Andrzej Stasiuk - Fado: Reiseskizzen

  • Original: Fado (Polnisch, 2006)


    Übersetzung: Renate Schmidgall (2008)


    ZUM BUCH:Reiseskizzen, Impressionen und Ansätze von Erklärungen des polnischen Autoren Andrzej Stasiuk: er bereist(e) ganz Mittel-/Zentraleuropa und lebt selbst im äußersten Süden Polens, nahe der slowakischen Grenze.


    MEINE MERKUNG:Das ist schon ein ganz besonderer Blick, den Stasiuk in diesen Reiseskizzen und essayhaften Momentaufnahmen auf Mitteleuropa wirft, eine Welt, die scheinbar vom Untergang bedroht ist. Schon in anderen Büchern (Winter; Galizische Geschichten) findet man eine tiefe Wehmut, und der Titel erinnert ja auch an jene schwermütige Musik Portugals. Wer Ost- und Zentraleuropa in sein Herz geschlossen hat, oder aber es kennenlernen will, wer Reiseliteratur liebt, dem seien diese kleinen Studien herzlich empfohlen.
    Ich denke, dass es gerade im Sinne einer besseren gegenseitigen Verständigung zwischen den west- und osteuropäischen Staaten sehr dringend wäre, wenn man aus einer reinen Finanzdebatte etc herauskäme, und zu einem Verständnis der Eigenarten des anderen käme. Erwarten wir Westeuropäer nicht viel zu oft den Weg der anderen in unser System und unsere Schemata? Bei Stasiuk erfahren wir wohl sehr viel von dem, was Leben in Mitteleuropa ausmacht. Nicht so sehr auf finanzieller, wirtschaftlicher Ebene, sondern in der Beschreibung von Atmosphären.
    Das macht er in einer sehr verständlichen, manchmal poetischen Sprache.


    Die kleinen Kapitel zu verschiedenen Reisestationen oder Themen sind nochmals in kleinere Sinnabschnitte unterteilt. Gut lässt sich so dieses Buch häppchenweise kosten. Ein Lesen in einem Rutsch (wie einen Roman) fände ich da fast unangebracht.


    Ich habe selten so weitreichende, aussagestarken Bemerkungen zum Leben und dem Lebensgefühl in Zentraleuropa gelesen!
    Sehr eindringliche Empfehlung!


    ZUM AUTOR:Andrzej Stasiuk, der in Polen als wichtigster jüngerer Gegenwartsautor gilt, wurde 1960 in Warschau geboren, debütierte 1992 mit dem Erzählband "Mury Hebronu" (Die Mauer von Hebron), in dem er über seine Gewalterfahrung im Gefängnis schreibt, denn1980 wurde er zur Armee eingezogen, desertierte nach neun Monaten und verbüßte seine Strafe in Militär- und Zivilgefängnissen. 1986 zog er nach Czarne, ein Bergdorf in den Beskiden. Stasiuk schreibt seit Jahren Kritiken und Essays für die größten polnischen Tageszeitungen Gazeta Wyborcza und Rzeczpospolita, aber auch für den L'espresso und die deutschen Blätter Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung. (Quelle und mehr Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Stasiuk )


    Taschenbuch: 158 Seiten
    Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: Originalausgabe (28. Januar 2008)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518125273
    ISBN-13: 978-3518125274

  • Hi tom fleo,


    vielen Dank für diese Rezension. Um ehrlich zu sein hatte ich auf die auch schon gewartet, weil ich unbedingt wissen wollte, was sich hinter den Reiseskizzen verbirgt. ;-)


    Das Buch kommt gleich auf meine Wunschliste und ich habe da einen Bekannten, den das Buch garantiert auch interessieren wird.


    lg,


    Yizz.


    Ists Gottes Ehre, eine Sache verbergen,
    der Könige Ehre ist, eine Sache erforschen.
    Der Himmel an Höhe, die Erde an Tiefe,
    aber der Könige Herz ist an keiner erforschlich.


    Spr 25, 1-3
    in der Übertragung von Buber und Rosenzweig

  • Hier noch eine Verlinkung zu einer polnischen Ausgabe, Titel ebenso "Fado":