Carlos Liscano – El camino a Itaca/La route d'Ithaque

  • Original: Spanisch (Uruguay, 1994)


    INHALT:
    Der Ich-Erzähler hat sein Ursprungsland Uruguay verlassen und ist via Brasilien – wo er Ingrid kennenlernte – in Europa und Schweden gelandet. „Kaum da, ist er weg“, innerlich, äußerlich. Sein Weg durch Europa, zunächst auch auf der Flucht vor der Verantwortung einer Vaterschaft, bringt ihn in Kontakt mit verschiedensten Wirklichkeiten des Lebens als „Metöke“, dessen Definition dem Buch voransteht. Ich zitiere die relevanten Stellen:


    Ein Metöke (griechisch μέτοικος métoikos ‚Ansiedler‘) war in der griechischen Antike, insbesondere in Athen, ein dauerhaft in der jeweiligen Stadt lebender Fremder, der kein Bürgerrecht (und damit keine politischen Mitwirkungsrechte) besaß, aber meist auch Grieche war. (…) Das Wort lebt pejorativ im französischen „métèque“ und nahe verwandten Sprachen (katalanisch: metec; okzitanisch: metèc) fort und bezeichnet einen ungeliebten Fremden. (wikipedia.de)


    Vladimir, un joven latinoamericano perseguido por sus vínculos en el mundo de la droga, llega a Suecia pensando que allí estará seguro. De inmediato se ve inmerso en otra sociedad, paralela a la sociedad sueca: el mundo visible de los inmigrantes. En él se reproducen todas las contradicciones de la sociedad oficial, más los problemas que cada grupo de inmigrantes trae consigo desde su país de origen. Para escapar de ese mundo paralelo y grotesco, Vladimir se traslada a Barcelona. Pero nuevamente debe sumergirse en el mundo desintegrado de los inmigrantes. El meteco sigue siendo meteco alllá donde va. La inmigración desde los países periféricos a Europa es el centro de esta novela, pero no el único. Por detrás aparecen la caída del muro de Berlín, las matanzas en Bosnia-Herzegovina, los Juegos Olímpicos de Barcelona, la limpieza étnica, el universo de los más infelices hundidos en el alcohol, la droga, la prostitución y la miseria. La mirada de un individuo doblemente marginado, inmigrante e ilegal, obliga a concentrar la atención sobre sectores que el ciudadano nunca ve, y hace reflexionar sobre ideas aceptadas como civilizadas por el ciudadano de la Unión Europea. Y todo ello desde una prosa transparente y magnética que sitúa a su creador entre los grandes escritores latinoamericanos de nuestra época. (amazon.de)


    ALLGEMEINES:
    Mehr oder weniger lange, voneinander abgesetzte Einheiten von meist 2-8 Seiten. Das Buch schließt mit der Verfassungsangabe des Autors: Barcelona – Montevideo – Stockholm 1991-94


    BEMERKUNGEN:
    Nach seiner Gefangenschaft in uruguayanischen Gefängnissen hat der Autor selber 1985 das Exil gekannt und landete ebenso in Schweden und pendelte teils zwischen der schwedischen und der katalanischen Hauptstadt. Er mag so manches Beschriebene hier kennen, hat darüber nachgedacht. Was bei ihm eine politische Entscheidung war ist beim noch nicht mal dreißigjährigen Ich-Erzähler Vladimir – von seinen Eltern in Anlehnung an Lenin so benannt – aber eine Flucht, bzw der fragende Wunsch, es mit der Schwedin Ingrid zu versuchen. Als jene aber schwanger wird und auch eine Tochter gebiert, hält er dies nicht aus, drängelt sie zunächst zur Abtreibung: Seine totale Abhängigkeit von Ingrid, geldlich, wohnlich, dann als nicht erwünschter Vater etc schafft eine Unbequemlichkeit, die ihn weiterdrängt.

    Die Folgezeit, circa eineinhalb Jahre, verbringt er wie auf einer Irrfahrt: wohl nicht umsonst die Anspielung im Titel auf Ithaka, dem Heimatsort des Odysseus. Was wird er nicht alles auf seiner Fahrt, bzw während des langen Aufenthaltes im olympiabereiten Barcelona (1992) erleben! Einerseits die „äußeren“ Bedingungen, Abhängigkeiten, Arbeitsumstände (als jemand ohne Papiere teils total ausgenutzt) – andererseits auch die innere Unrast und Befindlichkeit: er kann nicht an Ort und Stelle bleiben, reist zwar überall mit sich Selbst im Gepäck, doch flüchtet auch eben diesen Wirklichkeiten. Ein Schmerz bleibt, die Lustigkeit ist vorübergehend... SEIN Land ist schon seit Langem nicht mehr das Ursprungsland. Zurück dahin will und kann er nicht.


    Ich persönlich fand eine andere Perspektive als in Carlos Liscano - Truck Of Fools: A Testimonio of Torture and Recovery („Le fourgon des fous“). Sicherlich enthält dieses Buch eine autobiographische Note, doch andererseits denke ich, dass der Autor hier bewußt doch auch eine fiktive Erzählerfigur gewählt hat. Es ist beeindruckend, quasi wie eine glaubhafte Innenansicht eines Flüchtlings zu erhalten, den Arbeitsbedingungen, den „kleinen Beschäftigungen“ und Einnahmequellen, der materiellen und sonstigen Unsicherheit, den Ausgenutzt-Sein. Wenn man wissen möchte, was es bedeuten kann, in Europa „Fremder“ zu sein, so liegt man hier sicher richtig. Und manche Innenansichten, Reflexionen sind vielleicht nicht so direkt bisher erkennbar gewesen, selbst für den aufmerksamen Zeitgenossen. Hier werden Aspekte erwähnt, an die man weniger denkt.


    Manchmal ist der Sarkasmus, ein gewisser Pessimismus gegenüber dem Leben, insbesondere in der ersten Hälfte (?), schon ganz schön runterziehend (für mich). Ja, dort findet man schon wahres Gift... Dies mag die natürliche Reaktion eines am Boden Gelandeten sein.


    AUTOR:
    Carlos Liscano wurde 1949 in Montevideo/Uruguy, geboren. Vom Militärregime wurde er 1972 als 22-Jähriger verurteilt und verbrachte 13 Jahre im Gefängnis. Nach seiner Befreiung, 1985, emigriert er nach Schweden. Seit 1996 lebt er zwischen Barcelona und Montevideo. Im Gefängnis hat er angefangen zu schreiben: Romane, Erzählungen, Lyrik, Theater.


    Produktinformation
    Taschenbuch: 254 Seiten
    Verlag: Literatura Y Ciencia, S.L. (Januar 2000)
    Sprache: Spanisch
    ISBN-10: 8489354928
    ISBN-13: 978-8489354920

  • Eine deutsche Ausgabe liegt leider nicht vor. Oben also eine im ursprünglichen Spanisch, hier eine französische Version:


    Verlag: Belfond (23. Januar 2003)
    Sprache: Französisch
    ISBN-10: 2714440118
    ISBN-13: 978-2714440112