Beiträge von Igela

    Sternstunden der Medizin!


    Klappentext (Quelle Amazon):


    Berlin, 1831. Seit Wochen geht die Angst um, die Cholera könne Deutschland erreichen – und als auf einem Spreekahn ein Schiffer unter grauenvollen Schmerzen stirbt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. In der Charité versuchen Professor Dieffenbach und seine Kollegen fieberhaft, Überträger und Heilmittel auszumachen: ein Wettlauf gegen die Zeit. Während die Ärzte um das Überleben von Tausenden kämpfen, führen drei Frauen ihren ganz persönlichen Kampf: Gräfin Ludovica, gefangen in der Ehe mit einem Hypochonder, findet Trost und Kraft in den Gesprächen mit Arzt Dieffenbach. Hebamme Martha versucht, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten, und verdingt sich im Totenhaus der Charité. Die junge Pflegerin Elisabeth entdeckt die Liebe zur Medizin und - verbotenerweise - zu einem jungen Arzt ...
    Die Charité - Geschichten von Leben und Tod, von Hoffnung und Schicksal im wohl berühmtesten Krankenhaus Deutschlands.



    1831: Die Angst hat das Krankenhaus Charité in Berlin fest im Griff. Denn die Cholera rafft in der Stadt immer neue Opfer in den Tod. Der Arzt, Doktor Johann Friedrich Dieffenbach, versucht verzweifelt ein Mittel gegen diese Pest zu finden. Die Wärterin Elisabeth, die gerade erst in der Charité zur Pflege der Kranken angestellt wurde, macht sich ihre eigenen Gedanken und zweifelt, ob die Vorgehensweise der Aerzte immer richtig ist.



    Das Grundthema in diesem Buch sind die Anfänge der Medizin und die Eingriffe, die Kranken Linderung bringen sollen. Von 1831 bis 1839 erlebt man als Leser, die Entwicklung, die das Krankenhaus Charité, macht. Da wird zum Beispiel die erste Krankenwartschule am 1. Juli 1832 gegründet. Für wenig Geld haben vorher unausgebildete und meist Arme mehr schlecht als recht, diese undankbare Arbeit der Pflege verrichtet. Man erlebt jedoch auch mit, wie verzweifelt versucht wird den verschiedensten, zu der damaligen Zeit üblichen Krankheiten, Herr zu werden. Cholera, Diphtherie, Syphilis, psychische Erkrankungen, auch die Wundfäule, um nur einige zu nennen. Diese werden mit den damals üblichen und fortschrittlichen Methoden und Behandlungen, wie Aderlässe, Kampfspiritus und Kräutern bekämpft.

    Mich hat dieses Buch regelrecht umgehauen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Sehr dringlich und authentisch wird das Leben in und um das Krankenhaus beschrieben. Die Figuren sind mir lieb geworden und ich mochte vor allem, wie stark die drei weiblichen Hauptprotagonistinnen dar gestellt wurden. Wärterin Elisabeth, die sich schlichtweg geweigert hat, zu heiraten und völlig aufgeht in der Pflege der Kranken. Sie ist sehr emanzipiert und möchte am liebsten Medizin studieren. Etwas, was damals für Frauen unmöglich war. So denkt sie während ihrer pflegerischen Arbeit mit und überlegt sich Heilungsmethoden für ihre Patienten. Sehr gut ausgearbeitet, wie Elisabeth sehr fortschrittlich gerade im Umgang mit psychisch Kranken denkt und handelt.

    Die zweite Figur ist Gräfin Ludovica von Bredow, die heimliche Liebe von Dr. Dieffenbach. Statt in ihrem goldenen Käfig, die Hände in den Schoss zu legen, setzt sie ihre Macht, ihr Geld und ihre Überredungskunst ein, damit eine Krankenpflegeschule gegründet wird.

    Und schlussendlich die Hebamme Martha, alleine mit ihrem kleinen Sohn, nimmt sie einen neuen Job im Totenhaus der Charité an. Und kämpft dafür, dass ihr Sohn eine Schule besuchen darf, trotz körperlichem Makel.

    Es gibt Szenen, die haben es in sich. Ich denke da an die Passagen, in denen Operationen, wie damals üblich ohne Narkose, beschrieben sind. Oder die Beschreibungen der Patienten, die unter den verschiedensten Krankheiten leiden. Die hygienischen Zustände sind fragwürdig…Desinfektionen werden einmal täglich durch eine Räucherfrau, die durch die Charité geht, vorgenommen.

    Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich und entwickelt einen unheimlichen Sog. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man nicht weiss, was einen auf der nächsten Seite erwartet und man gespannt weiterliest.

    Da ich nicht so oft historische Romane lese und in medizinischen Details nicht bewandert bin, traue ich mir nicht zu, zu beurteilen wie weit die beschriebenen Details real sind.

    Eines weiss ich jedoch sicher, dass mich dieses Buch völlig gefangen genommen und die Story mich fasziniert hat.

    Dies war das erste Buch, das ich von Ulrike Schweikert gelesen habe. Jedoch nicht das letzte, denn der Schreibstil ist hervorragend.

    ...aber es steht doch Thriller drauf?


    Klappentext (Quelle Amazon):


    Isaiah Quintabe, der geniale Privatdetektiv ohne Lizenz, der meistens für die einfachen Leute in Long Beach, L.A., Probleme löst, stößt auf das Wrack des Autos, mit dem vor Jahren sein Bruder Marcus getötet worden war Schnell ist ihm klar: Es war kein Unfall, sondern Mord.

    Gleichzeitig meldet sich die damalige Freundin seines Bruders – ihre Halbschwester in Las Vegas steckt in Schwierigkeiten. Hoffnungslos spielsüchtig hatte die mit ihrem Freund versucht, die 14K-Triade zu erpressen. IQ und sein Sidekick Dodson machen sich auf nach Las Vegas, um die Situation zu entschärfen. Gleichzeitig regt sich der Verdacht, dass IQs toter Bruder Marcus vielleicht doch kein Heiliger war und Verbindungen zu dem ruandischen Gangster Seb Habimana hatte. IQ muss an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen, denn zudem haben sich noch ein übler Kredithai und die Locos Surenos 13, eine mächtige Gang, an seine Fersen geheftet. Schwerstarbeit für IQ und Dodson, die zur Hochform auflaufen. Und im Hintergrund lauert ein düstrer Feind …



    Vor 8 Jahren hat Isaiah Quintabe seinen Bruder Marcus durch einen Unfall verloren. So die offizielle Version. Doch Isaiah ist überzeugt, dass Marcus ermordet wurde und sucht fieberhaft den Täter. Isaiah arbeitet als Privatdetektiv und wird von Marcus Freundin Sarita gebeten, ihrer Halbschwester Janine zu helfen. Diese steckt wegen Spielschulden in Schwierigkeiten. Isaiah, heimlich verliebt in Sarita, eilt mit Partner Deronda nach Vegas.


    Ach herrje … schon im Prolog die erste Wackelsituation. Isaiah entdeckt acht Jahre nach dem Unfalltod zufällig auf einem Schrottplatz das Mordwerkzeug, den Accord, mit dem sein Bruder getötet wurde. Da habe ich das erste Mal gezögert, habe jedoch trotzdem weiter gelesen. Und gehofft, dass dies die einzige holperige und konstruierte Stelle in der Handlung ist.

    War es leider nicht! Immer wieder gibt es unlogische Szenen, an den Haaren herbei gezogene Ermittlungsergebnisse und einen überheblichen "Ermittler". Der, erst den Anführer der Bande "Locos Surenos 13" verprügelt und ihn dann zusammenflickt. Mit … ich zitiere…."er besass einen Erste Hilfe Kasten, auf den jeder Sanitäter stolz gewesen wäre. Eine Mini- Herz- Lungenmaschine, ein Blutdruckmessgerät, eine Notfalldecke, Kühlpads, Wärmepackungen, Traubenzucker, Verbrennungssalbe, Kompressionsverbände, Riechsalz, Pinzetten, verschiedene Antiseptika in unterschiedlichen Darreichungsformen, zwölf verschiede Sorten Verbandmaterial und eine Sammlung anderer Dinge." (Seite 255).

    Die Geschichte dreht sich um die Mördersuche des Bruders und den Freundschaftsdienst für die angebetete Sarita. Dann geht es aber auch noch um viele andere Figuren, die auftauchen, ein kurzes oder längeres Gastspiel haben und wieder verschwinden. Warum muss ich als Leser wissen, wie der Typ vom Imbisswagen, der sich schlussendlich als Isaiahs Partner herausstellt, den Wagen finanziert hat ? (Seite 57). Solche unrelevanten Details gibt es wie Sand am Meer und machen das Lesen sehr ermüdend und verwirren. Viele kleinere Sequenzen über das Leben, das Denken und Handeln von Nebenfiguren werden künstlich aufgepolstert und irgendwie (... und egal wie) in die Hauptgeschichte eingeflochten. Und das nicht immer schlüssig, sondern konstruiert.

    Ich möchte nicht direkt das Wort " langweilig" in den Mund nehmen. Doch die wenigen brisanten Szenen, in denen hauptsächlich geprügelt wird, erinnern an einen laschen Wildwestfilm. Spannung? Gänsehaut? Fehlanzeige!

    Die Sprache wurde dem Setting angepasst. Da die Geschichte hauptsächlich auf den Strassen, Bordellen, Clubs und Hinterhöfen von Vegas spielt, ist diese sehr derb. Gossensprache, mit einer Vorliebe aller Figuren für das Wörtchen "Mutherfucker"…das gefühlt auf jeder zweiten Seite eingesetzt wird.

    Ach ja, der Autor hat auch die Comicsprache eingesetzt….vielleicht um besonders dringlich zu zeigen, dass diese Szene spannend sein soll? Drei Mal: "ZACK - KLACK! BOOM ! ZACK - KLACK ! (Seite 247) !

    Die Nebenfiguren bleiben oberflächlich und blass und sind sehr klischeehaft. Für den "genialen Privatdetektiv", wie er laut Klappentext genannt wird, konnte ich mich gar nicht erwärmen. Ich weiss nicht, wie seine Verwandlung geschehen konnte. Doch seit dem letzten Band hat er sich negativ verändert. Was in "IQ " noch witzig daher kam, ist nun spröde und langatmig.

    Dieses Buch ist die Fortsetzung von " IQ " und ein Beweis, dass meist der weite Teil nur ein Abklatsch des Ersten ist. Hier habe ich mich durchgequält und kann kaum fassen, dass ein Buch auf dem Thriller steht so wenig spannend sein kann.

    2. Teil!


    Klappentext (Quelle Amazon):


    In einem stillgelegten Schlachthaus findet die Berliner Polizei die Leichen von drei jungen Menschen, allesamt blond und blauäugig. Ihre Körper sind bizarr in Szene gesetzt und enthalten fast keinen Tropfen Blut mehr. Der Verdacht fällt auf Freya von Rittberg, eine exzentrische Künstlerin, die mit dem Blut ihrer Fans Gemälde malt und gefährliche Mut-Challenges veranstaltet. Ihre Vorfahren haben eine dunkle NS-Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reicht, und deshalb scheint jemand in der Regierung eine schützende Hand über Freya zu halten. Das BKA sieht sich gezwungen, seine beste Undercover-Ermittlerin einzuschleusen: Targa Hendricks heuert bei Freya als Bodyguard an. Sie verspürt keine Angst und hat nichts zu verlieren – bis Freya die einzige Schwäche von Targa entdeckt ..


    Targa Hendricks von der Abteilung K2 Berlin, Spezialgebiet "die Überführung von Serientätern", wird von ihrem Vorgesetzten auf einen neuen Fall angesetzt.


    In einem verlassenen Schlachthaus, wurden die Leichen von drei jungen Menschen gefunden. Der Tatort erinnert an eine Inszenierung. Kurz darauf wird die Szene von der Künstlerin Freya von Rittberg auf Leinwand gemalt. Sie ist dafür bekannt, Bilder mit Blut zu malen und mysteriöse Mut - Challenges zu veranstalten. Die Polizei ist überzeugt, dass die Malerin mit den Morden zu tun hat und schleust Targa als Personenschützerin bei ihr ein.


    Dies ist nach "Targa - der Moment bevor du stirbst " der zweite Teil rund um Targa Hendricks. Ganz klar sollte, zum besseren Verständnis, erst der erste Teil gelesen werden. Denn nur so kann man den speziellen Charakter von Targa, und die vielen Bezüge zum ersten Teil, richtig erfassen. Targa ist sehr unkonventionell. Meiner Meinung nach leidet sie unter einer leichten Form von Autismus. Sie ordnet für ihr Leben gerne Bücher, Fotos, Briefe. Und wenn ein Buch falsch eingeordnet ist, wird sie unruhig. Sie kann auch keine Gefühle zeigen und hat Probleme, die Gefühle anderer zu verstehen und zu deuten. Zudem hat sie eine schwermütige und leicht depressive Art. Mir gefällt, dass Targa einerseits unerschrocken und sehr stark ist, andererseits doch unsicher und traurig wirken kann. Die Zwiegespräche mit ihrer toten Schwester lassen hinter die Fassade blicken und sind ein toll gewähltes Mittel um Targa besser zu verstehen. Die Figur ist sehr gut ausgearbeitet und keinesfalls 08/15.

    Dieser Thriller, der seine Genreeinteilung zu Recht trägt, ist sehr temporeich und blutig. Denn, Blut spielt eine grosse Rolle und so wird Blut getrunken oder damit gemalt. Es gibt Szenen, die sind echt eklig und nichts für sensible Leser.

    Ein grosses Plus ist in dieser Geschichte das Setting. Egal, ob in dem stillgelegten Schlachthaus oder in der Nobelwohnung von der Mörderin. Man spürt die bedrückende Atmosphäre sehr gut und mir ist nur schon beim Lesen Gänsehaut über den Rücken gekrochen.

    Wenn ihr nun denkt, ich greife mit dem Ausdruck " Mörderin " vor….Dem ist nicht so! Denn, von Beginn weg, weiss man als Leser, dass Freya von Rittberg, die Taten begannen hat. Da lässt das Autorenduo die Leser nicht im Zweifel. Hier spielt für einmal die Überführung der Täterin und nicht die Täter- Identität eine Rolle. Bestenfalls kann man noch über das Motiv rätseln....

    Einen Erzählstrang konnte ich lange Zeit nicht einordnen. Darin spielt ein Hilfspfleger einer psychiatrischen Einrichtung eine Rolle. Lange Zeit habe ich den Zusammenhang geahnt und gegrübelt, bis B.C Schiller in einem Nebensatz die Auflösung erwähnt. Sehr gut gemacht , überraschend und schlüssig.

    Der Schreibstil ist wieder toll. Mit prägnanten Sätzen wird man als Leser an die dunkelsten Orte entführt und ohne langatmige Details von einer brenzligen Situation in die nächste katapultiert.

    Meiner Meinung nach wackelt der Plot ein wenig. Ein paar Logiklöcher, die für mich nicht befriedigend sind, haben mich gestört. So wird Targa unter ihrem richtigen Namen und ohne viel Aufhebens von Freya von Rittberg und ihrer rechten Hand Zac als Personenschützerin engagiert. Wenn die beiden so professionell agieren würden, wie sie sich die restliche Geschichte lang geben, hätten sie Targa überprüft und herausgefunden, dass sie für die Polizei arbeitet und ein Spitzel sein könnte. Zudem Targa ein paar Monate zuvor einen Serientäter (aus dem ersten Band) zur Strecke gebracht hatte und ihr Name bekannt ist. Weiter veranstalten die Künstlerin und ihr Gefolge Mut - Challenges, in denen junge Menschen zu Tode kommen. Diese sagen so Sätze wie : " Ich bin bereit zu sterben, um zu leben" (Seite 138). Leider bleibt im Unklaren, mit welchen Mitteln die Täter erreichen, dass diese Menschen sich freiwillig auf so was einlassen. Das hätte besser ausgearbeitet werden dürfen.

    Abgesehen davon hat mich die Geschichte überzeugt und genau das ausgelöst, was ich mir von einem Thriller wünsche. Gänsehaut, Spannung und Nervenkitzel.

    Annika Paulsen ist Lehrerin an einer Eliteschule in Hamburg und fühlt sich dort sehr wohl. Die Versetzung an die Astrid - Lindgren - Schule in Ellerbrock, einem Problembezirks Hamburgs, ein Schock. Annika hat nur ein Ziel…und zwar will sie so schnell wie möglich wieder zurück an ihre alte Schule, in der die Kinder gerne und fleissig lernen. Ihre Idee, an der Problemschule eine Musical AG zu gründen, wird von den Schülern durchwegs gut aufgenommen. Insgeheim will Annika so bei ihrem alten Direktor Eindruck schinden, damit er sie zurückholt. Sie holt einen alten Schulfreund, der nun als Regisseur arbeitet, und ihren Nachbarn Sebastian, der das Bühnenbild bauen soll, mit ins Boot.

    Wird das Musical ein Erfolg? Und geht Annikas Plan auf?


    Annika ist mir sofort sympathisch…und zwar bereits im dritten Satz. Denn Annika liest auf ihrem Arbeitsweg in einem Buch! Figuren, die sich lesend durch die Geschichte bewegen sind mir meist sympathisch.... Sehr authentisch ist ausserdem die Figur Annika charakterisiert. Ich mochte vor allem die Mischung von Respektsperson / Lehrerin und gute Freundin und WG Partnerin Annika. Amüsant, dass ihr auch mal als Lehrerin ein Wort herausrutscht, das man als Lehrerin besser nicht sagen sollte. Annika hat ganz schön viele Vorurteile gegen die neue Schule, und merkt erst mal, dass die Kinder in diesem Problembezirk andere Sorgen haben als die Kids an der Eliteschule. Die Themen sozial Schwächere, Inklusion und Chancengleichheit werden angesprochen und hauchen der Geschichte Tiefgang ein. Mir hat sehr gefallen, dass auch solche Themen in einem ansonsten heiteren Buch Platz finden, und wie die Autorin sie eingesetzt hat. Sehr berührt hat mich, wie das Thema Mobbing eingeflochten wurde. Sehr authentisch wurde die Jugendzeit Annikas beschrieben, in dem Mobbing eine Rolle gespielt hatte.

    Ich bin ein Fan von Petra Hülsmann. Und auch in diesem Buch finde ich den humorvollen, lockeren und leichten Schreibstil wieder. Teilweise sind die Dialoge sehr witzig und ich musste laut lachen. Gerade Szenen, wie die Organisation rund um das Musical, könnten langatmig und trocken sein. Doch die Autorin hat mit der Figur Heaven - Tanita, einem Mädchen, das mitspielt, eine überaus komische Figur geschaffen und diese Szenen immer wieder aufgelockert. Hier habe ich manches mal doch sehr schmunzeln müssen. Denn Heaven- Tanita ist das Klischee einer " The Voice Kids" Kandidatin und nicht nur sehr naiv, sondern auch sehr empfänglich für Komplimente. Das Mädchen ist der Brüller und war meine Lieblingsfigur. Ebenfalls gut geschrieben wurde der Jugendslang und dadurch entstehen Passagen mit viel Situationskomik und Witz.

    Überhaupt sind die Figuren klasse gezeichnet, wenn auch klischeehaft. Vom Gangsta Rapper bis zum Flüchtlingskind findet man an den Musicalproben alles.

    Die Handlung empfand ich als sehr abwechslungsreich. Denn von Liebe, über die Arbeit mit den Kids bis zum Ausgang mit Freunden führt die Autorin Annika und uns Leser durch das Buch.

    Punkto Liebe ahnte ich ziemlich schnell, wohin es Annika ziehen wird. Sie war zu dem Zeitpunkt noch relativ ahnungslos. Und so habe ich mir manches mal gedacht: Mensch, Mädchen , mach die Augen auf.

    Der Weg zu der grossen Liebe wird dann auch wunderbar rund und einfühlsam beschrieben. Ja, auch Annika hat es dann begriffen!

    Mich hat dieses Buch sehr begeistert und die Mischung aus Humor und ernsten Themen fand ich sehr gelungen. Von mir eine Leseempfehlung!

    Zu ausschweifend...


    Kalppentext (Quelle Amazon):


    Vier entführte Teenager, vier Leichen – und ein fünftes Mädchen vermisst:

    Detective Ian Bradshaw versucht mit allen Mitteln, eine alte Schuld zu begleichen; der suspendierte Enthüllungsjournalist Tom Carney ist dagegen vor allem daran interessiert, seinen Job zu retten. Ein Leichenfund, der nichts mit dem Fall zu tun zu haben scheint, bringt beide Männer schließlich zusammen. Während die Ermittlungen auf der Stelle treten, kann Tom erste Erfolge vorweisen. Doch je tiefer er gräbt, desto fragwürdiger erscheinen ihm die eigenen Methoden. Und der Mörder läuft noch immer frei herum …


    Der Journalist Tom Carney und DI Ian Bradshaw haben etwas gemeinsam. Beide sitzen im Job auf dem absteigenden Ast. Tom ist beim grössten Sensationsblatt Londons angestellt, und seit einem Artikel, in dem er behauptet hat, dass ein Kabinettsmitglied in eine krumme Sache verwickelt ist, bei seinem Chef nicht mehr gut angesehen. Und Ian wurde von seinem Boss in die "Blindgängertruppe" eingeteilt und auf einen Skelettfund angesetzt, für den er hauptsächlich Tür zu Tür Befragungen leisten muss.

    Als die 15 jährige Michelle aus Great Middleton, nachts vor einem Bushäuschen verschwindet, haben die beiden offiziell nichts mit dem Fall zu tun. Michelle ist das fünfte Kind, das innerhalb von elf Wochen verschwindet, und Angst geht in der Bevölkerung um. Doch die beiden wollen ihren Vorgesetzten unbedingt beweisen, dass auch sie gute Leistung erbringen können.



    Dieser Thriller startet ganz spannend mit einem Prolog, der es in sich hat. Denn ohne grosses Vorspiel zeigt er den Täter während der Tat und, dass dieser absolut krank sein muss. Gefolgt von einer langen und guten Einführung in die Situation des Opfers. Man lernt die 15jährige Michelle sehr gut kennen, und fühlt so automatisch stärker mit.

    Hier hätte ich eigentlich hellhörig werden müssen…denn wer die familiäre Situation, den Charakter und das Opfer so detailliert beschreibt, hat vielleicht einen Hang zum Ausschweifen? Doch ich war (noch) ahnungslos und habe weiter gelesen.

    Was danach folgt ist ermüdend. Verschiedene und wechselnde Erzählstränge, zwei Zeitebenen, sehr viele Figuren und zwei Verbrechen, die nebeneinander laufen, machen die Story zu einer Herausforderung. Dazu kommt ein Schreibstil, den ich nur, und wiederum, als ausschweifend beschreiben kann. Der Autor hat einen Hang, vom Hundersten ins Tausendste zu kommen und für die Geschichte nicht relevante Informationen einzustricken. Es geht mir entschieden zu weit, wenn die Eheprobleme der Eltern einer Nebenfigur langanhaltend thematisiert werden. Oder wenn vor dem Skelettfund sechs Ebookseiten lang eine Baulanderschliessung und die Folgen daraus erklärt werden. Und das, weil zufälligerweise das für die Geschichte relevante Skelett genau auf diesem Gelände gefunden wird. Auch ganz toll war die Passage, als zwei Journalisten vier Ebookseiten lang die zurückliegenden Beziehungen und die Geschwisterfolge der einen Person bequatschen.

    So geht einfach der Mordfall und leider auch die Spannung flöten. Und dafür lese ich schliesslich einen Thriller. Mehrere Male habe ich den Faden verloren und das obwohl ich an und für sich eine geübte Thrillerleserin bin.

    Witzig war, dass die Geschichte plötzlich zurückspringt ins 1936, sich da zwei, im Hauptstrang ältere Damen, in der Vergangenheit um einen Mann streiten…mitten in einer Liebesgeschichte landet man hier.

    Leider waren beide Fälle, die Geschichte um die verschwundenen Mädchen und der Skelettfund inhaltlich eher schwach und an und für sich schnell gelöst. Dies auch, weil die Auflösung um den Kiddy Killer, wie er genannt wird, einer zufälligen Verkehrskontrolle gipfelt, in der er enttarnt wird. Vielleicht musste der Autor durch die vielen detaillierten Ausführungen die beiden, eher mageren Fälle aufpeppen?

    Die Hauptfiguren Tom und Ian sind Loser und überzeugen in ihrer Rolle. Ich kann nicht verstehen, dass sie sich so viel gefallen lassen und nicht den Hut nehmen. Doch überzeugt haben sie mich, und das ist das Wichtigste. Schlussendlich wird einer der beiden zum Helden durch eine mutige Tat. Und der andere zeigt mit einer Wahnsinnsstory seinem Chef noch die lange Nase. Ende gut alles gut?

    Mir hat es leider eindeutig an Spannung gefehlt. Ausser zu Beginn gibt es sehr wenige Gänsehaut-szenen. Zudem hätte dringend abgespeckt werden dürfen, in der Anzahl Figuren und den ausschweifenden Nebengeschichten.

    Humorvoll!


    Klappentext (Quelle Amazon)

    Eigentlich könnte Anna ein fabelhaftes Leben führen, hat sie doch gerade ihren Traummann geheiratet. Doch der entpuppt sich als echter Widerling, der sie schon während der Hochzeitsfeier mit seiner Sekretärin Vanessa betrügt. Falls sie ihn verlassen sollte, droht er ihr mir herben Konsequenzen für sie und ihre Familie, denn er ist als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters auf Anna an seiner Seite angewiesen. Aber Annas verdorbenes Leben wendet sich, als sie von einer unbekannten „Erbtante“ ein Haus auf Amrum erbt. Dort hat die als Hexe verschriene Vida Wohnrecht auf Lebenszeit. Die Frauen verstehen sich großartig und Vida ermutigt Anna den ungeliebten Ehemann doch zu beseitigen. Durch einen Trick von Vida stirbt dieser, von der Flut überrascht, schließlich bei einem Wattspaziergang. Nachdem Anna immer mehr Gerüchte zu hören bekommt, erzählt Vida ihr vom „Club der Hexen“, indem sie und auch ihre Tochter Toni Mitglied sind. Ein Club, dem Männer nicht in die Quere kommen sollten...



    Anna ist erst ein paar Stunden verheiratet, als ihr Mann Hartmut schon fremd geht. Mit seiner Sekretärin Vanessa, und das noch während der Hochzeitsfeier. Von da an ist für Anna klar :Der Mann muss weg.

    Als sie von einem Notar in Husum einen Brief bekommt, ist die Freude gross. Sie hat von einer entfernten Verwandten ein Häuschen auf Amrum geerbt. Anna möchte unbedingt dort leben, doch ganz sicher nicht mit Hartmut. So plant sie mit der Untermieterin ihres Häuschen, Vida, die Beseitigung von Hartmut.


    Schon der Klappentext hat mir Lust auf diese Geschichte gemacht. Und tatsächlich habe ich genau das bekommen, was ich erwartet habe. Eine witzige, manchmal sarkastische und teilweise mit schwarzem Humor gewürzte Geschichte. Anna Engelmacher, der Name ist wohl Programm, bringt ihren Mann Hartmut um. Was ich ihr keinesfalls verübeln kann. Denn Hartmut, ist so negativ- nörgelig- überheblich gezeichnet, dass ich ihn am liebsten selbst erwürgt hätte. Das Klischee von einem Ehemann, der seine Frau unterdrückt, gängelt und mies behandelt.

    Der Schreibstil ist frisch, witzig und flüssig. Einzig ein, zwei mal bin ich über Details gestolpert. Kapitel drei, war zum Beispiel ein einziges grosses Fragezeichen. Auch ein Kapitel mittendrin, in dem plötzlich Hartmut in Ich Perspektive zu Wort kommt, war verwirrend. Doch abgesehen davon ging es humorvoll zur Sache. Schmunzeln musste ich einige Male. Ob über Rassismus unter Lebensmitteln oder Botoxpartys.

    Die Geschichte spielt auf Amrum, der Ort ist austauschbar. Ich will damit sagen, dass es wenige Beschreibungen der Landschaft oder zu der Atmosphäre gibt. Darauf liegt der Fokus der Geschichte nicht. Klasse hingegen, dass die Bräuche, kulinarischen Spezialitäten und Legenden gut erklärt und in die Story eingebunden wurden.

    Die Figuren sind wie schon angetönt, doch sehr schwarz weiss gezeichnet. Teilweise überzeichnet, wie Hartmut oder seine Freundin/Sekretärin Vanessa. Zwar ergibt das im Endeffekt eine humorvolle Geschichte, der Gedanke der Überzeichnung bleibt trotzdem haften.

    Sehr gut werden immer wieder neue Figuren eingeführt. Fast nebenher lernt man als Leser immer wieder andere Charaktere kennen, die einen Teil der Geschichte mittragen und diese abwechslungsreich gestalten.

    Im Vorwort warnt die Autorin davor, das Buch nicht allzu ernst zu nehmen. Tue ich auch nicht, doch gut unterhalten hat mich "Manchmal hilft nur fauler Zauber" allemal.

    1930: Mary wächst als jüngstes Kind mit drei Schwestern auf einem Bauernhof auf. Anders als ihre Schwestern, kann Mary weniger gut auf dem Hof mitarbeiten, denn sie hat eine Behinderung. So beschliesst der Vater eines Tages, dass Mary als Haushälterin in das Pfarrhaus geht. Dort muss sie sich nicht nur um Küche und Haushalt, sondern auch um die kranke Frau des Pfarrers kümmern.



    Der Schreibstil in diesem Buch ist es, was es wohl zu etwas ganz Besonderen macht. Da man als Leser von Beginn weg weiss, dass Mary, die mit Mühe schreiben und lesen kann, ihre Erlebnisse aufschreibt, erwartet man keine literarischen Höchstleistungen. Denn Mary ist ein Bauernmädchen um 1930, das keine Schule besucht hat. Das entbehrungsreiche Leben und Arbeiten auf dem Hof stand immer im Vordergrund, Bildung war zweitrangig. So ist die Sprache sehr einfach, fast derb gehalten. Eigentlich gehörten der Authentizität wegen, wohl noch viele Fehler in Marys Text. Doch davon hat die Autorin Abstand genommen. Passend zu der erzählenden Person ist der Schreibstil allemal.

    Leider erfährt man nicht genau, was Mary für eine Behinderung hat, diese wird wohl bewusst vage gehalten. Denn der Fokus dieser Story liegt auf anderem. Wie zum Beispiel die Töchter vom Vater lieblos als Mägde behandelt werden…immer mit dem Hintergedanken, dass Söhne noch mehr hätten leisten können. Das Frauenbild der damaligen Zeit drückt voll durch und auch wenn ich weiss, dass Töchter früher weniger galten, schockiert es mich in jedem Buch aufs Neue. Hier sehr subtil, jedoch auch sehr deutlich gezeichnet.

    Die Handlung ist eher ruhig, auch ist Mary nicht besonders gut darin, ihre Gefühle zu beschreiben. Was in anderen Büchern flach und leer daher kommt, macht in "Die Farbe von Milch" den Reiz aus. Gerade die ruhige Handlung, lässt einen lange gespannt warten, was denn da noch kommt. Und sensibler auf die Interaktionen von Mary mit den verschiedenen Figuren reagieren. Obwohl Mary nicht direkt ihre Gefühle beschreibt, spürt man sehr deutlich, wie sie zum Beispiel zu Beginn im Pfarrhaus unter Heimweh leidet. Sehr ausdrucksstark, wenn ich auch nicht weiss, wie die Autorin das in all dem kargen und einfach gehaltenen Schreibstils geschafft hat.

    Leider hat mich die Geschichte, das dahinplätschern der Handlung, sowie die etlichen Wiederholungen gegen Mitte des Buches doch etwas gelangweilt. Zudem steuert die Handlung auf den grossen Knall zu, den man unweigerlich kommen sieht. Eine überraschende Wendung ganz am Schluss empfand ich hingegen wieder als sehr gut gemacht. Mir hat leider eine andere und zusätzliche Erzählperspektive gefehlt. So bleiben, abgesehen von Mary, die andern Figuren blass.

    Das Buch ist mit 208 Seiten nicht besonders lang. Das ist auch gut so, denn ich denke, wenn es noch 100 Seiten in dem Stil weiter gegangen wäre, hätte ich wohl es nicht zu Ende gelesen.

    Etwas versöhnt hat mich, dass sich gegen Schluss Fragen, wie zum Beispiel, wie Mary schreiben gelernt hat, aufgelöst werden. Auch das überraschende Ende, in dem die Zukunft von Mary angedeutet werden, hat mir sehr gut gefallen.

    Das Leben besteht nicht nur aus Rosinenbrötchen!


    Klappentext (Quelle Amazon):


    Die Diagnose ist für Franka ein Schock: Hirntumor. Was wird jetzt aus ihr, ihrem Studium, ihrem Leben? In drei Wochen soll sie operiert werden. Ausgerechnet in diesem Moment kreuzt ein Mann ihren Weg, mit dem sie sich glatt eine Zukunft vorstellen kann – vorausgesetzt, sie hat so etwas überhaupt. Leon ist witzig, charmant und zärtlich, und wenn sie in seinen Armen liegt, zählt nur die Liebe und nicht die Angst. Franka beschließt, Leon vorerst nicht zu sagen, was mit ihr los ist. Und sie rebelliert gegen ihr Umfeld, das sie mit positiv-optimistischen Ratschlägen fast erdrückt. Denn trotz der Sorge, was nach der OP sein wird, will sie eigentlich nur eins: ihr Leben leben …



    Franka ist Mitte 20, als das Schicksal so richtig zuschlägt. Nach einem Besuch beim Augenarzt muss sie zum MRT, die Diagnose Hirntumor ist ein Schock.

    Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, lernt sie Leon kennen. Zuerst genervt von ihm, lernt sie ihn so richtig kennen…und weiss gleichzeitig, dass in drei Wochen alles vorbei sein kann. Denn dann hat Franka den Termin zu ihrer OP.....


    Dieses Buch zeigt mal wieder deutlich, wie wir Menschen sind. Während und nach der Lektüre ist man einfach froh, gesund zu sein. Gleichzeitig weiss man, dass es sehr schnell gehen kann und man sitzt da mit einer lebensbedrohlichen Krankheit. Und muss damit fertig werden. Hier in dieser Geschichte ist es nicht nur Franka, die aus dem nichts die Diagnose Hirntumor bekommt. Nein, auch ihre Eltern, Freunde und sogar Studienkollegen müssen mit der Diagnose zurecht kommen. Sehr gut wird auch die Reaktion des Umfeldes auf eine niederschmetternde Diagnose beleuchtet. Dass, da manchmal die Reaktionen nicht wirklich angepasst sein können, kennt und weiss wohl jeder Kranker. Die Gefühle, Gedanken und Ängste von Franka sind sehr authentisch und haben mich sehr berührt.

    Trotz des schweren Grundthemas ist das Buch nicht nur bedrückend und traurig, enthält auch sehr viel Tiefgang. Durch die keimende Beziehung zwischen Leon und Franka hat es auch etwas Hoffnungsvolles und Romantisches. Es tat richtig gut, nicht nur von Krankheit und Verzweiflung zu lesen und dieser Handlungsstrang war richtiggehend wohltuend. Sehr betroffen gemacht hat mich vor allem das Mitleiden von Frankas Mutter. Es muss für eine Mutter der Horror sein, zu wissen, dass das eigene Kind einen Tumor hat und daran sterben kann.

    Eine überraschende Wendung Leon betreffen, die ich hier leider spoilern muss, gibt der Geschichte noch mal mehr Tiefe. Ich habe gegrübelt, was genau mit Leon ist… auf diese Variante, für die sich die Autorin entschieden hat, wäre ich nie gekommen. Und so behandelt die Autorin auch direkt noch ein anderes, bedrückendes Thema, das meiner Meinung nach oberflächlich gestreift wurde. Erst hat mich das gestört, doch je länger ich über die Geschichte nachdachte, je stimmiger wurde diese Oberflächlichkeit. Denn so hatte ich nicht das Gefühl, die Geschichte rutscht von einem Horrorszenario ins nächste.

    Den Schreibstil empfand ich als sehr lebendig und durchdacht. Lebendig, weil die Autorin den Leser sehr gut unterhält und man die Stimmung der Figuren in wenigen Sätzen spürt. Durchdacht, weil ohne komplizierte Schachtelsätze das Wesentliche im Mittelpunkt steht.

    Mir hat diese Geschichte von Franka und Leon wirklich gut gefallen. Auch aus dem Grund, weil sie sehr authentisch ist und in der Realität genau so geschehen kann.

    Anwältin Julia Crowne kommt zu spät um ihre 5 jährige Tochter Anna von der Schule abzuholen. Als sie dort ankommt ist Anna verschwunden, es fehlt jede Spur von dem kleinen Mädchen. Noch-Ehemann Brian macht ihr heftige Vorwürfe und Julia ist am Boden zerstört.Wo ist Anna?Wer hat sie mitgenommen und warum ?Nach sieben Tagen ist Anna plötzlich wieder da, ihr fehlt jede Erinnerung an die vergangene Woche. Julia ist überglücklich...doch das Grauen beginnt erst jetzt. Denn der Entführer hatte es nicht auf Anna abgesehen, Julia ist das Ziel.



    Der Klappentext zu diesem Buch hat mich sofort angesprochen und somit habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Ich habe eine spannende Geschichte ,in der die Entführung eines Kindes im Mittelpunkt steht ,erwartet. Und genau diese Erwartungen musste ich hintenanstellen.Denn die Entführung beansprucht zwar einen beträchtlichen Teil der Story, steht jedoch nicht im Mittelpunkt,sondern das systematische Vernichten von Julia und ihrer Rolle als Mutter.Das habe ich gegen Mitte der Geschichte realisiert und von da an hat mir diese sehr gut gefallen.

    Die Protagonistin Julia kam mir erst etwas kalt , überheblich und unsympathisch rüber. Gerade im Umgang mit ihrem Ehemann Brian hat sie mich unheimlich genervt….doch auch hier:Als ich mehr Details über die Beziehung zwischen Julia und Brian hatte, habe ich ihre teilweise überzogenen Reaktionen voll und ganz nachvollziehen können. Leider wurde eine Protagonistin, die eine zentrale Rolle spielt ,zu böse und zu offensichtlich schuldig dar gestellt. So offensichtlich, dass ich schon nach einem guten ersten Teil der Story geahnt habe, wer hinter der Entführung steckt. Hier wären ein, zwei falsche Fährten mehr gut gewesen. Zwar hat die Autorin falsche Fährten gelegt, doch die waren so offensichtlich irreführend, dass sie mich damit nicht an der Nase herumführen konnte. Dies hat in der Mitte des Buches, in der ich übrigens auch die Handlung als plätschernd empfunden habe, doch sehr viel Spannung weg genommen.

    Ganz zufrieden bin ich auch nicht mit der Betreuung von Eltern und Kind, nachdem die entführte Anna wieder auftaucht. Statt sofort einen Kinderpsychologen zuzuziehen, wird die Kleine später von einem Psychologen befragt. Als etwas zu Tage kommt betreffend Aufenthaltsort bekommt die Mutter vom Psychologen den Auftrag „spielerisch mehr darüber herauszufinden „.Das ist dilletantisch !

    Der Schreibstil hat mir an und für sich gut gefallen, einige Wiederholungen wie die zerrüttende Beziehung zwischen Brian und Julia sowie die Schuldzuweisungen von Julia haben mich etwas ermüdet.

    Ein Thriller, der viel Anlaufzeit braucht, ein etwas langatmiges Mittelteil aufweist und gegen Ende mit voller Fahrt noch einige Überraschungen bietet.

    Gerichtsthriller!


    Klappentext (Quelle Amazon):


    Die Handschellen schließen sich noch am Flughafen um Isabelle Bornellis Handgelenke. »Mordverdacht« lautet der Haftgrund. Jack Swyteck, Miamis Strafverteidiger für die besonders schwerwiegenden Fälle und Highschoolfreund von Isas Ehemann Keith, übernimmt den Fall. Zwar beteuert Keith ihm gegenüber Isas Unschuld - doch was weiß der alte Freund eigentlich über die Vergangenheit seiner Frau? Warum verließ sie die USA damals so kurzfristig? Jack sieht sich einer Mandantin gegenüber, die stetig auf dem schmalen Grat zwischen Wahrheit und Lüge wandelt. Bis zuletzt ist ihm nicht klar, ob sie Täter oder Opfer ist. Oder beides.



    Isabelle Bornelli ist in Sorge um ihre 5 jährige Tochter Melany. Sie reisen von Hongkong, wo die Familie lebt, in die USA ein, damit die Kleine operiert werden kann. Noch am Flughafen wird Isabelle vor den Augen der Tochter und ihres Mannes Keith verhaftet. Sie soll verantwortlich sein für den Mord an ihrem Exfreund Gabriel Sosa, der 12 Jahre zurück liegt. Keiths Freund, Jack Swyteck, der am Flughafen ist um die Familie abzuholen ist Anwalt und übernimmt den Fall.


    Dieses Buch überzeugt mit einem Spannungsbogen, der von Beginn weg sehr hoch ist und nie schwächelt. Mich hat das Schicksal von Isabelle sofort sehr mitgenommen. Der Grund ist wohl in erster Linie, weil ihre Verzweiflung und Angst sehr authentisch beschrieben sind. Ein weiterer Grund, warum die Story auf mich einen grossen Sog ausgeübt hat, ist, dass die Geschichte sehr unvorhersehbar ist und sie immer wieder mit überraschenden Wendungen aufgepeppt wurde.

    Da das zentrale Thema die Schuld oder Unschuld von Isabelle ist, spielen sich sehr viele Szenen im Gerichtssaal ab. Anhörungen, Zeugenbefragungen usw machen aus diesem Thriller einen Gerichtsthriller. Die Vorgehensweise ist naturgemäss sehr amerikanisiert, doch sehr real und fesselnd beschrieben. Die vielen Facetten der Anklage, jedoch auch der Verteidigung sind so beschrieben, dass auch ein Laie versteht, warum es geht. Ebenfalls wird das Gefängnisleben sehr bildlich beschrieben und die bedrückende Atmosphäre kann man fast fühlen.

    Sehr gefallen haben mir die wechselnden Perspektiven. So liest man einmal aus der Sicht derAngeklagten, dann aus der Sicht des Anwaltes, der Anklägerin …dies gestaltet die Story sehr abwechslungsreich und man kann die verschiedenen Ansichten zu einer Handlung besser nachvollziehen.

    Der Schreibstil ist sehr detailliert, der Autor schweift ab und zu in Nebengeschichten ab. Doch da die sehr gut in die Hauptgeschichte eingefügt wurden und nie langatmig sind, hat mich das nicht weiter gestört oder gar gelangweilt.

    Die kleine Melany leidet seit einer Meningitis im Kleinkindesalter an einem Hörverlust und trägt ein Cochlear- Implant. Da ich über einige Kenntnisse verfüge, kann ich hier James Grippando ein grosses Kompliment machen. Die ganzen Details zu der Operation, dem Tragen und Einstellen des Implants, sowie dem Hörvermögen sind sehr gut recherchiert und absolut authentisch geschrieben.

    Die lieben Nachbarn!


    Klappentext (Quelle Amazon):

    Sara und Neil begrüßen ihre neuen Nachbarn Gavin und Louise. Die Paare sind sich sofort sympathisch und verbringen von da an viel Zeit miteinander. Bald schon erscheint Sara ihr eigenes braves Familienleben neben den weltgewandten Nachbarn trist. Je mehr sie in die geheimnisvolle Welt von Gavin und Louise eintaucht, desto stärker wird die Versuchung, ihr eigenes Leben hinzuwerfen. Doch jede Veränderung hat ihren Preis.


    Carol und Sara sind Nachbarinnen und Freundinnen, die Kinder fast gleich alt. Sie unternehmen ab und zu gemeinsam etwas und helfen sich bei der Kinderbetreuung aus. Damit ist es jedoch vorbei, als in die Doppelhaushälfte von Sara und ihrem Mann Neil eine neue Familie einzieht. Sofort ist Sara fasziniert von der unkonventionellen, neuen Nachbarin Lou. Lou bestärkt Sara darin ihren Traum des eigenen Buches zu verwirklichen und zeigt ihre eine Welt, die Sarah bisher so nicht kannte.


    Die Geschichte beginnt 18 Monate zuvor und wird chronologisch geordnet erzählt. Als Leser erlebt man die verschiedenen Facetten der Freundschaft, erst zwischen Lou und Sara und nach und nach beider Familien kennen. Erst mutiert Sara zum Voyeur, der durch die Vorhänge linst. Magisch angezogen von dem scheinbar viel interessanteren Leben der neu zugezogenen Nachbarsfamilie. Als Leser rätselt man, ob dies aus Langeweile oder vielleicht sogar aus Neid geschieht. Da die Autorin die Figuren sehr überzeugend charakterisiert hat, versteht man allmählich den Charakter und das fehlende Selbstbewusstsein von Sara. Sie ist abgestossen und fasziniert zugleich von Lou und ihrer Art zu leben, doch im Grunde genommen fühlt sie sich einfach durch und mit Lou stärker. Meiner Meinung sind hier der Autorin die beschriebenen Stimmungen und Charaktereigenschaften gut gelungen. Ich war gefesselt! Ein Blick in die Nachbarhäuser, aber auch in die Beziehungen untereinander verstärkten diesen Eindruck. Man erkennt, dass die freundschaftliche Beziehung der Frauen und ihrer Familien nicht gut ausgehen kann und das macht meiner Meinung nach den Reiz der Story aus. Atemlos habe ich auf den grossen Knall gewartet.

    Als ein Kritikpunkt in der Handlung muss ich anmerken, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man in England seine Kinder einfach so in der Schule abmelden kann, ohne eine Anschlusslösung zu haben. Die Nachbarinnen beschliessen ihre Kinder selbst zu Hause zu unterrichten. Fünf Wochen nach Schulbeginn haben sie weder ein Konzept noch den Unterricht geplant. Und niemand von der Schulbehörde scheint dies zu kontrollieren.

    Ansonsten ist der Fokus der Handlung klar auf die gemeinsamen Erlebnisse der Freundinnen und Familien gelegt. In erster Linie geht es um Beziehungen und eine subtile Form der Abhängigkeit. Wer grosse Dramen oder sogar Crime erwartet, sollte die Finger von "Das Paar aus Haus Nr. 9" lassen. Dieser Roman besticht durch feine und leise Nuancen der Abhängigkeit, unter dem Deckmantel Freundschaft.

    Den Schreibstil empfand ich als sehr flüssig zu lesen und wie oben erwähnt ist ein klares Plus die Charakterisierung der Figuren. Mir hat der Roman sehr gefallen, gerade weil die Gefühle, Stimmungen und die Atmosphäre sehr gut ausgearbeitet wurden.

    Apfelkuchen….Pfirsich- Pie… Apfelsaft-Eiscreme… Erdebeertörtchen….Im Familienbetrieb der Mullins, dem "Pie Pantry" in Michigan, duftet es nach frisch gebackenem Kuchen. Emsig arbeiten seit Generationen die Mullins in der hauseigenen Bäckerei und in der Obstplantage. Die Jüngste, Sam, arbeitet jedoch in New York. Nachdem sie fristlos gekündigt hat, kehrt sie zurück zu ihren Wurzeln und zu ihrer Familie. Doch sie ist sich nicht sicher, ob ihr Platz im Familienbetrieb ist ?


    Mich hat dieses Buch von Beginn weg sehr gefesselt, denn ich mag die Verstrickung von Familiengeschichte, etwas Romantik und vielen Passagen, in dem es um das Backen und um Rezepte geht. Zudem ist die erwähnte Landschaft rund um den Michigansee hervorragend beschrieben. Man spürt die Stimmung sehr gut und kann sich in das sommerwarme Michigan hineinversetzen.

    Die wechselnden Zeitebenen, in denen man Frauen der verschiedenen Generationen, es sind deren fünf, wenn ich richtig gezählt habe, kennen lernt, sind sehr vielschichtig. Man erkennt als Leser, dass jede Generation zwar ihre eigenen Probleme hatte…und doch sich die Liebe zum Backen wiederholt. Mit ganz viel Frauenpower schaffen es die Mullins ein Geschäft aufzubauen, zu halten und sich auch in der hoch kommerziellen Welt zu behaupten. Wie ein roter Faden zieht sich die Liebe zur Eigenproduktion von Kuchen, Pies, Eiscreme und Cookies durch Generationen. Oder wie es Grossmutter Will so treffend ausdrückt : "Die Gabe, das Verlangen und das Talent zu backen."

    Die bezaubernden Illustrationen bei Kapitelbeginn, haben mir sehr gefallen. Einige Rezepte, die eingefügt wurden, werde ich ganz sich nachbacken.

    Der Plot, das Setting und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, so bildlich zu beschreiben, dass man sich mitten in der "Pie Pantry" fühlt und meint, die Aepfel der nebenan gelegenen Plantage zu riechen. Woher kommt sonst plötzlich mein Verlangen nach einem knackigen Apfel?

    Die Geschichte beinhaltet auch eine Liebesgeschichte, die sehr zurückhaltend und doch sehr romantisch daher kommt. Mir hat gefallen, dass es in erster Linie darum geht, ob Sam ihren beruflichen Weg finden wird. Diese Zerrissenheit von Sam ist es auch, die man sehr gut nachvollziehen kann. Ich denke auch, weil die Figuren absolut echt und authentisch charakterisiert sind.

    Dieses Buch habe ich als echtes Juwel, ein Wohlfühlbuch, empfunden und kann es wärmstens empfehlen.

    Ab der Mitte spannend!


    Ellie und William sind seit 22 Jahren glücklich verheiratet, als der Unfall geschieht, der das Leben verändert. William verunglückt nachts mit seinem Wagen und in Ellie wächst der Verdacht, dass er auf dem Weg zu einer anderen Frau war. Ihr Nachbar David Mallory hat auch vor einiger Zeit seine Frau Henrietta durch eine Krebserkrankung verloren und er unterstützt nun Ellie wo er kann. So ist er auch nicht einverstanden, als Ellie einem Flüchtling Arbeit gibt und ihn in ihrer Garage wohnen lässt. Doch ist Davids Angst nur Sorge um Ellie oder steckt etwas ganz anderes dahinter?


    Ich oute mich als geübte Thrillerleserin, die die Geschichten gerne blutig und spannend mag. Dieser Thriller hier hat es mir bei Beginn ganz schön schwer gemacht, denn er kommt relativ harmlos und ruhig daher. Und doch hat die Autorin durch eine überraschende Wendung, gleich zu Beginn, mein Interesse wecken können. Doch das Grundthema, der Unfall von William, wird dann sehr lange in den Hintergrund gerückt. Erst ganz am Schluss erkennt man wie alles zusammenhängt und auch, warum der Unfall sehr lange keine Rolle mehr gespielt hat.

    In ich Perspektive wird die Story aus der Sicht von Ellie erzählt. Etliche Male konnte ich ihr Handeln nicht nachvollziehen. Wie zum Beispiel, wie sie aus Enttäuschung über das fremd gehen ihres toten Mannes, sich gleich mit einem anderen Mann einlässt. Die erste Trauer empfand ich als authentisch beschrieben. Ebenfalls die Wut und Enttäuschung als sie entdeckt, dass er sie betrogen hatte…doch, dass sie sich dann so schnell tröstet, verstand ich nicht wirklich. Rache gegenüber dem toten William? Trost?

    Den Schreibstil empfand ich als einfach gehalten und zeitweise etwas abgehackt. Dadurch wirkten die Figuren manchmal etwas unnahbar. Erst mit der Zeit habe ich begriffen, dass dies dem Schreibstil geschuldet ist und ich konnte mich besser auf diese Figuren einlassen.

    Die Story beinhaltet einige Wechsel, zwischen 2015 und der Jugendzeit von Ellie. Erst habe ich den Sinn hinter diesen Wechseln nicht gesehen, da sie scheinbar so ganz und gar nicht zusammen zu passen scheinen. Nach der Auflösung erkannte ich, dass durch die Wechsel in die Vergangenheit vor allem Ellies Reaktionen und Gefühle erklärbar wurden. Clever gemacht!

    Irgendwann einmal habe ich mich, wie Ellie übrigens, nur noch gefragt, wem man denn glauben kann? Immer wieder, während der ganzen Geschichte, blitzt unterschwellig der Thriller auf. Man darf nicht zu ungeduldig sein, denn gegen Schluss erkennt man, dass die Geschichte sehr viel Thrillerpotential enthält. Ob dieses nun ausgeschöpft wurde oder nicht, muss jeder Leser selbst entscheiden. Meiner Meinung nach ist dieser Thriller sicher einer der ruhigen, jedoch äusserst überraschenden, Sorte. Es fällt mir schwer zu beschrieben, was für mich der Reiz dieser Story ausmacht. Ich denke durch die wirklich unvorhersehbaren Wendungen konnte mich die Autorin stets fesseln. Jedoch hätte die erste Hälfte des Buches sicher mehr Spannung und fesselnde Szenen vertragen.

    Urlaub in der Provence?


    Kommissarin Hannah Richter macht Urlaub in Vaison-la- Romaine in der Provence. Im Häuschen ihrer Freundin Penelope hofft sie, sich erholen zu können und freut sich auf ihren Freund Serge, der schon bald aus Paris anreisen wird. Was eigentlich ein beschaulicher Urlaub werden soll, entwickelt sich zu Arbeit. Denn Hannah findet den betagten Freund und Nachbarn von Penelope tot in seinem Haus.


    "Tödliche Provence" ist der zweite Teil der Autorin, der in der Provence spielt. Meiner Meinung nach ist keinerlei Vorwissen nötig, und man kann dieses Buch auch lesen ohne den ersten Teil zu kennen. Ab und zu wird Bezug zu dem Geschehen im ersten Teil genommen, doch da dies vor allem das Private der Ermittlerin betrifft und sehr dezent eingesetzt wird, kann man auch so folgen.

    Ich habe in letzter Zeit etliche Krimis aus der Provence gelesen. Wie mir scheint, ist ein regelrechter Provence-Krimi-Boom auf den Sommer hin entstanden. Was diesen Krimi hier von den anderen, die ich gelesenen habe, unterscheidet: Die Autorin verliert sich nicht in Landschaftsbeschreibungen und seitenlangen Essens und Getränkedetails. Da das Privatleben, allen voran die Beziehung mit Freund Serge, eng an die Handlung um den Fall verknüpft ist, wird dieses etwas ausschweifend thematisiert. Die Ermittlungen werden so geführt, wie es oft in kleinen Ortschaften ist…es ergeben sich in Gesprächen mit der Haushaltshilfe, dem Pastor, aber auch dem Kneipenbesitzer Hinweise, denen nachgegangen wird. Trotzdem ist fast alles schlüssig und geht wunderbar auf. Vielleicht wurde das Wörtchen "fast" in meinem letzten Satz bemerkt? Nicht so gut hat mir gefallen, dass Penelope, die Freundin von Hannah, Visionen hat. Die zudem zu einem wichtigen Hinweis führen. Meiner Meinung hat das in Krimis immer wieder etwas von an den Haaren herbei gezogen und den Hinweis nicht schlüssig einfügen zu können.

    Die Hauptollen in diesem Krimi sind in weiblicher Hand. Zwei Kommissarinnen, die ihren Job verstehen. Den männlichen Part hat ein überaus unsympathischer Kollege inne, der den Täter schnell zur Hand hat. Und das aus dem Grund, weil dieser ein Drogenproblem hat und Migrant ist.

    Die Autorin legt etliche falsche Fährten. Obwohl die Verdächtigen grösstenteils eine Nebenrolle spielen in der Handlung, ist man doch versucht zu rätseln und zu grübeln. Ich konnte mir lange Zeit nicht vorstellen, wer denn nun für den Tod des alten Mannes verantwortlich ist. Die Auflösung eine Überraschung und gut gelungen.

    Stefanie Gregg - Der Sommer der blauen Nächte


    Klappentext (Quelle Amazon) :

    Bilder in den Farben des Südens – das ist alles, was Jule nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter Marie von ihr bleibt. Das und eine ganze Reihe Fragen. Und so beschließt Jule an die Orte zu reisen, an denen ihre Mutter so oft alleine gemalt hat, um dort nach dem Leben zu suchen, das Marie offensichtlich nicht mit ihrer Familie teilen wollte. Dann taucht überraschend Jules Freund Ben auf, und ihr wird klar: Man muss die Vergangenheit loslassen können, um das Leben neu zu beginnen.



    Wen ein Mensch stirbt, erfahren die Angehörigen manchmal Dinge aus seiner Vergangenheit, die dieser sorgsam gehütet hat. So geht es auch Jule, nach dem Tod ihrer Mutter Marie. Als sie und ihr Bruder Thomas die Wohnung durchsehen nach Maries Tod, entdeckt sie alte Fotos. Erinnerungen an einen Urlaub in Italien, die Marie mit den beiden Kindern ohne den Vater verbracht hatte. Dort entstanden damals auch die "blauen Bilder" von Marie, die als Malerin gearbeitet hat. Jule reist in das kleine Dorf in Italien und Erinnerungen kommen hoch an eine andere Marie, die damals ein Geheimnis hütete.


    Der Prolog zeigt die Gedanken einer Malerin und ist sehr poetisch, ja fast lyrisch. Er erklärt auch den Bezug zu dem Titel des Buches. Etwas was ich sehr mag, wenn eine Verbindung zwischen Handlung und Titel besteht. Dies ist ja beileibe nicht in allen Büchern so.

    Dann fast wie ein Klimaschock: Vom sonnigen Mittelmeer im Prolog landet man im Kapitel eins und im nasskalten und verschneiten München. Toll geschrieben!

    Jule muss sich auseinandersetzen mit dem Tod der Mutter. Obwohl sie es als Psychologin besser wissen müsste, nimmt sie sich keinerlei Zeit für die Trauerarbeit, sondern verdrängt erst mal ihre Trauer. So arbeitet sie sofort weiter, ohne sich eine Auszeit zu nehmen. Immer wieder denkt sie jedoch zurück an die glückliche Vergangenheit der Familie und zeichnet ein Bild von Marie, das liebevoller nicht sein könnte. Diese Gedanken haben mich sehr berührt.

    Ein Zusammentreffen Jules mit einem Mann bedient auch die romantische Schiene und man denkt : hier ist alles in trockenen Tüchern. Zwar gibt es ab und zu noch ein hin und her, doch eigentlich nie so ernsthaft, dass man als Leser um diese Liebe bangen müsste. Diese Seite der Story war mir zu sicher und zu wenig spannend. Der Exfreund Jules wird eher halbherzig erwähnt, man spürt als Leser, dass er keinerlei Konkurrenz für den neuen Mann ist

    Danach wird es gegen Mitte Buch langatmig. Ganz Psychologin denkt und analysiert sich Jule durch etliche lange Passagen. Die Handlung plätschert und die Situation der Familie in der Vergangenheit, sowie die Charaktereigenschaften der Familienmitglieder werden ausschweifend thematisiert. Klar ist es schwer, wenn man im Nachhinein erkennt, dass das Familienleben auf einer Lüge aufgebaut war….aber mir war das einfach zu aufgebauscht und nervend.

    Jule ist eine Figur, die ich nicht recht fassen konnte. Einerseits analysiert sie ihre Situation sehr gut, andererseits benimmt sie sich wie ein störrisches Kind. Was sich in einem Gespräch mit ihrer Chefin sehr gut zeigt. Ihre Reaktionen konnte ich nicht immer nachvollziehen. So rät sie zum Beispiel einer Freundin, die einen Seitensprung begangen hat, zum Verschweigen von diesem. Als Psychologin sollte sie eigentlich wissen, wie sich solche Lügen auf Dauer auf eine Beziehung auswirken können.


    Ein Highlight sind die einzelnen Kapitel aus der Sicht von Marie. Hier spürt man sehr gut, wie sie gelebt und gefühlt hat.

    Die Geschichte empfand ich als sehr konstruiert. Nicht nur, dass ein passender Mann im richtigen Augenblick zur Stelle ist, sondern auch ein, zwei Ereignisse, die Jule in Italien erlebt.

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Einwohner eines kleinen Dorfes sich noch nach 20 Jahren an eine Familie erinnern, die nur 2 Wochen dort Urlaub verbracht haben. Auch ein Gedankenblitz von Jule, die sich nach 20 Jahren genau erinnert, ihre Mutter einmal im Urlaub auf einem fremden Balkon gesehen zu haben, ist mehr als fraglich.

    Der Schreibstil gefiel mir, abgesehen von den langatmigen Passagen, eigentlich ganz gut. Der Plot hätte meiner Meinung nach besser ausgearbeitet werden dürfen, damit das Ganze weniger konstruiert wirkt.

    Im kleinen Städchen Arles sucht der ehemalige Unternehmensberater Peter Smith Ruhe. Er lebt seit der Trennung von seiner Frau mit Hund Arthur mitten in der Provence. Bei einem Spaziergang in der Arena von Arles geschieht ein Unglück und Smith erwacht aus der Bewusstlosigkeit, auf einem toten Mann liegend. Nach einem Kurzaufenthalt im Centre Hôspitalier erkennt er, dass der Tathergang der Polizei sich nicht mit seinem deckt. Smith wird von der Witwe des Toten, einer einflussreichen und prominenten Geschäftsfrau, engagiert um die Wahrheit um den Tod ihres Mannes herauszufinden.


    Die Krimis, die in der Provence spielen, boomen ja regelrecht in jüngster Zeit. Anthony Coles bleibt dem Schema treu. Lokalkolorit, sehr viele kulinarische Genüsse, eingeflochtene französische Ausdrücke und ein Ermittler, der sich abhebt vom Einheits-Ermittler- Brei.

    Der Lokalkolorit ist sehr gut ausgearbeitet. Immer wieder wird die schöne Landschaft der Provence beschrieben. Auch fehlen die Gespräche bei einem Pastis in einer kleinen Bar, nicht. Smith liebt die Stierkämpfe. Da ich mit dieser Art des Vergnügens nicht nur nichts anfangen, sondern auch regelrecht davon abgestossen bin, war ich froh, wurden die erwähnt, jedoch nicht beschrieben.

    In diesem Buch wird ordentlich gebechert und gegessen. Ich habe gestaunt, dass Smith mit all den Pastis und Whiskys intus, noch ordentlich ermitteln konnte. Ebenfalls eine grosse Rolle spielt die Nahrungsaufnahme. Es vergeht kaum ein Kapitel ohne dass, explizit und detailliert beschrieben wird, was gegessen wird und wie genau die Menufolge lautet. Sehr wichtig ist auch, welcher Wein, welche Lebensmittel begleiten.

    So trifft sich Smith mit dem ermittelnden Beamten zur Fallbesprechung naturellement im Restaurant. Auch ein zweites Treffen findet in einem, diesmal angesagten, Restaurant statt….bei dem wieder ein Gourmet- Menü aufgetischt wird.

    Smith und wohl auch der Autor haben ein grosses Faible für Computer , Passwörter und Programme. Und so werden die detailliert und ausschweifend erwähnt, da Smith sehr gute IT Kenntnisse hat und seine Ermittlungsarbeit vor allem in diese Richtung geht.

    Der Fall hat spannend begonnen, denn gleich zu Beginn werden viele Fragen aufgeworfen. Leider flacht diese Spannung gegen Mitte ab, denn hier werden sehr ausschweifend die oben erwähnten Details erzählt. Wie auch die Beschreibung, der Wohnung des Opfers, ganze 3 Ebook Seiten einnimmt. Schade, denn so verliert man den Fall zeitweise völlig aus den Augen.

    Der Schreibstil ist dem französischen Slang angepasst. Nicht nur, dass immer wieder französische Ausdrücke eingeworfen wurden. So werden zum Beispiel Polizisten, konsequent Flics genannt. Auch die etwas gestelzte Ausdrucksweise, passt gut zu der Figur Peter Smith und seinem Alter. Da steht beispielsweise "verschriftlichen " statt "schriftlich festzuhalten" oder "aufzuschreiben".

    Gegen Schluss nimmt die Story wieder etwas an Fahrt auf und endet schlüssig.

    Dieses Buch ist der Auftakt einer wohl geplanten Serie rund um den Gentleman in Arles.

    Anspruchslos!


    Eine romantische Märchenhochzeit soll die Vermählung zwischen Bernd und Anna werden. Zumindest wenn es nach Anna geht. Sie plant, stöbert und kauft ein. Die Heiratseuphorie schwappt auch auf ihren Laden "Vintage Salon" über, denn in ihrem Laden verkauft sie Einrichtungs und Dekoartikel, und seit neustem nun auch Hochzeitszubehör. Anna ist glücklich…bis ihr bewusst wird, dass Bernd das Ganze ganz anders angeht als sie.


    Die Geschichte um Anna und Bernd ist eine leichtverdauliche und anspruchslose, die bei mir wohl nicht noch lange nachklingen wird. Dabei ist die Story keineswegs seicht, nur vorhersehbar. Die Handlung barg keine grosse Überraschungen. Ich hatte das Gefühl, die Autorin verfolgt den festgelegten Weg ohne überraschende Wendungen.

    Etwas hat mich gestört, dass man nur die Sicht von Anna erfährt. Ich denke, es hätte eine Menge Abwechslung in die Story gebracht, wenn man auch mal die Sicht von Bernd hätte lesen dürfen. So wirkt er leider etwas blass und flach. Dummerweise war mir Anna nicht besonders sympathisch. Je länger ich las, je näher das Hochzeitsdatum rückt, je gehässiger und genervter wird sie. Den Vogel abgeschossen hat sie, als ein alter Freund sich Zeit für sie und ihre Sorgen nimmt, und sie ausfällig wird. Oder als sie mit Bernd die Hochzeitstortenverkostung macht und sie sich benimmt wie ein launisches Kind. Für Anna sind die Menschen aus ihrem Umfeld Marionettenfiguren, die zu denken und handeln haben, wie sie sich das träumt und vorstellt. Ich bin leider gar nicht warm geworden mit ihr. Anders ihre Freundin Katja. Die fand ich toll...eine Freundin mit der man Pferde stehlen kann und das herz auf dem richtigen Fleck hat.

    Dem Titel entsprechend geht es natürlich in erster Linie um Hochzeiten, Frisuren, Ringe und die Location für die Hochzeit. Irgendwie schlittern Bernd und Anna von einer Katastrophe in die nächste. Und genau das, ist was die Story zwar interessanter, jedoch auch überzeichnet machte. Es waren einfach zu viele. Die Frisörin baut Mist, das Restaurant wird umgebaut und die Ringe?...von denen sprechen wir gar nicht, denn da passt der Braut wieder was nicht.

    Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und liest sich dadurch schnell und flüssig. Die Figurenanzahl liegt in einem überschaubaren Rahmen und stellt nicht grosse Denk-Ansprüche an die Leser. Dadurch, dass die Charakterisierung klischeehaft ist, verzettelt man sich auch nicht mit den Figuren. Die denken, handeln und fühlen fast durch das ganze Buch so, wie man es von ihnen erwartet.

    Dieses Buch behandelt Mädchenträume von der Märchenhochzeit in weiss und zeigt, dass die sich auch als Schäume entpuppen können. Ein stück Realität, das mir gut gefallen hat. Sehr schön beschrieben ist der "Vintage Salon", die Autorin hat ein Händchen für bildliche Beschreibungen der Dekoartikel und was Anna aus ihrem Laden macht. Sehr stimmungsvoll!

    Braucht Anlaufzeit!


    Klappentext (Quelle Amazon):


    Als die kleine Coco während eines Urlaubs verschwindet, bricht nicht nur ihre Familie auseinander, sondern es entfesselt sich auch ein absurder Pressehype, der das gesamte Umfeld mit sich reißt. Cocos Eltern sind wohlhabend und einflussreich, ebenso wie ihre Freunde, mit denen sie am Meer gefeiert haben. Doch was geschah wirklich mit Coco?

    An zwei beklemmenden Wochenenden - das erste, an dem Coco verschwindet, das zweite 12 Jahre später, als ihr Vater beerdigt wird - kommt das dunkle Geheimnis um Coco Stück für Stück ans Licht .


    Sean Jackson feiert seinen 50. Geburtstag mit seinen besten Freunden und seiner Familie in seinem frisch renovierten Ferienhaus auf der Halbinsel Sandbanks bei Bournemouth.

    Es kriselt heftig zwischen seiner Ehefrau Claire und ihm, denn er kann die Finger einfach nicht von anderen Frauen lassen. Die Partygesellschaft dröhnt sich zu und feiert ordentlich. Am nächsten Morgen ist die dreijährige Coco verschwunden.

    12 Jahre später treffen sich Cocos Zwillingsschwester Ruby und die erheblich ältere Stiefschwester Mila um zur Beerdigung ihres Vaters zu fahren. Noch immer liegt der Verlust von Coco schwer auf der Familie und den Freunden.


    Wer den offiziellen Klappentext gelesen hat und mit meiner Zusammenfassung vergleicht, erkennt vielleicht, dass ich den Fokus des Buches anders lege. Zu Beginn geht es los mit Zeugenaussagen zum Verschwinden von Coco. So liegt die Aussage des ehemaligen Kindermädchens und von Bauarbeitern vor. Auch eine Rundmail von Cocos Patentante Maria, die die Öffentlichkeit anfleht, nach der Dreijährigen zu suchen, respektive sich zu melden, wenn man Infos hat.

    Und das war es dann auch über weite Strecken mit der Entführungsgeschichte. Denn danach liegt der Fokus ganz klar auf anderen Punkten. So werden zum Beispiel die verschiedenen Beziehungen erörtert. Die, der Freunde untereinander, unter den Ehepartnern, jedoch auch von den Vätern zu ihren Kinder. Und auch Seans Hang zu Abwechslung Punkto Beziehungen und Ehefrauen.

    Wer einen spannenden, Gänsehaut erzeugenden und blutigen Thriller sucht, wird hier enttäuscht sein. Denn das Gewicht wurde eher auf Zwischenmenschliches gelegt.

    Sehr verwirrend waren zu Beginn die Perspektiv und Zeitenwechsel. Die Kapitel, die an dem Geburtstagswochenende spielen, sind zwar klar deklariert. Doch leider nicht chronologisch geordnet und meiner Meinung nach chaotisch aufgebaut. Abgewechselt werden diese Kapitel von Kapiteln, die nicht deklariert sind. Hier habe ich zu Beginn sage und schreibe erst zwei Seiten lesen müssen, bis endlich mal ein Name erwähnt wird und man sich zusammen reimen kann, wer denn da in Ich Perspektive und in welcher Zeitzone erzählt. Wobei die Zeitzone auch erst nach einem weiteren Kapitel klar war….meiner Meinung nach wurde die chronologische Ordnung und die Deklaration der Kapitel ungenügend umgesetzt. Zusätzlich Verwirrung hat gestiftet, dass die selbe Person am Geburtstagswochenende Milly genannt wird und in den Kapiteln in Ich Perspektive 12 Jahre später Mila.

    Mich haben einige Handlungen entsetzt und somit beschäftigt. Wie zum Beispiel, dass die Erwachsenen sich an dem Feierwochenende zudröhnen, obwohl ihre teilweise noch kleinen Kindern zugegen sind. Oder wie sie fahrlässig dafür sorgen, dass sie Ruhe vor ihren Kindern haben.

    Diese Atmosphäre empfand ich als bedrohlich, gefährlich und hat mich emotional mitgerissen. Meiner Meinung nach sind die (erwachsenen) Figuren praktisch alle psychisch gestört. Vom drogensüchtigen Arzt, über den Vater, der einen Seitensprung vor den Augen seiner Frau begeht, bis zu der Mutter, die nach dem Aufdecken des Seitensprungs ohne ihre Kinder davonfährt. Am besten haben mir die erwachsene Mila und die 15jährige Ruby gefallen. Die empfand ich als normal und nicht überzeichnet charakterisiert.

    Die Auflösung, was mit Coco geschehen ist, hat mich kalt erwischt. Eigentlich wurde auf diese Auflösung hingearbeitet und ich hätte es sehen und ahnen müssen. Dem war nicht so und Alex Marwood hat da bei mir für eine Ueberraschung gesorgt...und genau die war es, die noch mal einiges in meiner Einschätzung rausgeholt hat.

    Leseempfehlung!



    Klappentext (Quelle Amazon):Dass er einen Vater hat, wusste Simon eigentlich schon immer. Nur dass er selbst Michael Petersen niemals so genannt hätte: Vater. Wer es fertigbringt, in neununddreißig Jahren nicht ein einziges Wort mit seinem Sohn zu wechseln, ist bestenfalls ein Erzeuger. Deshalb ist Simon auch ziemlich verärgert, als er in einem offiziellen Schreiben aufgefordert wird, monatlich € 697,69 Pflegebeteiligung für Herrn Petersen zu bezahlen. Simon fährt persönlich zum Amt, um Widerspruch einzulegen. Doch was er dort erfährt, stellt sein Leben vollends auf den Kopf. Anscheinend ist sein Vater nicht der einzige, der sich nie blicken ließ ...



    Ein Zahlungsbescheid vom Sozialamt wirbelt Simons Leben ganz schön durcheinander. Plötzlich soll er fast 700 Euro pro Monat für seinen Vater Michael zahlen, der in einem Pflegeheim im Koma liegt. Für diese Ausgaben hat Simon nicht nur kein Geld, da er in Elternzeit zu seinem Töchtern schaut. Sondern erst mal auch keine Lust, da er seinen Vater Michael nur ganze drei mal in seinem Leben gesehen hat. Seine Mutter Jarmila ist ebenfalls entrüstet. Und will das Ganze auf ihre Art regeln.


    Das Cover und auch das vordere Buch (Dicke Freunde) von Stephan Bartels suggerieren wieder eine humorvolle Geschichte. Dies trifft auch zu einem gewissen Teil zu. Der Wortwitz hier ist hervorragend, viele Male musste ich schmunzeln. Das Thema jedoch hat sehr viel Tiefgang und hat mich berührt und beschäftigt. Themen wie die biologische, psychologische und juristische Definition von einem Vater werden ebenso behandelt, wie Pflegeheimplätze, Sterbehilfe und Komapatienten. Und diese Themen sind halt nicht ( nur) heiter-locker-flockig. Mir haben die ernsten und nachdenklich machenden Untertöne sehr gut gefallen. Allerdings beherrscht der Autor die Gratwanderung zwischen ernsten Themen und witzigen Passagen sehr gut . So hat er es geschafft, mich gleichzeitig zu berühren und zu unterhalten. Regelmässig wurden Abschnitte aus der Jugendzeit von Jarmila, Simons Mutter, eingeschoben. Diese haben mich sehr gefesselt, denn sie spielen 1968 und behandeln unter anderem die Flucht von Jarmila nach Deutschland. Hier werden auch viele Fragen aufgeworfen, die mich durch das Buch getrieben haben. Für Spannung ist also auch gesorgt!

    Simon ist in Elternzeit und seine Frau arbeitet voll. Sehr authentisch wird das Familienleben mit zwei kleinen Kindern geschildert. Und das keineswegs nur rosarot, sondern so wie es sein kann…anstrengend und Grund für Diskussionen zwischen den Ehepartnern. Auch Themen wie Vertrauen und Verbundenheit werden hier schön beschrieben.

    Vielleicht ahnt ihr es schon. Ich empfand die Figuren durch und durch authentisch und habe ihnen ihre Handlungen abgenommen. Für mich eines vom Wichtigsten in einer Geschichte und hier hat Stephan Bartels die volle Punktzahl verdient.

    Der Schreibstil gefiel mir ausserordentlich gut. So gut, dass ich nun noch "Dicke Freunde" nachholen werde!

    "Vatertage" bedient viele Genres. Krimi, Humor, Unterhaltungsliteratur...und genau das macht dieses Buch so vielschichtig und interessant! Eine klare Leseempfehlung!