Jugendzeit, da in beiden Elternhäusern sehr viel schief lief. Sie gaben sich Halt und waren sehr ineinander verliebt. Die Trennung damals für Hanna ein Schock, den sie nie überwunden hat. So ist sie dann auch nicht begeistert, als sie von Mo, der sie und Josua damals unter seine Fittiche genommen hat, zum runden Geburtstag eingeladen wird. An dem Fest trifft sie Josh, und Hanna zeigt ihm die kalte Schulter. Doch Mo und seine Frau Erika haben sich eine besondere Überraschung für Hanna ausgedacht.


    Schon lange nicht mehr, hat mich ein Buch so berührt wie "Kein Horizont ohne Licht". Die Autorin hat meisterhaft das Grundthema des Buches "Erinnerungen" in eine schlüssige Handlung verstrickt. Sehr tiefsinnig ist der Schreibstil, der mich so manches mal nachdenklich gemacht hat.

    "Denn wenn wir uns in dem, was wir verloren haben, verlieren, reisst das auch Wunden auf, die wir nicht mehr öffnen wollen ."(Seite 185)

    Immer wieder, musste ich Sätze zwei mal lesen, um sie richtig zu erfassen. Nicht weil der Schreibstil besonders kompliziert gewesen wäre, sondern um die Bedeutung zu geniessen und darüber nachzudenken. Sehr ausdrucksstark, mit einem flüssig zu lesenden und einfach gehaltenen Schreibstil, bringt Michelle Schrenk die Story auf den Punkt.

    Die Geschichte ist in Ich Perspektive aus der Sicht von Hanna geschrieben. Ab und zu sind kursiv geschriebene Rückblicke in die Vergangenheit eingeflochten. Ebenfalls in Ich Perspektive, aus der Sicht von Hanna. Da ist die Gefahr gross, dass die anderen Figuren blass daher kommen. Das ist hier ganz und gar nicht der Fall. Im Gegenteil! Die Gefühle von Mo, Erika und Josh wurden so gut rübergebracht, dass man als Leser auch in der Beobachterperspektive ihre Träume, Ängste und Gefühle nachvollziehen kann.

    Neben dem Grundthema Erinnerungen, wird auch Trennung, schwierige Kindheit und eine Krankheit, die ich hier spoilern muss, thematisiert. Gerade letzteres sehr sensibel und authentisch. Mich hat vor allem dieser Punkt sehr berührt.

    Das Buch ist sehr romantisch, und ich habe es zu keiner Zeit als kitschig empfunden. Doch auch Spannung habe ich empfunden.... wollte ich doch unbedingt wissen, was damals vor 15 Jahren geschehen ist. Und wie es zu der Trennung kam. Dadurch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, und ich habe gelesen und gelesen, bis auch dieser Punkt aufgeklärt war.

    Die Figuren sind hervorragend charakterisiert und mir ans Herz gewachsen. Ich bin ein bisschen traurig, dass ich nun von ihnen Abschied nehmen muss.

    Dieses Buch ist definitiv nicht ein reines "Friede, Freude, Eierkuchen " Buch, sondern spricht auch Themen an, die alles andere als das sind. Wie im realen Leben halt eben auch!

    Zu ausschweifend!


    Klappentext (Quelle Amazon):


    Wieder und wieder sieht Andrea Oliver das Gesicht ihrer Mutter Laura vor sich: gelöst, gutmütig, beherrscht – während sie einem Menschen das Leben nimmt. Nur knapp konnten sie beide einer grauenvollen Schießerei entkommen. Andrea will Antworten, doch stattdessen zwingt ihre Mutter sie in eine riskante Flucht. Weil sie verfolgt wird. Weil sie ein dunkles Geheimnis hat. Andrea folgt dem Befehl ihrer Mutter. Doch je weiter sich ihr die wahre Identität dieser Frau enthüllt, desto mehr entpuppt sich ihr Leben als eine Lüge. Wer ist ihre Mutter wirklich?



    An Andreas 31. Geburtstag, den sie mit ihrer Mutter Laura in einem Café feiert, geschieht Schreckliches. Ein Mann überfällt das Café, tötet zwei anwesende Frauen und nur Laura ist es zu verdanken, dass sie überleben. Denn sie tötet den Mann und rettet so ihre Tochter. Ein Video, das auftaucht, zeigt jedoch alles andere als Notwehr, sondern eine entschlossene Laura, die gezielt mordet.

    Schon da hat Andrea erste Zweifel, die sich vertiefen, als ihre Mutter erneut überfallen wird und auch dieser Mann getötet wird. Andrea flieht auf Verlangen ihrer Mutter und entdeckt dabei, dass Laura nicht die ist, für die sie sich ausgibt…und ihr ganzes Leben aus einer Lüge besteht.


    Da ich schon mehr von Karin Slaughter gelesen habe, wusste ich, dass ihr Schreibstil sehr detailliert ist. So war ich gewappnet….doch hier in diesem Buch hat die Autorin es eindeutig übertrieben. Denn ständig schweift sie ab und bauscht Unwesentliches auf. Immer wieder werden Details bis ins Allerkleinste erörtert. Schon den Start empfand ich als sehr zäh. Ich hatte wirklich grosse Mühe in die Geschichte rein zu finden. Einige brenzlige Szenen zu Beginn haben mich zum Glück bei der Stange gehalten. Etwas besser Punkto Spannung wurde es, als auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt wird. Durch diesen überraschenden Perspektiv und Zeitenwechsel im 1986, bekam die Story etwas Schwung und die Abwechslung tut gut. Wobei auch da übertrieben detailliert beschrieben wurde. Und ich mich doch durch etliche langatmige Szenen beissen musste. Etwas mühsam sind auch die Wiederholungen. So wird zum Beispiel jedes Detail der Tat in dem Café, bei der man als Leser haunah dabei war, anhand eines Videos noch mal endlos durchgekaut. Und dies nur, weil die Ermittler, sich dieses Video ansehen. Da kam leichte Langeweile bei mir auf. Sehr gut hat mir hingegen gefallen, wie der Schock und das Trauma von Andrea während und nach der Tat beschrieben wurde. Da denkt man sich, dass es genau so wäre, wäre man in der Situation wie Mutter und Tochter.

    Die Geschichte ist anspruchsvoll, da in zwei verschiedenen Zeitebenen, mit etlichen Figuren und wie gesagt mit einem ausschweifenden Schreibstil erzählt wird.

    Die Handlung ist logisch aufgebaut. Und man will irgendwann schon wissen, was in Lauras Vergangenheit geschehen ist. Von daher, habe ich schon Spannung empfunden. Doch leider war die Handlung zu konstruiert und die Szenen, in denen mein Puls höher schlug, zu wenig, dass man hier von einem Thriller sprechen kann. Dieser blinzelte erst gegen Schluss hervor.

    Die Figuren, allen voran Andrea, waren mir nicht wirklich sympathisch. Wenn auf der Flucht, die Kleidung, die Andrea trägt, so ein grossen Problem ist, dass der zu grosse und scheuernde BH ein paar mal erwähnt und von ihr beklagt wird, macht das eine Figur halt einfach nicht besonders sympathisch…sondern oberflächlich und überheblich. Andrea begibt sich in Situationen, in die sich jemand mit einem gesunden Menschenverstand einfach nicht begibt. Da drängt sich bei mir doch die Ueberlegung auf, ob diese Figur gezielt so unbedarft und naiv skizziert wurde, damit die Handlung ein Hauch von Spannung erhält?

    Dies ist ganz sicher nicht eines der besten Bücher von Karin Slaughter. Da gibt es spannendere, mit mehr Thrill!

    Auf nach Lappland....


    Die 72 jährige Anna Albinger ist an Krebs erkrankt und bittet ihre Nichte Frederike um einen grossen Gefallen. Diese hat sich gerade von ihrem Mann Thomas getrennt und erfüllt ihrer Tante den Wunsch, einen Brief nach Lappland zu bringen. Ihr schwant schon, dass hinter diesem Botendienst etwas Ernsteres steckt und macht sich auf die Reise mit ihrem Bus. Und tatsächlich, verbirgt sich hinter dem Empfänger Peter Svakko ein grosses Geheimnis.



    Den Start in das Buch empfand ich als ansprechend und gelungen. Man reist gedanklich zurück in die Kinderzeit von Anna und ihrer Schwester Marie. Erinnerungen, die äusserst glücklich und mitreissend geschrieben sind, und mich völlig gefangen genommen haben. Es tut im Herzen weh, zu lesen, wie diese fröhliche Anna, sehr viel später an Lungenkrebs leidet. Ganz schnell wird die Stimmung düster und dunkel, wie es für diese lebensbedrohende Krankheit normal ist. Ich empfand gerade die Passagen, in denen es darum geht, ob und wie Anna sich behandeln lässt, als sehr authentisch und äusserst feinfühlig erzählt. Die Autorin vermittelt hervorragend die Angst, die Schmerzen und die Zweifel, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.

    In abwechselnden Kapiteln ist man so einerseits an Annas Krankenlager, jedoch auch immer wieder mal bei den Erinnerungen an die Kinder und Jugendzeit Annas, hautnah dabei. Und im Kapitel danach auch im Bus bei Frederike, die auf ihrer Reise nach Lappland allerhand erlebt. Hier haben mir vor allem die tollen Landschaftsbeschreibungen und die Erläuterungen zu der samischen Kultur sehr gefallen. Ebenfalls beeindruckt und auch etwas neidisch gemacht, hat mich die Art, wie Frederike reist. Nur mit dem Nötigsten in ihrem Bus unterwegs! Freiheitsgefühl grenzenlos!

    Und immer fährt da das grosse Geheimnis mit. Als Leser weiss man relativ schnell, dass ein Zusammenhang zwischen dem Mann in Lappland und Anna besteht. Spannend empfand ich, mir zu überlegen, worin dieser Zusammenhang denn besteht? Leider hat sich die Autorin ziemlich früh (ca 120 Seiten vor Schluss) dazu entschlossen, das Geheimnis zu lüften. Danach war irgendwie die Luft etwas raus aus der Story. Die Auflösung hätte ich gerne erst später erfahren. Denn danach hatte ich den Eindruck, dass doch einige Hänger, wie der detaillierte Beschrieb, wie Frederike in Lappland ihre Kleidung wäscht, durchzustehen waren.

    Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Und auch sehr ausdrucksstark, man lebt regelrecht mit, wie die beiden Frauen ihre Gegenwart und auch ihre Vergangenheit aufarbeiten und ein kleiner Funke Hoffnung für die Zukunft entsteht.

    WoW!


    Norah verlässt ihren Freund Alex und zieht von Berlin nach Wien. Ausser 2, 3 guten Freunden kennt sie keine Menschenseele in der neuen Stadt. Umso erstaunter ist sie, als eine alte Bettlerin sie auf der Strasse anspricht, und ihr mitteilt, dass sie am 11. Februar am Prater Arthur Grimm töten wird.

    Weder hat Norah vor, jemanden zu töten, noch kennt sie einen Mann namens Arthur Grimm. Als immer sonderbarere Dinge geschehen, die Norah nicht einordnen kann und vage an eine Nacht in ihrer Jugendzeit erinnern, kann sich Norah plötzlich trotzdem vorstellen, jemanden umzubringen....


    Ein Prolog kann unter anderem Lust auf mehr machen, verwirrend oder nichts sagend sein. Hier in "Der Schatten" ist es ganz sicher ersteres, wenn er mich auch gleichzeitig verwirrt hat. Erst gegen Schluss der Geschichte, bekam er Bedeutung. Eine Bedeutung, die ich als passend, empfunden habe.

    Und dann geht es los mit der Geschichte um die Journalistin Norah, die meiner Meinung nach unter leichten Depressionen leidet. Denn ihre Gedanken sind teilweise sehr düster und melancholisch. Sie ist eine Denkerin, die vieles hinterfragt und manchmal auch Handlungen so interpretiert, wie sie ihrer dunklen Stimmung geschuldet sind. So denkt sie, zum Beispiel an der neuen Arbeitsstelle, dass ihre Kollegen sie ablehnen. Bis ein Arbeitskollege sie fragt, warum sie sich immerzu abkapselt? Diese Szene, die wirkungsvoll eingeflochten wurde, ist hervorragend geeignet um den Charakter von Norah dem Leser näher zu bringen. Die Autorin hat zudem Norah so gut ausgearbeitet, dass einem diesem Figur über weite Strecken genügt. Denn sehr abwechslungsreich Punkto Figuren ist das Buch nicht. Ein paar Figuren, die kurze Gastauftritte haben und dann in der Versenkung verschwinden. Und ein paar Figuren, die immer mal wieder, jedoch nur kurz auftauchen und eher oberflächlich gehalten sind. Doch wie gesagt, ist dies überhaupt nicht langweilig, da Norah wirklich sehr viel Stoff zum Nachdenken liefert. Dreh und Angelpunkt in der Geschichte ist sie, und alle anderen nur Beigemüse.

    Ich habe schon zwei Bücher von Melanie Raabe gelesen, und so wusste ich, dass mir der Schreibstil zusagt. Teilweise abgehackt, oft nur wenige Wörter in den Sätzen, bringt die Autorin trotzdem die Handlung, Gefühle und Gedanken auf den Punkt. Sehr gefallen haben mir die tollen Redewendungen, die immer wieder mal im Text auftauchen ( "Das Wochenende war eine leere Leinwand, und Norah hatte weder Pinsel noch Farben" Seite 100).

    Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Norah erzählt, einige eingeschobene Kapitel aus der Sicht einer anderen Person, die ich hier spoilern muss, schrauben die Spannung so richtig hoch.

    Die Story empfand ich als spannend, und das ohne brisante oder gar blutige Szenen nötig zu haben. Sie lebt durch psychologische Spielchen, die man lange Zeit nicht einordnen kann. Man fragt sich immerzu, was , warum und wann geschehen ist.

    Man muss dem Thriller allerdings etwas Zeit lassen. Hier gibt es nicht von Beginn weg Spannung, etwas was mich überhaupt nicht gestört hat. Denn es geschieht sehr viel auf den ersten 70-80 Seiten, und man weiss, dass da noch was kommt. So empfand ich das überaus geschickt und clever von der Autorin. Denn man spürt schon Spannung, indem man auf die ersten Thrilleraugenblicke in der Handlung wartet.

    Und tatsächlich belohnt die Autorin den Leser mit einer schlüssigen, unvorhersehbaren und psychologisch gut ausgearbeiteten Story, mit einer grandios charakterisierten Figur.

    Für mich ist "Der Schatten" das bisher beste Buch von Melanie Raabe.

    Blutiger Thriller


    Fallanalytiker Jan Grall und Rabea Wyler werden in den Westerwald beordert. Eine Leiche wird in einem Wildpark gefunden. Auf der Brust prangt, laienhaft tätowiert, der Buchstabe A. Kurz darauf werden zwei weitere Leichen gefunden, und eine junge Lehrerin wird vermisst. Die Leichen wurden wieder tätowiert, B und C. Die Angst ist gross, dass die Lehrerin Leiche "D" werden soll…..Eines morgens wird im Hotelflur vor Jans Zimmer der Buchstabe "Z" an die Wand gemalt. Eine Warnung oder eine Drohung?


    Der Klappentext verspricht eine Geschichte, die beim Lesen Gänsehaut beschert und tatsächlich ist der Start sehr gruselig. Gerade diese ersten Seiten, die eines der Opfer in den Mittelpunkt rücken, gehen nahe. Zeigen sie doch, was und wie das Opfer fühlt und empfindet. So was geht unweigerlich nahe.

    Weiter findet man Leichen am laufenden Band und der Zustand dieser wird detailliert beschrieben. Und ist absolut nichts für empfindliche Leser. Das Alphabet spielt eine grosse Rolle, werden doch die Leichen mit Buchstaben "nummeriert". Die eingeschobenen Erklärungen des Grimmschen Wörterbuches fand ich nun nicht so interessant, sind jedoch absolut themenbezogen.

    Der Fallanalytiker Jan Grall war mir grundsätzlich sympathisch. Mutig von ihm und vom Autor, dass er offen im Buch kifft und dies auch noch propagiert um seine Hypersensibilität zu bekämpfen. Leider war mir gerade dieser Punkt zu wenig ausgearbeitet. Die Hypersensibilität wird zwar ein paar mal erwähnt, hat jedoch bei der Charakterisierung von Jan Grall ansonsten keine grosse Rolle gespielt. Meiner Meinung nach hätte man diese Seite besser ausarbeiten und einbeziehen können. Wenn es nicht erwähnt worden wäre, hätte man beim Lesen Jan nichts angemerkt. Denn er agierte wie ein Ermittler ohne diese Einschränkung. Sehr gut ausgearbeitet und auch gut getroffen ist Rabea Wyler, die Profilerin mit Schweizer Wurzeln, die sehr clever ermittelt.

    Gerade diese Ermittlungen ziehen sich als roter Faden durch die Geschichte. Zwar sehr schlüssig, jedoch auch ab und zu etwas einfach gestrickt. So weiss man relativ schnell, was die Opfer verbindet. Meiner Meinung nach war das zu einfach und zu früh klar. Hier hätte ich gerne noch etwas länger gerätselt. Die grosse Überraschung, die Auflösung der Identität des Täters. Hier hat der Autor dem Leser ganz schön die lange Nase gezeigt. Ich wäre nie auf diese Figur als Serientäter gekommen.

    "Der Alpahbethmörder" ist das Debüt von Lars Schütz und wohl der Auftakt zu einer neuen Reihe mit sympathischen Ermittlern. Wenn er nun in einem nächsten Band noch mal die Figur Jan Grall überarbeitet und die Fallanalyse etwas mehr einbezieht, bin ich restlos zufrieden.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Teambuilding mal anders...


    Klappentext (Quelle Amazon):

    Fünf Frauen unternehmen eine Wanderung durch den australischen Busch, organisiert von ihrer Firma, ausgerüstet nur mit Kompass und Landkarte.

    Tage später kommen nur vier von ihnen zurück.

    Aaron Falk, Ermittler der australischen Polizei, muss die vermisste Alice Russell unbedingt finden. Sie ist seine Informantin bei einem Unternehmen, das unter dem Verdacht der Geldwäsche steht. Alice kennt nicht nur die Machenschaften der Firma, sondern auch die dunklen Geheimnisse ihrer Kolleginnen, mit denen sie unterwegs war. Die Wildnis ist unerbittlich, lange wird Alice hier nicht überleben. Doch die wahre Gefahr droht von ganz anderer Seite ...



    Die Firma " Bailey Tennants " organisiert für zehn ihrer Mitarbeiter eine Teambuildingwoche im australischen Niemandsland. Im Giralang - Massiv sollen 5 Frauen und 5 Männer, nur mit dem Nötigsten versorgt, eine Woche im Wald überleben und ein bestimmtes Ziel erreichen. Am Ende der Woche kommen dort nur 5 Männer und 4 Frauen an. Alice Russell fehlt! Eine Suchaktion, bei der die örtliche Polizei von Federal Agent Aaron Falk, und seiner Partnerin Carmen Cooper, unterstützt wird, startet.


    Vom ersten Satz an habe ich mich sehr wohl gefühlt mit dem Schreibstil von Jane Harper. So wohl, dass ich unbedingt noch ihr Debüt "Hitze" nachholen werde. Sehr präzise und ohne überflüssige Worte zu verlieren, kommt die Autorin auf den Punkt. Die Atmosphäre, dort in dem dunklen Wald, ist sehr gut beschrieben und gruselig. Zwar hatte ich ab und zu das Gefühl, dass vor allem das Zwischenmenschliche etwas ausufernd beschrieben wurde. Doch da diese Stellen immer wieder mit neuen Ereignissen in der Handlung überlagert wurden, konnte ich damit gut leben.

    Der Aufbau des Buches ist so gestaltet, dass abwechselnd die Suche nach Alice und dann wieder das Geschehen in der Gruppe vor ihrem Verschwinden, beschrieben wird. So wird das Ganze sehr abwechslungsreich. Dies vor allem, da auch das Leben der Ermittler einen nicht zu kleinen Teil einnimmt. Man könnte nun anmerken, dass dies nicht relevant für die Hauptgeschichte ist. Doch ist es nicht so, dass gerade durch den Blick in das Private, Ermittler oftmals Tiefe bekommen?

    Ich empfand fast von Beginn weg Spannung. Da man sich durchwegs fragt, was denn nun mit Alice geschehen und wo sie abgeblieben ist? Ein eingeflochtener Serientäter, der vor Jahren sein Unwesen in der Gegend trieb, hat noch für zusätzlich Nervenkitzel gesorgt. Ob jemand aus der Firma Alices Verschwinden geplant hat? Jemand von den anderen Frauen, oder etwa einer der Männer? Die Fragen sind mir nicht ausgegangen und sehr gefallen hat mir, dass ich bis zum Schluss rätseln konnte.

    Zwei der Frauen , die an dem Teambuliding teil nehmen, sind Zwillinge mit den Namen Bree und Beth. Diese konnte ich durch das ganze Buch nicht auseinanderhalten. Zwilling hin oder her, da hätten ruhige differenziertere Namen benutzt werden können. So habe ich mich immer wieder gefragt, ob nun Bree oder Beth das Mauerblümchen oder die Chefsekretärin ist?

    Dieses Buch hat mich gefesselt, obwohl ich mich frage, ob die Genreeinteilung "Thriller" hier richtig ist?

    3. Teil!


    Von der 13jährigen Amanda Viskwenn fehlt seit Monaten jede Spur. Alle sind überzeugt, dass das Mädchen tot ist und von einem Serientäter, der sechs Mädchen auf dem Gewissen hat, ermordet wurde. Alle ausser Tommy Bergmann. Sein Chef von der Personalabteilung des Osloer Polizeidiskrits droht ihm mit der Suspendierung, falls er den Fall weiter verfolgt. Tommy lässt sich krank schreiben und reist nach Litauen, da sich dort wichtige Hinweise ergeben haben.


    Dies ist der dritte Teil rund um Tommy Bergmann. Normalerweise ist es ja so, dass Fälle rund um einen Ermittler in sich abgeschlossen sind. Dies ist hier nicht der Fall, denn die Handlung geht weiter, nach Band 1 und Band 2. Wenn ein Verlag schon darauf verzichtet, auf dem Cover klar " 3. Teil " zu deklarieren, sollte man vielleicht wenigstens den Klappentext so gestalten, dass dies für Neuleser ersichtlich ist. Denn meiner Meinung nach, sollte man unbedingt Band 1 und 2 gelesen haben, um alles einordnen zu können.

    Hier laufen viele Stränge aus dem ersten und zweiten Teil zusammen, und zu Beginn war ich beeindruckt, wie gut ich wieder in die Geschichte reinkam, obwohl es schon länger her ist, dass ich die Vorgänger gelesen hatte. Denn bei jeder neuen Figur, wird in ein, zwei Sätzen erklärt, wie sie zu den anderen Figuren steht. Die Handlung wird mehr und mehr komplex und ich hatte auch mit Vorwissen ordentlich zu tun, die Fäden zu sortieren.

    Gut ist, dass dieses Buch berechtigterweise als Thriller deklariert wird. Es geht um 13 jährige Mädchen, die entführt werden. Auch der Fund eines (erwachsenen) Opfers mit grausigen Beschreibungen, geht unter die Haut. Denn, es wird neben des Vermisstenfalles auch eine Frau tot am Ufer eines Sees gefunden.

    Ich empfand den Schreibstil an einigen Stellen doch etwas langatmig. Gerade Ausführungen in die Geschichte einer Sekte haben mich doch ordentlich in meiner Geduld gefordert.

    Der Autor hat sich entschlossen dem Ermittler Tommy Bergmann dem Stempel " einsamer Wolf" aufzudrücken. Tommy hat beträchtliche psychische Probleme, und arbeitet am liebsten alleine. Er hat Ecken und Kanten, etwas was ich viel lieber mag in Büchern als die durchorganisierten, durchgestylten Superermittler.

    Das Grundthema, Verbrechen an Minderjährigen, ist happig und wie immer, wenn Kinder involviert sind, löst das Gänsehaut bei mir aus. Hier ist es jedoch zum Glück so, dass Abscheulichkeiten an Kindern nicht zu detailliert beschrieben werden.

    Eine gelungene Fortsetzung nach "Teufelskälte" und "der einsame Pilger"!

    Habe ich mit großem Interesse gelesen. Anfangs dachte ich, das Buch könnte mich interessieren, aber ich ziehe es vor, wenn solche Erkrankungen lebensnah dargestellt werden. Danke für deine Einschätzung

    Ich muss dazu sagen, dass ich mit Jugendlichen mit einer Beeinträchtigung arbeite...unter anderem auch mit eine bipolaren Störung. Daher war meine Erwartung hoch. Ich habe noch nie erlebt, dass meine Schützlinge (zur Zeit drei) einfach so auf eine Party oder überhaupt aus dem Haus gehen können. Und das tut die Protagonistin das halbe Buch über. Es heisst seitenweise es gehe ihr "besser"...doch auch dann sind die Zwangshandlungen zu wenig eindringlich dargestellt. Ich denke für alle, die diese Störungen nicht kennen, ist das Buch gut so wie es ist. Doch leider mit meinem beruflichen Hintergrund zu wenig authentisch und eindringlich.

    Zu wenig eindringlich...


    Klappentext (Quelle Amazon):

    Wir sind stark, wir lassen uns nichts sagen und küssen trotzdem. Wir sind die Spinster Girls!

    Alles, was Evie will, ist normal zu sein. Und sie ist schon ziemlich nah dran, denn immerhin geht sie wieder zur Schule, auf Partys und hat sogar ein Date. Letzteres entpuppt sich zwar als absolutes Desaster, dafür aber lernt sie dadurch Amber und Lottie kennen, mit denen sie den Spinster Club gründet. Doch schafft sie es auch, mit ihren neuen Freundinnen über ihre Krankheit zu sprechen?


    Evie ist 16 und leidet unter einer Zwangsstörung. Dabei möchte sie einfach nur normal sein. Ausgehen, Partys, sich verlieben ohne sich davor, während und danach die Hände wund zu waschen. Das erste Date mit Ethan aus dem Soziologiekurs…eine Katastrophe. Mit ihren Freundinnen Amber und Lottie tauscht sie sich aus über die erste Liebe, Jungs…aber auch über Gleichberechtigung. Als Evie Guy trifft, hofft sie, ihre Krankheit zu überwinden.



    Evie leidet unter einer bipolaren Störung, und an und für sich finde ich es sehr gut, dass Zwangsstörungen in Büchern thematisiert werden. Doch leider war mir das in diesem Buch zu unausgegoren. Da ich beruflich mit Menschen mit Zwangsstörungen zu tun habe, muss ich leider sagen, dass in " Was ist schon normal " diese Krankheit vor allem zu Beginn es Buches zu wenig eindringlich dargestellt wird. Ausser in den Therapiesitzungen mit ihrer Therapeutin Sarah, merkt man Evie ihre Krankheit nicht wirklich an. Ein Beispiel: sie spricht davon, dass sie sich viele Male, die Hände waschen muss. Doch sie tut es nicht! Evie geht ins Kino, an Partys und in die Schule…und ich habe einfach erwartet, dass diese Handlungen komplizierter und einschränkender dargestellt und beschrieben werden. Sie krault zum Beispiel ohne jede Berührungsangst ihrer Schwester durch die Haare (Seite 172) oder streicht einer Freundin, die Liebeskummer hat, über den Rücken(Seite 173). Das tut eine Person, die an einer Zwangsstörung leidet, die den Waschzwang einschliesst, schlichtweg nicht. So bekommt man den Eindruck, dass hier ein normales Mädchen über Zwangsstörungen spricht. Ich habe ihr die Krankheit leider nicht abgenommen, weil sie zu wenig in die Handlung integriert wurde. Erst ganz zum Schluss des Buches, bekommt man ein Gefühl für den Druck, den diese Krankheit auslöst. Auch die Verzweiflung, die sie bei den Angehörigen auslöst. Und bei der betroffenen Person. Da ist Evie zum Beispiel auf einem Konzert und verpasst das Meiste, weil sie in den Toiletten beim Hände waschen, blockiert.

    Ein zentrales Thema in diesem Buch ist der Feminismus. Die Freundinnen gründen den "Spinster Club" um über Themen, die Frauen beschäftigen, zu diskutieren und sich für die Gleichberechtigung einzusetzen. Gut gedacht, doch ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass 16jährige so diskutieren, wie die Mädchen hier im Buch "….zementiert doch nur diese total verallgemeinernden, völlig kranken Vorstellungen darüber, was Jungs und Mädchen zu sein haben." Ansonsten sind die Themen jugendgerecht " Liebe, Freundschaft, Party, Alkohol ".

    Evie ist eigentlich ein ganz normaler Teenager, auch wenn sie mit einer Zwangstörung lebt. So denkt sie sich "Je weniger Mum wusste, desto besser"… ganz normal! Allerdings kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum sie ihren besten Freundinnen, nicht verraten will, dass sie unter der Zwangsstörung leidet. Eine Reaktion ihrer Mutter konnte ich auch nicht ganz verstehen. Da nimmt Evie endlich, wie ein ganz normaler Teenager, Freundinnen nach Hause….und die Mutter reitet ellenlang darauf rum, dass sie nicht darüber informiert wurde und die Freundinnen weg sein müssen, wenn sie mit Kochen beginnt. Da fragt man sich doch gleich, woher Evie ihre Zwangsstörung denn hat?

    Den Schreibstil empfand ich als frisch, frech und den Jugendlichen angepasst, ohne in den Jugendslang zu fallen.

    Dieses Buch ist der Auftakt über eine geplante Reihe "Spinster Girls". Innen im Cover könnte man seinen persönlichen "Spinster Girls" Ausweis ausschneiden…doch wer zerschneidet schon das Cover eines Buches? Ein Einlageblatt mit dem Ausweis wäre wohl cleverer gewesen.

    Mir hat das Buch im Grossen und Ganzen gefallen, wenn auch der Einstieg und die ersten 150 Seiten mich Punkto Zwangsstörung nicht überzeugen konnten.

    Kopfkino!


    Klappentext (Quelle Amazon):Rina, 62-jährige Witwe und Besitzerin eines Waschsalons, erlebt einen zweiten Frühling, als sie sich mit einem attraktiven Kunden namens Donato anfreundet. Dieser ist im Alter ihres Sohnes, was in ihrem Heimatstädtchen sofort zum Skandal wird. Aber Rina lässt sich in ihrer Schwärmerei nicht aufhalten und fühlt sich nach jeder Begegnung mit Donato verwandelt und verjüngt. Bis ihre Freundinnen einen Plan schmieden, um Rina wieder zur Vernunft zu bringen ... Ein humorvoller, bezaubernder, aber auch nachdenklicher Roman über die Macht der Gefühle, das Älterwerden und verpasste Chancen - mit liebenswerter Situationskomik und charmanter Italien-Atmosphäre.



    Rina betreibt einen Waschsalon in Modena, Italien, und fühlt sich seit dem Tod ihres Mannes befreit. Als eines Tages Donato Morandi in den Salon kommt, um seine Hemden abzugeben, ist es um Rina geschehen. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Und das ungeachtet des Altersunterschiedes. Denn Rina ist 62 Jahre alt und Donato so alt wie ihr Sohn. Ihre Freunde sind entsetzt, auch empört und schmieden einen Plan, der Rina von der unglücklichen, ja auch unschicklichen Liebe bekehren soll.


    Dieses Buch ist ganze 176 Seiten dick und ich war gespannt, ob die Geschichte sich bei so geringer Seitenzahl überhaupt richtig entfalten kann? Sie kann! Denn die Story lebt durch die hervorragend ausgearbeiteten Figuren. Sehr schnell bekommt man ein Gefühl, für die Charaktere, die ganz schön italienisches Flair haben. Da wäre erst mal Rina, die mir Kopfkino vom Feinsten beschert hat. Eine italienische Mamma, die in ihrem Waschsalon geschäftig Kundenkontakte pflegt und sonntags für ihren (erwachsenen) Sohn und dessen Verlobte kocht. Mit ihrer Schwester Ada und Nachbarin Giovanna trifft sie sich regelmässig, um über das Leben und die Liebe zu tratschen. Rinas Lebensmittelpunkt ist Modena und die Wäscherei, die ihr ein Stück Emanzipation vom mittlerweile verstorbenen Ehemann, ermöglicht hat. Ich mag starke Frauen in Büchern, und Rina und ihre Freundinnen sind zweifelsohne starke Frauen. Dann verguckt sich Rina also in den jungen Donato. Es trennen sie rund 35 Jahre Lebenserfahrung. Ein Skandal ? Schamlos? Oder einfach Liebe? Bemerkt Donato Rinas Schwärmerei? Sieht er in Rina nur die liebe Grossmutter oder empfindet er auch Gefühle für sie? Sehr spannend empfand ich zu lesen, wie sich die Beziehung entwickelt. Die Autorin kehrt 2, 3 mal in die Jugendzeit von Rina und Ada, zurück. Zuerst habe ich diese Passagen als Seitenfüller gesehen, hatten sie doch nicht gross Bezug zur Hauptgeschichte. Erst nach und nach begriff ich, dass man so Rina und ihre Gefühle noch besser verstehen und nachvollziehen kann. Ein von der Autorin clever gewähltes Mittel.

    Das italienische Flair, das mir wie gesagt, Kopfkino beschert hat, ist sehr gut und atmosphärisch beschrieben. Ich konnte mir nicht helfen, doch ich hatte ständig die kleinen Gassen von Modena, und das Leben, das nicht ganz so schnell verläuft wie anderswo, vor Augen. Die kleine Wäscherei, der Inbegriff italienischer Lebensart.

    Sehr gut ausgearbeitet ist das Thema Freundschaft. Rinas Freunde meinen zu wissen, was das Beste für Rina ist…und haben dabei auch ein paar egoistische Gründe. Darf…soll man sich als guter Freund einmischen, wenn man befürchtet, dass eine Person, die einem nahe ist, ins Verderben rennt?

    Das Buch hat mich auf vielen Linien nachdenklich gemacht und ich empfand es bereichernd und als Genuss "Der Waschsalon des kleinen Glücks" zu lesen.

    So mag ich Thriller!


    In Berlin lebt Jana mit ihrer Familie, scheinbar glücklich. Und doch, die Angst, dass jemand erfährt was in der Vergangenheit geschehen ist, ist immer da. Als eines morgens Bennie, der Hund der Familie, tot im Garten liegt, ist Jana entsetzt. Kurz darauf werden die Kinder von Jana entführt und sie bekommt Nachrichten, die auf die Vergangenheit anspielen. Was ist damals geschehen und wer ist dafür verantwortlich?


    Ich kannte bisher nur "sonst tot" ein Kurz- und Kalenderthriller von Jutta Maria Herrmann. Und so war ich gespannt, ob die Autorin mich auch mit einem längeren Thriller überzeugen konnte? Sie konnte! Und das auf der ganzen Linie!

    Der Start ins Buch empfand ich schon als sehr intensiv. Die Autorin liess tief in die gepeinigte Seele der Protagonistin blicken. Sie deutet vieles an, bei dem man versucht ist, sich zusammenzureimen, wie sich das Ganze entwickeln könnte. Spannung und Gänsehaut von der ersten Seite an garantiert.

    So hat die Spannung auch nie abgenommen, durchgehend fesselnd habe ich die Story der Familie Langenfeld empfunden. "Wähle den Tod" ist eines dieser Bücher bei dem man beim Weiterlesen oft den Atem anhält. Nicht weil es besonders blutig wäre, denn tatsächlich spielt sich das Ganze eher auf der psychologischen Ebene ab. Sondern weil immer wieder neue Wendungen, die sehr logisch und schlüssig aufgebaut sind, einen mitfiebern lassen.

    Die Familie Langenfeld ist der Dreh und Angelpunkt der Story. Da wird das Familienleben, das absolut normal ist, beschrieben….doch hinter der Fassade " Mutter und Ehefrau " von Jana brodelt es ganz schön. Doch auch ihre 14 jährige Tochter Kim, die sich mit einer Internetbekanntschaft verabredet, sorgt für Gänsehaut. Bis die Vergangenheit Jana und ihre Familie einholt. Die Identität des Täters wird aufgedeckt und beinhaltet diesen WoW Effekt, den ich in Thrillern so liebe.

    Der Schreibstil ist hervorragend und hat mir sehr gefallen. Ich mochte sehr, wie die Autorin dem Leser immer mehr aus Janas Vergangenheit offenbahrt und man so das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann. Weil man einfach wissen muss, wie alles zusammenhängt!

    Wer einen raffinierten und gut ausgearbeiteten Psychothriller mag und lesen möchte, ist mit diesem Buch wirklich bestens beraten.

    Kein Liebesroman!


    Die pensionierte Apothekerin Moni langweilt sich in ihrem Leben. Seit ihre Tochter Tanja die Apotheke übernommen hat, hilft Moni nur ab und zu aus. Und den Rest ihrer Zeit langweilt sie sich. Als sie eine Nachricht aus Sizilien erreicht, dass dort ein uralter Film, der zu Monis Jugendzeit gedreht wurde, aufgetaucht ist, erinnert sie sich sofort an ihre grosse(n) Liebe(n): Vincenzo und Sizilien! Moni reist kurzerhand mit ihrem Enkel Jan nach Italien, und hofft dort den totgeglaubten Vincenzo zu finden.


    Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin Tessa Henning gelesen und "Nie wieder Amore" gehört nicht unbedingt zu ihren besten. Der Schreibstil ist wie gehabt wunderbar leicht, klar und flüssig. Doch ich habe mich zu Beginn mit der Handlung schwer getan. Die ersten 60, 70 Seiten empfand ich als zäh und behäbig, die Handlung plätschert und ich musste mich ganz schön durchbeissen. Einmal in Italien angekommen, gab es noch etwas zu detaillierte Beschreibungen von den verschiedensten Bauwerken und architektonischen Besonderheiten zu überstehen, bis endlich die gewohnte Leichtigkeit, die ich bisher von Tessa Hennig gewohnt war, Einzug hielt. Die Gegebenheiten in Italien sind hervorragend beschrieben und Sommer und Urlaubsgefühle kamen bei mir auf. Vom italienischen Marktbesuch bis zu Italiens Strassenverkehr wurde eine grosse Portion Italianata in die Geschichte eingewoben. Sehr gefallen hat mir, wie die Beziehung zwischen Moni und ihrem Enkel Jan als roter Faden durch die Geschichte führt. Denn, die Suche nach der verflossenen Liebe, Vincenzo, gerät ab und zu zur Nebensache. Dafür kämpfen die beiden für Baugenehmigungen und gegen die Mafia, was die Story sehr abwechslungsreich macht. Oma und Enkel arbeiten Hand in Hand...herzerwärmend!

    Ich finde Moni wunderbar, genau so eine Grossmutter wünscht man sich. Moni tut was, nimmt das Zepter in die Hand und kämpft für ihre Träume. Etwas, was ich bewundernswert finde, und dabei ist es egal ob die Person 17 oder 68 Jahre alt ist. Ihr Enkel Jan hat Tendenz zu schwafeln und ist etwas langweilig. Ich denke aus der Figur hätte man noch mehr herausholen können. Lange habe ich darauf gewartet, dass Jan etwas Unvorhersehbares tut. So wirkt er doch sehr beherrscht, vorhersehbar…und ja eben, langweilig.

    Nicht nur Moni versucht ihre Träume zu verwirklichen, auch ihre Tochter Tanja möchte eigentlich etwas ganz anderes aus ihrem Leben machen als in einer Apotheke zu stehen. Mir gefällt die Botschaft, die in die Geschichte verpackt wurde. Bewahre dir deine Träume und versuche sie zu verwirklichen. Nicht morgen oder übermorgen, sondern heute.

    Das Buch ist ganz klar kein Liebesroman, sondern tolle Urlaubslektüre, in dem die italienische Lebensweise eine grosse Rolle spielt.

    Klappentext (Quelle Amazon):


    Eine Melodie, die nur sie hört. Leichenteile, die nur sie sieht – der neue atemberaubende Psychothriller zwischen Realität und Wahnsinn von Anja Berger.

    Nach einem von ihr verursachten Autounfall sieht Elena Leichenteile, die außer ihr niemand sehen kann. Als sich herausstellt, dass die Frauen, deren Leichen Elena zu sehen glaubt, tatsächlich vermisst werden, gerät sie ins Visier der Polizei – denn sie hat mindestens eine der Toten als Letzte lebend gesehen. Elenas einzige Hilfe ist Leon, ein unehrenhaft entlassener Polizist, der allerdings seine eigenen Ziele verfolgt. Die verworrenen Umstände des Falles stellen Leon vor ein Rätsel, welches nur er lösen kann. Es scheint, als sei Elena nicht Täter, sondern selbst Opfer. Denn: Bei dem Autounfall gab es einen weiteren Verunglückten, von dem niemand etwas weiß …

    Für alle Leser und Leserinnen von S. K. Tremayne, Val McDermid und Sebastian Fitzek.


    Elena verursacht einen Unfall und ist schuldig am Tod dreier Menschen. Seither sieht sie immer wieder tote Menschen und hört eine unheimliche Melodie, und das meist um drei Uhr morgens. Genau zu der Zeit, als der Unfall geschah. Elena beschliesst in die Hütte am Bielersee, die ihrem Vater gehört hat, zu fahren um zur Ruhe zu kommen. Doch auch da verfolgen sie die unheimlichen Bilder. Leon, ein Freund aus Jugendtagen, versucht ihr zu helfen und muss erkennen, dass Elenas Bilder leider auch der Wahrheit entsprechen. Denn kurz nach Elenas Ankunft treibt eine weibliche Leiche in einem Teich….


    Die Geschichte beginnt sehr blutig, denn der Unfall bei dem Elena drei Menschenleben auf dem Gewissen hat, wird sehr detailliert und authentisch beschrieben. Nach einem gruseligen Start hatte die Geschichte leider die nächsten 100 Seiten einen Hänger. Ich wurde schon skeptisch, als Ausschnitte aus einem Buch, das Elena liest, ganze 4 Seiten lang abgedruckt ist…und, das keinerlei Relevanz für die Story hat. Auch danach wurden einzelne Szenen doch sehr in die Länge gezogen und durch den eher sachlich und spröde gehaltenen Schreibstil habe ich praktisch keine Spannung gefühlt. Ab und zu hat die Autorin zwar gänsehautauslösende und spannende Szenen eingebaut, doch die Passagen dazwischen waren langatmig. Das ändert sich nach den ersten 100 Seiten nach und nach, und man fragt sich, was der Wahrheit und was der Einbildung Elenas geschuldet ist? So erhöht sich die Spannung langsam und konnte sich bis zum Schluss halten.

    Die Geschichte spielt in der Schweiz, doch viel Lokalkolorit darf man nicht erwarten. Einzig eine Passage, in der zwei Figuren das Papillorama, das ich gut kenne, besuchen, zeigt ein wenig was von der Gegend. Wobei dieses so beschrieben ist, als wäre es im Internet recherchiert worden. Doch vielleicht ist das wieder dem nüchternen Schreibstil geschuldet?

    Auf den ersten 100 Seiten gibt es wenig Interaktion mit anderen Figuren. Im Vordergrund stehen die Überlegungen, Gefühle und Aengste von Elena. Überhaupt hält sich die Anzahl Figuren das ganze Buch über in einem überschaubaren Rahmen. Ich mag keine überladene Figurenmenge, die künstlich aufgebauscht wird…und so kommt mir das hier grundsätzlich entgegen. Die Figuren, die eine tragende Rolle spielen, sind gut charakterisiert und so bin ich in der Beziehung zufrieden.

    Das Grundthema des Buches, eine psychische Erkrankung, die ich hier spoilern muss, kommt gut rüber und ist so beschrieben, dass ich die Handlung, Gedanken und Ängste des Täters nachvollziehen konnte.

    Die Genreeinteilung "Mistery- Thriller" empfinde ich als absolut gerechtfertigt und empfehle ihn Lesern, die Thriller mögen, in denen es nicht zu brutal zu und her geht.

    Leni fährt nach Hamburg um drei Wochen lang ein Praktikum beim New Media Verlag zu absolvieren.

    Der Verlag hat ihr ein Zimmer in einem schönen Haus, in einem netten Viertel, empfohlen. Erst fühlt sich Leni einsam in dem grossen Hamburg, dann freundet sie sich mit ihrer Zimmernachbarin Vivien an. Eines morgens ist Vivien weg, wie vom Erdboden verschluckt. Leni kann nicht glauben, dass sie weitergezogen ist, denn sie hatte ihr per Nachricht versprochen, dass sie sich abends treffen.



    Durch eine verstörende Passage gleich zu Beginn des Buches, war klar: Das wird ein Thriller, der nichts für sensible Leser ist. Und tatsächlich gibt es immer wieder Szenen, die sehr brutal und furchteinflössend sind.

    Durch regelmässige Perspektivwechsel und zurückhaltende Einführung in die Figuren und ihre Geschichten, empfand ich die ersten Unterkapitel als wirr. Ich brauchte, nach der oben angesprochenen Eingangsszene, eine Weile, bis ich in der Geschichte angekommen bin und die Figuren einordnen konnte. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Opfer immer wieder im Mittelpunkt stehen, und so Konturen und Leben erhielten. Man fühlt dadurch einfach automatisch mehr mit, als wenn da nur Opfer X oder Opfer Y erwähnt wird. Den Brennpunkt so zu legen, ist sehr clever. Man konnte als Leser dabei zusehen, wie die Opfer gebrochen werden. Wo es, wie gesagt, hart zur Sache geht und man sich als potentieller Leser darauf einstellen sollte.

    Ich empfand gerade diese Passagen als interessant, da sie psychologisch gut ausgearbeitet wurden.

    Immer wieder enden Kapitel, die oft in 10 bis 12 Unterkapitel unterteilt sind, mit einem Cliffhanger, was gleichzeitig ein Garant für Spannung ist. Geschickt wird gegen Mitte Buch ein Unterkapitel aus der Sicht des Täters eingesetzt, das erste überhaupt. Mangels ernsthafter Alternativen, hatte ich schon relativ früh eine Vermutung wer der Täter ist. Zwar hat Andreas Winkelmann noch mit einer Überraschung aufgewartet, doch meine Ahnung hat sich schon bestätigt. Ich denke, die Figur mit der er die Leser täuschen wollte, war so offensichtlich eine falsche Spur, dass danach nur noch der wirkliche Täter übrig blieb. Vielleicht hätte man da noch eine weitere falsche Spur einsetzen sollen?

    Der Schreibstil hat mir gefallen und Andreas Winkelmann hat durch geschickt eingesetzte und über das Buch verteilte, gruselige Szenen, die Spannung und meine Aufmerksamkeit halten können.

    Die Figuren sind im Grossen und Ganzen gut charakterisiert, wenn auch etwas klischeehaft gezeichnet. Da jedoch die Figuren ihre Rolle gut gespielt haben und eng in ihrem Klischee gehandelt , gefühlt und gedacht haben, ist mir das hundertmal lieber als Figuren, die nicht überzeugend rüberkommen.

    Mir hat dieser Thriller, der seine Genreeinteilung zu Recht trägt, gefallen. Spannung, überzeugende Figuren und ein Plot, der keine Ungereimtheiten aufweist. Was will man als Thrillerleser mehr?

    Hat mich kalt erwischt...


    Klappentext (Quelle amazon):

    Francesca und Sophie wachsen in einer verschlafenen Kleinstadt am Meer auf. Die beiden sind unzertrennlich, verbringen gemeinsame Abende mit ihrer Clique auf dem alten Pier, trinken Dosenbier und tanzen zu Madonna. Und sie erzählen einander alles. Doch dann verschwindet Sophie eines Nachts spurlos. Zurück bleiben nur ihr Turnschuh am Pier und die Frage nach dem Warum. Achtzehn Jahre später wird dort eine Leiche angespült, und Francesca weiß, dass sie nach Hause zurückkehren und endlich Antworten finden muss. Darauf, was in dieser Nacht wirklich geschah. Denn niemand verschwindet einfach so. Ohne eine Spur. Und vor allem nicht ohne Grund ...


    Sophie ist 21 Jahre alt, als sie eines Nachts aus einem Club verschwindet. Niemand weiss, ob sie vom morschen Pier ins Meer gestürzt ist, oder was genau geschehen ist. 18 Jahre später bekommt Francesca, die ehemals beste Freundin von Sophie, einen Anruf von Daniel, Sophies Bruder. Es wurde etwas an den Strand gespült, das mit dem Verschwinden von Sophie in Zusammenhang steht. Frankie reist sofort nach Oldcliff. In dem Küstenstädtchen hat sie früher gelebt und vieles erinnert an Sophie und deren Verschwinden.


    Schon durch die Thematik, eine 21 jährige, die spurlos verschwindet, wird von Beginn weg Spannung aufgebaut. Es hat mich absolut nicht kalt gelassen, dass ein Mädchen einfach so gestorben sein soll. Allerdings musste ich ein Auge zudrücken, denn der Fund war mir doch dann etwas zu weit hergeholt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Fuss in einem Turnschuh 18 Jahre im Meer " überlebt " haben soll…das ist doch bei all dem Getier und den Gezeiten schlichtweg nicht möglich? Und dann wird er auch noch in der Nähe angespült, in der Sophie vor 18 Jahren verschwunden ist?

    Die Verzweiflung des Bruders und das Leiden der besten Freundin nach all den Jahren ist realistisch beschrieben. Man spürt als Leser sehr gut, wie schwer es ist, nicht zu wissen, was mit dem geliebten Menschen geschah. Gleichzeitig wird ein dunkles Geheimnis angesprochen, das die Spannung noch mal erhöht hat und ich habe atemlos weiter gelesen.

    Die Autorin hat sich zu einer Erzählform entschlossen, die leider meinen Lesefluss gestört hat. In schneller Folge wechselt sie die Perspektive und die Zeitzone. Man liest aus der Sicht von Frankie in der Gegenwart. Und auch aus der Sicht von Sophie in der Vergangenheit. Dazu kommen komplexe Beziehungen mit Freunden und Familienmitgliedern, die ich als leicht verworren empfunden habe. Frankies Passagen wurden immer wieder mal so gehalten, dass sie direkt zu Sophie spricht, was berührend ist. Ein besonderes Highlight Punkto Spannung ist, als Frankie immer wieder denkt, Sophie zu sehen. Man fragt sich irgendwann nur noch, ob Sophie wirklich tot ist?

    Einige gruselige Passagen entsprechen der Genreeinteilung Thriller, wenn sie auch völlig frei von Blut, Gewalt und Mord sind. Da löscht zum Beispiel das Feuer, als hätte jemand mit dem Finger geschnippt …und das, weil Frankie an die tote Sophie denkt. Dann wieder ist die Atmosphäre in der Ferienwohnung von Frankie sehr stimmungsvoll und gruselig beschrieben.

    Stück für Stück setzt sich die Geschichte zusammen und man sieht als Leser immer klarer, wie alles zusammen hängen könnte. Gegen Schluss hebt sich durch eine überraschende Wendung die Story auf eine spezielle Ebene, die ich so nicht erwartet habe und die mich kalt erwischt hat.

    Es brodelt hinter der Fassade!



    Zum ersten Mal in ihrem Leben überlegen sich die Künstlerin Mia und ihre 15 jährige Tochter Pearl sesshaft zu werden. In Shaker Heights, einem Vorort von Cleveland, konnten sie von der Familie Richardson günstig einen Hausteil mieten. Pearl freundet sich mit den Kindern der Richardson an und ist heimlich in den ältesten Sohn Trip verliebt. Als Linda, die Freundin von Elena Richardson, ein asiatisches Baby adoptieren möchte und die Mutter das Kind zurück will, steht das Städtchen Kopf. Isabelle, die jüngste der Familie Richardson ist empört…kurz darauf brennt das Haus der Familie…Brandstiftung!


    Ich hatte schon sehr viel Gutes von diesem Buch gehört, und es mir deshalb besorgt. Und tatsächlich, hat die Geschichte mich von Beginn weg fasziniert. Denn der Schreibstil von Celeste Ng ist einfach toll. Ich kenne von der Autorin schon "Was ich euch nicht erzählte" und wieder finde ich hier den unvergleichlichen Schreibstil. Erst startet die Autorin ohne gross die direkte Rede zu benutzen, das Ganze wirkt eher wie eine Erzählung. Und trotzdem habe ich mich den Figuren gleich nahe gefühlt…wie sie das mit dem Schreibstil, in dem man sich wie bei einer Lesung fühlt, hingekriegt hat, ist mir ein Rätsel. Ich vermute es liegt an der bildreichen Sprache….

    Man versteht sofort das Gefüge des kleinen Städtchens. Regeln sind nicht nur wichtig sondern werden auch penibel eingehalten. Auch skurrile, wie, dass das Gras auf dem eigenen Grundstück nicht länger als 15 cm sein darf. Die Moral im Städtchen wird wie ein Banner hoch gehalten. Teenager, die schwanger werden, kennt man keine. Und nach und nach kommt man als Leser dahinter, dass vieles unter dem Deckmäntelchen Regeln, Sitte, Moral und Anstand, verborgen bleibt.

    Zeitweise prallen zwei Welten aufeinander. Der Lebensstandard der Richardson ist völlig anders als die der alleinerziehenden Mia. Bei Richardson haben alle ein eigenes Zimmer, Dinge werden weggeworfen statt repariert. Gerade Pearl fühlt sich magisch angezogen vom Heile Welt Familienleben der Familie. Und merkt schlussendlich, dass nicht alles was glänzt auch Gold ist.

    Sehr speziell empfand ich, dass Isabel, auf den ersten 70 Seiten nur durch Erzählungen ihrer Familie an der Geschichte teilnimmt. Wie ein Gespenst ist sie präsent, doch nimmt nicht aktiv an der Handlung teil. Sehr gut hat die Autorin später das Hauptproblem von Isabelle eingeflochten. Denn Izzy hatte nach einem schweren Start ins Leben die geballte Ladung Sorge, Aufmerksamkeit und Ueberbehütung durch ihre Mutter auf sicher…und hat sich unweigerlich zu einem schwierigen Kind und Teenager entwickelt.

    Die Geschichte, die die Bevölkerung, und sogar Familien und Paare entzweit, die Frage bei wem das adoptierte Kind leben soll, entfesselt neue, eigene Geschichten um das Thema Adoption und Abtreibung. Celeste Nig spielt mit den Vorurteilen und den Gefühlen der Bewohner von Shaker Heights ( und die, der Leser ). Wer ist die bessere Mutter? Die reiche Linda, die sich seit Jahren ein Kind wünscht? Oder die alleinstehende, Migrantin Bebe Chow, die das Baby erst ausgesetzt hat und nun zurück will? Ein brisantes Thema, bei dem man unweigerlich ins Grübeln kommt…

    Die Autorin hat ein gesellschaftskritisches Werk geschaffen und ich war sehr gefesselt. Einzig ein paar holperige Stellen in der Handlung habe ich als gesucht und konstruiert empfunden. So, wie die Tatsache, dass Mia, als sie erfährt, dass eine Freundin von Mrs. Richardson ein asiatisches Baby adoptieren wird, sofort an Bebe Show, mit der sie mal zusammen gearbeitet hat, denkt. Und die auch noch zufälligerweise die Mutter des Babys ist.

    Konnte mich leider nicht überzeugen


    Vor zehn Jahren hatte Nora einen furchtbaren Unfall, wie durch ein Wunder hat sie überlebt. Sie erinnert sich kaum daran. Danach beschloss sie, das Leben zu leben, von dem sie immer geträumt hat: Sie schreibt erfolgreiche Bücher, hat einen wunderbaren Ehemann, zwei süße Kinder, wohnt in einer herrschaftlichen alten Villa in einem Vorort Stockholms. Doch als im Haus gegenüber eine neue Nachbarin einzieht, geraten die Dinge aus den Fugen. Die Vergangenheit holt Nora ein, ihre Idylle bröckelt. Auf einmal beginnt sie sich an Details des Unfalls zu erinnern - aber warum jetzt? Kann sie sich selbst noch trauen? Und was, wenn es damals gar kein Unfall war?


    Zehn Jahre nach einem Unfall, der Nora Lindquist beinahe das Leben gekostet hätte, lebt sie mit ihrer Familie in einem netten Viertel in der Nähe von Stockholm. Nora arbeitet als Autorin und ihr Mann Frank und die beiden Kinder machen sie meist glücklich. Nur Tochter Saga macht ihr Sorgen. Die Siebenjährige ist sehr schüchtern, öffnet sich kaum. So ist es verwunderlich, dass die neue Nachbarin Karla sofort Zugang zu Saga findet. Nora wird misstrauisch, meint auch zu erkennen, dass zwischen Karla und Frank eine Verbindung da ist. Hat Nora recht oder holen sie wieder die Geister aus der Vergangenheit ein ?


    Der Start ins Buch verläuft sehr zäh und immer wieder kämpfte ich mich durch langatmige Stellen. Vor allem bei den Recherchen für ihr neustes Buch, das die sieben Todsünden thematisieren soll, und die Überlegungen von Nora dazu, sind sehr in die Länge gezogen und ich habe sie meist grob überlesen. Von Beginn weg habe ich mich schwer getan mit Nora, die sehr überheblich und distanziert wirkt. Nora erwähnt mehrere Male, dass sie " die Königin der Strasse" ist, was direkt bedeutet, dass sie sich als was Besseres hält als ihre Nachbarn. So zwingt sie auch besserwisserisch auf einem Fest ihren Nachbarn ihre Theorien auf. Und möchte für ihre schüchterne Tochter ein Treffen mit einer Klassenkameradin arrangieren, weil Nora an den Beziehungen zu den Eltern des anderen Kindes interessiert ist. Die andere Mutter ist Redakteurin und könnte ja für die eigene Karriere von Bedeutung sein. Was mir ebenfalls sauer aufgestossen ist, dass sie sich lauthals beklagt, als die Kinder nicht in den Hort können. Denn, sie kriegt so zu Hause nichts geschafft und "hat durch die Kinder nichts vom schönen Frühlingstag gehabt".

    Dass, ich dann durch wirre Andeutungen, was Nora in der Kindheit alles durchmachen musste, nicht unbedingt mit ihr mit gefühlt habe, ist die Konsequenz daraus. So empfand ich praktisch keine Spannung und hatte das Gefühl Nora spielt eine Rolle in einem Theaterstück, so blutleer und flach wirkte sie auf mich. Ab der Mitte wirkt Nora etwas sympathischer, was jedoch auch ihren persönlichen Problemen geschuldet ist. Jemandem, dem es nicht so gut geht, sieht man automatisch mehr nach und man entschuldigt eher Reaktionen, die man nicht nachvollziehen kann.

    Die Autorin reisst hier in der Geschichte vieles an, erwähnt es ein paar mal und lässt es dann wieder fallen. Vielleicht waren auch ein paar Baustellen zu viel, die eingesetzt wurden. Und vielleicht wäre weniger mehr gewesen? Ein Unfall in der Vergangenheit, der vielleicht ein Mordversuch sein könnte….eine schwierige mit Andeutungen gespickte Kindheit der Protagonistin…eine Nachbarin, bei der man sich fragt was für ein Ziel sie verfolgt….eine schüchterne Tochter, die vielleicht und vielleicht auch nicht von der Nachbarin manipuliert wird…ein möglicher Seitensprung von Frank… das sind doch einige Baustellen, und die Handlung wirkt dadurch sprunghaft und gekünstelt. Erst gegen Schluss finden ein paar offene Fäden zusammen, wenn bei mir jedoch auch noch Fragen offen bleiben.

    Irgendwann kam die Autorin dann auf den Punkt und das Zentrum der Story. Und ich habe mich gefragt, was denn nun Einbildung und was die Wahrheit ist? Ab da habe ich Spannung gefühlt …leider erst spät und im zweiten Drittel des Buches. Leider war mir das Motiv dann schlussendlich zu konstruiert, wenn auch der Plot sehr ausgeklügelt ist.

    Die Idee habe ich so noch nie gelesen, doch irgendwie hat mich die Handlung und die Ausführung nicht überzeugt. Verwirrend könnte sein, dass es schon einen Krimi mit dem Titel gibt. "Die achte Todsünde" von Barbara Krohn, erschienen 2008.

    Ich habe erst knapp die Hälfte gelesen, kann aber jetzt schon sagen, dass das Buch ausgezeichnet recherchiert ist und die Geschichte um die Cholera (mit Ausnahme der drei fikttiven weiblichen Hauptfiguren) tatsachengetreu wiedergegeben ist, so z.B. der Erkrankungsverlauf und die Sterbeszene des Hans Mater.

    Ich lese parallel in diesem Buch und bin sicher, dass Ulrike Schweikert es zu Rate gezogen hat.

    Danke für deine Einschätzung!

    Emotionale Geschichte!



    Der Lehrer Callum McGregor ist 39 Jahre alt, als er sich Hals über Kopf verliebt. Callum ist Vater zweier Jungs und seine Frau Bellinda erwartet gerade ihr drittes Kind, als er in der Kneipe seines Bruders Fergus die 21 jährige Kate kennen lernt. Es ist um ihn geschehen und es beginnt eine Zeit voller Lügen, Ausreden und immer wieder heimlichen Treffen mit Kate.

    17 Jahre später treffen sich Callum und Kate zufälligerweise wieder. Kate ist inzwischen verheiratet und Mutter einer Tochter. Und wieder fühlt sie sich sofort zu Callum hingezogen.


    Ruth Jones hat mit "Alles Begehren" eine emotionale Geschichte geschaffen. Und damit meine ich nicht unbedingt, dass sie mich im klassischen Sinn berührt hat. Doch Ruth Jones hat bei mir jede Menge Emotionen geweckt. Erst mal habe ich eine grosse Antipathie gegenüber Kate und Callum empfunden. Die Figuren sind sehr typisch als Fremdgänger gezeichnet. Kate als attraktive Frau, die weiss was sie will und dies auch erreicht. Ohne Rücksicht auf Verluste. Sie lässt sich mit Callum ein, obwohl sie weiss, dass er bald zum dritten Mal Vater wird. Später betrügt und belügt sie auch ihren eigenen Mann Matt. Kate ist Schauspielerin und weiss ihre beruflichen Fähigkeiten auch im privaten Bereich einzusetzen. Callum ein Mann, bei dem sich beim Anblick einer jungen, hübschen Frau das Denken leider nicht mehr im Kopf abspielt. Callum erlebt eine stürmische Zeit mit Kate und kehrt jeden Abend zu seiner Frau zurück. Und das als 39 jähriger und noch mal als 56 jähriger. Diese Kaltblütiggkeit hat mich ganz schön umgehauen. Wie auch der Ideenreichtum und der Einfallsreichtum, wie Zeit für Schäferstündechen frei geschaufelt wird. Und genau hier setzt die Autorin auf die Emotionen der Leser. Gefühle wie Antipathie, Ekel aber auch Mitleid mit den Ehepartnern wurden bei mir geweckt und konstant gehalten.

    Die Geschichte hat mich gepackt und ich wollte einfach wissen, wie die Beziehung sich entwickelt…und vor allem wann und wie die gehörnten Ehepartner den Betrug herausfinden. Ich habe Spannung gefühlt und empfunden.

    Der Schreibstil ist eher sachlich gehalten und stellt in der Beziehung der Verständlichkeit nicht grosse Anforderungen an den Leser. So sind auch die Sexszenen nicht schwülstig, sondern eher sachlich beschrieben. Was sehr gut zu den Figuren gepasst hat. Denn meiner Meinung ging es Kate und Callum sowieso nicht in erster Linie um Liebe und Romantik, sondern um Macht, Besitz, Begehren und körperliche Anziehungskraft.

    Ebenfalls sehr gut gefallen und als tolle Ergänzung zu der "Amor fou" zwischen Callum und Kate, ein Erzählstrang um Matt, den Mann von Kate und seiner besten Freundin Hatty. Die hat nämlich auch Probleme mit einer Beziehung und ist erfrischend witzig beschrieben. Hat richtig gut getan, in all den Passagen der Lügen.

    In wechselnden Zeitzonen erlebt man so die Story zwischen Callum und Kate, jedoch auch zwischen Matt und Hatty. Obwohl diese nicht chronologisch geordnet ist, weiss man doch als Leser stets nach wenigen Sätzen, wo die Autorin gerade in der Geschichte weiterfährt.

    Mich hat die Geschichte gut unterhalten und Ruth Jones hat überzeugende Figuren geschaffen. Auch wenn ich sie nicht unbedingt als Freunde haben möchte.