Teil 4: "Agape" und Epilog (Seiten 553-813)

  • Ich würde es sooo gerne der ein oder anderen hier gleich tun und die Nacht einfach durchmachen. Es ist gerade so mitreißend und spannend :love:

    und sie hat gerade noch den Absprung geschafft, weil sie eben wirklich stark ist - wie stark, das wird hier wirklich erstmal wieder deutlich!

    Bettina, war deine Anmerkung Ellie sei keinesfalls schwach (als es um ihre stärker werdende Abhängigkeit von Angelo ging) darauf bezogen? Dass Ellie sich, egal wie sehr sie sich auch auf den ersten Blick in Angelo verloren hat, gegen ihn wehren kann? Sie tut es als Instinkt ab, aber ich denke schon, dass es mit ihrer inneren Stärke zu tun hat. Die Verbindung zur Schlange ist zwar immer noch nicht geklärt (ich habe es aufgegeben, darüber zu rätseln, zu wirst mich ohnehin überraschen :wink: :pray: ), aber sie hat ja nicht nur in dieser Szene dem letzten, entscheidenen Schritt widerstanden.


    Überhaupt ist die Verbindung ja wirklich unheimlich schön - so tragisch sie auch ist.

    Oh ja :love: Darauf wäre ich nie gekommen. Dass Grischas Blick damals wirklich eine Bedeutung hatte, dass er Ellies Brief wirklich aufbewahrt hat. Alles, was Ellie sich auszureden versucht hat, war wirklich der Fall und dann eben auch wieder nicht. Grischa war mehr als bloße Schwärmerei- aber eben auch keine Liebe. Im Vergleich zum Mord an Leo und anderem mag das vielleicht nicht so schwer wiegen. Aber wenn ich mir vorstelle, wie sehr Angelo Ellie damit beeinflusst hat und wie sehr sie unter dieser einseitigen Liebe/Schwärmerei gelitten hat.


    Es ist unglaublich, wie viel Wärme und Liebe von Leo man hier spüren kann, obwohl er nicht mehr da ist. Folgende Worte von Morpheus haben mich zu Tränen gerührt:


    Zitat
    Er ist. Wer fühlt, kann niemals vergehen. (S. 659)

    Danke für das Zitat! Das ist für mich eine der schönsten, gefühlvollsten und auch bedeutsamsten Stellen des Buches.


    Angelos Sog ist stark und mächtig, so mächtig, dass sie sich vergisst, sobald sie in seiner Nähe ist.

    Es war auch toll beschrieben, wie Ellie sich wieder mehr und mehr verliert, je näher sie ihm kommt. Dass sie sich in einem letzten Moment des Aufbäumens sogar die eigene Rippe angeknackst hat, um seinem Bann nicht wieder völlig zu erliegen! Und trotzdem scheint sie nur noch sehr verschwommen zu wissen, an was er sie erinnern soll.


    eigentlich kann man sich kaum mehr vorstellen, dass sie es schafft, sich nicht verwandeln zu lassen, denn ganz offenbar will sie es ja ...

    Das Gefühl hatte man ja schon, als sie auf Tessa getroffen ist und ihrem Zauber erlegen ist. Ich frage mich nur, ob das "Es muss sich etwas ändern" in diesem Moment auf sie selbst bezoge ist. Oder ob sie damit gemeint hat, dass sich mit Angelo etwas ändern muss. Ich bin so gespannt, wie sie sich entscheidet!
    Colin will Sterben, weil es das einzige Menschliche für ihn ist- und Ellie will zum Mahr werden. Dass sich das so entwickeln würde hätte ich mir nie träumen lassen.


    ich hoffe jetzt aber, es wirkt nicht durchkonstruiert und wie am Reißbrett geplant, denn so war es nie ...

    Es wirkt durchdacht, nicht durchkonstruiert. Deine Geschichte hat Hand, Fuß und jede Menge Herz und dabei hatte ich nie das Gefühl, dass du nur deine geplante Handlung "abarbeitest".

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Ich muss es auch gestehen, heute nacht bin ich kurz nach 02:00 Uhr aufgewacht und habe 100 Seiten gelesen... Jetzt bin ich auch durch...
    Ich möchte auch ungerne etwas vorweg nehmen, von daher halte ich mich noch zurück.
    Ich kann nur sagen, ich hab geheult... und ich konnte lange danach nicht einschlafen. Das ganze Buch hat mich doch ziemlich aufgewühlt. (Im positiven Sinne).

  • Hui wow,
    ich glaube ich muss nun erstmal alles "verdauen" was ich nun noch alles erfahren, gelesen und im Kopf habe.
    Also bitte nicht weiterlesen wenn man noch nicht das ganze Buch gelesen hat!


    Das Ende ... es war toll, keine Frage. Aber irgendwie auch verwirrend, fand ich.



    ... aber genau so soll es Ellie ja dabei ergehen ... das ist exakt die Wirkung, die Morpheus bei ihr erzielen will - und es gibt noch einen ganz wichtigen Grund, warum es so emotionslos und doch, auf verborgene Art und vielleicht erst beim zweiten Lesen, "elend" wirkt, aber dazu kann ich erst am Schluss etwas sagen ...
    Trotzdem war es für mich persönlich das emotionalste und schlimmste Kapitel, weil ich es nicht schreiben konnte, ohne an den plötzlichen Tod meines Vaters vor wenigen Jahren zu denken, der mich genauso unvorbereitet getroffen hat wie Ellie der von Leo, und als ich den letzten Satz des Kapitels geschrieben hatte, bin ich - und das ist selten bei mir, wenn ich schreibe - erst einmal in Tränen ausgebrochen. Das Schreiben hat regelrecht wehgetan und es geht mir jedes Mal wieder so, wenn ich diese Stelle lese.


    Ich muss sagen ich fand das alles auch ein wenig emotionslos, aber so sollte es ja sein bzw das bezweckt ja Morpheus. Das hat mir ein wenig leid getan, für Leo.
    Allerdings, auch ich würde an daran erinnert wie schnell und schmerzhaft das alles ist und konnte es nachempfinden. Gerade das Ellie sich so "eingräbt", sich die Augen ausheult ... all das kenne ich nur zur genüge!


    Wie gesagt, ich glaub ich muss erstmal ein wenig alles sacken lassen und melde mich dann nochmal :lol:

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.


  • Ich bin wirklich froh, daß wie das Buch hier gemeinsam lesen, darüber diskutieren und auf viele Kleinigkeiten eingehen, die mir ohne diese Runde wohl nicht aufgefallen wären.


    Dem kann ich mich nur anschließen! Die Leserunde ermöglicht einen viel tieferen Blick ins Buch, weil jeder andere Schwerpunkte beim Lesen hat und somit viele verschiedene Blickwinkel beleuchtet werden.

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • ... zu Ellies Schwäche/Stärke: Ja, natürlich hat sie eine ganz ausgeprägte intuitive Stärke, die sie auch in dieser Situation nicht vollends verlässt (und eine große Neugierde, weshalb sie ja ans Telefon geht ... ), aber ich meinte das noch in anderer Hinsicht auf Angelo, möchte da aber noch nichts vorwegnehmen, weil ich nicht weiß, wie weit die anderen sind. Wir sollten aber am Schluss oder bei der betreffenden Stelle unbedingt noch einmal über ihre Beziehung zu Angelo sprechen.

  • Gott, seit ihr schon wieder vorangesprescht! Aber ich werde heute auflesen und mich dann mal melden! Bis später!

    Du solltest die Sorte Frau sein, wo - wenn sie morgens aufsteht und einer ihrer Füße den Boden berührt - der Teufel sagt: "Scheiße, sie ist wach!"
    :study: Dieses Jahr rockt das Regal!

  • Vertrauensbeweis / Blendung


    Gianna und Paul sind tatsächlich weg. Ich frage mich, ob die beiden nach Hause gefahren sind. Hätte ich nicht gedacht, dass Paul Elli wirklich allein läßt. Nur Tillmann ist noch da. Aber nicht, um Elli zu helfen, sondern aus Angst, nach Hause zu fahren. Angst , dass jemand sieht, in welchem Zustand er ist. :cry: Ihm geht es wirklich schlecht, er ist verzweifelt, braucht neue Drogen. Elli bitte ihn, sie zu begleiten, wenn sie sich mit Angelo trifft. Tillmann tut mir wirklich leid, er hat für Elli so viel riskiert und so viel verloren.

    Ich glaube, jetzt heißt es Daumen drücken, denn Ellie bewegt sich auf einem sehr schmalen Grad ... eigentlich kann man sich kaum mehr vorstellen, dass sie es schafft, sich nicht verwandeln zu lassen, denn ganz offenbar will sie es ja ...

    Als Elli Tillmann bittet, sie zu begleiten, war es das erste Mal, das ich wieder die Hoffnung hatte, Elli weiß, was sie tut. Sie darf ja nichts planen, aber sie spricht so deutlich mit Tillmann und will, dass er zwischen den Zeilen liest. Und sie schaut ihm nicht in die Augen ! Elli spricht, aber jemand anderes bildet die Worte. Ist es Morpheus??


    Elli macht sich bereit für das Treffen mit Angelo. Aber vorher hat sie noch etwas zu erledigen: sie tötet den Skorpion und hängt ihn sich als Kette um den Hals! :shock: Für mich war dieser Skorpion wie Angelo, perfekt und wunderschön. Er lockt Elli mit seiner Schönheit und erschleicht sich ihr Vertrauen, doch kommt man ihm nahe, dann sticht er!


    Elli wirkt wieder wie ferngesteuert. Sie nimmt alles überdeutlich wahr, es scheint, als spreche jemand durch sie und sie fühlt (?) ihre Familie und Freunde hinter sich, die sich gemeinsam mit ihr Angelo stellen. Die Mauern, die Elli vor dem Schmerz und der Trauer schützen, stürzen ein, sie spürt ihren Schmerz. Angelo hat keine Chance mehr von dem Moment an, als er erkennt, dass Elli sich nicht mehr manipulieren läßt. Wieder besteht eine Bindung zwischen Elli und den Schlangen. Sie nimmt die Schlange und ihre Jungen mit zum Treffen, versteckt unter ihren Haaren. Und die Schlange ist es, die Angelo beißt und Elli damit die Gelegenheit gibt, zu handeln. Und jetzt erfahren wir auch die anderen Gründe, warum er alles tat: Tesa war auch seine Mutter und Colin sein Bruder. :shock:


    Interessant finde ich auch Ellis Strafe für Angelo: sie blendet ihn. So, wie er sie vorher geblendet hat durch seinen äußeren Schein und sein falsches Spiel. Und noch etwas kann Angelo nun nicht mehr: anderen die Geheimnisse ihrer Seele nehmen, die sie in ihrem Blick tragen.


    Dass sie sich in einem letzten Moment des Aufbäumens sogar die eigene Rippe angeknackst hat, um seinem Bann nicht wieder völlig zu erliegen!

    Das sie sich selbst diese Schmerzen zufügt, hatte ich irgendwie auch mit der Formel in Verbindung begracht. Schmerz öffnet die Seele. So als ob der Schmerz sie daran erinnern soll, was wirklich wichtig ist.


    Ja, ich bin auch erschrocken, wie sehr wir uns aus Ellies Sicht fast ohne Zweifel und Bedenken auf Angelo eingelassen haben. Dass wir es aus der Sicht von Ellie erleben durften, macht die Sache teils etwas verwirrender, da Ellies Verwirrung auch erst nach und nach Klarheit annimmt und die Fragen nur zögernd beantwortet bekommt, jedoch ist es für den Leser aus dieser Perspektive nur von Vorteil, denn so können wir uns in Ellies Situation, in die Manipulation Angelo´s hineinversetzen, Ellies Handeln besser verstehen.

    Aber dadurch, das wir alles aus Ellis Sicht erleben , hatten wir doch kaum eine Chance, als Angelo zu "verfallen". Sicher waren da Zweifel, alles war zu perfekt. Aber trotzdem habe ich kein schlechtes Gewissen, an Angelo geglaubt zu haben. (Außerdem bin ich eh ein schlechter Menschenkenner ( oder Mahrkenner ) und wäre garantiert auch so auf Angelo hereingefallen).


    Morpheus ist wirklich eine wundervolle Figur

    Ja, das finde ich auch. Ohne ihn hätte Elli das alles nicht geschafft. Ich frage mich aber, wie Elli es schaffen soll, ihn am Ende beim Sterben zu helfen.


    Ich bin wirklich froh, daß wie das Buch hier gemeinsam lesen, darüber diskutieren und auf viele Kleinigkeiten eingehen, die mir ohne diese Runde wohl nicht aufgefallen wären.

    Das habe ich beim Lesen schon so oft gedacht. Ich finde es toll, dass man durch die vielen verschiedenen Eindrücke auf vieles, dass man sonst vielleicht überlesen hätte, hingewiesen wird. Und Bettinas Hinweise und Hintergrund-Infos sind wirklich hilfreich!

  • Vertrauensbeweis / Blendung


    Gianna und Paul sind tatsächlich weg. Ich frage mich, ob die beiden nach Hause gefahren sind. Hätte ich nicht gedacht, dass Paul Elli wirklich allein läßt.


    Ja das hat mich auch gewundert, dass sie wohl einfach so abgehauen sind.


    Nur Tillmann ist noch da. Aber nicht, um Elli zu helfen, sondern aus Angst, nach Hause zu fahren. Angst , dass jemand sieht, in welchem Zustand er ist. :cry: Ihm geht es wirklich schlecht, er ist verzweifelt, braucht neue Drogen. Elli bitte ihn, sie zu begleiten, wenn sie sich mit Angelo trifft. Tillmann tut mir wirklich leid, er hat für Elli so viel riskiert und so viel verloren.
    Als Elli Tillmann bittet, sie zu begleiten, war es das erste Mal, das ich wieder die Hoffnung hatte, Elli weiß, was sie tut. Sie darf ja nichts planen, aber sie spricht so deutlich mit Tillmann und will, dass er zwischen den Zeilen liest.


    Tillmann tut mir auch so leid. Er hat Ellie immer unterstützt und ihr geholfen und sich so für die Sache eingesetzt und nun ist er völlig am Ende :cry:
    Auch mir gab es Hoffnung, dass sie mit Tillmann spricht und ihn bittet sie zu begleiten. Sie wirkt zwar irgendwie ferngesteuert, aber das muss wohl so sein, da sie ja nicht planen darf. Entweder sie handelt intuitiv oder ist wirklich irgendwie unter Morpheus Einfluss.

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • ... niemand von euch sollte ein schlechtes Gewissen haben, Angelo verfallen zu sein und an ihn geglaubt zu haben, das ist nur natürlich und ihr werdet auch noch erfahren warum. Ich möchte am Ende auch noch mal darüber sprechen, falls ich darf. ;-)


    Die Blendung - das ist ja ein sehr altes Motiv und auch fest verbunden mit der Geschichte um Ödipus. Naja, und wenn bei Angelo nicht ein Ödipuskomplex eine Rolle spielt, dann weiß ich auch nicht ... ;-) Es spielt auch noch eine andere Figur aus der griechischen Mythologie hinein: Achilles in seinem finalen Kampf gegen Penthesilea, die Amazonenkriegerin (eine wirklich starke Figur!!), wie er im Drama von Kleist dargestellt wird.
    Hier die entscheidende Stelle in Dornenkuss:
    "Jetzt wuchs seine Gestalt aus der Senke. Es brauchte keine Streitwagen mit Sonnenpferden, um die Erde zu überstrahlen. Er leuchtete überirdisch hell." Achilles wird im Drama der Sonne zugeordnet und fährt einen solchen Streitwagen und ich finde ihm vom Charakter her und vor allem vom Aussehen her (wie ich ihn mir immer vorgestellt habe ...) Angelo recht ähnlich. Aber auch er zieht bei Kleist den Kürzeren. Penthesilea, die ihn liebt, sich aber von ihm betrogen fühlt, beißt ihn tot, im Kleistschen Drama frisst sie ihn sogar auf. (sic!)


    Auch Ellie hat etwas von einer mythischen Sagengestalt mit ihrem Schlangenhaar und den Vipern darin. Wer sich darin ein wenig vertiefen möchte, kann mal Medusa bei Wikipedia eingeben. Ich musste bei Ellie während ihrer Blindheit immer an die Medusa denken ... vielleicht habe ich sie auch deshalb so viel im Meer (in der Traumdeutung Symbol für unsere Gefühlswelt ...) planschen lassen. Unter anderem auch mit Quallen. ;-)


    Übrigens hat auch Morpheus Bezüge zur griechischen Mythologie. Morpheus ist der Gott des Traumes und damit der Sohn von Hypnos, dem Gott des Schlafes. Er kann sich in jede beliebige Form verwandeln und in den Träumen der Menschen erscheinen. Schaut euch mal den kurzen Artikel dazu in Wikipedia an, den finde ich in Bezug auf meine Trilogie hochinteressant: Morpheus Und Morpheus ist bei mir zudem ein Hermaphrodith, ein Zwitter. Laut griechischer Mythologie ist er wie folgt entstanden:
    "Bei Ovid vereinigte Hermaphroditos nicht nur den Namen seiner beiden Eltern in seinem eigenen, sondern es spiegelten sich auch beider Gesichtszüge in seinem Antlitz wider. Er wurde von Naiaden in den Höhlen auf dem Berg Ida großgezogen. Als er fünfzehn Jahre zählte, entschied er sich, den Ida zu verlassen, um die Welt kennenzulernen.


    Als er, von Lykien kommend, durch Karien wanderte, gewahrte er einen schönen Teich mit überaus klarem Wasser und saftigem Grün an den Ufern. Als er sich diesem näherte, wurde die an dessen Ufern lebende Nymphe Salmakis auf ihn aufmerksam und wünschte, ihn zu besitzen. Sie machte ihm glühendste Avancen und versprach ihm ihre Liebe. Er jedoch, in Liebe unerfahren und mit dem Begriff schon wenig anfangen könnend, errötete beschämt und schob sie von sich. Weitere, noch intensivere Versuche ihrerseits führten dazu, dass er sie schließlich von sich stieß und drohte, zu fliehen und sie und den Ort zu verlassen.


    Als ihm Salmakis daraufhin den Platz überließ und den Anschein gab, sich zurückzuziehen, entledigte sich der Jüngling seiner Kleidung und stieg ins Wasser des Teiches. Durch seine Nacktheit ihm noch mehr verfallen, riss sich die Nymphe, die versteckt im Gebüsch sein Auskleiden beobachtet hatte, die Kleider vom Leib und sprang zu ihm ins Wasser. Er wurde von ihr gegen seinen Willen umarmt, ständig mal von der einen, mal von der anderen Seite geküsst und schließlich wie von einer Schlange heftig umschlungen. Als er sich daraufhin trotzdem weiter gegen sie wehrte, bat sie die Götter Hermes und Aphrodite, kein Tag möge sie von ihm und ihn von ihr trennen. Dem Wunsch wurde entsprochen, und beide verschlungenen Körper verschmolzen zu einem einzigen, eine Zwittergestalt, sowohl Mann als auch Frau und doch eigentlich keines von beidem.


    Als Hermaphroditos bemerkte, dass ihn das Wasser des Teiches, in das er hinabgestiegen war, zum Zwitter gemacht und verweiblicht hatte, stieß er den Wunsch mit seiner nunmehr nicht mehr männlichen Stimme in Richtung seiner Eltern aus, jeden Mann, der in diesen Teich steige, möge dasselbe Schicksal wie ihn selbst ereilen, er möge zum Zwitter und weibisch werden. Die Eltern ließen sich rühren und legten einen Zauber, der das bewirkte, über das Wasser des Teiches.[4]" (Quelle: Wikipedia)
    Das ist also das, was Morpheus Ellie gegenüber andeutet, als er erzählt, wie er entstanden ist ...


    Last, but not least: Ist euch aufgefallen, dass Angelo eigentlich gänzlich unerotisch ist? Fast schon asexuell? Solltet ihr das Buch oder einige Stellen ein zweites Mal lesen, dann achtet darauf, wie ich ihn beschrieben habe ... vor allem in der Szene, in der Ellie zu ihm zurückkehrt, nachdem sie in Griechenland war. Erst hat er seinen Lutscher im Mund, dann hält er ihn fest wie ein junger Hund, der spielen will, und auch Ellies Zärtlichkeiten gleichen eher der einer Mutter; er wählt ein helles, kariertes Hemd, babyblau, wie Ellie bemerkt, Zitat Ellie: "Ich hätte ihn noch so gerne angesehen, seine nackte, seidige Kinderhaut mit meinen Blicken gestreichelt." Und aufgeräumt hat der Knabe auch nicht! :wink:
    Ganz deutlich wird es dann aber bei der Blendung, da robbt er wie ein Baby, das noch nicht krabbeln kann, über den Boden, das Gesicht verzerrt wie ein Kind beim Brüllen, mit Geiferfäden aus dem Mund ...Er ist das Baby, dem die Mutter weggenommen wurde, war im Grunde als Mahr nie erwachsen ...


    Ja, und dann die Blendung. Die Augen als Spiegel der Seele ... und als Verführer der Seele. Wer sich in dieses Thema vertiefen möchte, dem empfehle ich folgenden Aufsatz: "Das Auge, die Seele des Lichts, Platonische und neuplatonische Randgänge zur Philosophie des Auges" von Stefan Groß. Kann man lesen, ist hochinteressant, muss man aber nicht. Ich bin bei meiner Recherche darauf gestoßen und fand darin Gedankengänge, die ich auch hatte. Jedenfalls hat in der Antike das Auge als Spiegel unserer Seele eine sehr wichtige Rolle gespielt und ich glaube, man muss die griechische Philosophie nicht kennen, um diesen Gedanken zu mögen oder zu verstehen. Auch in anderen Kulturen beschäftigten sich die Philosophen mit dem Auge - so ist das auf die Stirn gemalte dritte Auge im Buddhismus und Hinduismus Ausdruck von Innerlichkeit, Erfahrung und Sensibilität. In der Antike war das Auge jenes Organ, das im Rahmen der menschlichen Wahrnehmung an allererster Stelle stand. Und etwas davon hat auch Rilke in seinem Gedicht "Der Panther" aufgegriffen, was ich zuerst an Stelle des Frisch-Zitats hatte ... und mit dem Höhlengleichnis von Platon, zu dem wir an späterer Stelle noch kommen. Jedenfalls ist es kein Zufall, dass Morpheus in einer Höhle lebt und auch Colin sich in Dornenkuss in eine Höhle zurückgezogen hat ... aber dazu später mehr ...


    So, das war meine Montags-Vorlesung. :mrgreen:

  • Ein Gedanke so nebenbei:

    Die Augen als Spiegel der Seele ... und als Verführer der Seele.

    Das kann Morpheus bei seinem Anruf natürlich auch gemeint haben. Ellie soll Angelo in die Augen schauen, da sie als Spiegel seiner Seele gelten.

    Ein Rau[color=#6666ff]m oh[color=#4c66ff]ne B[color=#7f4cff]uch [color=#664cff]ist [color=#4c33ff]wie [color=#3333FF] ein [color=#3366ff]Kör[color=#3399ff]per [color=#3366ff]ohn[color=#3333ff]e Se[color=#4c33ff]ele[color=#664cff]. [color=#87ceeb] (Cicero)[color=#999999]

  • Angelo hat keine Seele. ;-) Jedenfalls keine eigene. Ellie erklärt es später selbst noch ganz gut ...
    Schaut mal auf S. 704 unten/S.705 oben. Es sei denn, ihr seid so weit noch nicht.


    Übrigens wurde die Achilles-Sage mal mit Brad Pitt in der Hauptrolle verfilmt. Und er hat das gar nicht schlecht gespielt (und das sage ich, obwohl ich kein ausgewiesener Pitt-Fan bin).
    Brad Pitt als Achilles

  • So, das war meine Montags-Vorlesung.


    Ich liebe diese Vorlesungen - meine sind schon so lange her. Hach, das Studium...das waren noch schöne Zeiten! Ich mag es, immer etwas Neues dazuzulernen und es ist wirklich toll, wenn ein Roman noch solche Motive aufweist, bei denen man mitdenken und miträtseln kann.


    Und etwas davon hat auch Rilke in seinem Gedicht "Der Panther" aufgegriffen


    Dieses Gedicht ist so wunderschön und traurig zugleich, eines meiner absoluten Lieblingsgedichte. :love: Besonders die Schlusszeile, die hat es wirklich in sich! "...und hört im Herzen auf zu sein."


    Über die Augen als Spiegel der Seele hatte ich einmal ein ganzes Seminar. Das war ja in der Romantik auch wieder ein großes Thema - es passt wirklich alles zusammen. Und an Platons Höhlengleichnis kann ich mich auch noch dunkel erinnern. Das wäre doch jetzt ein guter Zeitpunkt, alles etwas aufzufrischen. :loool:

  • ... ja, stimmt, das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen - die Romantiker beschäftigten sich ja viel mit diesen Motiven aus der Antike und verquickten sie mit ihren eigenen Motiven, was ich beim Lesen der Literatur dieser Epoche auch immer sehr gelungen fand. So schließt sich der Kreis ...
    P.S. Mir geht es auch manchmal so - da möchte ich wieder Studentin sein und meinem Romantik-Professor lauschen, der manchmal so ergriffen war von den Texten, mit denen wir uns beschäftigten, dass er fast zu weinen begann. :| Ganz anders war es bei dem eine Prof in Mannheim, der sich auf Krankheiten in der Literatur des Mittelalters spezialisiert hatte (Lepra, Pest und Konsorten) und dabei auch gerne seine eigenen Krankheitsgeschichten zum Besten gab, und das mit einem derart selbstironischen, trockenen Humor, dass wir uns vor Lachen manchmal kaum auf den Stühlen halten konnten ... :loool:

  • Ich habe es gestern Abend auch noch geschafft. Ich habe mir leider nichts zu den einzelnen Kapiteln mehr aufgeschrieben, daher will ich jetzt nicht zu viel schreiben, um evtl. vorzugreifen.


    Ich hoffe du nimmst mir die Kritik jetzt nicht übel Bettina :uups: Du hast dir eine tolle Geschichte ausgedacht, nichts ist hier zufällig passiert, alles hat seinen Grund und die Lieder dazu fand ich auch immer wieder toll. Aber leider war es nicht ganz meins. Aber im Großen und Ganzen kann ich mich erstmal Vicidog anschließen:

    Bettina, ich habe manches mal an Dir gezweifelt :pale: . Ich war stellenweise enttäuscht, traurig, wütend, erleichtert und manchmal ogar genervt (von Ellie). :roll: Ich versuche aber noch nicht so weit vorzugreifen. Und den Schluß nicht zu verraten. Ellie geht mir ziemlich auf die Nerven. Das sich alle von ihr zurück ziehen kann ich sehr gut verstehen. Sie scheint mir an der Stelle ungesund glücklich zu sein. Wie unter Drogen. Ich dachte mir schon, das Angelo eine Art Gehirnwäsche mit ihr vollzogen hat. Das sie sich an so viele Details nicht mehr erinnern kann, das für sie wichtige Dinge plötzlich sowas von nebensächlich sind und dann immer dieses geschmalze wie toll Angelo doch ist und wie wohl sie sich in seiner Nähe fühlt. Bäh. :puker:

    Ellie ging mir auch sowas von auf die Nerven :evil: :wuetend: :lol: ich hatte es ja bereits schon mal erwähnt. Vielleicht liegt es daran, das ich kein sonderlich empfindsamer Mensch bin und nicht in alles etwas reininterpretiere und schon gar nicht so schnell rumzicke oder ähnliches. Wäre ich wie Ellie, hätte mich mein Mann schon längst raus geschmissen glaube ich :wink: Und wie sie mit allen teilweise umgegangen ist, da wundert es mich auch nicht, dass sie nicht gerne bei ihr waren.


    Für mich wurde das Buch erst ab ca. Seite 600 gut, denn ab da ging mir Ellie nicht mehr so auf den Keks, und die Story nahm Fahrt auf. Die Auflösung fand ich okay, vieles davon hatten wir uns ja schon gedacht (Leo, Gianna etc.), nur das Colin


    Alles in allem, ein Abschluss, mit dem ich leben kann, der für mich aber nichts besonderes war. Für mich ging es in der Trilogie immer weiter bergab, Splitterherz hat 5 Sterne von mir bekommen, Scherbenmond 4 und Dornenkuss letztendlich jetzt nur 3. Ich schreib auch gleich nochmal im Rezi-Thread etwas dazu.


    Aber Vielen Dank schon mal für die Leserunde und deinen unermüdlichen Einsatz hier Bettina, das war wieder toll :applause: :friends:

    <--- The Power of books!


    :study: Judith Pinnow - Fast bis zum Nordkap

  • Uh, fast hätte ich was vergessen. Der eine Satz aus dem "Hohelied der Liebe" von Leo hat mir besonders gefallen: Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles.
    Denn wir haben in unseren Eheringen etwas ähnliches stehen: Amor Vincit Omnia (Liebe besiegt alles) :love:

    <--- The Power of books!


    :study: Judith Pinnow - Fast bis zum Nordkap

  • Der eine Satz aus dem "Hohelied der Liebe" von Leo hat mir besonders gefallen: Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles.


    Ich muss sagen, dass ich zum "Hohelied der Liebe" eine zwiegespaltene Meinung habe. Sicher, der Text ist schön, aber "Die Liebe erträgt alles"? Ich finde nicht, dass Liebe alles ertragen soll. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

  • ... das sagt Ellie ja auch und da kann ich mich nur anschließen. Die Liebe darf nicht alles ertragen. Allerdings ist auch dieser Satz interpretierbar und letztlich ermutigt er Ellie im Sinne von Agape, Dinge zu ertragen (zumindest denkt sie, dass sie das muss), die sie vorher nicht für möglich gehalten hat. Deshalb fragt sie Tillmann ja auch: "Wieviel kann ein Mensch ertragen?" Und aus Liebe zum eigenen Kind z.B. nimmt man so ziemlich alles auf sich - und noch mehr ... Man darf diesen Satz, denke ich, nicht nur auf die partnerschaftliche Liebe zwischen Mann und Frau beziehen.


    Zu euren Meinungen will ich selbst gar nicht viel sagen, weil ich finde, dass mir das nicht zusteht. Aber ich stelle aufgrund der Meinungen, die mich dann leider doch erreichen (ich versuche es ja zu vermeiden, aber hundertprozentig geht das nicht), dass diejenigen, die sich schon von Scherbenmond etwas anderes erhofft haben, bei Dornenkuss noch enttäuschter sind. Für mich persönlich aber hätte die Geschichte nur so laufen können und nicht anders. Und es ist nicht so, dass ich nicht in andere Richtungen gedacht habe ...
    Nein, es gab nur diesen Weg und Ellie musste so bleiben, wie sie ist, um diesen Weg gehen können. Es verhält sich bei ihr mit Colin genau umgekehrt - Colin hätte es mit keiner anderen Frau ausgehalten, er brauchte genau jemand wie Ellie, und ich wünsche den Mädchen und jungen Frauen da draußen, die genauso sensibel sind und so ticken wie Ellie, von ganzem Herzen - und das meine ich so, wie ich es schreibe, es ist mir eine Herzensangelegenheit -, dass sie "trotzdem" oder vielleicht sogar deswegen einen Mann finden, der es mit ihnen aufnehmen kann und ihnen ein verständnisvoller, ebenbürtiger Partner ist. Diese Männer gibt es. :wink:
    Tja, und trotz der Negativmeinungen musste Dornenkuss sich in der Kategorie "Romantik" beim Lesrepreis von Lovelybooks 2011 nur von Cecilia Ahern geschlagen gegeben (und von ihr lassen wir uns doch gerne schlagen :) ) und ist drei Wochen nach Erscheinen auf einem sensationellen zweiten Platz gelandet - der helle Wahnsinn, ich hab offenbar die besten Leser der Welt. Danke an alle, die gevotet haben, ihr seid klasse!
    :bounce:

  • Colin hätte es mit keiner anderen Frau ausgehalten, er brauchte genau jemand wie Ellie, und ich wünsche den Mädchen und jungen Frauen da draußen, die genauso sensibel sind und so ticken wie Ellie, von ganzem Herzen - und das meine ich so, wie ich es schreibe, es ist mir eine Herzensangelegenheit -, dass sie "trotzdem" oder vielleicht sogar deswegen einen Mann finden, der es mit ihnen aufnehmen kann und ihnen ein verständnisvoller, ebenbürtiger Partner ist. Diese Männer gibt es. :wink:

    Ich war eigendlich nicht besonders viel genervt von Ellie, vielleicht sehe ich mich in manchen Verhaltensmuster in ihr wieder und dachte an vielen Stellen auch, daß ich wahrscheinlich ähnliche Reaktionen gezeigt hätte. Ich bin ein sehr emotionsgeladener Mensch und die Tränen lösen sich zu meinem Leidwesen auch sehr schnell in den unmöglichsten Momenten :uups: (konnte mich also in vielen Szenen mit ihr etwas identifizieren). Und die Menschen um mich herum haben mich mit meiner sensiblen Natur akzeptiert, und doch reagieren sie hin und wieder mit meinen Launen etwas gereizt , kann ich ihnen auch ehrlich gesagt nicht verübeln. :pale:
    Und ja, Bettina, diese Männer gibt es, :lechz: denn mein Mann ist ein absolut verständnisvoller Mensch, der meine regelmäßigen Gefühlsausbrüche und mein Verhalten akzeptiert und mir so eine große Stütze ist.
    Daher ist mir Ellies Persönlichkeit in allen drei Bänden durchweg sympatisch, kein perfekter Mensch, doch eine Geschichte über einen perfekten Menschen möchte ich persönlich auch nicht lesen.

    Tja, und trotz der Negativmeinungen musste Dornenkuss sich in der Kategorie "Romantik" beim Lesrepreis von Lovelybooks 2011 nur von Cecilia Ahern geschlagen gegeben (und von ihr lassen wir uns doch gerne schlagen :) ) und ist drei Wochen nach Erscheinen auf einem sensationellen zweiten Platz gelandet - der helle Wahnsinn, ich hab offenbar die besten Leser der Welt. Danke an alle, die gevotet haben, ihr seid klasse!

    Hey, das ist ja super. Freut mich wirklich sehr und ich bin stolz darauf, sagen zu können, daß ich hier an dieser tollen Leserunde teilnehmen durfte, bei der du wieder spürbar mit Herz und Seele dabei bist, liebe Bettina. Darauf und natürlich auf den tollen zweiten Platz ein Glässchen Sekt :anstossen:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Allerdings ist auch dieser Satz interpretierbar und letztlich ermutigt er Ellie im Sinne von Agape, Dinge zu ertragen (zumindest denkt sie, dass sie das muss), die sie vorher nicht für möglich gehalten hat.


    Das stimmt natürlich. Und Liebe als "Motivator" ist ja auch eine wahnsinnige starke Kraft. Dennoch sollte es immer auch Grenzen geben. (Das bezieht sich jetzt nur auf eine Interpretation des "Hohen Lieds", nicht auf "Dornenkuss", denn Ellie bewahrt sich ja trotz allem noch ihre Grenzen. Was ich bewundere.)