Rick Bass – The Diezmo

  • Original : Englisch, 2005 (zunächst in Episoden im Magazin « Narrative » erschienen)


    GENRE : Könnte auch als Roman, Western, historischer Roman, Kriegsroman (oder gar Politroman?) mit einem Touch Romance durchgehen...


    INHALT :
    Texas am Anfang der 40iger Jahre des XIX.Jahrhunderts : Texas hat gerade seine Unabhängigkeit von Mexiko errungen, wird aber weiterhin sowohl von diesen gerne zurückgewollt als auch von den USA gerne annexiert werden. Die Soldatenfänger Green und Fisher ziehen in Texas umher und rekrutieren für eine Miliz, die die Mexikaner jagen soll. Sie berufen sich dabei (fälschlicherweise) auf Unterstützung vonseiten des texanischen Präsidenten Houston.


    James Alexander wie auch sein bis dahin bester Freund James Shepherd lassen sich bereitwillig bezaubern von den Verheißungen von Abenteuern, leichter Beute und einer schnellen Rückkehr in der Heimat. Als die 500 Leute zusammengestellt sind, geht es los. Doch was mit Fischfangen und Lagerfeuern anfängt verwandelt sich nach und nach in einen Beutezug und Schrecklicheres... Am Ende müssen sie die Waffen niederlegen und werden Gefangene der Mexikaner. Teils bessere, teils unmenschliche Behandlung wechseln ab ; Fluchtversuche und Strafarbeit prägen die kommenden Monate... Wird es ein Ende geben ? Und für wie viele ?


    GLIEDERUNG :
    Sechs Kapitel, unterteilt in voneinander abgesetzten Unterabschnitte; Epilog ; Danksagung ; Inhaltsübersicht (in meiner französischen, gelesenen Ausgabe)


    BEMERKUNGEN :
    Nach zwei gelesenen und sehr geschätzten Anthologien (siehe : Rick Bass – The Lives of Rocks/ La vie des pierres und Rick Bass - The Hermit's Story ) griff ich nun zu meinem ersten Roman des amerikanischen Autors. Hier im Süden, sei es in Texas dann in Mexiko, angesiedelt und zudem in einer anderen Epoche : wir befinden uns in den 40iger Jahren des XIX.Jahrhunderts. Will man den historischen Roman etwas besser verstehen (er wird auch gut in einigen Abschnitten an verschiedenen Stellen der Handlung erklärt) kann man sich auch einen kleinen Überblick zB hier verschaffen : http://de.wikipedia.org/wiki/Texas#Republik_Texas . Bass spricht von einer historischen Fiktion, er verarbeitet durchaus viele historische Begebenheiten. Manche Personen des Romans gab es tatsächlich, und die « Atmosphäre » wird, denke ich, richtig eingefangen. Es geht dem Autor auch um jene Treue zu dieser Art von Beschreibung.


    Kurz sind die Beschreibungen der Zeit vor dem Aufbruch des fünfhundertköpfigen Trupps. James Alexander erzählt insbesondere von den Momenten der Jugend beim gemeinsamen Fischfang mit seinem Namensvetter James Shepherd. Der Ich-Erzähler James Alexander läßt sich mitziehen vom Elan seines Freundes. Und überhaupt erscheint er an mehreren Stellen des Handlungsverlaufes eher der Unentschiedene, der Nicht-Handlungsfähige zu sein. Im Zweifelsfalle besser stehenbleiben, bzw die Entscheidung anderen überlassen. Er stolpert eher mit.


    Gut getroffen ist die anfängliche Bereitschaft der Suche nach « Ruhm und Männlichkeit », die Sicherheit des schnellen Sieges, diese wunderbaren Motoren so manchen Krieges oder Kampfes... Und ich fühlte mich an die Begeisterungsstürme vieler erinnert, die bei Kriegserklärungen der Weltkriege (und zu anderen Gelegenheiten) geherrscht haben.


    Gut getroffen ist ebenfalls, wie sich eine solche Gruppe immer wieder neu formiert in neuen Konstellationen um « Leithammel » und wechselnden Grüppchenbildungen.


    Nun, James schreibt mehrmals von diesen « fünfzig Jahren zurückliegenden Ereignissen », dh für uns Leser ist zumindest sein Überleben sehr früh sicher. Aber unter welchem Preis ? Heute wäre er Züchter und Pflanzer.


    Ob beim Fischfang oder der Beschreibung von gewissen Naturereignissen, Pflanzen oder Tieren, erkennt man phasenweise kurz den Rick Bass der bisher von mir gelesenen Anthologien, doch der Grundton ist doch anders. Bass arbeitet gut heraus, wie die übermütigen Männer mit der Zeit immer mehr ihre Menschlichkeit verlieren, sich gehen lassen und von den Gerechten zu Räubern und Schlimmerem werden. Anerkannte Soldaten waren sie eh nie gewesen, aber nun verwandeln sie sich in eine wilde Horde... , bis die Überzahl der Mexikaner sie zur Niederlage bringt. Und ihnen Gefangenschaft einbringt, die bitter wird. Dieser weitaus größten Teil will ich nicht weiter beschreiben, nur ist der Titel der französischen Fassung sehr realistisch zu verstehen « La décimation », die Dezimierung, also das Schrumpfen. Von den ehemals fünfhundert Leuten bleiben immer weniger...


    Geschrieben im Kontext des beginnenden Irakkrieges (laut Bemerkung des Autors) fragt man sich, was Bass mit all dem ausdrücken mag. Eine Menge. Und es ist einfach packende Lektüre, ob man nun historische Romane, Western, einen guten Roman oder auch einen kleinen Hauch an Liebesgeschichte mag.


    Toller Autor ! Interessantes Buch, das man nicht aus der Hand legen will.


    AUTOR :
    Rick Bass wurde 1958 in Fort Worth/Texas als Sohn eines Geologen geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Umweltaktivist. Er wuchs in Houston auf und studierte bis 1979 Biologie und Geologie an der Staatsuniversität von Utah. In Jackson/Mississippi arbeitete er anschließend von 1979 bis 1987 als bei der Erdöl- und Gasförderung spezialisierter Geologe. In den dortigen Arbeitspausen fing er an zu schreiben und ist nunmehr Autor von rund zwanzig Büchern, darunter vor allem Kurzgeschichtensammlungen. Er erhielt dafür mehrere Preise. Der tiefe Süden der USA und Montana sind häufiger Schauplatz seiner stories. Er engagiert sich sehr in verschiedensten Aktivitäten in der Umweltschutzbewegung.


    Er lebt heute mit seiner Familie im wilden Yaak-Tal im Norden Montanas.
    (Quellen: wikipedia.englisch ; evene.fr ; écrivains du Montana)


    Taschenbuch: 224 Seiten
    Verlag: Mariner Books; Auflage: Reprint (15. Juni 2006)
    Sprache: Englisch
    ISBN-10: 0618710507
    ISBN-13: 978-0618710508