Lukas Hartmann - Finsteres Glück

  • Seitenzahl: 305


    Autorenportraits:
    (Cover/Verlag)
    Lukas Hartmann, geboren 1944 in Bern, studierte Germanistik und Psychologie. Er war Lehrer, Journalist und Medienberater. Heute lebt er als freier Schriftsteller.

    Kurzbeschreibung:

    (Cover/Verlag)
    11. August 1999, totale Sonnenfinsternis. Eine fünfköpfige Familie fährt wie Tausende andere ins Elsass, wo das Naturschauspiel besonders gut zu sehen ist. Doch nur Yves, der jüngste Sohn, kehrt lebend von diesem Ausflug zurück.
    In der Nacht wird Eliane Hess, Psychologin und alleinerziehende Mutter, ins Krankenhaus gerufen: Der achtjährige Yves, wie durch ein Wunder unverletzt, steht unter Schock. In nervöser Hast erzählt er und erzählt - nur vom Wesentlichen nicht. Was hat er vom Unfall mitbekommen? Ist sein Vater mit Absicht in die Tunnelwand gerast?
    Stück für Stück setzt sich für Eliane das Bild einer Familie zusammen, die mit offenen Augen auf die Katastrophe zusteuerte. Und immer schwieriger wird es für sie, professionelle Distanz zu wahren. Yves´Schicksal erschüttert und fasziniert sie - ähnlich wie seit ihrer Jugend der Isenheimer Alter, von dem es heißt, dass auf seiner ersten Tafel eine Sonnenfinsternis dargestellt ist. Als zwischen den Verwandten des Jungen ein Tauziehen um die Zukunft des Jungen beginnt, trifft Eliane eine unorthodoxe Entscheidung, die ihr eigenes Leben und das ihrer beider Töchter aus der Bahn wirft.


    Meine Meinung:
    Es ist eine berührende Geschichte über eine Familie, über schicksalhafte Fügungen, über das Leben, das manchmal sehr hart zu einem sein kann, über Arbeit einer Psychotherapeutin.
    Die Geschichte wird in leisen Tönen, unspektakulär, und doch eindringlich erzählt.
    Mich hat an dem Roman besonders die Arbeit der Psychotherapeutin interessiert, wurde zwar nicht detailliert beschrieben, dafür allerdings der persönlicher Charakter ihres Tuns um so mehr analysiert. Es wurde verständlich gemacht, dass es manchmal sehr schwierig ist das Private und Berufliche in so einem Bereich, der sich mit der Seele des Menschen auseinandersetzt, zu trennen. Auf jeden Fall fand ich den Blickwinkel des Autors interessant und auch ungewöhnlich.
    Ich fand die Geschichte interessant zu lesen. Von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Der neue Roman des Schweizer Schriftstellers Lukas Hartmann ist ein sowohl spannendes, als auch bewegendes literarisches Zeugnis über die Kraft und die Bindungsenergie der Familie. Er erzählt die Geschichte der Psychologin und alleinerziehenden Mutter von zwei Töchtern Eliane Hess, die im Sommer 1999 ins Krankenhaus gerufen wird, um den achtjährigen Yves psychologisch zu betreuen. Der war schwer traumatisiert in die Klinik eingeliefert worden, nachdem er mit seinen Eltern in einem Tunnel verunfallt war. Die Eltern und seine Schwestern sind sofort tot, der Junge überlebt schwer verletzt.


    Elaine, die die Geschichte in der Ich-Form erzählt, stürzt sich in die Arbeit mit dem Jungen, sie ist bewegt und gleichzeitig gebannt von seinem Schicksal, konfrontiert es sie doch immer mehr mit ihrer eigenen Vergangenheit. Bis die Frage geklärt ist, wer das Sorgerecht für den Jungen bekommt, nimmt Elaine den kleinen Yves sogar bei sich in der Familie auf. Doch bald schon muss sie ihn wieder loslassen, denn seiner Tante wird die Vormundschaft übertragen.


    Das wiederum belastet Elaine ungemein. Immer wieder will sie erfahren, wie es dem Jungen geht, dem es in seinem neuen Zuhause zusehends schlechter geht. Irgendwann trifft die den Jungen behandelnde Kollegin von Elaine die Entscheidung, den Behörden zu empfehlen, dass Elaine sich um den Jungen kümmern darf.


    Während dieser ganzen Zeit wird Stück für Stück eine schwierige Vergangenheit von Elaine ausgebreitet und man beginnt immer besser zu verstehen, was das Schicksal des Jungen mit ihrem eigenen zu tun hat. Und sie kommt dem immer noch ungelösten Rätsel näher, warum Yves den Unfall nicht verarbeiten kann ...


    Ein beeindruckender Roman, den ich nur empfehlen kann.

  • Lukas Hartmann – Finsteres Glück


    Original: Deutsch/Schweiz, 2010


    2016 verfilmt von Stefan Haupt unter dem gleichen Titel


    BEMERKUNGEN:

    Danke an die bisherigen Rezensenten! Nach fast zwölf Jahren kann man diesen Fred mit meinem zusätzlichen Senf ruhig nochmals hochholen! Lang genug stand das Buch auf meiner Wuli, dann dem SUB. Es war mein erstes Buch von Lukas Hartmann, und ich kann schon vorneweg sagen, dass es mich sehr beeindruckt hat.


    Da schreibt also ein studierter Psychologe (Hartmann!) in der Ich-Erzähllperspektive über eine Psychologin, die in einem extrem harten Fall herangezogen wird. Sicherlich darf auch sie “Empathie” verspüren, doch die professionell geforderte Distanz ist schnell hinweg. Warum? In kleinen Happen nur erfahren wir von Elementen aus dem Leben von Eliane, die sie so nahe am Jungen sein lässt. Auch in ihrer Familie gab es, als sie klein war, Streit und laute Worte! Auch für sie einen Todesfall – der ihres ersten Ehemannes - mit einer Note mehr dabei. So ist diese Geschichte eine des zu begleitenden Kindes und gleichzeitig die einer erwachsenen Frau, die erinnert wird an alte “Traumata” ihres eigenen Lebens.


    Geheimnisvoll ist der Einschub als zweiter Teil des dreiteiligen Buches über den schon mal erwähnten Isenheimer Altar, und seinen Schöpfer, Matthias Grünewald. Das kann als ganz unnötig und ausser der Reihe verstanden werden, doch damit finde ich mich nicht ab! Mögliche Interpretationen (dazu kommen die letzten Seiten, die ich nicht vorwegnehmen will):


    - Grünewald lässt sich immer wieder von konkreten Bildern aus dem Lazarett inspirieren. “Man müsse – so der Abt – dieser Realität ins Auge sehen” (so weh sie auch tut). Empathie ist nicht Verneinung der Realität, sondern muss sie einbeziehen.


    - Auf- und Zuklappen des Tryptichons enthüllen verschiedene Facetten ein und derselben Wirklichkeit. Die absolut haarsträubende Kreuzigungsgenauigkeit ist Realität – ein Absurdum? Und dennoch steht dahinter die Korona der existierenden Sonne, und beim Zuklappen eine Auferstehungsdarstellung uam!


    Das alles ist faszinierend und lässt mich dieses Buch eindeutig empfehlen. Und ich werde mal nach günstigen, weiteren Angeboten der Werke Hartmanns ausschauen!

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Hartmann, Lukas - Finsteres Glück“ zu „Lukas Hartmann - Finsteres Glück“ geändert.