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Wäre es möglich, Augenblicke einzufrieren, würde ich diesen in eine Plastikdose legen. Dann könnte man den Winter über davon zehren. « Als es Anna immer weniger gelingt, ihre Erinnerungen festzuhalten, und ihr Gedächtnis langsam unzuverlässiger wird, klammert sie sich an Wortlisten (»Stein, Birke, Gras, Stuhl«) und erfindet Wörter für Dinge, die keinen Namen haben. Im Lauf der Jahre trotzt sie den Zumutungen des Alltags mehr und mehr mit ihrer Vorstellungskraft.
Als alte Frau blickt Anna zurück auf ihr Leben, so, wie sie sich daran erinnert, an schöne wie an schwere Momente, an die Zeit in Finnland wie auch den Neuanfang mit Thomas in England. Vor allem erinnert sie sich an ihr Häuschen mit den blauen Vorhängen auf einer Schäreninsel, inmitten von Möwen, Schilf und krummen Kiefern, wo sie die Sommer mit ihrer großen Liebe Antti verbrachte - und natürlich an den Tag, an dem ein Wal durch London schwamm.
Anna befindet sich in einem Altersheim, lebend zwischen Erinnern und Vergessen. Sie spürt wie ihr langsam ganze Gedanken verloren gehen, jedoch hat sie Erinnerungen. Diese Erinnerungen werden Stück für Stück aufgedeckt, wobei diese manchmal miteinander verschmelzen und sehr verwirrend sein können. Wann genau das sich abgleiten in das Vergessen denn nun begann ist nicht leicht zu definieren. Anna lebt in vielen Zeiten zugleich, ihr Gedächtnis ist unberechenbar.
Sie ist eine gute Beobachterin, schätzt Strukturen und mag keine Unordnung. Die Eigenart Orte und Gegenstände zu beschreiben indem sie sich an die Tatsachen hält, ist ein wichtiges Element in ihrem Leben. Dennoch lebt in ihrem Innern eine manchmal etwas überbordende Phantasie, welche wie das Vergessen langsam überhandnimmt, ihr selbst Angst bereitet.
Als junge Frau lebte sie während des Sommers in Finnland mit Antti auf einer Insel, eins mit der Natur und dem Meer. Die Insel und das Meer sind für sie die am meisten vertraute Landschaft, und die Landschaft ist auch Antti.
Wie sie später in London mit Thomas zusammenlebt, hat ihr Leben einen Riss bekommen. Sie wirkt zerfahren, gleitet ab in eine Traumwelt. Anna versucht ihre innere Ruhe zu finden, jedoch verliert die Welt um sie herum an Konturen, sie empfindet eine gähnende Leere. Diese versucht sie zu füllen indem sie in der lauten, lärmigen Metropole unterwegs ist mit Bus und U-Bahn.
Später erleben wir Anna allein in ihrer Wohnung, wobei ihr ständig Missgeschicke passieren. Ihr Bruder Lauri und seine Frau betreuen Anna so gut wie möglich.
Sie spürt dass nichts mehr ist wie es einmal war,
ZitatAnna kam es vor, als wäre die ganze Welt aus den Fugen geraten oder ausgefallen wie ein Zahn.
Selja Ahava hat einen wunderschönen kleinen Roman geschrieben, darüber, wie die Welt aussieht, wenn das Vergessen beginnt. Ein bewegendes Buch, voller Wärme, somit fern jedes deprimierenden Gedankens wenn man es liest. Das Erzählung besteht aus Fragmenten von Annas Lebens somit verwischen sich oftmals Realität und Erinnerungen.