Inhalt: In der idyllischen südtiroler Kurstadt Meran wird gemordet. Einer der reichsten Hotelbesitzer und Unternehmer der Stadt wird erschlagen am Abort einer Weinstube aufgefunden. Die Ermittlungen leitet der italienische Commissario Pavarotti.
Unglücklicherweise heißt der füllige Polizist mit Vornamen auch noch Luciano und muss sich deshalb gerne mal Anspielungen auf den berühmten Opernsänger gefallen lassen. Pavarotti stößt bei der deutschsprachigen Meraner Kaufmannschaft aber auf Ablehnung und Schweigen. So bezieht er zähneknirschend die deutsche Urlaubsreisende Lissie von Spiegel in seine Ermittlungen ein. Die mach gerade Urlaub in der Stadt und hat den Toten am Nachmittag vor seiner Ermordung kurz in einem Weinlokal kennen gelernt. Sie soll nun als unverdächtige Neutrale bei den Meranern ein Auge und Ohr offen halten. Lissie kennt die Stadt gut aus ihrer Kindheit und ist begeistert von der Aufgabe, kann sie sich damit doch von ihren eigenen Problemen im Beruf und im Privaten ablenken. Entsprechend baut sie eigenmächtig schnell ihre Kompetenzen aus, was bei dem Commissario nicht unbedingt Begeisterung auslöst.
Das ungleiche Paar rauft sich aber zusammen, fetzt sich dabei immer wieder sprachlich, und kommt verschiedenen Motiven auf die Spur. Der Ermordete war in unsaubere Immobiliengeschäfte mit italienischen Handelsketten verstrickt und wolle, aus Sicht seiner Meraner Kaufmannskollegen, den Ausverkauf der historischen Laubengasse einläuten. Seine Familie hat zudem in den so genannten Bombenjahren in Südtirol, als die italienische Regierung und die nach Autonomie strebende deutschsprachige Bevölkerungsschicht sich gewalttätig auseinander setzen, eine dubiose Rolle gespielt. Es heißt, die Familie habe Gefährten in der Autonomiebewegung damals verrate, was für diese Folter und Tod zur Folge hatte. Mit dem Blutgeld wurde das Unternehmensimperium dann begründet. Immer tiefer tauchen Lissie und Pavarotti in die Ermittlungen ein, als ein zweiter Mord geschieht. Der Vater des Toten wird ebenfalls umgebracht. Die Sache spitzt sich zu, Verrat und Manipulation werden immer offenkundiger, bis das Ermittlerpaar den Fall aufklären kann.
Aufbau: Ein Schauplatz, Meran, bei dem die äußerliche Unbeschwertheit und der Verrat und die Intrigen im Hintergrund einen spannenden Gegensatz bilden. Das Ermittlerpaar, Commissario Pavarotti und Lissie von Spiegel, harmoniert gut und die Personen werden in die Tiefe gehend entwickelt. Dabei kommen scharfzüngige Dialoge aber auch ein Blick in die Vergangenheit und seelischen Wunden der Beiden nicht zu kurz. Bei der Erzählung in der dritten Person wird immer zwischen der Sichtweise von Pavarotti und Lissie von Spiegel gewechselt, so dass damit zusätzliche Dynamik in Handlung kommt. Besonders hervorzuheben sind die historischen Aspekte der Handlung, die interessant sind ohne in irgendeiner Weise zu bremsen. Vielmehr bilden sie einen brisanten Hintergrund für eine aktuelle Krimihandlung. Die verschiedenen Motivmuster (Immobiliengeschäfte, Bombenjahre, menschliche Manipulation) werden gut miteinander verwoben, so dass daraus ein mörderisches Gesamtbild entsteht.
Fazit: Ein Buch, das vor allem ein guter und spannender Krimi ist. Schön geschrieben, zum Teil zum Schmunzeln, unterhält und fesselt es den Leser ausgezeichnet. Die offenkundig fundierte Recherche zur südtiroler Vergangenheit macht das Buch zusätzlich interessant. Ich habe die Autorin vor einigen Monaten mal kennengelernt und weiß, dass sie sich intensiv in die Materie eingearbeitet hat. Das Buch ist bestens für Krimifans allgemein und Südtirol Fans und Urlauber im Besonderen geeignet. Sehr empfehlenswert.