Richard Stark - Irgendwann gibt jeder auf / Flashfire

  • Quasi als komplettes Gegenteil von “Topkapi” (Autor: Eric Ambler), das ich zuvor angesprochen habe, ist mir “Irgendwann gibt jeder auf” aus der Parker-Reihe von Donald E. Westlake (alias Richard Stark) aufgefallen. Im Sinne ausgewogener Lesekost möchte ich nun darauf eingehen :lol: :


    Zusammenfassung in einer Zeile:
    Komplizen spielen falsch. Profi-Gangster Parker spielt nicht mit.


    Und darum geht's:
    Der eiskalt agierende Gangster Parker gerät an eine Räuberbande mit mieser Zahlungsmoral:
    Statt des vereinbarten Beute-Anteils erwartet ihn der Anblick einer Pistole, verbunden mit dem “eindringlichen Wunsch” das Geld in einen gewagten Fischzug zu investieren.
    Aus Prinzip und krimineller Überzeugung setzt Parker daraufhin alles daran, mit seinen Ex-Kumpanen im reichen Palm Beach, dem Schauplatz des ihres geplanten Coups, nach seinen Regeln abzurechnen.
    Bei der Umsetzung seines Racheplans kommt es indes zu unerwarteten Komplikationen, da Parker hierbei einem gesichtslosen Großgangster ins Gehege kommt und zudem die Aufmerksamkeit einer smarten Lady erregt, die mit seiner Hilfe an das große Geld zu kommen plant.
    Um den Buchtitel nicht gerecht werden, muss Parker sich infolgedessen von seiner härtesten Seite zeigen- und das will (Not-OP mit anschließendem Killer-Besuch inklusive) etwas heißen !


    Und so ist's geschrieben:
    Von der ersten Seite an wähnt sich der Leser in der Gesellschaft eines erfahrenen Beschattungs-Spezialisten, der die Geschehnisse um Parker kurz und Schnörkellos beschreibt und sich dazu hochauflösender Überwachungsvideos bedient. Insbesondere in Gesprächsszenen wird dabei so nah herangezoomt, dass auch das Innenleben der Beteiligten, ihre Gedanken und (von Parker abgesehen) ihre Emotionen deutlich werden.
    Das rasante Geschehen um Parker wirkt dadurch immer sehr präsent- und zwar derart, dass in den (nicht wenigen) drastischeren Abschnitten nur zynisches Understatement als Ausweg bleibt.


    Besonders hervorzuheben ist außerdem das charakterliche Kontrastverhältnis zwischen Parker dem Profi und dem ganzen restlichen Krimipersonal:


    Parker weist als einzig erkennbares Charaktermerkmal eine schier unmenschliche, Entschiedenheit auf, die von keinerlei Skrupel getrübt wird. Da es ihn in den verbrechens-freien Zeiten an Orte mit Pools, Seen d.h. also “Wasserstellen” zieht, um dort raubtiergleich ausgedehnte Ruhepausen einzulegen (Paradebeispiel ist “sein” Haus am See im Buch “Verbrechen ist Vertrauenssache”), erscheint es passend, Parker etwas pantherhaftes zuzusprechen, zumal er bei seinen Beutezügen äußerst anpassungsfähig und durch extrem wachsame Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist.


    Im Vergleich zur gerissenen Raubtierseele Parker wirken die übrigen Figuren geradezu grotesk menschlich, wie z.B. die steinreiche Millionärin Alice Prester Young, die viel Geld für den Erhalt ihres Körpers für einen blutjungen Liebhaber investiert. Dass diese “Geschäftsbeziehung” keineswegs solide ist, zeigt sich dann aber anlässlich eines Überfalls - und mit facettenreich spottendendem Unterton, der für das Buch sehr bezeichnend ist.
    Insgesamt stellt sich so der Eindruck ein, dass sich die kurzen, schnörkellosen Sätze der Erzählung zu einem einzigen “such is life !”,”so geht es zu im Leben !” zusammenfügen. Eine herbe, dabei aber intensiv kurzweilige Erfahrung.


    Fazit:
    Man muss/ kann den durchweg abgebrühten Parker nicht mögen - ein literarisches Zusammentreffen mit diesem lohnt aber allemal !