Anja Berger - Spieglein, Spieglein

  • Klappentext (Quelle Amazon):


    Eine Melodie, die nur sie hört. Leichenteile, die nur sie sieht – der neue atemberaubende Psychothriller zwischen Realität und Wahnsinn von Anja Berger.

    Nach einem von ihr verursachten Autounfall sieht Elena Leichenteile, die außer ihr niemand sehen kann. Als sich herausstellt, dass die Frauen, deren Leichen Elena zu sehen glaubt, tatsächlich vermisst werden, gerät sie ins Visier der Polizei – denn sie hat mindestens eine der Toten als Letzte lebend gesehen. Elenas einzige Hilfe ist Leon, ein unehrenhaft entlassener Polizist, der allerdings seine eigenen Ziele verfolgt. Die verworrenen Umstände des Falles stellen Leon vor ein Rätsel, welches nur er lösen kann. Es scheint, als sei Elena nicht Täter, sondern selbst Opfer. Denn: Bei dem Autounfall gab es einen weiteren Verunglückten, von dem niemand etwas weiß …

    Für alle Leser und Leserinnen von S. K. Tremayne, Val McDermid und Sebastian Fitzek.


    Elena verursacht einen Unfall und ist schuldig am Tod dreier Menschen. Seither sieht sie immer wieder tote Menschen und hört eine unheimliche Melodie, und das meist um drei Uhr morgens. Genau zu der Zeit, als der Unfall geschah. Elena beschliesst in die Hütte am Bielersee, die ihrem Vater gehört hat, zu fahren um zur Ruhe zu kommen. Doch auch da verfolgen sie die unheimlichen Bilder. Leon, ein Freund aus Jugendtagen, versucht ihr zu helfen und muss erkennen, dass Elenas Bilder leider auch der Wahrheit entsprechen. Denn kurz nach Elenas Ankunft treibt eine weibliche Leiche in einem Teich….


    Die Geschichte beginnt sehr blutig, denn der Unfall bei dem Elena drei Menschenleben auf dem Gewissen hat, wird sehr detailliert und authentisch beschrieben. Nach einem gruseligen Start hatte die Geschichte leider die nächsten 100 Seiten einen Hänger. Ich wurde schon skeptisch, als Ausschnitte aus einem Buch, das Elena liest, ganze 4 Seiten lang abgedruckt ist…und, das keinerlei Relevanz für die Story hat. Auch danach wurden einzelne Szenen doch sehr in die Länge gezogen und durch den eher sachlich und spröde gehaltenen Schreibstil habe ich praktisch keine Spannung gefühlt. Ab und zu hat die Autorin zwar gänsehautauslösende und spannende Szenen eingebaut, doch die Passagen dazwischen waren langatmig. Das ändert sich nach den ersten 100 Seiten nach und nach, und man fragt sich, was der Wahrheit und was der Einbildung Elenas geschuldet ist? So erhöht sich die Spannung langsam und konnte sich bis zum Schluss halten.

    Die Geschichte spielt in der Schweiz, doch viel Lokalkolorit darf man nicht erwarten. Einzig eine Passage, in der zwei Figuren das Papillorama, das ich gut kenne, besuchen, zeigt ein wenig was von der Gegend. Wobei dieses so beschrieben ist, als wäre es im Internet recherchiert worden. Doch vielleicht ist das wieder dem nüchternen Schreibstil geschuldet?

    Auf den ersten 100 Seiten gibt es wenig Interaktion mit anderen Figuren. Im Vordergrund stehen die Überlegungen, Gefühle und Aengste von Elena. Überhaupt hält sich die Anzahl Figuren das ganze Buch über in einem überschaubaren Rahmen. Ich mag keine überladene Figurenmenge, die künstlich aufgebauscht wird…und so kommt mir das hier grundsätzlich entgegen. Die Figuren, die eine tragende Rolle spielen, sind gut charakterisiert und so bin ich in der Beziehung zufrieden.

    Das Grundthema des Buches, eine psychische Erkrankung, die ich hier spoilern muss, kommt gut rüber und ist so beschrieben, dass ich die Handlung, Gedanken und Ängste des Täters nachvollziehen konnte.

    Die Genreeinteilung "Mistery- Thriller" empfinde ich als absolut gerechtfertigt und empfehle ihn Lesern, die Thriller mögen, in denen es nicht zu brutal zu und her geht.