Ich als leidenschaftlicher Thriller- und Horrorleser, liebe das Extreme und will immer wieder aufs Neue meine Grenzen austesten. Als ich von "Kannibalen" erfuhr, wurde meine Neugierde gleich gepackt und nun, nach der Lektüre des Buches, muss ich mir eingestehen an einige Grenzen meiner Lesebelastbarkeit gestoßen zu sein.
Das, was die 13 Autoren hier abliefern, ist eindeutig ein sittliches und moralisches Tabu: Kannibalismus.
Ein toller Mix von alten, "klassischen" Horrorautoren und neuen, frischen jungen Schreiberlingen, sodass für jeden Leser etwas dabei ist. Da ich eher zur jungen Generation gehöre, haben mich die Storys von Greg F. Gifune, Tim Curran, Graham Masterton und Edward Lee am meisten angesprochen. Der Schreibstil ist natürlich bei jeder Geschichte anders. Gemeinsam haben sie allerdings alle, dass das Thema Kannibalismus explizit dargestellt wird. Hier ist nichts mit schönen Umschreibungen, denn hier geht es ans Eingemachte - im wahrsten Sinne des Wortes ;-)
Besonders die Kurzgeschichte "Maden" von Tim Curran hat mich trotz geringer Seitenzahl mehrfach tief durchatmen und zweimal pausieren lassen und mir am Ende auch noch den Appetit verdorben. Ohne zu viel zu verraten, muss ich sagen, dass dies wirklich nah an meine Lesegrenze gestoßen ist. Gleichzeitig aber auch faszinierte es mich und war einfach wieder einmal ein neues Leseerlebnis.
Interessant und erschreckend zu gleich sind die kleinen Zeitungsberichte, welche wir vor jeder Kurzgeschichte vorfinden. Frank Festa, der Herausgeber dieser Anthropologie, hat diese über Jahre gesammelt. Hier wird dem Leser, nach jeder fiktiven Story, eine wahre und reale präsentiert. Hier zeigt sich das Grauen und die Realität, wie sie wirklich ist und schockiert einen immer wieder aufs Neue.
Dieses Buch ist ganz klar nichts für zart besaitetet Leser, aber ein Geheimtipp für all diejenigen, die diese Art von Horror und Thrill lieben. Atmet tief durch und lasst es euch schmecken.