Peter Handke – Kali

  • Original: Deutsch, 2007


    ZUM INHALT:
    In Kali, seinem neuen Buch, einer »Vorwintergeschichte«, bricht eine Sängerin auf ins Handke-Land: nach Abschluss ihrer Tournee reist sie »in die Gegend gleich nebenan, hinter dem Kindheitsfluß. … Dort ist der Winter noch Winter. Oder: Es ist eine Auswanderer-Gegend …: „Das Einzige, was ich noch weiß: Der Untergrund dort besteht bis in die tiefsten Tiefen aus Salz – Kali. … Auch im Sommer ein schneeweißer Bergrücken mitten in der Ebene.« An jenem Ort treffen sich die unterschiedlichsten Weltenbewohner, »Überlebende des Dritten Weltkriegs, der rund um uns schon seit langem wütet, unerklärt, wenig sichtbar, aber um so böser«. Die Situation dieser Desperados ist völlig aussichtslos, seit ein Kind verschwunden ist. Reisen ist für die Sängerin gleichbedeutend mit der Neuentdeckung der Welt und der anderen Menschen, Reisen erlaubt aufmerksame und zugleich gelassene Anschauung. Und diese erfordert eine spezifische Erzählweise, in der sich außen und innen in einer noch nie dagewesenen Grammatik verschränken. (Quelle: Kurzbeschreibung bei amazon)


    ANMERKUNGEN:
    Ja, diese Sängerin besticht in ihrem letzten Konzert vor dem Winter durch ihre Art des Vortrages und Dabeiseins, und hinterlässt gerade so einen bleibenden Eindruck bei ihren Zuhörern. Dann bricht sie auf in die Nähe der Gegend ihrer Kindheit und ihrer Mutter, irgendwo im „Herzen Europas, in der Nähe eines Meeres, und dennoch einem toten Winkel, da wo Einheimische und Fremde, Einwanderer und Auswanderer nebeneinander leben“. Der Vater verschied durch Selbstmord; die Mutter hatte Tötungsgedanken ihrem Kinde gegenüber im Sinn.


    WO ist da Heimat?! Gibt es noch eine Liebesgeschichte für diese Frau, die auch andere noch mit einschließen wird? Wird das verloren gegangene Kind, fast messianischer Hoffnungsträger (?) wieder gefunden werden? Gibt es eine Hoffnung?


    Und man findet jene so ganz eindeutig handkesche Sprache, mit ihren Wortschöpfungen und Sprachspielen, dem manchmal kuriosen Satzbau und merkwürdigen Wortstellungen. Die man nun eben mag oder auch nicht...


    Und man findet in diesen Personen, besonders der Sängerin, den Typ Mensch, der auch für Handkes Suche seit Jahren zu stehen scheint. Das „Schauen-können-lernen“, die Achtsamkeit, die Sorgfalt, die Verlangsamung... als Charakteristika einer anderen Art Präsenz in der Welt – im Gegensatz zur Verdrossenheit, der Gleichgültigkeit, der Verlorenheit.


    Ich denke mir, dass dieser Autor, so umstritten er aus anderen Gründen sein mag, hier einen Platz haben sollte. Wer ihn mag, wird auch dieses Buch mögen. Wer ihn nicht kennt, sollte es vielleicht mal versuchen? Was Handke für die deutschsprachige Literatur ist verdient es wohl, entdeckt zu werden.


    »Handke schreibt in “Kali“ weiter an seiner poetischen Durchdringung der Welt, an seiner einfachen, aber überaus komplexen Gegensprache. [...] Handkes Leistung ist es, den dumpfen Konsens der Konsumenten darüber, wie Literatur zu sein hat, grundsätzlich aufzukündigen und an das Pathos, die Schlichtheit und die radikale Eigenwelt der großen Texte zu erinnern.« (Stuttgarter Zeitung, Tages-Anzeiger )


    Vorgestellt von Peter Handke wurde bislang hier im BT von Rosalita nur:
    Peter Handke- Wunschloses Unglück , 1972 geschrieben.


    ZUM AUTOR:
    Peter Handke (* 6. Dezember 1942 in Griffen, Kärnten) ist ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer. Im Laufe seines Lebens wechselte er oft die Wohnorte, bzw. war reisend unterwegs. Heute lebt er in der Nähe von Paris. Sein umfangreiches Werk (erste Veröffentlichung 1966: Die Hornissen) umfasst Drehbücher, Romane, Gedichtbände, Übersetzungen,Tagebuchaufzeichnugen und erhielt zahlreiche Preise.
    Quelle und mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Handke


    Weiterführende Links zu Peter Handke:
    http://www.tour-literatur.de/L…_autoren/handke_links.htm


    Taschenbuch: 162 Seiten
    Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 2 (3. Februar 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518418777
    ISBN-13: 978-3518418772