Klappentext:
1944. Die britischen Piloten Bryan und James, unzertrennliche Freunde von Kindesbeinen an, stürzen über deutschem Territorium ab. Schwerverletzt und unter falscher Identität gelangen sie in ein Sanatorium für Geisteskranke im Schwarzwald. Ihr Leben als Simulanten im „Alphabethaus“ wird zur Hölle auf Erden. Werden sie, wird ihre Freundschaft überleben?
Jahrzehnte später brechen sich die entsetzlichen Ereignisse der damaligen Zeit noch einmal gewaltsam Bahn...
Über den Autor:
Jussi Adler-Olsen wurde 1950 in Kopenhagen geboren. Seit 1997 veröffentlicht er Romane und Kriminalromane, seit 2007 die erfolgreiche Thriller-Serie um Carl Morck vom Sonderdezernat Q.
„Das Alphabethaus“ ist Jussi Adler-Olsens erster Roman, der sofort nach Erscheinen in zahlreichen Ländern zum Bestseller wurde. Mit diesem Buch hat der Autor seinen Weltruhm begründet.
Allgemeines zum Buch:
„Das Alphabethaus“ umfasst 589 Seiten und gliedert sich in zwei Teile mit insgesamt 68 Kapiteln. Diese sind lediglich mit ihrer jeweiligen Kapitelnummer überschrieben und haben mit durchschnittlich acht Seiten eine angenehme Länge. Zum bequemeren Lesen sowie zum Spannungsaufbau sind sie zusätzlich in Abschnitte unterteilt.
Der erste Teil des Buches spielt im Jahr 1944, mit dem zweiten Teil springt die Handlung in das Jahr 1972.
Geschrieben ist „Das Alphabethaus“ aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.
Die dänische Originalausgabe erschien unter dem Titel „Alphabethuset“. Übersetzt wurde das Buch von Hannes Thiess und Marieke Heimburger.
Meine Meinung zum Buch:
Der neue Adler-Olsen ist anders als man ihn bislang kannte. Ganz anders. Denn er kommt ohne das Ermittler-Duo Carl Morck und Assad aus und schafft es doch, zu begeistern. Dabei verspricht schon der Klappentext kein Lesevergnügen und das erwartet den Leser auch nicht. Stattdessen ist das Buch beängstigend, grausam, erschreckend. Vor allem erschreckend wahr. Dazu hervorragend recherchiert.
Im Vordergrund des Romans steht kein Mordfall, den es aufzuklären gilt. Es werden keine Ermittlungsmethoden erläutert oder Büroalltage beschrieben. Statt dessen ist „Das Alphabethaus“ ein Buch über die Schrecken des Krieges. Aber noch mehr ein Buch über eine wahre Männerfreundschaft.
Die Briten Bryan und James kennen sich seit ihrer Kindheit, sind ein tolles Team, verstehen sich ohne Worte. Diese Fähigkeit kommt ihnen zugute, als sie in einem deutschen Sanatorium für Geisteskranke landen. Schon allein die Tatsache, wie sie dorthin gelangt sind, ist erstaunlich, verursacht beim Lesen Gänsehaut. Es ist ein Zusammenspiel ganz besonderer Zufälle. Bewusst spreche ich hier nicht von Glück. Denn das ist es nicht. Ganz gewiss nicht.
Denn was die beiden Piloten im Alphabethaus erwartet, ist der reinste Wahnsinn. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sind umgeben von deutschen Soldaten, die schwer verletzt und mit psychischen Schäden von der Ostfront heimgekehrt sind und nun ihr Dasein als Menschen fristen, die nicht mehr wissen, was sie tun. Die die Schrecken des Krieges erlebt haben und dabei ihren Verstand verloren haben. Doch einige unter ihnen simulieren ihre Krankheiten nur, um nicht zurück an die Front zu müssen.
Während Bryan und James ihre Flucht planen, werden sie beobachtet. Von grausamen Männern, die vor nichts zurückschrecken, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Die dabei über Leichen gehen.
Nach ungefähr der Hälfte des Buches springt die Handlung nach England, in das Jahr 1972. Doch immer noch sind die Ereignisse der 50er Jahre präsent, geben keine Ruhe, und das schlechte Gewissen quält. Erneut verlagert sich die Handlung nach Deutschland, wo alte Feinde aufeinander treffen, aber auch alte Freunde. Wem kann man noch trauen, auf wen sich verlassen? Wer spielt ein falsches Spiel, wer erzählt die Wahrheit? Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Mit unerwarteten Wendungen.
Der Roman lebt vor allem von den bildhaften und lebendigen Beschreibungen des Autors. Vor allem im ersten Teil des Buches gibt es kaum Dialoge. Dafür wird das Handeln der Charaktere umso ausführlicher und eindringlicher beschrieben. Manche Szenen sind nicht leicht zu verkraften und andere wiederum sorgen für enorme Spannung und Begeisterung.
Der allwissende Erzähler nimmt sich mit jedem Kapitel einer Figur besonders an, gibt Einblicke in deren Gedanken- und Gefühlswelt. Dadurch wird jeder Charakter lebendig und greifbar.
Just Beter, Filmproduzent, sagt über dieses Buch: „Der beste Film, den ich je gelesen habe.“ Besser kann man es wahrlich nicht ausdrücken.
Wieso das Buch den Titel „Das Alphabethaus“ trägt und welche Bedeutung dieser Begriff hat, verrät der Autor in seinen Nachbemerkungen. Zusätzlich findet sich hier ein Quellenverzeichnis
Mein Fazit:
Ein neuer, anderer Adler-Olsen – aber ebenso großartig wie die Thriller um Carl Morck!