Maeve Binchy - Wiedersehen bei Brenda (Quentins)

  • Inhalt (Buchrücken):
    Das >>Quentins<< in Dublin ist ein Ort, an den die Menschen nicht nur wegen der kulinarischen Köstlichkeiten kommen. Hier können sie sich auch geborgen fühlen und ungestört ihre Rendezvous genießen. Ella Brady bekommt den Auftrag, einen Film über die Dubliner Institution zu drehen. Sie lernt die Menschen im >>Quentins<< kennen und erfährt von ihren Freuden und Sorgen. Und unmerklich aber stetig wird sie ein Teil der Geschichte ...


    Die Autorin (amazon.de):
    Maeve Binchy wurde in Dublin geboren, studierte Geschichte und arbeitete als Lehrerin. 1969 ging sie als Kolumnistin zur Irish Times. Sie hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke geschrieben. Ihre Romane, darunter "Der grüne See", "Die irische Signora" und "Ein Haus in Irland" wurden in England, den USA und in Deutschland zu Bestsellern. Auch "Cathys Traum", "Wiedersehen bei Brenda" und "Insel der Sterne" landeten gleich nach Erscheinen sofort ganz oben auf den internationalen Bestsellerlisten. Maeve Binchy starb am 30. Juli 2012.


    Aufbau und Stil:
    Wiedersehen bei Brenda gliedert sich in vier Teile, die hundert bis zweihundert Seiten lang sind. Dabei ist jeder Teil noch einmal selbst "zweigeteilt": zunächst werden die aktuellen Geschehnisse rund um Ella Brady, den Film und das "Quentins" geschildert, danach folgen vier bis fünf Kapitel, die über vergangene Ereignisse berichten und quasi als Erinnerungen Material für den Film darstellen. Eine Ausnahme stellt hier der vierte und kürzeste Teil dar, der die Geschichte nur zu Ende führt und keine Erinnerungen mehr enthält.
    Erzählt wird durch einen allwissenden Erzähler, sodass man nicht nur Ellas Schicksal verfolgt, sondern auch kurze Passagen mit Blick auf andere Personen, wie Ellas Eltern oder ihre Freunde, lesen kann und immer einen Einblick in das Fühlen und Denken erhält. Die Geschichte von Ella nimmt aber in der "aktuellen" Handlung einen großen Raum ein.


    Im ersten Teil lernen wir sowohl Ella Brady als auch ihr Umfeld kennen. Man erfährt, wie sie in die Lage kommt, den Dokumentarfilm zu drehen und wer sie ist. Zusätzlich erfährt man, welche Verbindung es zwischen ihr und dem "Quentins" gibt. In den Erinnerungen wird erzählt, wie Brenda Brennan und ihr Mann Patrick an das Restaurant kamen.
    Der zweite Teil dreht sich um die Arbeit am Film, die langsam voran geht. Im Zuge dessen werden einige Ereignisse im "Quentins" geschildert, die sehr hoffnungsvoll sind und von Veränderungen und Fortschritt sprechen.
    Auch der dritte Teil treibt die Geschichte voran. Die Vorbereitungen für den Film nähern sich der heißen Phase und auch in Ellas Leben geht es drunter und drüber. Passend dazu werden Erinnerungen präsentiert, in denen sich scheinbar aussichtslose und traurige Momente wandeln.
    Im vierten Teil schließlich wird, wie bereits erwähnt, die Geschichte beendet - alle Handlungsstränge laufen zusammen und führen zu einem schönen, passenden Ende.



    Meinung:
    Wiedersehen bei Brenda hat mir sehr gut gefallen - aber erst, nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass die Inhaltsangaben falsche Erwartungen in mir geweckt hat.
    Zunächst spielt das "Quentins" eine eher untergeordnete Rolle. Man erfährt zwar, dass die Protagonistin Ella dort schon gegessen hat, aber auf den ersten neunzig bis hundert Seiten werden erst die Weichen für die eigentliche Handlung gestellt.


    Ella Brady trifft auf den verheirateten Don Richardson und verliebt sich in ihn. Die beiden beginnen eine Beziehung und sie vertraut ihm sehr. Dieses Vertrauen ist aber fehl am Platz: schon bald verlässt Ellas Liebhaber mit seiner Familie das Land - das Vermögen zahlreicher Menschen, die er über den Tisch gezogen hat, im Gepäck. Alles, was ihr bleibt, ist ein passwortgeschützter Laptop von ihm. Als eine Art Ablenkung hilft sie ihren Freunden Nick und Sandy bei einem Film-Wettbewerb, bei dem die eingereichten Werke den Wandel Dublins repräsentieren sollen. Ella hat die Idee, einen Film über das "Quentins" zu drehen, denn in ihren Augen wird kaum etwas besser zeigen, wie sehr Dublin sich verändert hat, als die Geschichte eines Restaurants und ihrer Besucher. Obwohl zunächst alle etwas skeptisch sind, stimmen sie zu.
    Sie beginnen damit, Geschichten über das "Quentins" zu sammeln, sowohl darüber, wie es in die Hände der Brennans kam als auch Erlebnisse, die in dem Restaurant stattgefunden und das Leben der Gäste beeinflusst haben.
    Die ganze Zeit über quält Ella sich mit dem Verrat ihres Liebhabers, was zu einigen Szenen führte, in dem ich sie bezüglich ihrer Naivität und kindlichen Treue ihm gegenüber am liebsten geschüttelt hätte. Von den Gefühlswirrungen der Protagonistin abgesehen, bietet dieser Handlungsstrang aber eine fast krimi-artige Spannung: da Ella noch Dons Laptop mit mutmaßlich brisanten Daten hat, ist der untergetauchte Kriminelle natürlich daran interessiert, sein Eigentum wiederzuerlangen. Ellas Freunde sind besorgt, denn sie fürchten, er würde alles tun, um ihr den Laptop wieder zu entreißen...


    Wenn Wiedersehen bei Brenda sich nur um die Geschichte von Ella, dem mysteriösen Laptop und Don gedreht hätte, hätte mich das Buch sehr enttäuscht. Bereits am Anfang war mir klar, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Und auch das Ende

    konnte mich nicht überraschen, da für mich eigentlich die ganze Zeit klar war, dass es nicht so ist, wie es zu sein scheint. Außerdem hat Ellas bereits erwähnte Naivität gegenüber ihres Geliebten mich genervt. Natürlich war sie schwer enttäuscht von seinem Verrat und sah ihn vermutlich noch durch die rosarote Brille, aber dass sie

    , strapazierte meine Nerven. Andererseits ist dieses blinde, fast kindliche Vertrauen in die Person, die sie liebt, durchaus passend für Ellas Charakter. Ich fand auch nicht schlimm, dass sie blind an Dons Unschuld glauben wollte, obwohl alles dagegen sprach - sie wollte eben nicht glauben, dass ihre Liebe nicht real war. Aber genervt hat es mich trotzdem. Ich hätte sie gerne geschüttelt, damit sie die Augen aufmacht.


    Von diesem Aspekt abgesehen, ist Wiedersehen mit Brenda ein gutes, wenn nicht sogar sehr gutes Buch. Die Geschichte des "Quentins" ist sehr interessant und abwechslungsreich. Nicht nur die Besucher des Restaurants bieten Stoff für viele lebhafte, kleine Geschichten, auch die Inhaber sind sehr interessant. Da sind nicht nur Brenda Brennan und Patrick, sondern auch sein Bruder Blouse und der alte Quentin. Ihre Lebensgeschichten haben mich sehr interessiert.
    Man könnte fast schon sagen, dass Binchy viele kleine Familien- und Liebesgeschichten erzählt. Natürlich sind diese einzelnen Geschichten nicht gerade lang, sondern beleuchten in den meisten Fällen nur kurze Szenen eines Lebens, aber dennoch wirken sie nicht oberflächlich, sondern echt und wie aus dem Leben gegriffen. Zudem sind die Personen, die man näher kennen lernt - wie die Brennans - nie eindimensional.
    Wie bereits gesagt, ist auch die Geschichte um den Laptop spannend (wenn man von Ellas Liebeskummer absieht). Die Frage, was Don alles tun würde, um an seinen Besitz zu kommen, steht immer wieder im Raum und sorgt dafür, dass man die ganze Zeit damit rechnet, dass etwas passieren wird.
    Die Arbeit an dem Film trat für mich fast in den Hintergrund. Viel mehr war ich an der Aufklärung von Dons Verschwinden, aber auch an den Geschichten rund um das "Quentins" interessiert. Deshalb hat mich das Ende (was aus dem Film wurde) etwas überrascht, aber ich konnte gut damit leben.
    Wie die Geschichte für die handelnden Personen ausgeht, hat mich schon mehr interessiert - weshalb ich das Ende besonders schön, wenn auch etwas kitschig finde. Aber nach den Dramen, die die Protagonisten - besonders Ella - durchgemacht haben, ist dieser Kitsch auch durchaus angemessen :)


    Wie ich auf Amazon gelesen habe, trifft man zudem auf einige Personen aus anderen Büchern von Maeve Binchy, wie der irischen Signora oder den Protagonisten aus Cathys Traum, sodass Leser, die mehrere Bücher von Binchy kennen, sich an diesen Querverweisen freuen können - oder Leser, die nun neugierig auf die ausführlichere Geschichte dieser Personen sind, diese Bücher erwerben und mehr erfahren können.
    Da ich keines der anderen Bücher gelesen habe, kann ich aber sagen, dass man nie das Gefühl hat, dass Informationen fehlen. Man kann der Geschichte rund um das "Quentins" auch folgen, ohne die anderen Bücher zu kennen - auch wenn es durchaus nett ist, die Möglichkeit zu haben, mehr zu lesen, wenn man will. :)


    Wiedersehen bei Brenda ist ein schöner Roman über das Leben, wie man sich trotz einiger Fehlschläge nicht beirren lässt und im weiteren Sinne auch über Freundschaft und Liebe, der mir einige tolle Lesestunden beschert hat.
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    Hörbuch-Rezension: klick

    Carpe Diem.
    :study: Nora Roberts - Schattenmond

    2024 gelesen: 23 Bücher | gehört: 5 Bücher