Als Lehrer/in würde ich...

  • Meine Erfahrungen aus dem Deutsch bzw. Englisch Unterricht ist, dass die Bücher alle ganz interessante Stories hatten, aber weil man sich ständig Notizen machen musste zu 10 verschiedenen Fragen oder Stellen unterstreichen sollte wurde der Lesefluss unterbrochen und das Lesen hat kein Spaß mehr gemacht. Ich konnte nicht richtig in die Geschichte eintauchen.
    Als ich ein Jahr an einer High School in der USA war, hat meine Englisch Lehrerin uns immer 20min Zeit gegeben am Ende der Stunde, und jeder konnte ein Buch seiner Wahl lesen. Dann hatte man ein "Lesepartner" mit dem man sich über sein Buch und die Leseerfahrung austauschen konnte, durch so eine Art Tagebuch, in das beide rein geschrieben haben. Diese Methode fördert den Spaß am Lesen meiner Meinung nach mehr.

  • Meine Erfahrungen aus dem Deutsch bzw. Englisch Unterricht ist, dass die Bücher alle ganz interessante Stories hatten, aber weil man sich ständig Notizen machen musste zu 10 verschiedenen Fragen oder Stellen unterstreichen sollte wurde der Lesefluss unterbrochen und das Lesen hat kein Spaß mehr gemacht. Ich konnte nicht richtig in die Geschichte eintauchen.
    Als ich ein Jahr an einer High School in der USA war, hat meine Englisch Lehrerin uns immer 20min Zeit gegeben am Ende der Stunde, und jeder konnte ein Buch seiner Wahl lesen. Dann hatte man ein "Lesepartner" mit dem man sich über sein Buch und die Leseerfahrung austauschen konnte, durch so eine Art Tagebuch, in das beide rein geschrieben haben. Diese Methode fördert den Spaß am Lesen meiner Meinung nach mehr.


    Das klingt eigentlich echt gut. Aber ich kann mir das in Deutschland nicht vorstellen. 20 Minuten von einer 45minütigen Unterrichtsstunde für lesen hernehmen? Und das noch nicht mal wirklich schulbezogen?
    In Amerika hat man jeden Tag die gleichen Fächer oder? Also 5x die Woche ein Fach. Da hat man natürlich mehr Zeit. Aber das gibt es ja in Deutschland nicht... Daher eine undenkbare Option für das deutsche Schulsystem... Schade eigentlich

  • Hey, das ist ja mal ein interessanter Thread!
    Ich finde, als Lehrer sollte man ein gesundes Gleichgewicht aus aktuellen und von der Thematik für Schüler/innen interessanten Büchern; und Klassikern schaffen.
    Besonders am Anfang sind da natürlich die interessanten Bücher wichtiger, damit man den Schüler/innen nicht von Anfang an den Spaß am Lesen verdirbt.
    Ich erinnere mich, dass wir in der 6. Klasse "Emil und die Detektive" gelesen haben und ich glaube, das hat eigentlich allen ganz gut gefallen.
    Später müssen die Bücher natürlich irgendwie in den Lehrplan passen (obwohl ich glaube, dass der, zumindest in der Unter- und Mittelstufe, noch keine konkreten Titel vorgibt, da wir immer andere Bücher als unsere Parallelklassen gelesen haben) und dementsprechend auch bestimmte Themen behandeln, wie z.B. den zweiten Weltkrieg. Wir haben zu diesem Thema "Damals war es Friedrich" gelesen, das mir auch gut gefallen hat, aber, wie ich gehört habe, heute nicht mehr so beliebt ist.


    Generell finde ich die Idee, die Schüler aussuchen zu lassen ganz gut, soweit das möglich ist.


    Mit Klassikern würde ich eigentlich erst so spät wie möglich anfangen, so ab der 10. Klasse vielleicht, da ich die nachwievor schwierig und nicht zu vergessen langweilig finde.

    Wir haben "Macbeth" im LK Englisch in der 12.Klasse gelesen und ich gebe zu, dass ich das nicht einfach fand. Texte in Versen liegen mir generell weniger und das Frühneuenglisch von Shakespeare ist auch nicht ganz ohne.
    Prosa habe ich dagegen ohne Probleme und auch sehr gern gelesen.


    (Auch im Anglistik-Studium fand ich Shakespeare wenig prickelnd. :-# )

    Oh, wie erleichternd, dass ich da nicht die einzige war! :uups: In der Schule habe ich im Englisch-LK auch "Macbeth" gelesen. Und ohne die Zusammenfassungen am Anfang jedes Akts hätte ich vermutlich gar nichts verstanden. Und in der Uni ging es mir da eigentlich auch nicht viel anders. Aber Shakespeare finde ich, ehrlich gesagt, auch auf Deutsch nicht unbedingt einfach und ich halte "Macbeth" schon für eins der schwierigeren Stücke.
    ("Viel Lärm um Nichts" oder "Ein Sommernachtstraum" wären sicher leichter zu verstehen gewesen, aber da lässt sich vielleicht auch nicht so viel rausholen wie aus "Macbeth", daher kann ich es schon noch ein bisschen verstehen).





    Nein, ein Realschüler kann genauso sprachbegabt sein wie ein Gymnasiast. Es ist aber eine Tatsache, dass die Lehrpläne von Gym, RS und HS sich in Bezug auf den Sprachunterricht sehr unterscheiden. Das fängt bei der Zahl der pro Schuljahr gelernten lexikalischen Einheiten an und bezieht sich auch auf Tempo und Vertiefung der grammatischen Kenntnisse.
    Wenn ein Realschüler Shakespeare lesen möchte, sollte er also schon über das im Schulunterricht Gebotene hinaus englische "Studien" betreiben.

    Ich würde spontan auch davon abraten mit einer Realschulklasse Shakespeare zu lesen. Es mag vielleicht einzelne geben, die das verstehen, aber das ist sicher nicht für den Großteil der Klasse der Fall und ehrlich gesagt, würde ich auch am Gymnasium erst in der Oberstufe mit Shakespeare anfangen.

  • 45minütigen Unterrichtsstunde für lesen hernehmen? Und das noch nicht mal wirklich schulbezogen?


    Das geht auch in Deutschland, wenn man Lesekisten bereitstellen kann, die in den Klassen sofort verfügbar sind und man dies von Vornherein im Sinne der Leseförderung mit einplant. Wichitg ist, dass die Kolleginnen und Kollegen und die Kinder sich an diese Einrichtung gewöhnen und sie auch flexibel handhaben und dass die Kiste nicht in Vertretungsstunden "leergelesen" wird.


    Zu Shakespeare gab es - und gibt es immer wieder - Novellisierungen, die auch immer mal wieder in Schulen verwendet worden sind, was wegen der zugänglicheren Sprache für die SI sicherlich eine gute Option ist. Wir bearbeiten im 8er EK "Romeo und Julia" auf Deutsch in Dramenform und das funktioniert eigentlich ganz gut. Man muss eben einige Dinge, wie Familienkomplexe und historische Geschlechterbilder genau erläutern. Im Englisch-LK soll sich auch gezielt mit Shakespeares Zeit und seiner Sprache auseinander gesetzt werden, was immer eine ganz nützliche Übung darstellt. 8)

  • Ich würde versuchen, die Schüler mitbestimmen zu lassen und auch Belletristik mit einbeziehen. Keine Ahnung, welche Bücher genau ich zur Wahl stellen würde, das kann ich nicht mal eben so überlegen. Schließlich müssen sie auch einen gewissen Inhalt aufweisen usw.


    Für mich war es immer eine ungeheure Qual, Jugendbücher und Dramen (in dieser Regiebuch-Form ;-) ) lesen zu müssen. Und mehr gab es ja in der Schule nicht. Und das dann auch noch mit ständigen Unterbrechungen, 5-fachem Lesen einzelner Kapitel, Analysen und weiss Gott was. Das ging so weit, dass ich jahrelang nur Bücher ansehen musste, um schnell den Fernseher einzuschalten, um den Brechreiz oder alternativ den Wutausbruch zu unterdrücken. Obwohl ich vorher jahrelang jeden Abend begeistert gelesen habe. Und es jetzt mittlerweile auch wieder mache.


    Ganz ehrlich.. Ich leg mich heute Abend vor den Fernseher. Das Trauma kommt wieder hervor :-?

    „Die Zeit nimmt alles. Ob man will oder nicht. Die Zeit nimmt alles, die Zeit trägt es von einem fort, und am Ende ist dort nichts als Finsternis. Manchmal treffen wir andere in dieser Finsternis. Und manchmal verlieren wir sie dort auch wieder.“
    Stephen King - The Green Mile

  • @ Suu:


    Dürrenmatt ist auf jeden Fall eine gute Wahl, aber auch Kästner sollte nicht vergessen werden.

    Ich muss gestehen, eine von E. Kästner habe ich noch nie gelesen. Zu Franz Kafka allerdings würde ich Schüler auf keinen Fall nötigen...
    Berthold Brecht wäre auch noch ganz gut, denke ich. Aber Dürrenmatt ist schon die Nummer eins :applause:


    Ich lese gerade eines von Jurek Becker ich bin mal gespannt :uups:

    "Aber sie hatten einander damals völlig natürlich verstanden und angenommen. So vollständig, dass es beinahe ein Wunder war"


  • ich würde (außerhalb des Deutsch-Gymnasialkurses oder so) auf jeden Fall nur welche von den kleinen dünnen Taschenbüchern wählen, weil ein dickes Buch viele Jugendliche schon abschreckt. Ein weiteres Kriterium wäre bei mir, dass die Bücher den Schülern nahe gehen sollen.
    ich würde ein Buch wählen, welches sich irgendwie um Mobbing oder Diskriminierung dreht, wie sie vielen in der Klasse wiederfahren könnte, um sozial auch ein wenig zu fördern.
    eventuell "Aisha" von Federica deCesco 9783473540501 , da hat man dann aber eher das Thema Migration, Kultur und Traditionen als Thema.
    und zum Anfang wohl erstmal ein Buch mit berührenden Kurzgeschichten, zum lachen, zum weinen und für den Spass am Buch
    vielleicht "alles für die Katz" von James Herriot


    Ich habe in meiner Jugend viele kleine Taschenbücher gelesen und da waren eine Menge bei, die mich sehr bewegt haben, leider kann ich mich nicht erinnern wie die hießen und da sie nur ausgeliehen waren, kann ich es auch nicht nachschauen. Aber meine Kriterien sind ganz klar: dünn, kurz, bewegend (möglichst in vielerlei Hinsicht)


    Wenn dann die Schüler Lust haben, kann man sie vielleicht auch an klassische Literatur heranführen, aber ich würde in den normalen Klassenzimmern vorrangig tatsächlich erstmal darauf verzichten und Literatur raussuchen, die das soziale Verständnis und Miteinander fördern können.

    ein Buch ist wie ein Zaubergarten, den man in der Tasche trägt (chin. Sprichwort)

  • Ich, als angehende Deutschlehrerin, finde diesen Thread sehr interessant. Im Studium beschäftigen wir uns auch mit der Frage, welche Literatur für die Schule geeignet ist und wie man die Schüler dazu motivieren kann, diese Bücher auch zu lesen.
    Das Wichtigste ist, dass die Bücher in den Lehrplan eingeordnet werden können, sodass man als Lehrer eine Grundlage hat, falls von Eltern fragen kommen, warum denn so ein Thema behandelt wird bzw. dieses Buch gelesen werden muss. Im Lehrplan sind natürlich Klassiker vorgesehen, sodass diese auf jeden Fall mit behandelt werden müssen. Jedoch besteht im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur meist keine Einschränkung, zumindest ist es bei dem Lehrplan für Sachsen so. Es kann demnach der Lehrer entscheiden, was gelesen wird. Dies kann auch in Absprache mit den Schülern erfolgen, dass diese sagen, was sie gern lesen wollen. Eine Methode, die wir kennengelernt haben, dass Bücher schnell vorgestellt werden können, ist der Book Slam, welcher sich am Poetry Slam orientiert. Ich finde es auch sehr wichtig, dass die Schüler bei der Auswahl der Bücher mit einbezogen werden. In einer Schule, wo ich eine Schulpraktische Übung gemacht habe, hat sich die Deutschlehrerin auch an den Schülern orientiert. Es war eine 5. Klasse, welche sehr gern Harry Potter gelesen hat. Die Lehrerin wusste, dass der erste Teil vom Großteil der Schüler bereits zu Hause gelesen wurde, also hat sie gesagt, dass der zweite Teil im Unterricht gelesen wird. Jedoch kann die Arbeit an so einem Buch in der Schule auch negative Auswirkungen haben, finde ich. Da die Bücher meist sehr genau durchgenommen werden, könnte dies das Interesse der Schüler mindern, auch den dritten Teil von Harry Potter zu lesen.
    Meine Dozentin hat ebenfalls gesagt, dass die Kinder- und Jugendliteratur nicht so problembehaftet sein sollte. Da die Schüler meist schon genügend eigene Probleme haben, sollen sie sich nicht noch mit welchen in Literatur befassen. Sie hat uns zum Beispiel "Tschick" von Wolfgang Herrendorf empfohlen. Für jüngere Schüler die Geschichten von Steinhöfl "Rico, Oskar und die Tieferschatten" etc.
    Es sollte weiterhin auch darauf geachtet werden, dass die Literatur aktuell ist. Bücher wie "Die Wolke" treffen heute nicht mehr 100% den Nerv der Schüler. Ich habe in meiner Schulzeit selbst "Die Welle" gelesen und würde dieses Buch auch gern in meinen Unterricht einbauen. Es ist zwar auch schon sehr alt, jedoch ein Thema, welches immer aktuell sein wird.
    Um die Schüler zu motivieren, ist es ganz wichtig, dass man die richtige Herangehensweise an einen Text wählt, sodass es nicht so langweilig ist. Oftmals hat sich die Verknüpfung von Literatur, Film oder Theater als Motivationsfaktor erwiesen.
    Ein Buch, welches ebenfalls im Lehrplan steht, ist von P. Süskind "Das Parfum". Ich habe dieses Buch auch das erste Mal in der Schule gelesen und ich muss sagen, dass auch meine Lehrerin viele tolle Ideen hatte, uns den Text näherzubringen. Somit haben wir u.a. eigene Parfümwerbung entworfen.

    Viele Grüße pedagogic_nine




    "Das größte Vergnügen im Leben bereitet es, das zu tun, wovon die Leute behaupten, dass man es nicht tun kann."


    - Walter Bagehot -

  • pedagogic_nine:
    Ich besuche zurzeit auf dem 2ten Bildungsweg die 11 Klasse.
    Wir durften auch wählen... uns wurden 3 zur Auswahl gestellt:


    1. Jurek Becker - Jakob der Lügner
    2. Max Frisch - Homo Faber
    3. Irgendwas von Farfall (oder sowas)


    Wir durften abstimmten und urek Becker hat gewonnen. Einer war so schlau und hatte gefragt, welches denn sprachlich am einfachsten zu lesen sei.
    So gewann Jurek Becker. Wobei man dazu auch sagen muss, dass wir vor wenigen Wochen erst Lessing gelesen haben und das sprachlich etwas blöd war.


    Das Parfüm von Patrick Süßkind wollte unser Deutschlehrer uns auf keinen Fall lesen lassen, da er meinte, dass das Buch inhaltlich nur sehr wenig hergäbe....

    "Aber sie hatten einander damals völlig natürlich verstanden und angenommen. So vollständig, dass es beinahe ein Wunder war"


  • Das klingt eigentlich echt gut. Aber ich kann mir das in Deutschland nicht vorstellen. 20 Minuten von einer 45minütigen Unterrichtsstunde für lesen hernehmen? Und das noch nicht mal wirklich schulbezogen?
    In Amerika hat man jeden Tag die gleichen Fächer oder? Also 5x die Woche ein Fach. Da hat man natürlich mehr Zeit. Aber das gibt es ja in Deutschland nicht... Daher eine undenkbare Option für das deutsche Schulsystem... Schade eigentlich

    Ich weiß nicht, wie das in ganz Deutschland gehandhabt wird, aber an meiner Schule wurde die 90min Stunde eingeführt für alle Fächer. Da Deutsch meiner Erinnerung nach ein Hauptfach ist, wird es 3x die Woche unterrichtet. In der USA hatte ich A-Tage und B-Tage im Wechsel. Das heißt ich hatte im besten Fall meinen Englischunterricht auch nur 3x die Woche. Es sind also die selben Voraussetzungen gegeben.
    Aber in Deutschland wird es sowas wahrscheinlich niemals geben. Hier werden lieber krampfhaft Gedichte und andere Texte analysiert. In dem Schulzeit Alter hat man noch gar nicht die Wertschätzung für die klassische Literatur. Mir war das jedenfalls alles ein Graus.

  • Die Auflösung des 45-Minuten-Rasters ist zumindest in NRW nach einem Beschlusss durch die Schulkonferenz und in Absprache mit den höhergestellten Behörden - damit die nicht bei Besuchen immer nur während des laufenden Unterrichts einlaufen - möglich. Da gibt es 60-Minuten-Stunden und auch 90-Minuten-Blöcke, wie etwa an unserem Nachbarinstitut.


    Mondkatze: Ich arbeite immer daran, das soziale Miteinander zu fördern und ich kann dies eigentlich mit jeder Art von Literatur machen, je nachdem, wie ich daran gehe. Dünne Bücher oder dicke Bücher ist nicht wirklich ein Kriterium - zumindet ab einem bestimmten Alter. Guck Dir mal an, wie dick einige der Jugendliteraturbestselelr heutzutage sind - genau wie in früheren Jahrzehnten ein Karl May.


    @ Readon: Krampfhaft wird gar nicht analysiert. Zumindest nicht so pauschal. Klassische Literatur ist auf andere Art und Weise kodiert, als die, die einem ohne die Schule meist in "freier Wildbahn" begegnet. Gedichte und ähnliche mit rhetorischen Mitteln gesättigte Texte zeigen wunderbar, wie mit Sprache Empfindungen und Denken manipuliert werden können und auch, wie man sich eventuell dvor schützen kann. Wer die Macht der Werbung und auch der politischen Propaganda genauer betrachtet wird einsehen, dass die Fähigkeit, solche Manipulationsversuche zu erkennen und ihnen auszuweichen eine sehr wichtige Fähigkeit ist - gerade in einer Demokratie, in der auch nichtdemokratische Kräfte sich ziemlich frei äußern können - und gerade deswegen ist eine solche Analyse von Sprache wichtig. Man sollte sie nur nicht übertreiben. Ein Gedicht kann man mal ganz auswringen, bestimmte Kurzgeschichten auch - bei Dramen und Romanen wählt man da eher Auszüge und setzt dann auch noch andere Schwerpunkte.


    Trotz unseres "bösen" Deutschunterrichts sind die Buchverkaufszahlen - einschließlich ebook-publishing - in Deutshcland weiter steigend und das bei einer schrumpfenden Bevölkerung. Die Pauschalisierung der Wirkung von Schule auf das Leseverhalten der Beschulten, die hier einige machen, ist daher nicht wirklich haltbar.


    Texte wie "Der Schimmelreiter" in der Schule zu lesen, die den Schülerinnen und Schülern eine ganz andere Vorstellungswelt eröffnen können, wenn man bereit ist, Dinge im Unterricht zur Information vorzubereiten, Dinge mit verschiedenen Methoden zu bearbeiten und auch mal überraschende Äußerungen von Schülerinnen und Schülern spontan aufzugreifen um sdie Gruppe so auch emotional enger ans Buch zu binden, halte ich für extrem wichtig, da die meisten Menschen meist nur Bücher kaufen, die ihren Interessen und ihren Erfahrungen entsprechen und ich meinen Schülerinnen und Schülern auch gerne darüber hinausgehende Erfahrungen ermögliche. Da wird am Anfang gerne mal gestöhnt, aber eigentlich finden sich die meisten mit der Zeit in die Lektüre ein. Und - wie auch in vielen anderen Ländern - lesen die meisten Menschen außerhalb der Schule fast nie klassische Literatur, es sei denn im höheren Alter - und dann auf der >Grundlage dessen, was sie im Schulunterricht erfahren haben. Manche sehen es sogar als Auszeichnung an, nie ein Buch zuende gelesen zu haben, wie es z.B. Bush in einer seiner Wahlkampfversanstaltungen laut erklärt hat - um dann prompt POTUS zu werden.

  • Das Parfüm von Patrick Süßkind wollte unser Deutschlehrer uns auf keinen Fall lesen lassen, da er meinte, dass das Buch inhaltlich nur sehr wenig hergäbe....


    Ich hatte die Ehre das im Deutschunterricht zu lesen. Ich habe mich bei keinem Buch dermaßen gequält und gelangweilt. Weiß bis heute nicht, was dieses Buch lesenswert machen soll. Es ist nicht unterhaltsam und sicher wurde keiner von uns durch dieses Buch zum Lesen animiert und man lernt dabei nicht mal was. Kann mich auch nicht an eine bemerkenswerte "Moral von der Geschicht" erinnern.. Es war einfach nur komplett überflüssig.


    „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.

    [Voltaires Biographin]

  • zu Patrick Süßkind "das Parfüm"-------ich hab das Buch viel zu früh gelesen und fand es ganz schrecklich...es war aber auch irgendwie faszinierend...


    zu meinen Aussagen:
    ich habe sie auf die Erfahrungen aus meiner Schulzeit (in einem etwas größeren Dorf) gemünzt, als ich noch nicht im Gym-kurs Deutsch war. Meine Klassenkamerade waren tatsächlich stets von dicken Büchern abgeschreckt. Auch in späterer Schulzeit und Ausbildung gab es eine Menge (vor allem männlich) Mitschüler, die entsetzt waren, wenn ich mal ein Buch in der Hand hatte, das dicker als 3cm war. Ich fürchte also, die Dicke spielt schon eine Rolle.
    Natürlich sind viele Jugendbücher heute recht dick und hardcover, (ein Trend den ich nicht verstehe) allerdings werden diese Bücher eben nur von Lesern gekauft die sowieso lesen. Ich habe in meinem bisherigen Schulleben 80% Mitschüler gehabt, die gar nicht lesen/nur die 2 Pflichtbücher in der Schule überflogen haben...sehr viele Menschen haben wir sogar gesagt, dass sie bei dicken Büchern nicht einmal reinschauen würden.
    ich war leider auch nicht an besonders guten Schulen (Berufsschulen waren nunmal Ortsgebunden) aber auch nicht an den schlechtesten.
    Und auch wenn ich selbst gerne dicke Bücher lese, würde ich als Lehrer dennoch zu den dünnen greifen. Einmal wegen der Abschreckung und dann weil die Schüler schneller ans Ziel kommen können und durch das Erfolgsgefühl vielleicht eher ein gutes Gefühl für Bücher entwickeln.
    Für dickere/schwerere Literatur würde ich das mit den Schülern absprechen, wenn die erstmal gesehen haben, dass man auch ohne Schwierigkeiten ein buch durchlesen kann.


    "Die Wolke" und "die Welle" finde ich nachwievor gut für Schüler und den neuen Film "die Welle" kann ich auch empfehlen. (die Wolke eher weniger, stimmt nicht ganz überein, allerdings gibt es hier dann sogar einen Manga, was für manchen Schüler vielleicht interessant ist)

    ein Buch ist wie ein Zaubergarten, den man in der Tasche trägt (chin. Sprichwort)

  • Außerdem sollten bis zur 7. Klasse auch Bücher mit kritischerem und geschichtlichem Hintergrund gelesen werden. Z.B. „Das Tagebuch der Anne Frank“ sollte man kennen und würde für mich einfach in den Lehrplan gehören.

    Ich finde zwar, dass man wissen sollte, wer Anne Frank ist und ich war sehr schockiert während meine FA über Anne Frank, dass einige meiner Mitschüler mit dem Namen nichts anzufangen wussten. Aber ich persönlich finde das Buch nicht so gut und ich musste mich zwischenzeitlich durchkämpfen. Etwas zum Thema Nationalsozialismus zu lesen ist sehr vernünftig, aber bitte eine andere Lektüre.


    In Deutsch haben wir in der Oberstufe größtenteils Dramen durchgenommen und auch wenn viele nicht besonders gut waren, man kann sie in den Lernplan aufnehmen, weil die Schüler höchstens zwei Stunden zum lesen brauchen. Was ich allerdings unverständlich finde, ist, den Schülern "Buddenbrooks" aufzuzwingen. Unter normalen Umständen hätte ich das nach einem Kapitel wieder ins Regal gestellt. Stattdessen habe ich zwei Ferienwochen damit verbracht und hatte keine Lust mehr aufs Lesen generell. Also kurze Dramen sind in Ordnung, aber solche Schinken kann man sich sparen.
    In der Mittelstufe haben wir wenigstens "Die Welle" gelesen. Das ist ein sehr gutes und passendes Buch, das ich auch weiterempfehlen würde für den Unterricht.


    Im Englischunterricht durften wir uns in der 11 ein Buch aussuchen und unser Kurs hatte sich für "Wish u were dead" entschieden, andere hatten z.B. "Harry Potter". Letzteres würde ich nicht benutzen, auch wenn es vielleicht zum lesen anregt. Ich sehe da ansonsten keinen pädagogischen Wert. "Wish u were dead" thematisiert zumindest Probleme wie (Cyber-)Mobbing.
    Ich glaube, Morton Rhue/Todd Strasser eignet sich ganz gut für den Schulunterricht, aber irgendjemand hatte schon "The Boy in the striped Pyjamas" erwähnt. Das würde ich auch in der Schule durchnehmen

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Ich finde zwar, dass man wissen sollte, wer Anne Frank ist und ich war sehr schockiert während meine FA über Anne Frank, dass einige meiner Mitschüler mit dem Namen nichts anzufangen wussten. Aber ich persönlich finde das Buch nicht so gut und ich musste mich zwischenzeitlich durchkämpfen. Etwas zum Thema Nationalsozialismus zu lesen ist sehr vernünftig, aber bitte eine andere Lektüre.

    Bis zur 7. Klasse? Das scheint mir irgendwie doch etwas früh. Also ich sehe kein Muss darin Kindern so früh den Nationalsozialismus nahe zu bringen. Wird es denn in dieser Zeit wirklich verstanden?
    Ich habe damals "Bitterschokolade" im Deutschunterricht gelesen. Darin geht es um ein dickes Mädchen dass sich ausgegrenzt fühlt. Ich denke, dass Kinder in dem Alter mit solchen Themen wie Mobbing, Ausgrenzung usw doch noch mehr anfangen können. Den Mord von so vielen Menschen, bloß weil sie Juden sind, können sie glaube ich, noch gar nicht wirklich verstehen bzw erfassen was das bedeutet. Spricht man von mehreren Mio Toten, ist das für sie doch in dem Alter einfach nur eine große Zahl. Außerdem werden sie im Laufe ihres Schullebens im Geschichtsunterricht noch so viel genervt mit dem Thema, dass man ihnen -finde ich- noch ein paar Jahre der "Ruhe" gönnen sollte :P Ich zum Beispiel kann mittlerweile nichts mehr von Nationalsozialismus hören, weil ich es einfach nicht mehr ertrage. Im Geschichts-, Deutsch-, Englischunterricht. Andauernd dieses Thema. Stets präsent... Ich musste bestimmt 4 oder 5 Bücher über das Thema lesen. Und dann noch die vielen Geschichtsunterrichtsjahre, in denen es eigentlich auch immer zu 80% um den Nationalsozialismus ging. Das ging gar nicht :puker: Es sollte auf jeden Fall ein Thema sein! Aber in Maßen und nicht zu früh...
    Also ich kenn mich mit Kindern nicht so wirklich aus und kann auch schlecht einschätzen wann sie wieviel schon richtig verstehen, aber unter der 7. Klasse scheint mir doch zu jung...

  • Ich halte Kinder der 6. Klasse auch für viel zu jung für solche Themen wie Nationalsozialismus. Ein Verständnis für Geschichte entwickelt sich in den meisten Fällen erst später, sodass die Schüler die Lektüre so früh gar nicht richtig begreifen und einordnen könnten. Da sind andere Themen meiner Meinung nach besser geeignet, so wie Georgiana Darcy sie vorschlägt. :)

    Gelesene Bücher 2011: 35 | 2012: 29 | 2013: 35 | 2014: 68, 2015: 52 | 2016: 66 | 2017: 53 (gehört: 05) | 2018: 43 (gehört: 06) | 2019: 17 (gehört: 3) | 2020: 07 (gehört: 03)

  • Das scheint mir irgendwie doch etwas früh. Also ich sehe kein Muss darin Kindern so früh den Nationalsozialismus nahe zu bringen. Wird es denn in dieser Zeit wirklich verstanden?


    Wir hatten das Thema NS-Zeit sogar schon in der 5. Klasse im Ethikunterricht. :wink:
    Und ja es ist hart, grausam und für Kinder in dem Alter schwer zu verstehen. Um so wichtiger ist dafür die richtige Lektüre! Wir haben damals allerdings "Damals war es Friedrich" dazu gelesen. Wobei wir nicht selbst gelesen haben, sondern unsere Lehrerin es vorgelesen hat.

    Allergikerinformation:
    Der Beitrag kann Spuren von Nüssen, sowie Ironie und Sarkasmus enthalten.


    Aktzeptiere die Welt nicht so, wie sie zu sein scheint.
    Habe den Mut sie zu sehen, wie sie sein könnte.

  • @ Suu:
    Das sich deine Klasse für Jakob der Lügner entschieden hat, war eine gute Wahl. Ich habe das Buch zwar selbst noch nicht gelesen, doch ich habe es schon seit langem vor, bin bisher nur noch nicht dazu gekommen. Ich habe mich in meinem Studium mit den Verfilmungen beschäftigt und hoffe, dass ihr das auch machen werdet. Es ist vor allem interssant, dass es zwei verschiedene Verfilmungen gibt, eine ältere aus der DDR und eine moderne, mit Robin Williams in der Hauptrolle.


    In Bezug auf Patrick Süskinds "Parfüm" muss ich sagen, dass das Buch nicht unbedingt so schlecht ist, wie es hier dargestellt wird. Auch inhaltlich kann viel damit gemacht werden. Es gibt die Möglichkeit sich unter der Sichtweise von Motiven wie Liebe/Hass, Duft/Gestank sowie Genialität/Wahnsinn zu beschäftigen. Da bietet das Buch sehr viele Möglichkeiten und Ansatzpunkte. Weiterhin können Charakterisierungen der Hauptfigur durch den Erzähler und durch die anderen Figuren gestaltet werden.
    Die dritte Variante ist eine vergleichende Analyse von Buch und Film. Vor allem der Anfang bietet dafür Potenzial, auch wenn er, vor allem im Film, etwas eklig ist. So zeigt sich, dass das Buch zumindest aus didaktischer Sicht die Möglichkeit bietet auch für die SchülerInnen interessant behandelt zu werden.

    Viele Grüße pedagogic_nine




    "Das größte Vergnügen im Leben bereitet es, das zu tun, wovon die Leute behaupten, dass man es nicht tun kann."


    - Walter Bagehot -

  • Ich zum Beispiel kann mittlerweile nichts mehr von Nationalsozialismus hören, weil ich es einfach nicht mehr ertrage. Im Geschichts-, Deutsch-, Englischunterricht. Andauernd dieses Thema. Stets präsent... Ich musste bestimmt 4 oder 5 Bücher über das Thema lesen. Und dann noch die vielen Geschichtsunterrichtsjahre, in denen es eigentlich auch immer zu 80% um den Nationalsozialismus ging. Das ging gar nicht Es sollte auf jeden Fall ein Thema sein! Aber in Maßen und nicht zu früh...
    Also ich kenn mich mit Kindern nicht so wirklich aus und kann auch schlecht einschätzen wann sie wieviel schon richtig verstehen, aber unter der 7. Klasse scheint mir doch zu jung...

    Was das übertreiben angeht muss ganz eindeutig zustimmen... Ich habe mein Abi noch nicht gemacht, aber trotzdem schon die Nase gestrichen voll von diesem Thema... In der Schule haben wir in den letzten beiden Jahren so viel über dieses Thema gelesen, dass ich langsam wirklich keine Lust mehr dazu habe und ich bin nicht die einzige... Als ein Lehrer erneut ein Buch dieses Themas lesen wollte, haben alle aus meiner Klasse protestiert und gebeten, doch bitte mal was anderes zu lesen... :roll:
    Schon klar, das Thema ist wichtig und es sollte auch darüber gelesen werden... Ich zum Beispiel fand "Die Welle" sehr gut... Das kann man auch früher lesen, da es, so sehe ich es zumindest, ziemlich gut verständlich ist... Es sollte aber auch nicht zu viel über dieses Thema gelesen werden, da es einem schnell zu viel werden kann... [-( Ausserdem gibt es ja eben auch noch andere Themen die junge Menschen beschäftigen... Dazu solte auch etwas gelesen werden... Eben zum Beispiel Mobbing, oder Integration (in Französisch Entre les Murs) oder z.B. Amokläufe an der Schule (Give a boy a gun - Morton Rhue)... Diese Themen sollten auch nicht vergessen/vernachlässigt werden und nicht immer nur auf dem Nationalsozialismus herumreiten... :)

    Lg Jess

    -----------------

    Lesen heisst, duch fremde Hand träumen.
    Fernando Pessoa


  • ist dieses Buch eigentlich als Schul-Lektüre irgendwo vertreten? Es wird ja eigentlich grad dafür hoch gelobt und gepriesen....

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier