Der Neubau des Petersdoms sollte das neue Wahrzeichen der Christenheit werden und aus Rom das Jerusalem machen. Mit diesen Gedanken beauftragt Papst Julius II. den Baumeister Donato Bramante. Eigentlich wollte er sich von Michelangelo Bounarotti nur ein Grabmal errichten lassen, doch aufgrund des baufälligen Zustands der alten Kirche überredet Bramante Julius zu einer Neuerrichtung beeindruckenden Ausmaßes. Damit will der Baumeister sich selbst ein Denkmal setzen und gleichzeitig Michelangelos Grabmal verhindern. Obwohl Bramante ihn als Künstler durchaus bewundert, sieht er in ihm Zeit seines Lebens als Kontrahenten und ewigen Feind. Michelangelo zieht sich nach Florenz zurück und wird später von Julius II. mit der Deckenbemalung der Sixtinischen Kapelle beauftragt. Bramante hingegen stößt immer wieder auf Gegner, die den Petersdom um jeden Preis verhindern wollen, aber er hat auch seine Verbündeten und die Gunst des Papstes auf seiner Seite. Bis zur Fertigstellung des Petersdoms überdauert es aber noch viele Jahre und die verschiedensten Baumeister und Architekten mit ihren ganz eigenen Visionen des Gotteshauses.
Neugierig gemacht auf "Die Kuppel des Himmels" haben mich vor allem die Themen vom Bau des Petersdoms und des berühmten Künstlers Michelangelo. Ich erwartete mir historisch gut recherchierte Tatsachen und viel Wissenswertes verpackt in eine spannende Geschichte. Meine Erwartungen wurden leider nicht alle erfüllt.
Das Hauptproblem des Romans sehe ich vor allem darin, dass sich die Handlungen über siebzig Jahre ziehen und sich der Autor nicht wirklich auf etwas Bestimmtes festlegt. Steht anfangs hauptsächlich Michelangelo im Mittelpunkt, handelt das Buch anschließend fast nur noch von Donato Bramante. In kleineren Textabschnitten erfährt man zwischendurch mit was sich der Künstler eben beschäftigt, doch erst nach dem Tod des Baumeisters rückt Michelangelo wieder mehr ins Zentrum des Geschehens - neben weiteren bekannten Architekten und Baumeistern.
Viele Kapitel enden relativ abrupt oder Erwähntes, das gerade Interesse weckt, wird nicht weiter ausgeführt. Oft liegen zwischen den Kapiteln auch mehrere Jahre oder es erfolgt eine Rückblende, wodurch der Lesefluss gehemmt wird und man sich so auch nie richtig auf die Geschichte einlassen kann. Überliest man die Jahreszahlen an den Kapitelanfängen ist man zunächst überrascht und begreift nicht, warum sich gerade dieses oder jenes ereignet bis man feststellt, dass es mit den vorherigen Ereignissen nichts mehr zu tun hat. Aber man erhält einen guten Einblick in die damalige Zeit, in politische Intrigen, Machenschaften um Geld, das Bauwesen, und die damit verbundenen Schwierigkeiten.
Ein Problem für mich waren diese unsäglich vielen Personen, die mal länger oder kürzer in Erscheinung treten. Man kann sich unmöglich all die Namen merken, die teilweise auch noch gleich sind oder sehr ähnlich klingen und das, was dann auch noch hinter dieser Person steckt. Deshalb habe ich mir immer wieder Namen notiert um hinterher nachzuprüfen, ob die jeweilige Person historisch belegt ist und ob ihr Leben und Wirken weitestgehend mit dem übereinstimmt, was Sebastian Fleming beschreibt. Und der Autor hat in dieser Hinsicht wirklich gute Arbeit geleistet! Nicht nur was die Hauptpersonen Bramante und Michelangelo betrifft - wobei ersterer im Roman im April verstirbt und nicht wie andere Quellen behaupten im März -, sondern auch weitere Künstler, wie Raffael da Urbino, Giuliano da Sangollo und Daniele da Volterra werden neben den zeitgenössischen Päpsten, der Dichterin Vittoria Colonna, dem Bankier Agostino Chigi und dem Biographen Giorgio Vasari zum Leben erweckt. Aber ich habe auch nur einmalig erwähnte Personen überprüft und so ist tatsächlich belegt, dass Hauptmann Göldli und Kommandant Kaspar Röist von der Schweizergarde Papst Clemens VIII. während des Sacco di Roma zur Flucht in die Engelsburg verhalfen. Da viele Details allerdings nur angeschnitten werden, werden interessierte Leser regelrecht zum Nachschlagen gezwungen. Ich habe dadurch viel Wissenswertes über einige der bekanntesten Künstler der Welt gelesen und weitere interessante Persönlichkeiten kennen gelernt.
Auch wenn mich "Die Kuppel des Himmels" aufgrund einiger Schwächen vom Aufbau und Schriftstellerischen her nicht hundertprozentig überzeugen konnte, sind die wirklich gut recherchierten historischen Fakten, die zu weiteren Nachforschungen anregen, ein Genuss für jeden Geschichts-Fan!