George Saunders - Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip / The Very Persistant Gappers of Frip

  • Kurzmeinung

    Marie
    Nette Geschichte mit kleinem moralischen Zeigefinger. Die Illustrationen sind gewöhnungsbedürftig.
  • "Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip", geschrieben von George Saunders und illustriert von Lane Smith, gehört zu den Büchern, die für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2005 nominiert sind (Kategorie: Kinderbuch).


    Inhalt (Amazon.de) + Klappentext:


    Serena lebt mit ihrem Vater und ihren Ziegen in Frip, einer kleinen Stadt am Meer. Doch in Frip gibt es ein Problem - die Gapper. Gapper sind niedliche tennisballgroße orangefarbene Wesen. Aber Gapper lieben Ziegen. Sie stürzen sich mit einem schrillen Freudenschrei auf sie, sobald sie eine entdecken. Dummerweise ist Serena Ziegenweide am besten zu erreichen. Und Serena muss Tag für Tag ihre Ziegen von den lästigen Gappern befreien. Ihre Nachbarn denken gar nicht daran, ihr zu helfen. Eines Tages jedoch wendet sich das Schicksal und die Nachbarn sind nun auf Serenas Hilfe angewiesen. Dank Serenas Großherzigkeit gelingt es, das Problem von Frip zu lösen, und schließlich sind sogar die Gapper zufrieden ... Eine wunderbar verrückte moderne Parabel über Hilfsbereitschaft und Herzensmut.


    Formales:


    Auf 90 Seiten präsentiert der Bloomsbury-Verlag diese Parabel über Hilfsbereitschaft und Herzensmut.


    Meine Meinung:


    Die Geschichte zeigt, wie schnell das Leben mit Nachbarn an Kleinigkeiten scheitern kann, weil jeder auf seinem Vorteil besteht. Es erfordert sehr viel Mut, neue Wege zu finden, sich zu arrangieren und miteinander auszukommen.
    Serena, die im englischen Original passenderweise Capable (=tüchtig, leistungsfähig, kompetent) heißt, akzeptiert ihr Schicksal, als ihre
    Nachbarn es ablehnen, ihr beim Abbürsten der Gapper zu helfen. Weil sie dieser Aufgabe alleine nicht gewachsen ist, findet sie einen anderen Weg, sich und ihren Vater zu ernähren.
    Dieser Ansatz wird anfangs mißtrauisch von den anderen Dorfbewohnern beobachtet, doch als sie selbst Serenas Schicksal erleiden, heißt es handeln.
    Wie alles doch noch zu einem guten Ende führt, steht im Buch! :wink:


    Ich finde das Buch absolut empfehlenswert! :study:
    Es ist eine beherzte Geschichte, die den Leser sehr anrührt. Serena erweckt unser Mitgefühl und unsere Bewunderung, die Nachbarn und ihre Kinder unseren Zorn und unser Unverständnis.
    Die schönen Illustrationen veranschaulichen die Geschichte auf ihre eigene Weise! Wunderschön!


    Ach ja,
    das Buch ist für Kinder ab 5 Jahren gedacht, aber ich denke, auch Erwachsenen werden ihre Freude an den Charakteren und ihren Eigenheiten, Stärken und Schwächen haben!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Hallo missmarple,


    leider habe ich deine Frage eben erst bemerkt.


    Kleineren Kindern muss man das Buch sicher vorlesen. Die Schrift ist für einen Erwachsenen angenehm, doch für Leseanfänger sicher zu klein. Der Text-/Bildanteil entspricht ebenfalls nicht dieser Zielgruppe.


    Aber Kinder in dem Alter werden beim Vorlesen sicher viel Spaß mit der Geschichte haben.


    Die Altersangabe (ab 5 Jahren) habe ich der Buchvorstellung auf der Homepage des Dt. Jugendliteraturpreises entnommen. Beim Googeln fand ich eine abweichende Angabe: ab 9 Jahren.
    Das ist sicher das richtige Alter zum Selberlesen.


    Hier kannst du in die englische Ausgabe schauen. Das Layout ist mit der deutschen Ausgabe identisch, auch wenn sich die Cover unterscheiden.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Als Kind wäre mir das Buch sehr unangenehm gewesen, weil ich die Bilder einfach scheußlich gefunden hätte. Auch jetzt widerstreben sie meinem ästhetischen Empfinden: die Farben sind gedeckt, die Figuren krude ausgeführt, und die Menschen sehen teilweise so unecht aus, dass sie auf mich gruselig wirken. Außerdem hätten mir die Ziegen so leid getan, dass ich einen körperlichen Widerwillen gegen das Buch entwickelt hätte. Vermutlich wäre es - ähnlich wie die Bücher von Tomy Ungerer, den ich aus den selben Gründen nicht mochte - ganz hinten im Kleiderschrank unter irgendwelchen schweren Dingen versteckt worden (damit die scheußlichen Figuren nicht nachts aus dem Buch herausklettern). Ob ich es überhaupt gelesen hätte, ist fraglich, die Bilder sind einfach zu abschreckend.


    Nein, die Geschichte ist weder gruselig noch übermäßig grausam, im Gegenteil, eher wird schon fast gefühllos von den Gappern erzählt, die sich auf den Ziegen niederlassen. Sie tun ihnen nicht wirklich weh, beeinträchtigen aber ihre Lebensqualität. Dafür sind Selenas Nachbarn unglaublich nervtötend: sie wiederholen ständig, was sie bzw. andere gesagt haben (fand ich schon als Kind nervig) und geben dumme Dinge von sich.


    Auch die Botschaft "du sollst anderen helfen, auch wenn sie dich im Stich gelassen haben", wäre meinem kindlichen Gerechtigkeitssinn gegen den Strich gegangen.


    Kurz: ich würde das Buch keinem Kind in die Hand drücken.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!

  • Nachdem ich gestern diese vernichtende Kritik über die Gapper hier gelesen habe, musste ich mich erst mal vergewissern, ob es sich um das gleiche Buch handelt, das ich vor einigen Jahren völlig begeistert gelesen hatte. In den Tiefen meines Bücherschrankes wurde ich auch tatsächlich fündig :wink: und habe mir die Geschichte gestern abend zu Gemüte geführt.
    Tja, und ich bin noch immer völlig begeistert von dem Buch und kann die genannten Kritikpunkte nicht nachvollziehen. Aber glücklicherweise sind die Geschmäcker ja verschieden :wink:
    Es ist eine völlig skurrile Geschichte mit nicht einmal ganz so unsympathischen 'Unholden', den Gappern. Aus lauter Liebe heften sie sich an Ziegen, die jedoch alles andere als begeistert davon sind und früher oder später aufhören, Milch zu geben und immer dünner werden. Die kleinen Kinder in dem Dörfchen Frip, das aus gerade mal drei Häusern besteht, haben die Aufgabe die Ziegen von den Gappern zu befreien, um sie anschließend ins Meer zu werfen. Doch drei Stunden später haben sie sich mühsam wieder an die Ziegen herangekämpft ('...wenn du so groß bist wie ein Tennisball und keine Beine hast und dich fortbewegst, indem du deinen äußerst empfindlichen Bauch zusammen- und wieder auseinanderkrumpelst...'), um ihnen erneut ihre Liebe zu zeigen und die Kinder beginnen wieder von vorne. Doch als einer der etwas intelligenteren Gapper feststellt, dass es zu den Ziegen von Serena etwas näher ist als zu den anderen, bleibt die ganze Gruppe dort und der Rest wird verschont. Nun muss sie alleine alle Gapper entfernen, denn ihre Nachbarn sind der Meinung, dass es wohl ihre eigene Schuld sein muss und aalen sich in der Überzeugung, selbst etwas Besseres zu sein bzw. etwas Tolles vollbracht zu haben, weshalb sie von der Plage verschont bleiben. Doch Serena akzeptiert ihr Schicksal nicht und überlegt sich einen neuen Weg...
    Ich finde diese Geschichte ungemein unterhaltsam und lehrreich (ohne erhobenen Zeigefinger), denn sie transportiert derart viele Botschaften, dass dieses Büchlein in jedem Fall mehrmals gelesen werden sollte. Es geht um Selbstbewusstsein, zu lernen den eigenen Weg zu gehen auch gegen den Willen der Mehrheit. Um Liebe, die auch unglücklich machen kann. Um Nächstenliebe, die man nicht nur den Menschen angedeihen lassen soll, die man mag, sondern wirklich allen und die einen auch selbst glücklich macht. Um Egoismus, der aber nur kurzfristig Vorteile bringen mag. Und bestimmt noch um einiges mehr, was mir jetzt aber gerade nicht einfällt :wink: Auch die Bebilderung des Buches ist so ungewöhnlich wie die Geschichte. Es sind Zeichnungen, die sehr plakativ wirken, manche erscheinen wie Collagen, andere wie richtige Gemälde. Die Kinder mit denen ich das Buch gelesen habe, möchten diese schiefen und überspitzten Illustrationen, die die Eigenheiten der Geschichte überdeutlich darstellten.
    Einziges Manko: Ein größeres Format hätte diesen Bildern sicherlich gut getan. Aber auch so hat dieses Büchlein einen festen Platz in meinem Regal.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling