Tad Williams - Happy Hour in der Hölle / Happy hour in hell

  • Klappentext:


    Liebe ist die Hölle.


    Bobby Dollar, Engel auf Erden, hat ein paar epische Probleme.


    PROBLEM 1: Bobby hat sich in Casimira verliebt, die Gräfin der Kalten Hände, die zufälliger Weise die Freundin Eligors ist, des Großherzogs der Hölle.
    PROBLEM 2: Der Großherzog, der sich des ersten Problems bewusst ist, hat Casimira in die "bodenlose Grube" selbst verschleppt und erklärt Bobby, dass er sie niemals wiedersehen würde, es sein denn, Bobby händigt ihm Eine goldene Feder aus, die Eligor merh als alles andere begehrt.


    Aber Bobby, ein Veteran des endlosen Kriegs zwischen Unten und Oben, ist nicht die Art von Kerl, die sich leicht einschüchtern lässt. Alles, was er tun muss ist, sich einen Dämonenkörper überzuwerfen, in durch die infernalischen Tore zu schleichen, herauszubekommen, weswegen Eligor die Feder möchte und das Mädcehen zu retten. Den Tag zu retten sollte nur ein bis zwei Äonen an Schmerz, Verstümmlung und Horror ausmachen.


    Wenn es doch nur so einfach wäre.


    Eigene Beurteilung:


    Erzählt aus Bobbys Sicht in seiner Sam-Spade- oder Philip-Marlowe-Manier hat dieses Buch viele Riesenlachmoment und auch so seine nachdenklich-philosophischen Phasen. Aber die fortlaufenden Beschreibungen der höllischen Architektur, Geographie und Population werden mit der Zeit ziemlich ermüdend und ähnlich wie in einigen Werken des Marquis de Sade werden nach 250 Seiten Beschreibungen von Foltern ein wenig ermüdend und das Lesen doch ein wenig anstrengend. Am Ende ist man dann beinahe so froh, dass Bobby die Hölle verlassen kann, wie er selbst, damit man davon erst einmal einige Zeit nichts mehr lesen muss.


    Als zweiter Teil gelungen, aber nicht wirklich spannungstechnisch mitreißend, so wie der erste. Die Qualen von Dauer und Wiederholung, die Bobby in der Hölle wieder und wieder erleben muss, lässt Tad Williams seine Leserschaft in einem kleinen Maße durchaus emotional mitvollziehen. Ganz okay.

  • Kurzbeschreibung:
    »Man hat mich schon verdammt oft zur Hölle geschickt. Aber diesmal gehe ich wirklich hin.«
    Mein Name ist Bobby Dollar oder auch Doloriel, und natürlich ist die Hölle nicht gerade der angenehmste Aufenthalt für einen Engel. Wir sind dort unten nicht besonders beliebt, nicht mal die sogenannten ›gefallenen‹. Aber es gibt Leute, die halten dort unten meine Freundin Caz fest …«


    Bobby Dollar, Engel und Anwalt der verlorenen Seelen, macht sich auf in die Hölle, um einen Auftrag seines Mentors im Himmel zu erledigen. Vor allem aber will er die faszinierende Gräfin Casimira von Coldhands wiedersehen – und sie aus der Hölle hinausschmuggeln. Das ist ein äußert schwieriges Unterfangen, da sein Widersacher einer der mächtigsten Teufel der Unterwelt ist: der Großfürst Eligor. Er hasst Bobby ohnehin und es wäre ihm das größte Vergnügen, ihm seine unsterbliche Seele aus dem Körper zu reißen. Oder ihm alle mörderischen Kreaturen der Hölle auf den Hals zu jagen. (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:
    Tad Williams, 1957 in Kalifornien geboren, studierte in Berkeley und arbeitete anschließend in vielen verschiedenen Jobs - als Sänger, Schuhverkäufer, Zeitungsjunge, Radiomoderator, am Theater, beim Fernsehen, als Lehrer, in einer Computerfirma. Er schreibt neben Fantasy-Bestsellern Comics, Drehbücher und Hörspiele. (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:
    „Happy Hour in der Hölle“ ist der zweite Teil der Reihe um den Engel Bobby Dollar. Es erschien im August 2014 im Klett Cotta Verlag.Das Buch umfasst 48 Kapitel auf 565 Seiten. Eingerahmt wird die Handlung von Prolog und Epilog.
    Bobby Dollar erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive.


    Das Original mit dem Titel „Happy hour in hell“ erschien im September 2013. Die Übersetzung ist von Cornelia Holfelder-von der Tann.


    Zum Inhalt:
    Die Handlung beginnt wenige Monate nach Ende des ersten Teils. Bobby ist verzweifelt, weil seine große Liebe – die Dämonin Caz – wieder in die Hölle zurück musste. In seiner Verzweiflung fasst er einen aberwitzigen Plan: er wird direkt in die Hölle marschieren und Caz aus den Fängen des Höllenfürsten Eligor befreien. Zwar weiß er noch nicht, wie das funktionieren soll, aber unser Freund erhält Unterstützung von unerwarteter Seite. Dennoch ist und bleibt es der reinste Selbstmordtrip ...



    Meine Meinung:
    Während der erste Teil der Reihe überwiegend auf der Erde und im Himmel spielte, begibt sich Williams mit seinen Lesern diesmal auf einen Höllentrip. Und das war es beim Lesen leider streckenweise auch. Mit Hingabe und in aller Ausführlichkeit beschreibt der Autor die verschiedensten Qualen, Leiden und Kreaturen. Das war am Anfang noch ganz spannend und durch Williams‘ wunderbaren schwarzen Humor auch ganz witzig, aber irgendwann war es dann zu viel des Guten. Spätestens auf Seite 300 hat auch der Letzte begriffen, dass die Hölle kein angenehmer Ort ist. Man hat das Gefühl, dass der Autor alles unterbringen musste, was ihm an Abscheulichkeiten so eingefallen ist – und das war eine ganze Menge. Und so kam es, dass der Wortwitz auf der Strecke blieb und auch die Handlung nicht so richtig voran kam. Wenn Williams sich von seinen Ungeheuern einmal losreißen konnte und wieder auf die eigentliche Handlung zurück kam, war das Lesevergnügen gleich wieder da, aber diese Passagen waren mir leider zu kurz.


    Unbestritten ist, dass es auch in diesem Teil wunderbare Charaktere gibt. Ja, auch in der Hölle gibt es Kreaturen, die an ein gutes Ende glauben und dafür leben (wenn man da so nennen darf). So findet unser Engel selbst an finsteren Orten Freunde. Und Bobby Dollar muss man einfach mögen. Selbst wenn er mal in Selbstmitleid versinkt, tut er das auf so ironische Art, dass es ein Vergnügen ist, darüber zu lesen. Dieser Engel hat unglaublich viel vom schwarzen Humor des Autors in sich. Allein deswegen lohnt es sich dann doch, die Höllenqualen auf sich zu nehmen und das Buch zu Ende zu lesen (wenn auch manche Seiten quer)


    Das Ende lässt hoffen, dass wir im nächsten Teil nicht wieder in die Tiefen der Hölle müssen. Für diesen Band gibt es von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: , weil es doch etwas mehr Qual als Vergnügen war. Aber ich werde Bobby Dollar treu bleiben und freue mich doch schon irgendwie auf die Fortsetzung.


    Fazit:
    Ich bleibe Fan des liebenswert chaotischen Engels. Ein paar Höllenqualen weniger hätten der Story allerdings gut getan.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Hier noch das Original, dessen Cover mir entschieden besser gefällt als das kitschige der deutschen Ausgabe.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Sorry- hab leider nicht nach dem Original gesucht. Jetzt läuft allerdings bei der deutschen Ausgabe der Rezensionslink ins Leere (zumindest, wenn ich bei mir im Regal drauf klicke)

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich mag Tad Williams, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich ein ganzes Buch lang durch die Hölle möchte…. ich mein, vermutlich seh ich die ja irgendwann live :-,

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ich bin jetzt auch gerade so ziemlich am Ende des Buches angelangt, und muss Euch Rezensenten uneingeschränkt Recht geben. Wahrscheinlich liegt es am Handlungsort Hölle, dass das Buch so viel weniger greifbar ist als sein Vorgänger. An diesem "ausgedachten" Ort ist man gebunden an die Ausschmückungen des Autors, und kann nicht greifbare Erfahrungen der eigenen Welt zur Vorstellung heranziehen. Ist im ersten Teil eine heranstürmende Ausgeburt der Hölle noch etwas, das man im Film als Special Effect verbuchen könnte, verwaschen im zweiten Teil sämtliche Dämonen zum Lokalkolorit.
    Was mich auch stört ist die hoffnungslose Planlosigkeit des Helden. Er ist ein reiner Spielball, der geschnappt wird oder entkommt, wie es dem Autor gerade in den Kram passt. Echtes Mitfiebern kommt da nicht auf, zumal der Held jeden Folterexzess ohne jede Veränderung seiner Persönlichkeit oder Ansichten wegsteckt. Zweiter Störfaktor ist die Hölle selbst, deren ewiges Fegefeuer immer mehr aufweicht zu einem rotlichtigen Ankh Morpork.
    Ein drittes Buch der Serie werde ich sicherlich nicht so spontan kaufen.