Scott Westerfeld - Zeig dein wahres Gesicht/Specials

  • Klappentext:
    Eine neue Operation hat Tally endgültig zu etwas Besonderem gemacht. Jetzt ist sie beängstigend schön, gefährlich stark, pfeilschnell - eine Special, geschaffen, um die Uglies und Pretties unter Kontrolle zu halten. Als Rebellen aus Smoke in der Stadt auftauchen, soll Tally ihre Loyalität beweisen und den Unterschlupf der Smokies aufspüren. Doch der Weg dorthin steckt voller Überraschungen und Erinnerungen. Denn einst war Tally selbst eine Smokey ...


    Meine Meinung:
    Schwierig... Tally kam mir in diesem Band völlig indifferent vor. Ehrlich gesagt konnte ich ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen fast gar nicht mehr nachvollziehen. Nach allem, was ich in den ersten beiden Bänden über die Specials gelernt habe stelle ich sie mir mehr als berechnende Maschinen vor, ohne Gefühle. Tally hingegen ist genauso zögerlich, wie sie es auch in den ersten beiden Bänden war. Sie ändert ständig ihre Meinung. Außerdem habe ich nicht verstanden, was Scott Westerfeld uns damit sagen will, dass die Specials eisig bleiben müssen. Die Prettys haben Läsionen um Kopf und nur wenn sie prickelnd sind, dann haben sie nicht mehr den absolut getrübten Blick, sondern sehen die Welt mit klaren Augen. Die Specials aber haben diese Läsionen nicht, damit sie verantwortungsvolle Jobs, wie Wächter, Ärzte, Feuerwehrmänner ausführen können. Dennoch sagt Shay Tally immer wieder, dass sie eisig sein soll und auch Tally selbst zwingt sich immer wieder dazu, um ihre Pflicht zu erfüllen. Für mich passte das alles nicht so richtig zusammen.


    Die gesamte Geschichte ist ein einziger großer Zufall. Nichts ist wirklich bis zum Ende durchgeplant, alles könnte auch immer anders kommen. Einerseits sind die Specials mit verstärkten Knochen, Zähnen, besserer Sicht, etc. so konstruiert, dass sie Übermenschen sind. Andererseits passieren Tally immer wieder Unfälle, bei denen sie sich dann doch verletzt.


    Tally und Shay lieben sich und hassen sich, wie auch bereits in den vorangegangenen Bänden. Schwierig, da mitzuhalten. Vor allem ist es für den Leser nicht immer nachzuvollziehen warum sie sich gerade mal wieder hassen.


    Das Ende wirklich konstruiert und die Moral, die die Geschichte vermitteln soll kommt leider ebenso konstruiert rüber.


    Insgesamt kann ich für den letzten Band der Trilogie leider nicht mehr als eine Feder vergeben, da die gesamte Geschichte extrem konstruiert und dabei noch verwirrend ist. Es mangelt an Spannung, da Tally immer wieder von einem extrem ins nächste schwankt, dabei aber nicht glaubwürdig ist.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Hinweis: Mit "Special" findet die Originaltrilogie ihren Abschluss. Zwar gibt es inzwischen noch einen vierten Band (passenderweise mit dem Titel "Extra"), aber der folgt einer neuen Protagonistin.


    Auch in diesem Band war ich wieder sehr beeindruckt davon, wie komplex, gut durchdacht und originell diese utopisch-dystopische Welt ist, die sich Scott Westerfeld ausgedacht hat. Immer wenn man denkt, jetzt hätte man aber mit Sicherheit jede ihrer Facetten gesehen und verstanden, kommt wieder eine unerwartete Wendung, eine neue Idee oder die drastische Weiterentwicklung eines schon bekannten Themas.


    Dabei ist die Welt in diesem Band eine dunklere, mit einer düster-bedrohlichen Atmosphäre - das politische System funktioniert mit gnadenloser Präzision, ohne die geringste Achtung vor Persönlichkeitsrechten und Individualität. Mir kam das vor wie das albtraumhafte Zerrbild der quietschbunten Barbie-Welt, die man im ersten Band kennengelernt hat!


    Das liest sich durchaus sehr spannend, gerade weil die Geschichte auch jede Menge Action zu bieten hat. Allerdings kam sie mir manchmal zu konstruiert vor und beruht für meinen Geschmack auch zu oft auf Zufällen...


    Tally ist in diesem Band oft sehr unsympathisch, denn sie handelt für einen Großteil der Handlung durch und durch wie eine arrogante Special, die auf die dummen Prettys und die hässlichen Uglys herabschaut. In einer Szene verursacht es ihr Ekel und Übelkeit, Zane auch nur anzuschauen, weil der nach den Ereignissen des letzten Bandes einen Gehirnschaden hat, der unter anderem dazu führt, dass ihm ständig die Hände zittern. Das weckt in ihr das Gefühl, dass er jetzt minderwertig und abstoßend ist und sie erst wieder mit ihm zusammen sein kann, wenn er geheilt wurde - und am Besten auch direkt zum Special umoperiert.


    Dennoch habe ich gehofft, dass sie es schafft, selber zu erkennen, wie falsch ihre Denkweise ist, aber sie trifft im Laufe der Geschichte nur wenige Entscheidungen selber (also nicht gesteuert von ihrer Special-"Programmierung") und die, die sie trifft, sind oft dennoch geprägt von ihrer überheblichen, extremen Denkweise.


    Natürlich trägt Tally daran eigentlich nur wenig Schuld. Im Laufe der drei Bände wurde sie mehrfach gegen ihren Willen verändert und fand jedes Mal mühsam zurück zu sich selbst - aber in diesem Band hatte ich das Gefühl, dass sie einfach zu oft zerbrochen und wieder zusammengesetzt wurde. Gibt es die echte Tally überhaupt noch? Ob Tally es am Ende dann doch noch schafft, das verrate ich hier natürlich nicht, nur soviel: ich fand ihre Entwicklung konsequent, aber sie machte es mir oft schwer, wirklich mit ihr mitzufühlen.


    Das Ende ließ mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits fand ich es gut und konsequent, andererseits hätte ich auf dem Weg dorthin mit mehr Revolution gerechnet und die Botschaft wird für meinen Geschmack dann doch etwas zu simpel rübergebracht.


    Da ich beim Lesen der Bücher hin- und hergewechselt habe zwischen den englischen Originalausgaben und den deutschen Übersetzungen, muss ich sagen: obwohl die deutsche Übersetzung sicher nicht schlecht ist, geht doch Einiges von der Einzigartigkeit der Sprache verloren, mit der Scott Westerfeld diese Geschichte erzählt. Denn man hat wirklich den Eindruck, dass die Sprache sich im Laufe der Zeit, von unserer Gegenwart bis zur Gegenwart des Buches, grundlegend verändert hat, und das macht für mich einen Großteil des Reizes aus.


    Fazit:
    Der dritte Band einer Trilogie, die inzwischen vier Bände hat. Das Ende, oder doch nicht das Ende?


    Tallys Geschichte kommt zu einem Abschluss, der konsequent und dennoch überraschend ist, und ihre Reise dorthin wird rasant und actiongeladen erzählt. Daher liest sich das Buch unterhaltsam und spannend, allerdings gibt es für meinen Geschmack zu viele Zufälle und Tally machte es mir sehr schwer, mit ihr mitzufühlen, da ihre Operation zur Special sie auch arrogant und skrupellos gemacht hat...


    Man kann die Reihe gut an diesem Punkt beenden (auch wenn das Ende vieles offen lässt), denn der vierte Band folgt nicht mehr Tally, sondern einer neuen Protagonistin.