Studentin Lara steht kurz vor ihrer Abschlussarbeit, privat läuft es nicht so gut und sie wünscht sich insgeheim eine Änderung in ihrem Leben. Da bekommt sie das Angebot, für ein Forschungsprojekt ein halbes Jahr in Rom zu arbeiten und dort Inschriften auf der Pasquino-Statue zu untersuchen, an die von den römischen Bürgern seit Ewigkeiten für anonyme Botschaften über alles, was sie bewegt, angebracht werden. Lara überlegt nicht lange und reist nach Rom, wo sie in einem schönen Palazzo eine Unterkunft findet, sich mit ihrer Vermieterin, der älteren und lebenserfahrenen Jasmin, anfreundet und sich schnell einlebt. Bei der Untersuchung der Statue findet Laura auch kleine Nachrichten, die an sie persönlich gerichtet sind. Wer ist wohl der Autor dieser Botschaften? Laura beginnt, sich diese kleinen Hinweise zu Herzen zu nehmen. Nach und nach beginnt sie, das Leben anders zu betrachten und kommt aus ihrem Schneckenhaus, um sich mit den Mitbewohnern des Palazzo Diskussionen zu liefern und insgeheim nach dem Verfasser der Botschaften zu suchen…
Julia Freidank hat mit ihrem Buch „Jasmin und Bittermandeln“ einen sehr unterhaltsamen, aber auch philosophischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, schnell taucht der Leser ein in die Welt von Studentin Lara und geht mit ihr auf eine interessante und lebensverändernde Reise ins malerische und historische Rom. Der Spannungsbogen ist gemächlich angelegt und zieht sich wie ein Faden durch die ganze Geschichte. Die Ortsbeschreibungen von Rom ebenso wie die Beobachtungen rund um die Mentalität der Bewohner der italienischen Hauptstadt sind sehr lebendig und bildgewaltig, schnell fühlt man sich als Leser aufgehoben und inmitten dieser pulsierenden und geschichtsträchtigen Metropole. Die Autorin lässt den Leser neben vielen philosophischen Gedanken teilhaben an den unterschiedlichsten Themen, mit denen sich der Roman beschäftigt.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, sie wirken durch ihre persönlichen Eigenheiten sehr individuell und lebensnah. Lara ist eine junge Frau, die der Leser zuerst als eine wenig stabile und in sich gefestigte Person kennenlernt. Sie wirkt unsicher und eher in sich gekehrt, dabei tut sie alles, um von anderen akzeptiert und gemocht zu werden, was andere natürlich für ihre Zwecke ausnutzen. Doch sobald Lara in Rom ist, verändert sie sich schrittweise immer mehr. Es ist, als wenn ein Schmetterling langsam aus seinem Kokon schlüpft. Die Lebensweise der Italiener und die unkonventionelle Art ihrer Vermieterin und neuen Freundin Jasmin geben ihr mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Schon bald geht sie völlig auf in der neuen Umgebung – es ist, als wenn man eine völlig neue Lara kennenlernt, die auf einmal kraftvoll und kämpferisch ist und der nicht anhaben kann. Jasmin ist eine ältere Frau, die ein offenes Haus führt und ein großes und offenes Herz besitzt. Ihre Lebenserfahrung teilt sie mit den Menschen, die in ihr Haus kommen, wobei sie auch ein Auge auf sie hat und versucht, diese in die richtige Richtung zu lenken. Francesco ist ein schüchterner und zurückgezogener Journalist, dabei sympathisch und mit eigenen Sehnsüchten. Auch er wird eine Entwicklung durchmachen, die den Leser überrascht. Alle weiteren Protagonisten machen mit ihren eigenen kleinen Auftritten die Geschichte rund.
„Jasmin und Bittermandeln“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman, der verschiedene Themen zum Inhalt hat, hauptsächlich geht es aber um das Leben und was man darauf macht. Schöne Urlaubslektüre und eine Leseempfehlung wert!
Unterhaltsamer .