Beiträge von Igela

    Tessa und Marian sind Schwestern, die sich seelenverwandt fühlen. Für Tessa, die Söhnchen Finn allein erzieht und im Büro der BBC in Belfast arbeitet, ist Marian eine grosse Stütze.

    Nun muss Tessa aber feststellen, dass ihre Schwester ein Doppelleben führt. Marian hat sich schon vor mehreren Jahren der irisch-republikanischen Armee angeschlossen. Die IRA kämpft für ein freies Irland und bringt vielen Menschen in Nordirland Schmerz, Angst und Gewalt.


    Natürlich war mir bekannt, dass in Nordirland seit vielen Jahren ein erbitterter Kampf, den die Katholiken gegen die Protestanten führen, tobt. Ich habe auch mitbekommen, dass sich mit der IRA eine Freiheitsorganisation zu einer Terrororganisation gewandelt hat. Der Konflikt und die irisch - republikanische Armee sind zentral in dieser Geschichte und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

    Tessa erzählt in Ich Perspektive, wie sie nicht nur den Schock verarbeiten muss, dass ihre Schwester Marian, der sie sich sehr verbunden fühlt, «auf der anderen Seite» kämpft. Sie erzählt ebenfalls, was dies für sie, Söhnchen Finn und für ihre Mutter, die plötzlich geächtet wird, für Veränderungen bringt. Dies erfährt man immer nur aus der Sicht von Tessa, was ich etwas schade und einseitig fand. Perspektivwechsel aus der Sicht von Marian oder von Tessas Mutter hätten der Geschichte vielleicht etwas mehr Tiefe gegeben.


    Schutzgelderpressungen, bewaffnete Raubüberfälle und Waffenverstecke mitten in der Stadt gehen zulasten der Organisation, der sich Marian anschliesst.
    Tessa gerät ebenfalls in den Kreis der IRA, was mich doch erstaunt hat. Denn als Journalistin einer politischen Sendung hatte ich sie nicht so eingeschätzt, dass sie empfänglich für die Organisation ist. Zudem ist sie eine Mutter, die ihren kleinen Sohn Finn sehr behütet und ihn einem Risiko aussetzt, als sie sich überreden lässt, für die IRA Gefälligkeiten zu erledigen.
    Es geht in diesem Buch vorwiegend um Kampf, Attentate, Angst und Gewalt und praktisch die ganze Geschichte handelt in Irland. Ich fand es sehr schade, dass dieses schöne und grüne Land, das ich schon bereisen durfte, nicht etwas authentischer eingebracht wurde.


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    Auchh der zweite Teil überzeugt!


    Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin und hat es mit den verschiedensten Todesursachen zu tun. Da ist zum Beispiel der 15-jährige Bradley, der offensichtlich Selbstmord begangen hat. Seine Eltern sind fassungslos, denn ihr Sohn hat nie Selbstmordabsichten geäussert. Oder der 32 Jahre alte, vor Kraft und Gesundheit strotzende, Mann, der eines Nachts einfach zusammenbricht und stirbt.

    Doch auch in Cassies Privatleben dreht sich einiges um den Tod. Sie erfährt von ihrer geliebten Grossmutter, die sie auch aufgezogen hat, dass ihr Vater Callum lebt. Ihr ganzes Leben lang bekam Cassie zu hören, dass ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Das war eine Notlüge ihrer Grossmutter, denn ihr Vater sass im Gefängnis wegen Mordes an ihrer Mutter.


    Im ersten Band habe ich in meiner Rezension geschrieben, dass ich einer der Ersten sein werde, die sich diesen zweiten Teil kauft. Genauso ist es nun gekommen, diese Fortsetzung musste einfach sein. Und das, obwohl ich eigentlich keine Reihen mag.

    Wie auch der erste Teil rund um die sympathische Sektionsassistentin Cassie Raven, hat mich auch dieser zweite Teil überzeugt und begeistert.

    Das liegt sicher an der Figur Cassie. Sie ist sehr überzeugend charakterisiert, durchdacht und sehr interessant. Cassie lebt für ihren Beruf und hat eine seltene Begabung. Die Autorin hat eine Kommunikation mit ihren Kunden, den Leichen in der Pathologie, auf den Leib geschrieben und Cassie hält Zwiesprache mit ihnen. Ich nenne es Intuition. Cassie «spürt», was die Menschen vor ihr auf dem Tisch vor ihrem Tod durchgemacht haben. Dadurch untersucht sie Dinge an den Körpern, die andere Pathologen aussen vor lassen.

    Soweit ich das beurteilen kann, sind die Untersuchungen stimmig und authentisch beschrieben. Auf jeden Fall so, dass auch medizinische Laien durchblicken. Was gruselig tönt, ist nicht so. Denn die Autorin hat ein Mittel gefunden, diese Untersuchungen sachlich zu beschreiben. So empfand ich diese Details der Rechtsmedizin als spannend und interessant. Ich staune, wie auch im ersten Teil, auch hier wieder über die hervorragenden Recherchen. Denn die Autorin schreibt über die Arbeit in der Rechtsmedizin so, als ob sie ebenfalls schon in der Pathologie gearbeitet hat.

    Nun ist Cassie also nicht nur beruflich, sondern auch privat gefordert. Sie erfährt, dass ihr Vater des Mordes an ihrer Mutter verurteilt und im Gefängnis sass. Was damals, als sie 4 Jahre alt war, genau geschehen ist, versucht sie mit der Hilfe von der Polizistin Phyllida Flyte zu entschlüsseln. Auch Flyde ist eine alte Bekannte aus dem ersten Teil der Reihe. Flyde und Raven sind nur sehr gegensätzlich, sie helfen einander auch in ihren privaten Ermittlungen. Denn nicht nur Cassie hat mit dem Tod ihrer Mutter einiges an Altlasten, sondern auch Phyllida mit dem Tod ihrer neugeborenen Tochter. Die amouröse Note zwischen den beiden Frauen, hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen. Denn die Handlung ist auch so lebendig und abwechslungsreich genug.


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    Nicht nach Schema!


    Chloe ist 12 Jahre alt, als ihr geliebter Vater gesteht, sechs Mädchen ermordet zu haben. Lena, Robin, Margaret, Jill, Carrie und Susan waren Teenager als sie von einem Tag auf den anderen verschwanden und sterben mussten. Ihre Leichen wurden jedoch nie gefunden, Chloes Vater schweigt beharrlich.


    20 Jahre später hat Chloe sich ihr Leben aufgebaut in Baton rouge und arbeitet als Psychologin mit eigener Praxis. Als sie ihre Hochzeit mit ihrem Verlobten Daniel plant, geschieht, was niemand für möglich gehalten hat. Wieder verschwinden junge Mädchen, dabei sitzt Chloes Vater doch im Hochsicherheitsgefängnis.




    Der Plot ist so konzipiert, dass für einmal nicht das übliche Schema bedient wird. Nicht die Opfer und der Täter stehen im Mittelpunkt, sondern die Familie des Täters.


    Chloe muss seit 20 Jahren damit leben, dass ihr einst geliebter Vater ein kaltblütiger Serientäter ist. Sie, wie auch ihr Bruder Cooper, sind tief traumatisiert und man begreift sehr schnell, dass die beiden auch Opfer sind. Ich empfand diese Seite der Geschichte sehr gut ausgearbeitet und anschaulich.


    Jetzt kommt in der Gegenwart dazu, dass wieder junge Mädchen verschwinden und ein Nachahmungstäter sein Unwesen treibt. Das warf bei mir viele Fragen auf und ich war sehr gefesselt. Immer wieder habe ich Figuren verdächtigt, habe auch einige mit einem guten Motiv bedacht … um dann bei der Auflösung fassungslos dazusitzen. Denn diese Auflösung habe ich nicht kommen sehen. Ich mag es sehr, wenn ich am Ende eines Thrillers überrascht werde und das ist in «Das siebte Mädchen» definitiv der Fall gewesen.


    Sehr schnell habe ich mit Chloe mitgefühlt, denn sehr schnell war klar, dass sie etwas Dunkles, Schweres seit Jahren mit sich schleppt. Sehr intensiv ist auch die Beziehung zwischen Chloe und Cooper beschrieben. Die beiden verbindet ein düsteres Band, das seinen Ursprung in der Kindheit hat.


    Dieses Buch ist das Erstlingswerk der Autorin und ab und zu fehlte es mir an Struktur. Oft wechselt die Handlung zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her. Dies zudem meist mitten in einem Kapitel und ohne Ankündigung oder Deklaration. Das hat bedeutet, dass ich oft ein, zwei Sätze lesen musste, um zu erfassen zu können, wo in der Geschichte Chloe gerade steckt. In der Vergangenheit, als 12- oder 17-Jährige oder in der Gegenwart als erwachsene Frau.


    Chloe empfand ich als spannende Figur. Sie versucht irgendwie mit ihrem Trauma zu leben und ein erfülltes Leben zu leben. Dabei neigt sie zu Suchtverhalten und geht nicht immer den korrekten Weg um an ihre Suchtmittel zu gelangen. Ich habe das absolut verstanden in ihrer Situation und diese Schwäche machte sie für mich greifbar und auch sympathisch.


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    Krimi im Bankenmilieu!


    Heldenhaft ruft Laura Jacobs die Polizei, als sie und ihre Kollegen bei der Arbeitsstelle überfallen werden. Laura arbeitet bei der BWG Berlin und die Bank wird Ziel eines Banküberfalls. Noch eine zusätzliche Aufregung in ihrem Leben. Denn Laura und ihr Mann Timo haben genau vor dem Überfall die Kündigung ihres Hauses bekommen. Die beiden sind Mieter in einem Haus, das der BWG gehört.


    Laura ist hin- und hergerissen, einerseits möchte sie dort wohnen bleiben, andererseits fühlt sie sich auch zu Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber verpflichtet. Als ihr Chef des Mordes beschuldigt und Laura verdächtigt wird, ihre Position missbraucht zu haben, ist sie sich sicher, dass es jemand darauf angelegt hat, sie zu vergraulen.



    Der Handlungsradius dieser Geschichte ist eng begrenzt und spielt sich zu grossen Teilen im Milieu der Bankgeschäfte ab. Man bekommt als Leser einen guten Einblick, wie es abläuft in der Welt der Geldanlagen, Vermögen und Kredite. Der Leser bekommt viel Bankinterna serviert. Von Versicherungsvolumen bis zum Börsenhandel wird dargestellt, was in diesen Kreisen so abläuft. Letzteres mit einem erhobenen Zeigefinger, wofür Lauras Ehemann Timo herhalten muss. Gezielt eingesetzte Einspieler zeigen, wie skrupellos das Bankgeschäft sein kann. Man spürt die hervorragenden Recherchen des Autors und man merkt gut, dass er auch im Bankgeschäft tätig war.


    Es wird jedoch auch kriminell, wobei es auch da zu grossen Teilen um Moneten geht. Das Geschehen kratzt ganz schön an Lauras Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber und die Zerrissenheit empfand ich als subtil und gut gemacht.


    Es dirigiert also jemand nicht nur den Rausschmiss von Laura, Timo und ihren Nachbarn, sondern hat auch noch die Hände bei anderen dunklen (finanziellen) Machenschaften im Spiel. Ich habe ziemliche schnell geahnt, wer das sein könnte und ziehe aus dem Grund minimal ab in meiner Bewertung. Ich hätte es als spannender empfunden, wenn diese Identität nicht schon so früh offengelegt worden wäre.


    Die Protagonistin Laura empfand ich als starke Persönlichkeit. Sie ist eine Kämpferin im Job und im privaten Leben. Sie lässt sich nicht unterkriegen und hat nur eine Schwäche: Ihr Mann Timo, der sich mit Vorliebe allerlei Technikschnickschnack kauft und irgendwo zwischen 15 und 19 Jahren stecken geblieben ist. Was eine Frau wie Laura mit einem verspielten grossen Jungen wie Timo will, ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben.


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    Auflösung zu früh offensichtlich!


    Yvette Winkler zieht mit ihrem Ehemann und den vier Kindern vom Vorarlberg nach Hamburg. Die Familie hat ein altes Haus in der Nähe des Elbauchsees gekauft und umgebaut. Sehr schnell findet die Familie in Consuelo Strunz eine passende Reinigungskraft, die wiederum den Pianisten Tobias Hansen als Klavierlehrer für die Kinder der Familie vermittelt. Alles könnte perfekt sein. Dann jedoch zeigt sich, dass Yvette Winkler zu gutgläubig war....



    Zu Beginn lernt man als Leser die einzelnen Figuren in wechselnden Perspektiven kennen. Gründlich taucht man in das Leben von der temperamentvollen Familienfrau Yvette Winkler ein, in deren Ehe es nicht zum besten steht. Die gut betuchte Familienfrau, deren Mann Bernhard Karriere macht, ist energiegeladen und temperamentvoll. Nach und nach zeigt sich jedoch, dass sie damit eine grosse Leere in ihrem Leben zu füllen versucht. Vieles in ihrem Leben ist Schein und sie versucht krampfhaft die Familie zusammenzuhalten. Diese Perspektive ist so gestaltet, dass man als Leser ahnt, dass die taffe Familienfrau noch etwas verbirgt in ihrem perfekten und privilegierten Leben.


    Als Nächstes lernt man den Pianisten Tobias Hansen kennen, der mir sehr seltsam erschien. Er ist verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes, dabei jedoch ein notorischer Fremdgeher.

    Doch noch seltsamer ist die zukünftige Angestellte der Winklers, Consuelo Strunz, die nach dem Tod ihrer Mutter völlig in einer Fantasiewelt lebt und um Aufmerksamkeiten und Anerkennung buhlt.

    Jede der Figuren empfand ich als deprimierend und ich wusste nicht, mit wem ich am meisten Mitleid haben soll. Leider entpuppt sich viel zu schnell, wer Böses im Sinn hat. Auch die Motivation dafür, lag meiner Meinung nach, zu schnell offen. Die kursiv geschriebenen Rückblicke ins Jahr 1984 zeigen sehr schnell, welche Figur in der Gegenwart welche Rolle spielt. Einzig die Identität einer Nebenfigur in der Vergangenheit konnte mich überraschen.


    Als die Familie in das Haus Nummer 77 zieht, habe ich auf den grossen Knall gewartet. Ich hatte keine Ahnung, wer der Auslöser für diesen erwarteten Knall sein wird und was geschieht. Ich wusste nur, dass da was kommen wird. Das empfand ich als ungeheuer spannend.

    Der Schreibstil wirkt oft spröde und die kurzen Sätze haben etwas Abgehacktes. Die Autorin hat es jedoch geschafft, eine unheimliche Stimmung zu erzeugen und die Handlung unvorhersehbar zu gestalten. Ganz zum Schluss erlebt man als Leser Psychothriller vom feinsten und die Auflösung ist stimmig, wenn auch schon gegen Mitte schon offensichtlich.


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    Armes Kind!


    Jens und Lotte Wiig sind in einem Spa, um den Geburtstag von Lotte zu feiern, als ihre 2 Jahre alte Tochter Poppy entführt wird. Sie haben die Kleine in der Obhut ihres Grossvaters gelassen, nicht ohne ein Foto vom Aufenthaltsort von ihrer kleinen Tochter zu posten. Denn Poppy ist berühmt, seit Lotte, eine Influencerin, regelmässig Details aus dem gemeinsamen Familienleben auf ihrem Blog teilt. Kommissarin Emer Murphy, die eigentlich krankgeschrieben ist, umgeht diese Krankschreibung, denn sie will Poppy finden.


    Privatsphäre gibt es für die 2 Jahre alte Poppy nicht, denn ihre Eltern vermarkten die Kleine seit sie auf der Welt ist. Likes und wie viele Influencer dem Blog folgen, ist wichtig und zählt. Während Mutter Lotte die Blogeinträge schreibt, gibt es keinen Geburtstag, kein Familienessen oder gemütlichen Abend, ohne dass Vater Jens davon Fotos schiesst und postwendend ins Internet stellt.

    Ich hatte grosses Mitleid mit Poppy.

    Leider gibt es auch in der realen Welt Mamablogs, die wie Pilze aus dem Boden schiessen und Details aus dem Familienleben an die Oeffentlichkeit zerren. So gesehen, hat die Autorin sicher den Finger auf ein hochaktuelles Thema gelegt. Untermauert wird die Geschichte mit Blogeinträgen, die kommentieren, was bei den Wiggs geschieht.

    Dieses Buch ist der Debütroman von Kristine Getz und besticht nicht nur mit einem hochaktuellen Thema, sondern auch mit einem gut zu lesenden Schreibstil. Die Figurenanzahl ist beachtlich und die Handlung dadurch komplex. Für meinen Geschmack hätte man einige Figuren, wie zum Beispiel die Grossmutter von Emer Murphy, aus der Handlung streichen können. Diese hat einen kurzen Auftritt mit nicht relevanten Details, die nicht so ganz in die Handlung zu passen schienen. Die Ermittlerin Emer Murphy schleppt etliche Altlasten mit und diese passen auch genau zur Thematik in ihrem neusten Fall. Ich empfand die private Seite von Murphy als fesselnd und spannend. Im beruflichen Bereich, bewegt sie sich oft in einer Grauzone des Erlaubten und starke Psychopharmaka lassen sie oft nicht rational agieren.

    Die ganze Geschichte rund um die Entführung ist sehr konstruiert, jedoch gerade noch so, dass ich es als "könnte möglich sein" habe durchwinken können. In der Familie Wigg und ihrem Umfeld scheint jeder und jede irgendwelche Flecken in seiner Biografie zu haben. Aus diesem Grund kann man sich lange nicht sicher sein, was denn genau mit der kleinen Poppy geschehen ist. Haben ihre Eltern die Entführung arrangiert, um die Klicks auf ein Höchstniveau zu treiben? Oder hat der Grossvater nicht aufgepasst, der kleinen Poppy Schaden zugefügt und sie verschwinden lassen? Hat ihre Tante Alex, die in der Vergangenheit einige schmutzige Deals arrangiert hat, für das Verschwinden verantwortlich? Da ist auch noch Onkel Jesper, der klammheimlich Sympathien für Lotte und Poppy hegt und auf seinen Bruder eifersüchtig ist.

    Ich empfand die Auflösung als etwas weit hergeholt und die Identität des Täters ab einem gewissen Punkt doch als vorhersehbar. Das hat gegen Schluss eine Menge Spannung herausgenommen.


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    Was für ein unsympathischer Protagonist!


    Alicia Bjelke kann es nicht fassen: Ihre Schwester Stella wurde ermordet. Die beiden Schwestern haben beruflich eng zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie die Dating - Seite RAW gegründet. Stella war das Gesicht des Unternehmens, Alicia arbeitete im Hintergrund. John Adderley von der Polizei Karlstad ermittelt und findet heraus, dass die beiden Schwestern nicht nur eine Hassliebe verband, sondern auch ein Geheimnis aus der Vergangenheit.



    Die Geschichte wird in zwei parallel verlaufenden Strängen erzählt, die zu Beginn wenig Berührungspunkte aufweisen. Einerseits erfährt man, wie die beiden Schwestern kurz vor dem Mord an Stella zueinanderstehen und nach dem Mord, wie Alicia damit umgeht, ihre Schwester verloren zu haben.

    Dieser Strang hat mich fasziniert, denn vor allem Alicia ist eine Figur, die sehr gut getroffen ist. Mehr und mehr versteht man als Leser, was die beiden Schwestern verbunden hat und wann genau diese Hassliebe entstanden ist. Kurze Rückblicke in die Vergangenheit der Schwestern sind da sehr aufschlussreich.

    Im zweiten Strang steht der Ermittler John Adderley im Mittelpunkt und hier habe ich mich fast durchwegs gelangweilt. Seitenlang trifft er sich mit einem Freund Trevor, der abgehört wird und seitenlang werden Tricks der beiden dem zu entgehen, erörtert. Hätten die ganzen Verwicklungen mit dem Zeugenschutzprogramm nicht weggelassen werden können?

    John ist zudem eine überaus unsympathische Figur und bald einmal hat mich jedes Wort, jede Handlung von ihm genervt. Etwas, was mir selten passiert. Da der gute John der Hauptermittler ist, dümpelt diese Ermittlung vor sich hin und es kam und kam keine Spannung auf. Er ermittelt kopflos, ohne Rücksicht auf Rechte oder Verluste, Stil Elefant im Porzellanladen.


    Beide Protagonisten Alicia wie John sind mit vielen Problemen belastet, die einfach zu viel Raum einnehmen. Alicia trinkt sich durch das Buch und verbringt gefühlt Stunden in ihrer Lieblingspizzeria an der Bar. Zudem wird dem Leser immer wieder erzählt, dass sie ein entstelltes Gesicht hat. Mehrere Male! John mogelt sich durch die Ermittlungen und versucht vor allem einem Freund zu helfen. Er ist zudem sehr misstrauisch und nagt an einem vergangenen, missglückten Einsatz. Ich wurde einfach nicht warm mit dieser Figur.


    Von einem guten Krimi erwarte ich mehr, als seitenlang die Befindlichkeiten der Hauptfiguren zu erörtern. Gerettet hat das Leseerlebnis der Schluss des Buches....da wurde die Handlung endlich rasant.


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    Erfrischend..mit Pausen.


    Renate Bergmann freut sich auf die Hochzeit ihrer Freundin Gertrud. Ihre beste Freundin Gertrud, die auch schon 82 Jährchen alt ist, wird ihren Freund Gunter Herbst heiraten. Renate wäre keine gute Freundin, wenn sie Getrud nicht tatkräftig bei der Planung der Feier unterstützen würde. Sie wird zudem Trauzeugin und schmeisst sich in die Hochzeitsvorbereitungen. So wird gemeinsam eine Hochzeitsausstellung besucht, ein Brautkleid gekauft und die Ringe ausgesucht. Alles ist gut organisiert, nun muss die Online Omi nur noch die Frau Schlode mit ihrem Kinderchor vor einer Einlage an der Hochzeit abhalten.



    Renate Bergmann ist für mich eine Kultfigur, deren Bücher ich gerne lese. Ich muss jedoch dazwischen immer wieder mal eine mehrmonatige Pause einlegen, denn eine geballte Ladung Renate Bergmann wäre mir zu viel des Guten. Das letzte Buch liegt schon eine Weile zurück und so konnte ich mich vorbehaltlos auf die gelungenen und weniger gelungenen Witze von Renate einlassen. Vieles ist nicht neu, wenn man schon andere Bücher mit dieser Protagonistin kennt. Renate, die zum Beispiel immer wieder mal Begriffe durcheinanderbringt oder FB konsequent "Fässbock" nennt. So wird aus E-mail auch mal I-Mehl oder aus Google ein Gockel. Hinter Renate Bergmann steckt der Autor Torsten Rhode und immer wieder staune ich, wie gut er sich auf die grossen und kleinen Kümmernisse der ü 80 Figuren versteht.


    Renate Bergmann hat es nicht so mit der heutigen neumodischen Technik und das bekommt man beim Lesen zu spüren. Der Schreibstil ist ganz einer älteren Dame angepasst und so kommt Renate, die in Ich Perspektive erzählt, schnell mal ins Plappern. Sie durchstreift die Themen in alter Dame Manier und klappert die für sie wichtigen Punkte gemächlich oder im Eiltempo ab. Zwar geht der grösste Teil um die Vorbereitungen der Hochzeit von Gunter und Getrud. Aber sie kann sich zum Beispiel auch mit einem Augenzwinkern über das nachhaltige Denken junger Leute auslassen. Dies jedoch immer auf eine amüsante und lustige Art und Weise.


    Renate ist erfrischend, plaudert frei von der Leber weg und man kann ihr einfach nicht böse sein. Wohl auch darum, weil es bei ihr nie Witze unter der Gürtellinie gibt. In einigen Passagen habe ich mich oder einige Menschen in meiner Umgebung wiedererkannt. Schon diese Tatsache hat mir ein Schmunzeln entlockt. Renate Bergmann wie immer gute Unterhaltung … doch nun benötige ich wieder eine Pause von ihrem Geplapper.


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    Leicht enttäuscht!


    Anja Liebig, Reporterin bei der „Tagespost“ in Berlin und Timo Krampe wenden sich an Rocco Erhardt. Krampe und sein Freund, Jörg Grünwald, sollten der Reporterin ein Interview geben. Die beiden waren Opfer und Zeugen eines bislang nicht aufgeklärten Verbrechens. Kurz vor dem Interview ist Grünwald verschwunden. Timo Krampe und Anja Liebig bitten den Strafverteidiger Ricco Eberhardt um Hilfe und der entdeckt schon bald, dass die Leiche, die auf dem Tisch von Rechtsmediziner Justus Jarmer liegt, Jörg Grünwald ist.



    Dies ist also der zweite Streich des Autorenduos Schwiecker & Tsokos. Nach „ Die siebte Zeugin“ hat es Strafverteidiger Ricco Eberhardt mit einem Fall zu tun, der weite Kreise zieht. Der Auslöser für das Verbrechen an Jörg Grünwald liegt in der Vergangenheit und ist eine dieser Straftaten, die garantiert keinen kaltlässt. Es ist eines dieser Verbrechen, die einfach abscheulich sind und bei denen einem die Haare zu Berge stehen.


    Das Autorenduo ergänzt sich perfekt. Florian Schwiecker hat jahrelang als Strafverteidiger gearbeitet und so sind die Passagen, die sich um Gericht und Verteidigung drehen, sehr authentisch. Michael Tsokos hingegen deckt die rechtsmedizinischen Details hervorragend ab, da er Professor für Rechtsmedizin ist. Auch das merkt man beim Lesen der Passagen, in denen Dr. Justus Jammer agiert.

    Gefallen hat mir, dass der Rechtsmediziner in diesem zweiten Band mehr Raum bekommt. Wo er mir im ersten Band zu blass war, kommt die Figur nun so richtig zur Geltung.

    Allerdings empfand ich die Ermittlungen als langatmig und es kam einfach kaum Spannung auf. Die Auflösung habe ich so nicht kommen sehen, was eine gewisse in die Länge gezogenen Ermittlungen wieder wett gemacht hat.

    Die zu Beginn einzelnen Stränge verbinden sich sehr rasch und man tappt als Leser nicht lange im Dunkeln und fragt sich, wie denn diese Stränge zusammenhängen könnten. Ricco Eberhardt findet in Claudia Spatzierer eine alte Bekannte und damit wird auch die amouröse Seite in diesem Krimi bedient. Dies jedoch sehr dezent und zurückhaltend. Ich bin doch etwas enttäuscht von diesem zweiten Fall, auf den ich mich lange gefreut habe.


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    Lahme Auflösung!


    Der Schüler Leon Gruber wird vermisst! Der 16-Jährige hat die Party bei seinem Freund Kai nachts verlassen und ist nie zu Hause angekommen. Die Eltern, Freunde, die ganze Schule sind verzweifelt. Auch seine Freundin Marie, die die Tochter der Oberkommissarin der Würzburger Kripo ist. Victoria Stahl ermittelt auf Hochtouren. Dann verschwindet ein weiterer Junge….



    Da dieser Thriller das Verschwinden und Straftaten Jugendlicher behandelt, dreht sich vieles um Jugendthemen. Mobbing ist ein zentrales Thema, jedoch auch Freundschaft, erste Liebe, Cybermobbing, Teenagerschwangerschaft und immer wieder Szenen, die in der Schule handeln. Etliche der Protagonisten sind Schüler und spielen eine Rolle im Fall um den verschwundenen Leon. Im ersten Drittel des Buches hatte ich dadurch oft das Gefühl, ein Jugendbuch zu lesen. Das ändert sich nach diesem ersten Drittel und es tauchen Szenen auf, die widerwärtig und brutal sind, was nun die Genreeinteilung „Thriller“ rechtfertigt. Sehr eindrücklich und schaurig sind die Passagen, in denen die Gefangenschaft der Jugendlichen thematisiert wird.


    Lange hatte ich das Gefühl, zu wissen, wer der Entführer der jungen Leute ist. Okay, ich lag falsch und der Rätselfaktor ist unbestritten hoch. Allerdings wurden einige an den Haaren herbeigezogene Elemente eingefügt, die für mich die an und für sich spannende Geschichte verwässert haben. Da ist eine Frage der Mittäterschaft, die ich nicht nachvollziehen konnte. Dann ein Indiz, das nicht stimmig war. Der Täter hat sich da nämlich vom eiskalt kalkulierenden Mörder zu einem zur Schau gestellten Detail hinreißen lassen, das mir zu sehr nach „irgendwie muss die Auflösung herbeigeführt werden“, roch. Schade, damit erhält die Geschichte einen schalen Beigeschmack.


    Der Schreibstil lässt sich gut lesen. Allerdings hätte ich mir zu Beginn weniger häufige Perspektivwechsel gewünscht, um erstmal in der Geschichte anzukommen. Kurze Kapitel, die immer aus der Sicht einer anderen Figur handeln, die leider nicht näher erläutert werden, haben mich herausgefordert. So dauerte es einige Zeit, bis ich wusste, wer denn wer ist und welche Verbindung besteht. Kurze kursiv gehaltene Gedanken verschiedenster Figuren geben oft den Dialogen einen „Widerhall“, was ich als gutes Stilmittel empfand, um die Gefühle der jeweiligen Figur besser erfassen zu können.


    Ein solider Thriller, bei dem mehr Gewicht bei der Auflösung hätte gelegt werden können. Durch oben genannte Punkte empfand ich diese als lahm und an den Haaren herbeigezogen.


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    Gelungener Start in eine neue Reihe!


    Frankfurt und das LKA Wiesbaden leidet unter einem Déjà - vu. Wie schon vor 5 Jahren werden Frauen umgebracht und die Opfer, geschmückt mit Lilien aufgefunden. Kriminalhauptkommissar Jack Diehl konnte seinen ersten Fall damals erfolgreich lösen und der Täter Curt Weinert sitzt seither im Gefängnis. Aber warum nun die neuen Morde? Ist ein Nachahmungstäter am Werk oder wurde Weinert damals unschuldig verurteilt? Unterstützt bei den Ermittlungen wird Jack Diehl von der Fallanalystin Viola Hendrick und der Tatortsfotografin Berenice Silva Benvides.



    Als Fan der Mara Billinsky Reihe von Leo Born war ich sehr gespannt, ob und wie mir der Start in eine neue Reihe, mit einem neuen Ermittlerteam, gefallen wird. Der Start ist mehr als gelungen und Jack Diehl, Viola Hendrick und Berenice Silva Benvides stehen „der Krähe“ und ihrem Team in nichts nach.


    Das große Plus in diesem ersten Band der Reihe ist für mich die Charakteristik der Figuren. Mit ein paar gelungenen Details hat es Leo Born geschafft, diese nicht nur unverwechselbar, sondern auch lebensnah zu gestalten. Allen voran die Hauptfigur Jack Diehl. Er ist charismatisch und zeigt auch Schwächen, wie seine digitalen Unzulänglichkeiten. Jack pflegt ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vorgesetzten Robert Kornfeld. Wenn die beiden sich über den neusten Fall unterhalten, kann man wortwörtlich die Puzzleteile fallen sehen. Die beiden sind aufeinander eingespielt und ein top Ermittlerteam. Oder wie es Viola nennt: Robert und Jack spielen verbal Pingpong. (Seite 197)


    Apropos Team: Mit der Fallanalystin Viola Hendrick war Jack mal verbandelt und seither haben die beiden privat das Heu nicht mehr am selben Lagerort, wie man so schön sagt. Die Liebe scheint verflogen, die turbulenten Dialoge sind geblieben. Diese Dialoge, die von sarkastisch bis liebevoll fast jedes Adjektiv abdecken, haben mich oft schmunzeln lassen. Diese verbalen Kreuzfeuer lockern die ganze Mordgeschichte schön auf und ich fand sie sehr erfrischend.

    Die Morde, Ermittlungen und ein Blick in die dunkelsten Erinnerungen des Täters sind schwere Kost. Da kamen mir die sarkastische Kabbelei zwischen den beiden gerade recht. Meine Favoritin der Figuren ist aber eindeutig die Tatortsfotografin Berenice Silva Benvides. Neu im Metier zeigt sie sich am ersten Tatort verletzlich und das macht sie sehr menschlich. Ich hoffe, dass sie auch im weiteren Verlauf der Reihe eine entscheidende Rolle im Ermittlerteam spielen wird.


    Durch eingeschobene und kurze Kapitel, die den Titel „Erinnerungen an das Lilienhaus“ tragen, erkannte ich nach und nach, warum der Täter mordet und was er erlebt hat. Das Motiv verrate ich hier nicht, nur so viel: Ich lese sehr viele Krimis und Thriller und dieser hier ist wieder so einer, indem ich das Motiv des Täters nicht billige, jedoch verstehen kann.

    Irgendwann einmal habe ich auch die Identität geahnt. Der Autor hat jedoch noch einen draufgesetzt, indem er die alten Fälle, mit denen in der Gegenwart clever und nachvollziehbar verbunden hat. Die temporeiche Handlung enthält viel Stoff, um mitzurätseln. Denn nicht nur, dass ich mich gefragt habe, wer denn nun der Mörder und ob der inhaftierte Täter der Jahre zurückliegenden Mordserie wirklich der wahre Täter ist… die Verbindung der Lilienmorde in der Gegenwart und denen in der Vergangenheit muss auch noch erraten werden.


    Immer wieder konnte die Handlung mich neu fesseln. Wie zum Beispiel, als in der ersten Besprechung des Teams der LKA Wiesbaden nebenbei der Name des Opfers fällt und mir bewusst wurde, dass die Frau, die man kurz zuvor „kennengelernt“ hat, es nicht geschafft hat zu überleben.


    Sehr gut hat mir gefallen, dass durch Viola Hendrick ein besonderes Augenmerk auf die Fallanalysen gerichtet sind. Ich empfand ihre Ausführungen fesselnd. Durch diese Täterprofile ergeben sich solide Ermittlungen, die nachvollziehbar und logisch aufgebaut sind.

    Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Reihe!


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    Das Ende hat mich umgehauen!


    Nachdem Marc und Sarah drei Jahre eine Fernbeziehung gepflegt haben, willigt Sarah ein, zu Marc nach Hamburg zu ziehen. Sie zögert jedoch, als Marc vorschlägt, mit seinem besten Freund Henning als WG- Bewohner in ein Loft in Elbnähe zu ziehen. Da sich die beiden Freunde sich schon ewig kennen und gemeinsame Geschäfte am Laufen haben, ist die Sache jedoch schnell abgemacht.

    Eines Tages findet die Reinigungskraft Blut. Blut von Henning und so viel, dass er nicht mehr am Leben sein kann. Kriminalkommissarin Bianca Rakow und ihr Kollege Peter Höger vernehmen Sarah und Marc. Sehr schnell wird klar, dass einer der beiden lügt, was das Verschwinden von Henning anbelangt.



    Wenn ein Thriller mit Liebe auf den ersten Blick beginnt, ist das für mich ein Hinweis, dass es emotional werden kann. Tatsächlich wabern in diesem Thriller Gefühle, Liebe, aber auch Abhängigkeiten und Freundschaft mit. Sarah und Marc sind sehr verliebt und beide haben dunkle Seiten und/ oder Geheimnisse, die beim späteren Verschwinden von Henning eine Rolle spielen. Sehr geschickt hat der Autor immer wieder Erlebnisse der beiden eingebaut, die mich einmal zum einen als Täter, dann wieder zum anderen haben tendieren lassen. Da wird zum Beispiel eine Szene aus einem Urlaub in Bali völlig unterschiedlich wiedergegeben. Sarah hat eine Schlüsselszene ganz anders erlebt, als Marc sie beschreibt. Ich empfand die Mutmaßungen, wer denn die Wahrheit verzerrt, als sehr spannend. Die abwechselnden Perspektivwechsel, die kapitelweise einmal aus der Sicht von Marc, dann wieder aus der Sicht von Sarah geschrieben sind, lassen tief blicken. Psychologische Spannung garantiert, denn die in Charakter und Persönlichkeitsstudien gehüllten Perspektiven sind sehr fesselnd.


    Stück für Stück, Seite für Seite, wird aufgedeckt, was genau in diesem Loft geschehen ist. Relativ schnell werden die Ermittler in die Handlung einbezogen und auch Vernehmungen werden eingefügt. Dabei bleiben die persönlichen Umstände von Bianca Rakow und Peter Höger eher im Hintergrund, im Vordergrund steht der Fall um den verschwundenen Henning. Genau dann, als ich mir meine Meinung gebildet hatte, was mit Henning geschehen ist, wirft der Autor mit einer überraschenden Wendung diese Meinung wieder über den Haufen. Die Frage, ob Henning tot ist oder nicht und wer dafür verantwortlich ist, hat mich die letzten 50 Seiten regelrecht inhalieren lassen. Ganz zum Schluss hat Linus Geschke es dann auch noch geschafft, mich mit der Auflösung komplett umzuhauen.

    Darauf wäre ich nie gekommen!

    Der Autor verspricht in seinem Einleitungswort nicht zu viel. Darin steht nämlich, dass man seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen wird und man vorsichtig sein soll, denn Menschen erzählen Lügen!

    Ich habe mit "Das Loft" nicht das erste Buch von L. Geschke gelesen und er hat mich wieder begeistert! Deshalb: eine Leseempfehlung von mir!


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    Gut mit Schwächen!


    Die Lektorin Heike Wersch ist verschwunden, kurze Zeit später wird sie tot gefunden. Im Verlagswesen, allem voran in dem Verlag, in dem sie angestellt war, hatte sie sich nicht nur Freunde gemacht. Nicht nur, dass sie als alteingesessene Lektorin mit ihrem neuen Chef Carl Winterscheid nicht zurechtkam. Sie hat zudem Plagiatsvorwürfe gegen einen ihrer unter Vertrag gestellten Autoren erhoben und liegt mit den Nachbarn in einem lange dauernden Nachbarschaftsstreit. Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein von der Kripo in Hofheim sind doppelt gefordert, als ein weiterer Toter gefunden wird. Auch er war in dem Winterscheid Verlag angestellt.



    Die Handlung spielt größtenteils im Verlagswesen und / oder in seinem Umkreis. Die Autorin kennt ja diese Welt sehr gut und so bekommt man als Leser einen sehr guten Einblick vom Weg eines Buches als Manuskript bis zu seinem Verkauf in einer Buchhandlung.

    Weiter haben wir es als Leser auch in diesem neusten Band mit dem eingespielten Ermittlerteam zu tun. Ich lese die Reihe mit den Ermittlern der Kripo in Hofheim bunt durcheinander und so manches Mal hatte ich hier in diesem zehnten Band einige Aha - Erlebnisse aus früheren Bänden, die ich schon gelesen habe.

    Allerdings hätte sich die Autorin meiner Meinung nach mit diesen Rückblicken zurückhalten können. Denn oft fühlte ich mich im Lesefluss des aktuellen Falles, unterbrochen mit den andauernden Andeutungen und Erklärungen zu vergangenen Taten der Ermittler. Ansonsten habe ich Wiedersehen gefeiert mit Pia, Oliver, Tariq, Henning und Co.

    Es geht nicht nur um den Mord an der Lektorin, auch das Privatleben von Oliver von Bodenstein birgt so einiges an Konfliktpotenzial. Ich fand seine Auseinandersetzungen mit seiner Frau und Stieftochter Greta ebenfalls "Krimi".

    Erst hatte ich geschluckt, als ich das ellenlange Personenglossar gesehen habe. Aber die Figuren sind so gut skizziert, dass ich nicht durcheinander geraten bin. Die Handlung wird zudem gegen Ende sehr komplex und mehrere Male musste ich rasch im Glossar nachschauen, wie genau denn nun die Beziehungen untereinander sind. Sehr lange ist offen, wer für das Verschwinden der Frau verantwortlich ist. Weiter vermischen sich die aktuellen Geschehnisse mit der Vergangenheit. Die Verbindung empfand ich als sehr gut gemacht. Der Plot ist überlegt und sehr gut ausgearbeitet.


    Auf einige Wiederholungen hätte Frau Neuhaus verzichten können. Wenn ich nur schon daran denke, wie oft eine gewisse Mülltonne erwähnt wird. Auch wenn diese Tonne zentral für die Ermittlung ist, hätte man nicht mehrere Male deren Leerung und Inhalt erwähnen müssen. Etwas zäh wird es kurz vor der Auflösung. Denn als mehrere Zeugen befragt werden, bekommt man als Leser denselben Inhalt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das macht diese Befragungen doch langatmig.


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    Das nächste Mal bitte ohne Boesherz!


    In Berlin werden Jungen entführt, deren Eltern ermordet aufgefunden. Für das LKA, allen voran Kriminalhauptkommissarin Olivia Holzmann, ist schnell klar, dass der dubiose Drogenboss Fjodor Sokolov seine Finger mit im Spiel hat. Er wird verhaftet, die Fakten sprechen jedoch für ihn. Olivia Holzmann entschließt sich, ihren ehemaligen Mentor und Exkollegen Severin Boesherz beizuziehen. Dieser hat jedoch mit der Ermittlungsarbeit abgeschlossen. Auch eine Anfrage an die pensionierte Topermittlerin Esther Wardy verhallt ungehört. Dabei hatte sie kurz vor ihrer Pensionierung mit einem ähnlichen Fall zu tun.


    Die Handlung, allem voran die Taten und die folgenden Ermittlungen, empfand ich als lahm. Ich denke, das zentrale Problem ist, dass die Taten, das heißt die Entführung von mehreren Jungen und die Ermordung deren Eltern, schon geschehen ist. Es wird immer nur rückblickend darüber gesprochen, was halt dann nicht so prickelnd ist, sondern mit Distanz einhergeht. Die Ermittlungen werden so geführt, dass Kriminalhauptkommissarin Olivia Holzmann das halbe Buch über versucht, den renommierten Ermittler und Exkollegen Severin Boesherz für ihren neusten Fall zu gewinnen. Oft hätte ich ihr am liebsten zugerufen: Investiere diese Zeit lieber in die Ermittlungen als immer wieder bei Boesherz aufzukreuzen und ihn um Hilfe zu bitten. Dieser willigt irgendwann mal ein und Simsalabim stößt er Olivia auf die Identität des Täters.

    Was ich als unbefriedigend empfand. Schade, dass Olivia Holzmann so von Boesherz abhängig wurde. Denn was sie bei der Eingangsszene, die auf einem Schiff handelt, gezeigt hat, hatte sehr viel Potenzial. Leider wurde sie immer abhängiger von ihrem ehemaligem Kollegen, dessen Sohn und einer weiteren ehemaligen Topermittlerin. Bei dem angekündigten nächsten Fall hoffe ich, sie kann sich von den renommierten Ermittlern lösen und ganz wie zu Beginn des Buches zeigen, was sie draufhat. Boesherz empfand ich oft als salbungsvoll, gönnerhaft und in Rätseln sprechend. Ganz fiese Masche, als er nach der Auflösung Olivia die lange Nase gezeigt hat und meinte, er habe das schon gewusst, wollte aber, dass sie es selbst herausfindet. Die Figur hat mir so ganz und gar nicht gefallen, dass ich für mich entschieden habe, die schon erschienen „Bösherz Thriller“ auf keinen Fall lesen zu wollen.


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    Eine für mich überraschende Wendung betreffend Identität des Täters hat sehr viel gerettet an meiner Bewertung. Auch der Schluss des Buches konnte viel herausholen. Denn Vincent Kliesch hat eine „Zeitdruck“ Szene eingebaut, in der die Ermittlerin sich sehr beeilen muss, damit die Opfer gerettet werden können. Gegen Schluss wird es dann auch tatsächlich richtig spannend und fesselnd.


    Ich habe „Auris“ gelesen von Vincent Kliesch, was mir um Längen besser gefallen hat. „Im Auge des Zebras“ ist verschachtelter und die häufigen Perspektivwechsel machen die Handlung unruhig und ab und zu wirr. Da hätte ich mir mehr Ruhe gewünscht. Schade, ich habe mehr erwartet.

    Gerichtsthriller!


    Strafverteidiger Eddie Flynn übernimmt die Verteidigung des jungen Schauspielers Bobby Solomon. Dieser soll seine Freundin und seinen Bodyguard zusammen im Bett erwischt und ermordet haben. Bobby beteuert seine Unschuld! Der Prozess im Strafgericht von Manhattan beginnt und plötzlich tauchen Hinweise auf, die eine Brücke zu alten Fällen bilden. Als einige der vereidigten Geschworenen sterben, befällt Eddie Flynn der Verdacht, dass einer, der nun im Gerichtssaal anwesenden Geschworenen, ein Serientäter sein könnte.


    Es ist eine Kunst, bei einem eher schwergewichtigen Thriller, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Steve Cavanagh ist dies bestens gelungen. 538 Seiten und jede Seite hat mich gefesselt. Zudem trägt der Schreibstil dazu bei, dass man gleitend durch die Geschichte gelotst wird.


    Gradlinig, klar und schnörkellos erzählt der Autor in zwei abwechselnden Strängen die Geschichte eines Serientäters und die eines Strafverteidigers.

    Der Serientäter Joshua Kane mordet. Joshua Kane genießt diese Morde und begeht sie mit viel Raffinesse. Er wählt seine Opfer gezielt aus und man kann als Leser nicht anders, als seine Umsicht, Planung und Taten anzuerkennen.

    Auf der anderen Seite kämpft Eddie Flynn darum, im Gerichtssaal Gerechtigkeit herzustellen. Sein Mandant, der Schauspieler Bobby Solomon, soll zwei Morde begangen haben. Sehr lange hat mich die Frage, wie die beiden Stränge zusammenhängen, durch das Buch getrieben. Es gibt Berührungspunkte, das ja. Aber warum und weshalb diese Punkte bestehen, empfand ich als ungeheuer spannungsgeladen.

    Der Autor hat als Dreh und Angelpunkt der Handlung den Gerichtssaal im Strafgericht in Manhattan gewählt. Hier laufen alle Fäden zusammen und wie der Eintrag auf dem Cover verrät, steht nicht der Serientäter vor Gericht, sondern sitzt unter den Geschworenen. Das hebt die Spannung auf ein ganz hohes Level, denn als Leser weiß man, wer der Täter ist. Der Richter, die Anwälte, das Publikum oder die Mitgeschworenen in der Jury, jedoch nicht. Obwohl man in diesem Thriller den Täter also von Beginn weg kennt, nimmt diese Tatsache kein Stück der Spannung. Denn mit überraschenden Wendungen sorgt der Autor dafür, dass man mit angehaltenem Atem und Gänsehaut durch das Buch flitzt.


    Die Gerichtsverhandlung, die zuvor angestellten Untersuchungen der Tat, aber auch die Zusammenstellung der Geschworenenjury ist in diesem Buch zentral. Ich hatte mir zum Beispiel vorher noch nie überlegt, wie die 12 Geschworenen ausgewählt werden. Schon wieder was gelernt.


    Doch Eddie Flynn muss sich nicht nur mit einem besonders perfiden Serientäter herumschlagen, der seine Kreise enger und enger zieht, sondern hat es auch mit korrupten Polizeibeamten zu tun.


    Der Aufbau der Story, sowie die Tatsache, dass aus Anwaltssicht "ermittelt" wird, empfand ich als neu und ideenreich.

    Von mir eine klare Leseempfehlung!


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    Krieg und Familiengeheimnisse


    Mona Frühwirt, frisch getrennt von ihrem langjährigen Freund Adrian und von einem Tag auf den anderen ihre Stelle los, sieht sich mit einem zusätzlichen Schicksalsschlag konfrontiert. Ihre Oma Frida, bei der sie aufgewachsen ist, stirbt. Mona muss das erstmal alles verdauen und reist von München nach Stockholm, wo ihre Oma ein Häuschen besessen hat. Frida wusste nichts von dem Haus in Sandham, im östlichen Teil des Stockholmer Schärengartens und ist erstaunt, als sie dort Spuren aus Fridas Vergangenheit entdeckt.



    Zu weiten Teilen handelt die Geschichte in der Kriegszeit um 1943, als Hitler die Macht in Deutschland innehatte. Die Autorin erzählt sehr eindrücklich, anhand der Protagonistin Frida, wie schwer das Leben für ein junges Mädchen in der Kriegszeit war. Hier spürt man die sehr guten Recherchen der Autorin.

    So machen viele Beschreibungen der Lebensumstände der Menschen während und nach dem Krieg das Buch authentisch. Frida macht mit Begeisterung beim BDM mit und dort werden die jungen Mädchen mit Lagerfeuern, Sportwettkämpfen und Gesellschaftsspielen gefügig gemacht und auf den nahenden Krieg vorbereitet. Schön beschrieben wird hier die Freundschaft zwischen Frida und Gisela, die durch dick und dünn gehen. Aber auch das Thema Rassismus und Rassentrennung in Amerika wird anhand der Figur Henry, eines amerikanischen Soldaten, eingeflochten. Sehr schnell bekommt die Story sehr viel Tiefe durch diese eindrücklichen Details der Kriegswirren. Die Hoffnungslosigkeit, das Grauen, der Hunger und die Gewaltbereitschaft drücken richtig durch und so hat mich dieser Teil der Geschichte berührt und beschäftigt.

    Abgewechselt werden diese Passagen von der Handlung in der Gegenwart, als Mona nach und nach erfährt, was für ein Leben ihre Oma früher geführt hat. Hier schimmert immer wieder durch, dass nicht alles so war, wie gedacht. Genau die richtige Dosis Familiengeheimnis trieb mich dazu, schnellstens weiterzulesen.

    Das grosse Familiengeheimnis wird erst fast am Schluss gelüftet und hat mich überrascht. Kaum zu glauben, zu was für Deals Menschen gezwungen waren, weil der Krieg oder die Moralvorstellungen anderer das nötig machten.

    Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Sie hat es geschafft sehr eindrücklich ein Bild der Kriegszeit zu zeichnen. Gegen Schluss hätte ich persönlich auf ein paar Verwandte von Mona verzichten können, das war mir eindeutig zu viel Stoff für die letzten Seiten. Dadurch wirkte die Handlung eher hektisch und überladen.

    "Das Geheimnis des Schärengartens" beinhaltet zu grossen Teilen eine Story mitten im Krieg, sehr dezent ein, zwei Liebesgeschichten und Familiengeheimnisse, die mich gefesselt haben.


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    Schade...


    Calvin John Hooper war 25 Jahre lang Polizist beim Chicago Police Departement. Nun hat Cal im Westen Irlands ein Haus gekauft und beginnt mit den Renovationsarbeiten. Nach und nach lernt Cal die Bewohner des kleinen Dorfes Altnakelty kennen, die in die Natur eingebettet leben und arbeiten. Die Schafhaltung ist eine der zentralen Einnahmequellen der Dorfbewohner und so ist das Entsetzen groß, als immer wieder Schafe, bestialisch getötet, aufgefunden werden. Als das Kind Trey bei Cal mit einer seltsamen Bitte auftaucht, bringt es Cal nicht über sich, abzulehnen.


    Die ersten hundert Seiten des Buches drehen sich vorwiegend um Renovationsarbeiten, die Beschreibung der Umgebung, der Lebensumstände von Cal und seinem Hobby Fischen. Hier lernt man nach und nach auch andere Dorfbewohner kennen. Der Treffpunkt im örtlichen Pub führt immer wieder zu Gesprächen. Drei ganze Seiten lang wurde zum Beispiel über ein gerissenes Schaf diskutiert. Der Start ins Buch empfand ich als zäh wie Kaugummi und ich musste mich doch sehr durchkämpfen.

    So richtig Spaß hat die Geschichte nicht gemacht.

    Dies änderte sich etwas, als Trey bei Cal auftaucht. Denn Trey bringt nicht nur Leben in die Handlung, sondern auch eine Aufgabe in Cals beschauliches Leben. Cal übernimmt eine Ermittlung auf die Bitte von Trey, dessen Bruder spurlos verschwunden ist. Diese Ermittlung beschränkt sich aus dem Ausfragen von Freunden des Verschwunden, ist jedoch sehr trickreich und amüsant zu lesen. Spannung kommt, trotz verschwundenem Teenager, nur gemächlich auf. Dafür erfährt man viel über die Dorfbewohner, ihre Beziehungen untereinander und die gängigen Hobbys: Fischen und Hundezucht. So kam bei mir mehr und mehr das Gefühl hoch, dass ein äußerst magerer Plot mit banalen Beschreibungen aufgepeppt wurde. Als grossen Pluspunkt empfand ich die Auflösung des "Krimifalles", die über Raffinesse und Fantasie verfügt.



    Ich gestehe, dass mich die Autorin mit diesem Buch doch etwas enttäuscht hat. Denn Tana French kenne ich als Autorin, die normalerweise 600 Seiten lange Bücher mühelos füllt, ohne dass Langeweile aufkommt. Auch eine Geschichte, die fesselt und in der immer etwas geschieht, gehört normalerweise zu ihren Markenzeichen. Beide Punkte konnte sie leider bei „Der Sucher „ nicht erfüllen. Schade.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Benötigte Eingewöhnungszeit!


    Nach einem Unfall leidet Teresa unter einer retrograden Amnesie und findet sich in ihrem Leben nicht mehr zurecht. Im Krankenhaus muss ihre Familie ihr, Stück für Stück, ihr Leben erklären. Teresa muss ich damit abfinden, dass die letzten 5 Jahre einfach aus ihrem Gedächtnis gelöscht sind. Nun arbeitet sie anscheinend nicht mehr in einem Tattoostudio, sondern in einer Galerie. Zudem wohnt sie nun alleine und nicht mehr mit ihrer Schwester Sophie in einer WG. Aber was ist mit Henry, der Liebe ihres Lebens und warum ist ihre älteste Schwester Celine nicht mit im Krankenhaus?



    Teresa geschieht, was wohl bei jedem von uns Beklemmungen auslöst. Plötzlich zu erwachen und fünf Lebensjahre " verloren“ zu haben. Einfach nicht mehr zu wissen, was die letzten Jahre geschehen ist. Eine absolut schreckliche Vorstellung! Da Teresa noch dazu eine sehr authentische Figur ist, habe ich so richtig mit ihr mitgefühlt und gezittert. Das Thema „Amnesie“ war zudem völlig überzeugend in die Handlung eingeflochten.



    Leichte Schwierigkeiten hatte ich zu Beginn der Geschichte. Abwechselnd springt die nämlich zwischen der Gegenwart, in der der Unfall geschieht und 5 Jahre zurück. Die Vergangenheit ist aus der Sicht von Henry geschrieben und die Gegenwart aus der Sicht von Teresa. In der Gegenwart blickt sie zudem oft zurück auf die Zeit, an die sie sich erinnern kann. Ich benötigte eine Weile, bis ich richtig in der Story angekommen war, da das Ganze doch unübersichtlich schien. Als ich mich dann reingefuchst hatte, eröffnete sich eine abwechslungsreiche Handlung. Nicht nur, dass Teresa sich Stück für Stück ihr Leben zusammen puzzeln muss, sie muss sich auch (erneut) mit Veränderungen in ihrem Leben abfinden und diese verarbeiten. Die Spurensuche eröffnet für uns Leser teilweise schwere, traurige, aber auch witzige Situationen. Die romantische Seite der Story, die Liebesgeschichte zwischen Henry und Teresa, kommt ganz ohne rührselige und schnulzige Momente aus. Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, ob die beiden den Sprung von der Vergangenheit in die Gegenwart schaffen.



    Die Autorin hat es geschafft die Spannung durch die Perspektiv - und Zeitwechsel aufrechtzuerhalten. Die Figuren wachsen einem im Grossen und Ganzen ans Herz. Im Grossen und Ganzen, da ich die Familie von Teresa als zu überspitzt charakterisiert empfand. Schwester Sophie konnte ich noch so annehmen. Sie ist ein Freigeist, chaotisch veranlagt und trägt das Herz auf der Zunge. Man spürt sehr gut, wie sie Teresa liebt und will, dass es ihr gut geht. Die Mutter von Teresa, die als Künstlerin arbeitet, war mir zu nervig und viel zu übertrieben dargestellt. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen.


    So ist „ Was wir sehen, wenn wir lieben“ nicht nur eine wunderschöne Liebesgeschichte, sondern auch eine Geschichte über eine Familie, die einander beisteht und einen Schicksalsschlag überwinden muss.


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    Kult!


    Oma Renate ziert sich erst, als sie von Freundin Gertrud gebeten wird in der Laube Gunter Herbst zu helfen. Denn Renate hat mit dem Giessen der Gräber ihrer Männer eigentlich genug zu tun. Da Gunter aber an der Bandscheibe operiert werden muss, will sie mal nicht so sein. Renate hat es geahnt, das „bisschen Giessen“ entwickelt sich zu einem Fulltimejob und ist nicht einfach nur nebenher möglich.


    Die Bücher über die Online Omi Renate sind einfach Kult!

    „Fertig ist die Laube“ ist nicht mein erstes Buch und Saison-gerecht, schliesslich steht auch im realen Leben der Frühling vor der Türe, habe ich mich auf Gartenfreuden und Blumen gefreut.

    Allerdings muss ich gestehen, dass ich nie und nimmer 2 oder 3 Bücher mit Omi Renate hintereinander lesen könnte. Dafür ist mir Renate, die in Ich Perspektive erzählt, zu anstrengend. Sie erzählt in einem langen Monolog das ganze Buch über und kommt dabei, wie das bei älteren Menschen manchmal so ist, vom Hundertsten ins Tausendste. Oder wie sie auf Seite 31 selbstkritisch meint: vom Höckchen aufs Stöckchen! Trotzdem hat dieses Buch mich gut unterhalten und für einige Lacher gesorgt. Nun brauche ich aber wieder eine Pause von ihr.

    Renate besticht oft mit witzigen Wortschöpfungen, verdrehten Wörtern und kryptischen Bezeichnungen. Manchmal musste ich einen Moment überlegen, was sie genau sagen will. Was um Himmelswillen meint sie zum Beispiel mit Oh-Pe? Die Verbindung mit der geplanten OP von Gunter brachte dann Licht ins Dunkel.

    Die Handlung dreht sich oft in der Laubenkolonie, die teilweise überspitzt, doch immer sehr amüsant, dargestellt wird. Wenn der Chef der Kolonie seine Mitgartenbewirtschafter mit einer Drohne überwacht, ist das zwar überspitzt … ich kann mir aber vorstellen, dass in einer realen Kolonie zwar nicht mit der Drohne, jedoch schon geschaut wird, was der Nachbar genau anpflanzt und macht. Renate wirft mit viel Witz und keinerlei Hemmungen oder Zurückhaltung auch Themen wie Helikoptermütter, Kindererziehung und Hochzeiten in die Runde. Auch in Genuss eines Kompostierkurses en vitesse oder einem Schwedischkurs, bei dem ich sehr lachen musste, kommen wir Leser.

    Ganz schwierig ist das Mutter – Tochterthema für Renate. Tochter Kerstin ist mehr als esoterisch angehaucht und liegt so stets im Clinch mit Renate, die mit beiden Füssen auf dem Boden der Tatsachen steht.


    Erstaunlicherweise ist die Person, die so treffend die Gefühlswelt einer 82 Jahre alten Dame beschreibt, ein Autor und keine Autorin. Tolle Leistung, wie er die Gedankengänge einer älteren Dame darstellt und auch auf die Schippe nimmt.


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    Leseempfehlung!


    Hannah Ahrens lebt in New York und wird zurück nach Deutschland gerufen, als ihre geliebte Grossmutter Tilde im Sterben liegt. Hannah verspricht Tilde auf dem Sterbebett, vor allem auf ihre Schwester Trixie achtzugeben, die mit Felix Graf von Altdorff, der als neuer Bundeskanzler kandidiert, verheiratet ist. Felix ist in einer sehr konservativen Partei, die nationalistische Züge aufweist. Obwohl Hannah eine genau gegenteilige politische Einstellung hat, lässt sie sich durch den charismatischen Felix hineinziehen in die Strudel der Politik.


    Die Familie Ahrens, die 97-jährige Tilde und ihre Nachkommen, stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Vor allem Tildes Enkelin Hannah und Schwiegerenkel Felix werden in den Fokus gerückt. Mit den beiden zieht auch eine Menge Politik in die Geschichte ein, die zum Nachdenken animiert. Denn Felix, der als Bundeskanzlerkandidat politisch sehr rechts steht, kämpft gegen das Fremde, die Migration und schrammt sehr, sehr oft nah am Rechtsradikalismus vorbei. Hannah, politisch mit gegenteiliger Einstellung, lässt sich durch ein Versprechen, das sie Tilde gegeben hat, hineinziehen in die politischen Gefüge ihres Schwagers, um dann…. Doch lest selbst. Es lohnt sich!


    Die Geschichte der Familie Ahrens beginnt damit, dass Tilde den Zweiten Weltkrieg, auf der Flucht mit einem Säugling, knapp überlebt. Wie oft in dieser Generation prägt dies das ganze Leben und weist eine starke Haltung auf. Tilde, wie auch Hannah, ist eine starke Frau mit viel Durchhaltewillen, jedoch auch mit ausgeprägtem Familiensinn. Hannah muss sich dann auch rasch einmal entscheiden zwischen ihren Werten und diesem hochgehaltenen Familiensinn.

    Es mischen ganz schön viele Figuren der Familie Ahrens mit. Zum besseren Verständnis wurde ein Stammbaum der Familie eingefügt. Immer wieder mal habe ich nachgeschaut, wer denn nun schon wieder Cousin x oder Neffe y ist.


    Ich musste zweimal nachsehen, doch es ist so: „Heimatsterben“ ist das Debüt der Autorin Sarah Höflich. Ein sehr gelungenes Debüt, mit einem hervorragenden Plot, einem sehr flüssig zu lesendem Schreibstil, bei dem nichts holpert und gut ausgearbeiteten Figuren.

    Die Geschichte handelt 2023 und zeugt viele Parallelen zur heutigen Politik, das vor allem die Situation von Migranten und / oder das Asylwesen betrifft. Ich empfand viele Situationen als absolut erschreckend. Vor allem auch, weil ich weiss, dass sie leider nur zu real sind. Dieses Buch enthält nicht nur eine Familiengeschichte mit spannenden Mitgliedern, sondern ist leider auch ein Spiegelbild der heutigen politischen Situation in westlichen Ländern.

    Obwohl sich "Heimatsterben" sehr flüssig lesen lässt, habe ich ordentlich Zeit benötigt, um es durchzulesen. Denn immer wieder musste ich innehalten, über das Gelesene nachdenken und es auch verdauen. Ein Buch, das ganz sicher nachklingen wird!


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