Teil 4: "Agape" und Epilog (Seiten 553-813)

  • Hallo allerseits! Ich bin auf Seite 729 angekommen und wieder extrem gefesselt. Möglicherweise lese ich es heute noch aus, wenn nicht morgen früh. Ich bin entzückt, wie die Handlung einen immer wieder überrascht. Das sind echt Wendungen, mit denen keiner rechnen würde. Wie lange geht die Leserunde noch? Ich würde gern morgen vormittag mal den Teil hier durchforsten wollen und hoffe, wir kommen noch ins Gespräch. Auch wenn ich vielleicht weit nach hinten greife. Es löst sich vieles auf.


    Strandläufi, haste schon geheult?

    Du solltest die Sorte Frau sein, wo - wenn sie morgens aufsteht und einer ihrer Füße den Boden berührt - der Teufel sagt: "Scheiße, sie ist wach!"
    :study: Dieses Jahr rockt das Regal!

  • Wie lange geht die Leserunde noch? Ich würde gern morgen vormittag mal den Teil hier durchforsten wollen und hoffe, wir kommen noch ins Gespräch. Auch wenn ich vielleicht weit nach hinten greife. Es löst sich vieles auf.

    Ich glaube, zeitlich war die Leserunde doch nicht begrenzt, oder? Ich denke, es sind noch mehrere Leser, die mit dem Buch diese Woche erst fertig werden. Ich bin auf deine Meinung bezüglich der letzten Kapitel sehr gespannt Ruinchen. :friends:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Ihr Lieben, ich bin gerade mit dem Buch fertig geworden und muss gleich los und arbeiten (habe zum Glück noch Zeit, mit dem Heulen aufzuhören!). Ich wollte nur sagen, dass ich dieses Ende überhaupt nicht erwartet hatte und dass ich es wunderschön fand. Ich bin hin und weg. :love: Heute Abend werde ich eure Posts lesen und meinen eigenen Senf dazugeben, aber jetzt gehe ich erstmal ganz aufgewühlt und glücklich in meinen langen Dienstag (fängt spät an und hört spät auf). :winken:


    Danke, Bettina, für dieses wundervolle Ende! :applause::love::applause::friends::love:

  • Ich wollte nur sagen, dass ich dieses Ende überhaupt nicht erwartet hatte und dass ich es wunderschön fand. Ich bin hin und weg. :love:
    Danke, Bettina, für dieses wundervolle Ende! :applause: :love: :applause: :friends: :love:


    Dem kann ich mich nur anschließen. Der Schluss war so aufwühlend und schrecklich und dann - paff so ein Ende :lechz: damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Wunderschön auch wenn ich immer noch nicht so ganz begreifen kann wie das möglich war :-k

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • Erstmal kurz zu den Kommentaren:

    Jetzt habe ich mich davor gedrückt und nun ist der Zeitpunkt gekommen, um zu schreiben, dass ich es schrecklich finde, dass ich Angelo eine kurze Zeit über "positiv" fand. [-( Genau wie Ellie haben wir uns einwickeln lassen.

    Naja, wenn man auf das gelesene Buch zurückblickt, konnte man ja nicht anders, ich fand das von Bettina aber wirklich geschickt eingefädelt. Also Colin war schon etwas muffig und Angelo so freundlich... das passte schon.

    So, ich geh mal Taschentücher suchen ... :-(
    (Mag für euch jetzt seltsam sein, dass mich mein eigenes Buch so mitnimmt, aber das ist eine der Passagen, bei denen ich das Gefühl habe, das nicht ich sie geschrieben habe, sondern sie nur notieren durfte ...)

    Das spricht in meinen Augen dafür, dass Du sehr viel hineingelegt hast.

    Wie soll man das eigentlich jetzt noch aushalten, am Tag nur zwei Kapitel zu lesen? Ich werde noch völlig irre! :compress:

    Ich hab das nicht gemacht. Zum Glück hatte ich am Wochenende keine Zeit. Und dann konnte ich gestern in einem Rutsch durch. Das Gestückele liegt mir nicht so.

    Ja, ich bin auch erschrocken, wie sehr wir uns aus Ellies Sicht fast ohne Zweifel und Bedenken auf Angelo eingelassen haben.

    Was mir gut gefallen hat, ist, dass die Figuren sich nicht so zack zack verändert haben (so kam mir das bei meinem Hassbuch "Landkarte der Zeit" vor), sondern allmählich. Man dachte, naja vielleicht hat Ellie recht, dann dachte man: hö Ellie? ...Irgendwann schüttelte man den Kopf und dann kam der Punkt an dem man fragte: isse befallen? Auch die Abwesenheit von Colin hat das gezielt gefördert, aber es war eben eine sanfte Wende, keine solche mit dem Holzhammer. Fand ich gut.

    Ja, dieses Argument von wegen "zu wenig Colin" habe ich mir öfter anhören müssen, aber ich lasse es nicht gelten. :loool:

    Wenn Du mehr Colin gemacht hättest, wäre die Kritik gewesen: permanentes LIebesgesäusel.

    ... ich hoffe jetzt aber, es wirkt nicht durchkonstruiert und wie am Reißbrett geplant, denn so war es nie ... sondern vielmehr so, dass ich immer das Gefühl hatte, es gibt die Geschichte schon und ich muss sie nur ganz genau entdecken und erzählen und dabei muss ich manchmal ein bisschen warten und Geduld haben und immer ein sehr genaues Auge

    Während des letzten Teils dachte ich nur so: im Grunde sind es drei fette Bände, die perfekt durchdacht sind, vom Anfang bis zum Ende.

    Hach, das ist ja so garnicht mein Ding :pale: Ich brauche ein Ende, Aus und Fertig, denn ich träume nie ein Buch weiter. Wenn ich es ausgelesen habe, bin ich fertig und fange am nächsten Tag ein neues an. Ich schweife selten nochmal zurück zum letzten Buch, was hier aber in der LR sein wird, da ich trotz auslesen, hier weiterhin die einzelnen Kapitel mit besprechen will. Aber mir das Ende weiterträumen geht nich :|

    ALso ein Buch weiterträumen wäre auch nicht meins. Aber wenn mich eines bewegt, dann passiert es mir schon, dass ich nicht zuklappen und neu lesen kann, sondern das alte sacken lassen möchte, weil es mir quasi noch im Kopf herumgeht. Ich hatte zb. nach dem 3. Teil auch ein, zwei Tage Pause, und das war sehr gut, sich den erstmal setzen zu lassen.

    Last, but not least: Ist euch aufgefallen, dass Angelo eigentlich gänzlich unerotisch ist? Fast schon asexuell? Solltet ihr das Buch oder einige Stellen ein zweites Mal lesen, dann achtet darauf, wie ich ihn beschrieben habe ... vor allem in der Szene, in der Ellie zu ihm zurückkehrt, nachdem sie in Griechenland war. Erst hat er seinen Lutscher im Mund, dann hält er ihn fest wie ein junger Hund, der spielen will, und auch Ellies Zärtlichkeiten gleichen eher der einer Mutter; er wählt ein helles, kariertes Hemd, babyblau, wie Ellie bemerkt, Zitat Ellie: "Ich hätte ihn noch so gerne angesehen, seine nackte, seidige Kinderhaut mit meinen Blicken gestreichelt." Und aufgeräumt hat der Knabe auch nicht! :wink:
    Ganz deutlich wird es dann aber bei der Blendung, da robbt er wie ein Baby, das noch nicht krabbeln kann, über den Boden, das Gesicht verzerrt wie ein Kind beim Brüllen, mit Geiferfäden aus dem Mund ...Er ist das Baby, dem die Mutter weggenommen wurde, war im Grunde als Mahr nie erwachsen ...

    Die fehlende Erotik passt ja dazu, dass er auf Freiwilligkeit setzt. Den Part sollte dann wohl Ellie übernehmen.

    Aber ich stelle aufgrund der Meinungen, die mich dann leider doch erreichen (...), dass diejenigen, die sich schon von Scherbenmond etwas anderes erhofft haben, bei Dornenkuss noch enttäuschter sind.

    Naja, wenn ich eine Trilogie lese, und ab Mitte des 2. Bandes langweilt mich das, ist es relativ aussichtslos, dass ich im 3. Buch noch Begeisterung entwickle oder?

    und ist drei Wochen nach Erscheinen auf einem sensationellen zweiten Platz gelandet

    Wie geil! Glückwunsch! Bettina das ist eine verdiente Landung!

    Ich war eigendlich nicht besonders viel genervt von Ellie, vielleicht sehe ich mich in manchen Verhaltensmuster in ihr wieder und dachte an vielen Stellen auch, daß ich wahrscheinlich ähnliche Reaktionen gezeigt hätte.

    Bei mir war es so: am Anfang dachte ich: bah, diese Mordgedanken sind hart. Und die ewigen Kopfschmerzgedanken. Aber das legte sich. Ich war aber auch von dem Buch weiter weg, weil ich Band 1 und 2 nicht noch einmal gelesen hatte. Je mehr ich mich auf Ellie einließ, dest besser kam ich mit ihr klar.

    Ich bin auf deine Meinung bezüglich der letzten Kapitel sehr gespannt Ruinchen. :friends:

    Mache einen extra Post.

    Du solltest die Sorte Frau sein, wo - wenn sie morgens aufsteht und einer ihrer Füße den Boden berührt - der Teufel sagt: "Scheiße, sie ist wach!"
    :study: Dieses Jahr rockt das Regal!

  • Also für mich war der vierte Teil unglaublich spannend und voller Wendungen, die man nicht hätte vorausahnen können.
    Zunächst gehörte ich ja auch zur Angelo- Fraktion, also ich fand ihn nett und dem Verhalten nach besser als Colin. Und eine Einstellung zum Mahr kann sich ja wandeln, wie die zum Manne... wenn Colin also komisch ist, warum sollte nicht Angelos Ellies Herz erringen? Es wurde mir dann etwas komisch, dass Ellie mit ihren Freunden gar nicht zurecht kam. Ich dachte, hm, Neid? Sind die wirklich neidisch? Abgesehen von Tilmann hätte doch niemand Grund dazu haben müssen oder? Ich fand Ellies Sicht, sich verwandeln lassen zu wollen, zwar etwas biss-haft aber was will man tun? Als sie dann zum Ausdruck brachte, dass sie vieles vergessen hatte und zb. keinen Rechner mehr bedienen konnte, war klar, dass irgendwas mit ihr passiert war. Gut fand ich, dass wir im Vergleich zum ersten Buch, als man Pauls Verwandlung aus der Sicht Dritter erlebte, hier die Sicht des zu Verwandelnden hatte. Das Buch ist so voll mit Ereignissen und Handlung, dass ich unmöglich auf alles eingehen kann, sondern mich etwas einschränken muss. Für mich war das alles stimmig. Ich habe nicht ganz verstanden, als sie diese zwei Szenen miterlebt, wo einmal diesem Christian Träume geraubt wurden und dann Leo (hieß er so) auf den Felsen geschleudert wurde. Sie hat quasi per Bild der Tötung des Vaters und dem Traumraub an Dritten beiwohnen können und hatte deshalb auch Angst, Angelo könnte es bemerkt haben? Habe ich das recht verstanden?
    Mir hat auch die Auflösung gefallen, dass Angelo Ellie manipuliert hat und Grischa sozusagen derart belegte, dass er Ellies Schwarm war, von jeher. Daran mache ich fest, dass die Geschichte wirklich gut durchdacht ist.
    Nach der Blenung frage ich mich, was mit Angelo passiert ist. Tot ist er nicht, ebenso wie Francois. Aber das lässt die Geschichte offen oder?
    Mir haben auch die Szenen gefallen, in denen Ellie sich wieder aussöhnt.
    Hätte ich das Ende zu hause gelesen, wäre mein Besprechungstisch wieder einmal fällig gewesen. Ich meine, es drängt sich auf, dass Ellie - wie sich am Schluss wieder herausstellt - eine gereifte Person mit Ecken und Kanten ist. Aber dass sie dann Colin töten sollte: irgendwie logisch aber ich dachte nur - oh nee- das machst du jetzt nicht wirklich oder?
    Während des Tötens (bzw. des Lesens) dachte ich: und was machtse mit der Leiche? Aber auch das löste sich auf. Es war erleichternd zu lesen, dass Colin nicht tot war. Ob ein Cambion im Vergleich zu einem Mahr dann wieder vermenschlicht werden kann, weiß ich nicht, aber so war das Ende wenigstens fröhlich.


    Ein bisschen fies fand ich Giannas hässliches Mädchen. Bettina, hättest ihr ruhig ein niedliches Kind schenken können! Aber Gianna wird das gewiss nicht stören.
    Ich bewerte das Buch mit fünf Sternen, weil es nicht nur klasse konzipiert ist sondern auch wirklich schön geschrieben, sodass man quasi in der Geschichte versinkt.
    Eine gewisse Kopflastigkeit hat die Geschichte, aber mir hat das gut gefallen. Ellie ist ja auch kopflastig. Dass man von Colin nicht so viel gehört hat, finde ich absolut okay. Hatte ich ja oben schon geschrieben: andernfalls wären es ja seitenlange liebesverschnulzungen geworden.


    Schreiben wir noch was zu der Kapitelüberschrift Agape und zum Prolog?


    Da sieht man, dass das vorab-Grübeln nicht immer was bringt, es war ja wohl


    Ich lese trotzdem ich fertig bin weiter mit!
    Aber trotzdem sage ich an dieser Stelle schon DANKE liebe Bettina, für die schöne Trilogie und für die gelungene Leserunde!

    Du solltest die Sorte Frau sein, wo - wenn sie morgens aufsteht und einer ihrer Füße den Boden berührt - der Teufel sagt: "Scheiße, sie ist wach!"
    :study: Dieses Jahr rockt das Regal!

  • Schreiben wir noch was zu der Kapitelüberschrift Agape und zum Prolog?


    Zum Prolog: Nachdem ich ihn mir nun nochmal durchgelesen habe, bin ich fast davon überzeugt, dass Morpheus sich dort an Ellie wendet. Vor allem wegen der Stichworte Schlaf und Schoß - die Szene geschieht dann ja tatsächlich so. Ich sehe den Prolog also als eine Art Prophezeihung.


    Zu Agape: Agape verstehe ich als eine bedingungslose Liebe, als das, was das "Hohelied der Liebe" beschreibt. Und da muss ich auch die Szene denken, als Ellie Angelo blendet. Alle Menschen, die sich liebt, sind bei mir - da erfährt sie Agape. Oder als ihre Freunde ihr versichern, dass sie sie genauso lieben, wie sie ist. Und auch Ellie lernt wieder ein Stück mehr, sich selbst zu lieben.

  • ... aber vor allem ist Agape, was Ellie mit Colin macht. Sie stellt ihr eigenes "Glück" hintenan, um Colin seinen Wunsch zu erfüllen. Das IST Agape.


    Zwei Sachen möchte ich noch loswerden, weil Fragen dazu auftauchten:
    Die Szene, in der Ellie sieht, wie Leo getötet wird: Dort nimmt Morpheus sie mit in seine eigenen Erinnerungen. Deshalb fühlt es sich so seltsam fern und rational an, fast ein bisschen wie betäubt, als wäre Watte zwischen dem, was geschieht, und ihm selbst. Warum? Am Schluss wird es aufgelöst, obwohl Morpheus es auch selbst sagt: Mahre können nicht fühlen (zumindest nicht so, wie wir Menschen fühlen). Wenn man sich diesen Satz verinnerlicht, wird man Colin verstehen können und auch alles andere, was vielleicht in Band I, II und auch III an Rätseln oder Fragen offen geblieben ist. Ellie erlebt dadurch den Tod ihres Vaters distanzierter und auch schonender, denn sie sieht das alles wie Morpheus es gesehen hat - bis ganz zum Schluss, als Morpheus sich mit Leos Geist vereint und Ellie in die Gedanken ihres Vaters rutscht. Sie wechselt also zwei Mal die Perspektive.


    Und als sie Grischa aufsucht, kommt das Mahrische in ihr durch, sie dringt zu den Schlafenden wie ein Mahr, der Träume rauben möchte, aber in diesem Moment kommt es ihr zur Hilfe, weil sie so begreifen kann, was mit ihm geschehen ist. Aber so dämonisch wie hier ist Ellie eigentlich in keiner anderen Szene.


    Der Schluss: Ja, Colin wird zum Mensch. Warum? Weil er liebt, obwohl er das selbst nicht erkennt. Dennoch muss etwas von ihm sterben und er muss sich neu erfinden, um ein lebenswertes Leben führen zu können. Hier grenzt sich die Geschichte endgültig von anderen ihres Genres ab ... aber das wollte ich so. Colin steht für mich für all jene Menschen, die nie Mutter- und Elternliebe erfahren durften und keine Sozialisierung hatten, die am Rande der Gesellschaft stehen, keine Chance hatten, die so anders sind, dass sie ständig ausgegrenzt werden ... und die quasi "neu geboren" werden müssen (im Sinne einer Katharsis), um ein lebenswertes Dasein finden zu können. Auch die Beziehung von Ellie und Colin hat nach diesem Schritt verlangt. Es ist zu viel zwischen ihnen vorgefallen, als dass sie ohne dieses Ereignis hätten weitermachen können wie bisher. Da war Colins Gewalt Ellie gegenüber und sein teilweise scheußliches Benehmen, da war Ellies Beinahe-Verwandlung und ihre Blindheit ... sie mussten sich von dem Alten lösen, um neu anfangen zu können. In Sterblichkeit, nicht in Unsterblichkeit.
    Man darf den Tod also gar nicht zu wörtlich nehmen; es ist vielmehr eine Art innere Neugeburt, welche das Loslösen der Vergangenheit braucht und auch die Loslösung von dem Deal, den beide miteiander hatten, ohne dass der eine es von dem anderen wusste: Colin brauchte Ellie, um zu empfinden, und Ellie brauchte Colin, um nicht von ihrer eigenen Gefühlsmacht erdrückt zu werden, aber das war keine Basis, das konnte auf Dauer nicht funktionieren. Und doch hat es den beiden auch schöne Momente gebracht.
    Jetzt muss Colin lernen, aus sich selbst zu fühlen und zu existieren - was schwer ist, wenn man keine Wurzeln hat - , und Ellie muss lernen, mit dem Überschwang ihrer Gefühle auszukommen. Es wird nicht einfach, aber möglich ... und es bietet mehr Zukunft, als das was vorher war.
    Wenn ihr die Trilogie noch einmal lest, werdet ihr merken, dass Colin fast immer Ellies Gefühle spiegelt, es sei denn, ihn befallen jene schlechten Gefühle, die auch ein Mahr aus sich heraus empfinden kann. Oder aber sie funken ihm dazwischen ... Und genau deshalb sieht Ellie sein Gesicht nur noch als Fratze, als sie immer mehr Angelo verfällt. Deshalb erscheint Colin ihr plötzlich hässlich und abweisend. Es ist sie selbst, was sie sieht.
    Und während ihres Rausches vor Tessas Ankunft hat sie das eigentlich schon begriffen, intuitiv:
    "Doch unsere vier Augen, meine wie die See (!!), Tillmanns wie das Feuer, genügten nicht. Zwei weitere warteten auf uns, schwarze Spiegel, die darauf hofften, ein Ebenbild zu bekommen, und die zu glitzern und funkeln beginnen würden, wenn wir ihnen Leben einhauchten." (Sagt eigentlich schon fast alles ...)
    Und vorher: "Unsere Augen waren unsere Seele; der Ursprung dessen, was wir waren und taten. Mehr nicht."
    Außerdem danach:
    "Als Colin uns seine Augen zuwandte, verwandelten sich die schwarzen, toten Spiegel in Diamanten und seine Züge wurden lebendig und beseelt. Er war so unglaublich schön. Wir mussten ihn berühren. Beide." (...) Ich fand tiefen Frieden darin, Tillmann fest in seinem Arm zu wissen, während ich immer noch versuchte, den Zauber seines Gesichts zu ergründen und in die Tiefer seiner schwarzen Augen einzutauchen, die mich zurückfedern ließen wie ein Trampolin."


    Und hier sind wir auch schon beim Höhlengleichnis ... Colin erlebt die Welt nur als Schatten, er sitzt in der Höhle, abgeschottet von dem Wahren, Echten, und kann nur die Schatten an der Wand sehen (die "Schatten" der Gefühle anderer). Nur deshalb glaubt er am Schluss auch dem, was er im Haus an den kahlen Wänden sieht - es sind nur Schatten, Filmaufnahmen, geschnitten und manipuliert, doch er kann sie nicht unterscheiden, weil sie ihm wie die Wirklichkeit erscheinen ... weil er nie wirklich war ... und doch so wahrhaftig.
    Ellie ist es, die ihm mit ihrer Liebe und ihrem Glauben an ihm Identität gibt:
    "Aber er war jemand. Er war ein fühlendes Wesen. Er war es immer gewesen. Denn er hatte es versucht. Und in diesem Versuch lag mehr Inbrunst, als ein Mensch mit kalter Seele seinem Leben jemals schenken konnte. "Du bist Colin Jeremiah Blackburn. Du BIST Colin Jeremiah Blackburn ..." , flüsterte ich (...)."
    Habt ihr eigentlich die Musik erkannt, die Tillmann als Soundtrack für die Filmaufnahmen gewählt hat? Es ist ein Stück aus dem Mozart-Requiem. Achtung, Taschentücher bereit halten, falls ihr es hört und dabei die betreffenden Szenen noch einmal lest:
    Larcimosa (Das Bild des Clips ist schicksalshafterweise eine Darstellung von Amor und Psyche ...)
    Nachtrag: Lacrimosa soll es natürlich heißen ...


    Puh, ich merke gerade, dass es das Buch ganz schön in sich hat ... und das selbst diese Leserunde nicht reicht, um auf alles einzugehen. Da ist noch so vieles. Aber man kann das Buch ja mehrmals lesen und immer wieder etwas entdecken. Man muss das nicht alles sofort erkennen. Das würde ich auch niemals erwarten. Mir ist einiges selbst erst beim Schreiben so richtig bewusst geworden.
    Vielleicht noch etwas zu den Kapitelüberschriften: "Der Funke Leben" ist ein sehr intensives, erschreckendes Buch von Erich Maria Remarque ("Im Westen nichts Neues") über das Dasein von KZ-Häftlingen und hat daher auch einen Bezug zu Colins Vergangenheit; "Menschheitsdämmerung", das wohl kürzeste Kapitel, das ich jemals geschrieben habe, lautet die wichtigste Gedichtsammlung des Expressionismus und nun kann Colin ja endlich expressionistisch werden ... und wahrhaft eigenständig fühlen ...


    Ein letztes Wort zu Ellie und Colin: Colins Augen hat sie immer als schön, funklend, intensiv beschrieben. Warum? Weil sie sich darin gesehen hat. Und das hat sie geliebt. Sie hat sich in seinen Augen geliebt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Trotzdem irrte Colin, wenn er dachte, er habe nie wahrhaft gefühlt. In Ansätzen gelang es ihm und vor allem hat er es immer versucht. Er hat es versucht ... und das macht ihn aus. Und auch durch euch und eure Gefühle beim Lesen ist er wahrhaftig geworden. Durch die Leser wurden ihm mehr Gefühle entgegengebracht, als er je für möglich gehalten hätte ...


    Viel mehr möchte ich über den Schluss des Buches nicht sagen. Falls Fragen offen sind, kann ich euch nur raten, die letzten Kapitel mehrmals zu lesen und ihr werdet die Antworten finden. Versprochen! :wink: Aber hier möchte ich es für sich stehen lassen und nicht großartig in diesen Zeilen herumrühren, denn letztlich ist alles gesagt ...
    "Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht."


    Lebt wohl, Ellie und Colin, ihr werdet immer einen festen Platz in meinem Herzen haben ...

  • Wenn ihr die Trilogie noch einmal lest, werdet ihr merken, dass Colin fast immer Ellies Gefühle spiegelt, es sei denn, ihn befallen jene schlechten Gefühle, die auch ein Mahr aus sich heraus empfinden kann. Oder aber sie funken ihm dazwischen ... Und genau deshalb sieht Ellie sein Gesicht nur noch als Fratze, als sie immer mehr Angelo verfällt. Deshalb erscheint Colin ihr plötzlich hässlich und abweisend. Es ist sie selbst, was sie sieht.

    Ja. das fand ich auch interessant.

    Habt ihr eigentlich die Musik erkannt, die Tillmann als Soundtrack für die Filmaufnahmen gewählt hat? Es ist ein Stück aus dem Mozart-Requiem.

    Ja. Habe ich oft mitgesungen. Grandios ist das.

    Puh, ich merke gerade, dass es das Buch ganz schön in sich hat ... und das selbst diese Leserunde nicht reicht, um auf alles einzugehen.

    Ich halte die Geschichte für extrem vielschichtig. Vermutlich schreiben die meisten ihr wegen der "Vampirnähe" Oberflächlichkeit zu. Bei mir persönlich ist es so, dass ich solche Bücher lieber für mich lese und dann in mich hineinhöre, welchen Eindruck mir die Lektüre vermittelt. Ansonsten muss man alles so zerpflücken. Oder das Lesen immer unterbrechen und etwas dazu aufschreiben. Also wenn ich hier darauf eingegangen bin, was mir auffiel, sind das höchstens 20 %. Das ist sicher auch das Gute, bei jedem wird etwas anderes angesprochen. Aber auch die Crux, denn jeder versteht nur ein Teil. Ich glaube, wenn man es noch einmal lesen würde, würde man die Figuren ganz anders wahrnehmen.

    Man muss das nicht alles sofort erkennen. Das würde ich auch niemals erwarten. Mir ist einiges selbst erst beim Schreiben so richtig bewusst geworden.

    Ich glaube, wenn jeder das für sich, nicht geleitet, interpretiert, hat jeder einen anderen Fokus.

    Trotzdem irrte Colin, wenn er dachte, er habe nie wahrhaft gefühlt.

    Das ist wie dieses: Wer gibt, dem wird gegeben.

    Und vor allem durch euch und eure Gefühle beim Lesen ist er wahrhaftig geworden. Durch die Leser wurden ihm mehr Gefühle entgegengebracht, als er je für möglich gehalten hätte ...

    Ich würde das nicht nur auf Colin beziehen! Ellie auch!!!

    Du solltest die Sorte Frau sein, wo - wenn sie morgens aufsteht und einer ihrer Füße den Boden berührt - der Teufel sagt: "Scheiße, sie ist wach!"
    :study: Dieses Jahr rockt das Regal!

  • Viel mehr möchte ich über den Schluss des Buches nicht sagen. Falls Fragen offen sind, kann ich euch nur raten, die letzten Kapitel mehrmals zu lesen und ihr werdet die Antworten finden. Versprochen! Aber hier möchte ich es für sich stehen lassen und nicht großartig in diesen Zeilen herumrühren, denn letztlich ist alles gesagt ...


    Und der Prolog? :lechz:


    Lebt wohl, Ellie und Colin, ihr werdet immer einen festen Platz in meinem Herzen haben ...


    In meinem auch und ich sage schon mal jetzt vielen, vielen Dank für diese wunderbare Trilogie und für die tolle Leserunde! Mir wird beides sehr fehlen. *schnüff*

  • ... das mit dem Prolog dürfte eigentlich klar sein, oder ...? Ja, es sprach zwischendurch vieles für Leo und Angelo und es könnten sogar sie gewesen sein ... aber in meiner Deutung ist es Morpheus. Ihr dürft aber ruhig eure eigenen Deutungen haben. Es könnte sogar Ellie sein, die ihn spricht - und sie könnte dabei Colin meinen ...
    Aber es darf sich auch jeder von euch persönlich angesprochen fühlen und Kraft daraus schöpfen - vorausgesetzt, ihr sitzt gerade nicht mit einem blondhaarigen Jüngling in seinem verwunschenen Garten und trinkt Absinth. :loool:

  • Ach DER????
    Hmmmmmmmmm. Und wen lockt der?
    Ich hätte gedacht, dass das die türkisfarbenen Augen von Angelo sind, die da locken.
    Wo hat Ellie denn eine türkisfarbene Welt? Hmmmmmm.
    Das ist klassisch, solche Sachen, die für alle klar auf der Hand liegen, verstehe ich immer Miss.
    :computer: :ergeben: :eye: :applause:

    Du solltest die Sorte Frau sein, wo - wenn sie morgens aufsteht und einer ihrer Füße den Boden berührt - der Teufel sagt: "Scheiße, sie ist wach!"
    :study: Dieses Jahr rockt das Regal!

  • Ach DER????
    Hmmmmmmmmm. Und wen lockt der?
    Ich hätte gedacht, dass das die türkisfarbenen Augen von Angelo sind, die da locken.
    Wo hat Ellie denn eine türkisfarbene Welt? Hmmmmmm.


    Von locken würde ich jetzt nicht unbedingt sprechen, es ist eher eine Voraussage, die Morpheus für Ellie trifft. Er weiß ja, dass sie ein Archetyp ist und beschreibt eigentlich genau das, was ihr im Buch widerfährt. Sie wünscht sich, anders zu sein, ihr Körper wird ihr lästig, sie wird ihrer Gefühle überdrüssig und zweifelt. Und dann lässt sie es zu, sie wird das, wozu sie bestimmt ist und wächst über sich hinaus. In der Szene, als sie Angelo blendet wird ja auch beschrieben, wie schön und anmutig sie ist.


    Und das blaugrüne, das bezieht sich ja auf Morpheus Welt, er ist es ja, der spricht und er sagt "in meine blaugrüne Welt". Da würde ich mal auf das Meer tippen, er wurde selbst ja auch am/im Wasser verwandelt.

  • Was mich noch interessiren würde. Hat Collin Ellie direkt erkannt, weiß er, das er im 21. Jahundert ist? Er hat nicht die Probleme, die Tessa hatte, oder? Liegt es daran, das er von Geburt an kein Mensch war? :?:

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Colins Geist war ja nie ein anderer, da er immer ein Dämon war (in Menschengestalt, wie alle Mahre), und ich rechne ihm auch eine weitaus höhere Intelligenz an als Tessa, die schon als Mensch einfältig und dumpfsinnig war. Colin erklärt diese Unterschiede in "Splitterherz" ganz gut - es gibt Mahre, die nur aufs Jagen sind und ähnlich wie Tiere vor sich hin vegetieren und es gibt Mahre, die versuchen, geistig lebendig und auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Und das hat Colin ja schon alleine deshalb getan, weil er immer unter Menschen gelebt hat und versuchte, wie Menschen zu leben. Außerdem gab es bei ihm diese totale Verwandlung wie bei Menschen, die zu Mahren werden, nicht. Doch der Hauptgrund ist natürlich, dass er immer ein Cambion war und nie ein Mensch. Natürlich erkennt er Ellie und er ist auch der Gleiche wie vorher - bis auf die Tatsache, dass er sterblich ist, krank werden und schlafen kann. Und fühlen ...

  • Lebt wohl, Ellie und Colin, ihr werdet immer einen festen Platz in meinem Herzen haben ...

    In meinem auch. :love: Ich konnte es nicht fassen, dass sie ein Happyend bekommen haben. Ich hatte das wirklich nicht zu hoffen gewagt - und bis zur "Menschheitsdämmerung" hätte ich das wirklich nicht erwartet. Vor dem Kapitel saß ich und dachte: Was? Er schläft nur? Wie jetzt? - Ich war vollkommen verwirrt. Und dann das Ende - Wahnsinn, wie schön es ist und wie unkitschig zur gleichen Zeit. Und Wahnsinn, wie du das hinbekommen hast, dass es so ein tolles und doch so gar nicht klischeehaftes Ende ist. Dass Ellie nicht gleich plant, mit Colin bis zu ihrem Tod zusammen zu sein - :thumleft: . Und dass er nicht einfach ein Mensch ist und lebt wie alle anderen auch - :thumleft: ! Wundervoll. Einfach gut. Besser hätte es nicht kommen können. Für mich ist das absolut stimmig und passig.

    Puh, ich merke gerade, dass es das Buch ganz schön in sich hat ... und das selbst diese Leserunde nicht reicht, um auf alles einzugehen. Da ist noch so vieles. Aber man kann das Buch ja mehrmals lesen und immer wieder etwas entdecken.

    Das habe ich beim Lesen oft gedacht. Allein die Kapitelüberschriften, die Trilogie an sich, dann steckt so viel in den Figuren und überhaupt, das ist wunderschön. Und ich freue mich darauf, Neues zu entdecken, wenn ich das Buch erneut lese. Ein gutes Buch macht auch aus, dass man Vertrautes wiederfindet beim zweiten Lesen und dass es auch noch mehr zu entdecken gibt. Ich freue mich. :D


    Übrigens: Die Szene, in der Ellie Colins Wunsch nachkommt und vorhat, ihn zu töten, fand ich schrecklich. Es war fast nicht auszuhalten, das zu lesen, genauso, wie es für Ellie schrecklich war, das tun zu müssen. Wie ging es dir denn da beim Schreiben? - Klar, du hast Ellie und uns voraus, dass du wusstest, was passieren würde, aber trotzdem stelle ich mir gerade diese Szene heftig vor. Und ich dachte die ganze Zeit: Louis? Bettina lässt doch nicht wirklich Tillmann das Pferd umbringen? ... :shock:

  • Es ging mir schrecklich beim Schreiben der letzten Kapitel, obwohl ich wusste, wie es ausgeht - das hat keinen Unterschied gemacht. Ich hab gezittert, mir war kalt und schlecht, ich hatte fast körperliche Schmerzen, als ich das mit Louis beschrieb (ich liebe Pferde ja so sehr ... und wenn ich mir vorstelle, sowas würde jemand mit meinem Pferd machen ... nein, das kann ich mir nicht vorstellen ...), mir war, als würde Colin vor mir stehen und mich fassungslos anschauen, nicht begreifend, warum ich ihm das antue ... und erst Ellie, die die ganze Zeit weiß, dass sie ihn täuscht, ja, ihn täuschen muss ... es war wirklich nicht schön, das zu schreiben, aber es musste sein, auch wenn mir das Herz geblutet hat.
    Dornenkuss hat etwas mit mir angestellt; was, weiß ich noch nicht ... bin dabei, es herauszufinden ... Max Frisch hat mal geschrieben: Man kann sich nicht niederschreiben, nur häuten wie eine Schlange. Und dieses Gefühl habe ich. Ich habe mich gehäutet, obwohl fast alles erfunden ist und es eigentlich keine autobiografischen Bücher und Geschichten sind und Ellie ein ganz anderer Charakter als ich ist. Und noch ist keine neue, schützende Haut gewachsen. Aber ich hoffe, das passiert mit den Wochen und Monaten ...
    Leider ist meine neue Heldin auch eine ziemliche Knalltüte - wenn auch anders gestrickt als Ellie - und hält mich bereits mächtig in Atem. Ich komme kaum zum Luftholen.
    Das waren jetzt sehr private Worte zu später Stunde ... aber so schön der Beruf auch ist, den ich ausübe, so erschöpfend kann das Schöpferische bisweilen sein. Trotzdem war es wieder eine wunderbare Leserunde mit euch und ich würde mich gerne mit euch bei meinem nächsten Buch hier wieder treffen!
    Das ist jedenfalls mein fester Plan. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit ... :winken: