Anna Gavalda - Ich habe sie geliebt

  • Kurzmeinung

    Studentine
    Intensives Buch über die große Liebe, vertane Möglichkeiten, vergebene Chancen & immer minimum 2 Seiten einer Medaille.
  • Inhalt:

    Chloé wird von ihrem Mann Adrien verlassen. Er hat sich in eine andere Frau verliebt, mit der er fortan leben möchte. Pierre, Vater von Adrien und Schwiegervater von Chloé, kümmert sich um seine am Boden zerstörte Schwiegertochter. Er lädt sie und ihre beiden Töchter Marion und Lucie in sein Landhaus ein. Dort kann sich Chloé abseits der Realität an die neue Situation gewöhnen.
    Während der alte Mann seine sonst abweisende Haltung aufgibt und Chloé rührend umsorgt, gibt er ihr gegenüber viel aus seinem Leben preis:
    Die Tatsache, dass er es bereut, seinen eigenen Kindern gegenüber zu streng gewesen zu sein und sie sich damit entfremdet zu haben. Die Tatsache, dass er einen sensiblen, begabten und fröhlichen Bruder gehabt hatte, der sich wegen Liebeskummers kriegsverpflichtet hat und an dieser Dummheit gestorben ist. Und letztendlich die Tatsache, dass er mit seiner Frau nicht glücklich ist und seine Chance auf ein Leben mit einer anderen Frau aus Feigheit hat verstreichen lassen. Er hat sich nie getraut zu leben.
    Diese Erfahrung lässt ihn seinen Sohn für dessen Mut bewundern und wird gleichzeitig traurig, dass damit Chloé verletzt wird. Ein mitternächtliches Gespräch bringt viele Geheimnisse ans Licht.

    Meine Meinung:


    Das Buch ist skizzenhaft geschrieben (es hat nur 180 Seiten). Situationen werden nur angedeutet, so dass der Leseraufgefordert ist, die Lücken mit seiner eigenen Fantasie zu befüllen. Die lakonischen Ansichten, die Chloé äußert, um sich in ihrer neuen Realität einzurichten, bringen unfreiwillige Lacher hervor. Sie sagt von sich selbst, sie merke, dass es ihr besser geht, sobald sie boshaft werde. Und diese Phase folgt der traurigen am Beginn des Buches.
    Die Beziehung zwischen Chloé und Pierre wird ganz fabelhaft dargestellt. Mit Hilfe weniger Worte entsteht eine runde Geschichte, die viel zu früh aufhört und traurig macht. Andererseits aber auch in einer Art und Weise endet, die den Leser nach Beendigung der Lektüre weiterhin beschäftigt hält.
    Das Cover der deutschen Ausgabe empfinde ich als vollkommen unpassend. Was es mit der Geschichte zu tun hat, hat sich mir leider nicht erschlossen.
    Davon abgesehen ist es ein gelungenes Buch, das aufzuzeigen versucht, was im Leben wirklich wichtig ist.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Danke für die Vorstellung, Fezzig. :D


    Das Buch hört sich sehr interessant an, ich habe es mir gleich notiert. Es wäre vielleicht was für lange Winterabende, oder? :wink:


    Gruß
    Wilaja

  • Für mich passte es genau in diese Jahreszeit.


    Zur Zeit bin ich auch besonders empfänglich für melancholische Stimmungen und Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass draußen alles so dunkel ist und auch die Temperaturen so unfreundlich sind.


    Da muss man sich von innen warm halten. :D

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Ich hab's seit kurzem auf dem SUB...


    Zitat

    Davon abgesehen ist es ein gelungenes Buch, das aufzuzeigen versucht, was im Leben wirklich wichtig ist.


    Für sowas bin ich immer empfänglich... :wink:

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Dieses Buch habe ich schon zweimal gelesen, weil es mir so gut gefallen hat und es sich so flüssig liest. Anna Gavalda schafft es, auf 180 Seiten alles zu sagen, was anderen auf mehr als 500 Seiten nicht gelingt!

    Ich lese gerade "Die Haushälterin" von Jens Petersen und "Der Geist von Lamb House" von Joan Aiken.

  • Zitat

    Original von bookbee


    Dieses Buch habe ich schon zweimal gelesen, weil es mir so gut gefallen hat und es sich so flüssig liest. Anna Gavalda schafft es, auf 180 Seiten alles zu sagen, was anderen auf mehr als 500 Seiten nicht gelingt!


    So - jetzt bin ich gespannt!
    Heut abend geht's los... :wink:

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • @ Süße
    Bin ja mal gespannt, ob und wie es Dir gefällt! :-k:study:

    Ich lese gerade "Die Haushälterin" von Jens Petersen und "Der Geist von Lamb House" von Joan Aiken.

  • @ Süße:


    Ich habe gerade gelesen, dass bei euch ist Schnee liegt. Bei solcher Witterung passt das Buch bestimmt nochmal so gut!


    Ein großes Lesevergnügen wünsche ich dir! :D

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Angefangen habe ich mit den ersten Seiten schon vorher, aber eigentlich habe ich es so richtig gestern abend in einem Rutsch durchgelesen... so mittendrin hätte ich auch gar nicht mehr aufhören können... :wink:


    Ich weiß nicht, was ich sagen soll... es hat mich wirklich sehr berührt...


    Es stimmt, es kommt deutlich raus, worauf es eigentlich ankommt...
    Ein paar markante Stellen werd ich evtl. noch zitieren...


    Jedenfalls passt der Spruch dazu:
    "Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand"
    Vor allem, wenn es mehr als nur ein Tropfen Liebe ist...

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Süße:


    schön, dass es dir auch gefallen hat. Es übt tatsächlich eine riesige Anziehungskraft aus, sobald man einmal in der Geschichte drin ist, nicht wahr?

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • ich habe das Buch nun auch gelesen, aber ich zweifekl dran, dass ich alles wirklich verstanden hab um was es geht.


    geht es wirklich nur um Liebe und das Verlassen werden bzw. jmd. Verlassen?


    Aber ich les einfach zu viele Bücher hintereinander, da kann man sich über eins nicht so lange Gedanken machen udn kommt irgendwie durcheinander ;-).


    lg lene

    Die Zeit vergeht. Sie weiß es nicht besser.
    (Erich Kästner)

  • Guten Tag!


    Ich habe gestern "Ich habe sie geliebt" beendet und war nun natürlich neugierig, wie hier das Buch bewertet wird. Die Suche hat mich nicht im Stich gelassen und ich hab eure Kritik gelesen und frag mich gerad, ob ich das Buch noch mal lesen sollte, ob ich irgendwas verpasst habe beim lesen. Der Grund für die Frage?


    Ich fand das Buch schlecht. Wären es nicht nur 165 Seiten gewesen, hätte ich es sicher nicht beendet.


    Wo kann ich anfangen, die Story kam mir sehr bekannt vor, was ja an sich kein Kriterium für die Qualität eine Buches ist. Dann kann ja immerhin die Umsetzung besonders sein und eine neue Leseerfahrung bringen. Das ist für mich sehr viel mehr wert. Schon nach einigen Seiten bemerkte ich, dass in Dialogen nicht erwähnt wird, wer was sagt. Auch kein Problem (ich liebe diesen Stil bei Saramago) sobald ich rausfinde, wer nun welcher Sprecher ist, les ich gern nochmals ganze Dialoge bzw. erforsche gern wer was gesagt hat, wenn es nicht eindeutig geschrieben wird. Nur wer erforscht gern langweilige, nichtssagende Dialoge so wie sie in diesem Buch vorherrschen?
    Ich muss zugeben, dass ich vermutlich einfach die Dialoge hätte nicht nochmals lesen sollen, das hätte meine Gereiztheit sicher vermindert.


    Zur Story kann ich nur sagen, dass sie einfach gestrickt ist. Den größten Teil erzählt Pierre über seine große Liebe. Wäre es mein Schwiegervater gewesen, also reales Leben, hätte ich es aus Neugierde und Interesse an Geheimnissen anderer Interessant gefunden. Aber so, die Personen waren mir nicht nah, die Geschichte plätscherte vor sich hin und das Ende war uninspiriert.


    "Zusammen ist man weniger allein" liegt als Lektüre auch noch auf meinem Plan. Das Buch ist ja um einiges Dicker und ich kann nur hoffen (für mich ;-)), dass Frau Gavalda dazugelernt hat.

    In der Hoffnung auf bessere Wahl beim nächsten Buch, gluttony

  • Ich mag die Literatur Anna Gavaldas, weil sie für mich immer das Besondere im Alltäglichen versteckt hielt. Ich habe sie geliebt war in dieser Hinsicht nicht anders.
    Das Buch besteht zum größten Teil aus einem Dialog zwischen Chloé, frisch von ihrem Mann Adrien verlassen, und ihrem Schwiegervater Pierre, der Chloé stets kühl, distanziert und in seiner Rolle als Familienoberhaupt gefestigt vorkam. Es bedarf nur weniger Worte bei Kaminfeuer und Kräutertee, um diesen falschen Eindruck fortzuzwischen.
    Pierre dreht den Blickwinkel um:
    Er erzählt seiner tieftraurigen Schwiegertochter von Mathilde, der Liebe seines Lebens, und wie leicht sich die Rollen des Mutigen und des Feiglings vertauschen können. In Selbstgroll, zweifelnden Gedanken und zeitweisem Stolz lässt Pierre sein Leben Revue passieren, erinnert sich an Fehler und Großtaten, bereut Dinge, die mit den Jahren unabänderlich geworden sind. Wie Fotografien ziehen die Worte des alten Mannes durch die Augen Chloés an einem vorbei, man lauscht, man wird von ihnen berührt. Sie erreichen einen. Das ist für mich das große Talent, welches Anna Gavalda besitzt:
    Sie bedient sich keiner groß angelegten Liebesgeschichten, sie braucht keine Showeffekte, keinen großen Knall am Ende ihrer Worte. Sie berührt einen durch die Alltäglichkeit ihrer Geschichten, durch die menschlichen Protagonisten, in denen ein jeder von uns die eigenen Gesichtszüge wiederfinden kann. Sie schreibt die Liebe in ihrer puristischsten Form nieder:
    unerwartet, berauschend, schön und voller Schmerz im gleichen Atemzug. Ich habe sie geliebt kommt einem nicht wie ein Märchen vor, sondern wie eine Geschichte, wie sie sich in Paris, Amsterdam, London, Hongkong oder auch in einem kleinen Dorf auf dem Land ereignen könnte. Sie ist nicht realitätsfern.


    Für mich ist es ein Buch mit drei Sternen, fast wären es vier geworden. Doch dafür war es ein wenig zu kurzweilig und die anderen Geschichten Anna Gavaldas ein wenig beeindruckender.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    merveille.


    It was that kind of a crazy afternoon, terrifically cold, and no sun out or anything,
    and you felt like you were disappearing every time you crossed a road.


    Catcher in the Rye. ♥

  • Vielen Dank, Fezzig für deine Rezension. Vor allem für diese Formulierung:

    Das Buch ist skizzenhaft geschrieben (es hat nur 180 Seiten). Situationen werden nur angedeutet, so dass der Leser aufgefordert ist, die Lücken mit seiner eigenen Fantasie zu befüllen.


    Sehr treffend hast du den Schreibstil der Autorin in diesem Buch zusammengefasst.
    Und gerade wegen des Schreibstils hat mir der Roman weniger gefallen. Leider.
    Ich habe schon"Zusammen ist man weniger allein" von der Autorin gelesen, hat mir sehr gut gefallen.
    Und dann noch ihre Erzählungen: "Ich wünsche mir, daß irgendwo jemand auf mich wartet" , die mir wiederum weniger gefallen hat.
    Also, scheint so zu sein, dass ihre kürzere Geschichten bei mir weniger gut ankommen :(

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Klappentext:
    Zwei Generationen, zwei Schicksale, Mann und Frau. Die Frau: Chloé, sitzen gelassen von ihrem Ehemann. Der Mann: Pierre, ihr Schwiegervater. Und ausgerechnet dieser distanzierte, kühle Pierre nimmt Chloé mit in sein Landhaus und erzählt ihr von seinem lang gehüteten Geheimnis: von der großen Liebe seines Lebens, von heimlicher Untreue und von ungelebten Träumen.


    Meine Meinung:
    Hach, ich mag Anna Gavaldas leichten, feinsinnigen Schreibstil unheimlich gern und ich finde, in diesem Buch kommt er besonders gut zur Geltung. Der Leser taucht in die Szene im Landhaus ein, nimmt an den Gesprächen teil und schon ist das Buch vorbei. Und dabei bleibt man keineswegs unbefriedigt zurück, sondern hat - ganz im Gegenteil - das Gefühl, an etwas unheimlich schönem, bereicherndem teilgenommen zu haben. Innerhalb kürzester Zeit zeichnet Gavalda Figuren, die so vertraut und tiefsinnig scheinen, wie es nur wenige Autoren schaffen. Die Geschichte berührt, macht ein bisschen melancholisch und ist einfach schön! Genau das richtige für kalte Wintertage!

    Da es der Gesundheit förderlich ist, habe ich beschlossen, ab heute glücklich zu sein (Voltaire)

  • Klappentext:
    Zwei Generationen, zwei Schicksale, Mann und Frau. Die Frau: Chloé, sitzen gelassen von ihrem Ehegatten. Der Mann: Pierre, ihr Schwiegervater. Und ausgerechnet dieser distanzierte, kühle Pierre nimmt Chloé mit in sein Landhaus und erzählt ihr von seinem lang gehüteten Geheimnis: von der großen Liebe seines Lebens, von heimlicher Untreue und von ungelebten Träumen. Es sind zwei gegensätzliche Schicksale, die Gavalda in ihrem bekannt lakonischen, pointierten Stil beschreibt: eine doppelte Liebesgeschichte - voller Lebensklugheit und Witz. (Textquelle: amazon.de)


    Zum Buch:
    Das Cover hat mich sehr begeistern können. Eine attraktive Frau, die sehnlichst auf einem Anruf wartet, vielleicht einen Anruf der Rückkehr? Die Farben und auch verschiedene Stoffe auf dem Bild gefallen mir sehr gut und erinnern mich an die 70er/80er Jahre. Ein sehr passendes Cover zu dieser Geschichte.


    Erster Satz:

    Zitat

    „Was hast Du gesagt?“


    Meine Meinung:
    Chloè wird von ihrem Ehemann wegen einer anderen Frau mit den beiden Kindern verlassen. Der Schwiegervater kümmert sich rührend um Chloè und fährt mit ihr und den Kindern ins Landhaus. Dort vertraut er sich Chloè an und erzählt seine Lebensgeschichte.
    In dieser Geschichte bekommt man direkt zwei Seiten gezeigt. Einmal die Emotionen der verlassenen Ehefrau, und auch aus der Sicht des fremdgehenden Ehemannes. Beide lieben auf ihre Weise.
    Die Emotionen wurden sehr gut an den Leser gebracht und ich konnte mich in Chloè richtig hineinversetzen. Die Angst wie es nun weitergeht und auch der Schmerz durch den Verlust, sind sehr gut beschrieben worden.
    Pierre der Schwiegervater, ein eigentlich sehr ruhiger und wie er beschrieben wird ein Kotzbrocken, entpuppt sich als ein gebrochener Mann, der auch sein Schicksal in der Liebe erlebt hat. Auf einer Art machte mich seine Geschichte auch traurig.


    Auch die Kulisse in dem alten Landhaus ist sehr schön beschrieben worden und verlieh einem ein ganz gemütliches Flair, sehr passend zu den Erzählungen der Erlebnisse.


    Der Schreibstil der Autorin hat mir richtig gut gefallen, dennoch hat mir das gewisse etwas noch in der Geschichte gefehlt. Es war immer interessant mehr zu erfahren, was damals genau passierte und ist ein eher ruhiger emotionaler Roman.


    Ich wurde mit diesem Roman sehr gut unterhalten und finde es ist eine gute Geschichte für Zwischendurch, um abzuschalten und seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.


    Fazit:
    Eine Geschichte über das verlassen werden, einer verpassten Chance auf ein anderes Leben, und der wahren Liebe.




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