Yu Hua, Der Mann, der sein Blut verkaufte

  • Ein Buch, das ich gerade eben fertig gelesen habe und mich so begeistert hat, dass ich es euch unbedingt sofort vorstellen muß. :)


    Seitenzahl: 251


    Inhalt(Cover):
    Eine kleine Stadt in Zentralchina. Eines Tages erfährt der Seidenfabrikarbeiter Xu, dass man sein Blut verkaufen und damit viel Geld verdienen kann. Man muß nur hinterher im Restaurant "Zum Sieg" eine Portion Schweineleber mit heißem Reiswein zu sich nehmen und kommt dann schnell wieder zu Kräften. Die Vorstellung, man verkaufe mit dem Blut seine Ahnen, ist in Xus Heimat tief verwurzelt. Des Geldes wegen setzen sich immer mehr Leute über diese traditionellen Vorstellungen hinweg. Er tut es schließlich auch - und es scheint gut zu gehen.Von nun an wird er immer dann, wenn er Geld benötigt, von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Doch die Krisen reißen nicht ab in seiner Familie. Die Wechselfälle einer Ehetragödie, Naturkatastrophen, die Jahre des großen Hungers und der Kulturrevolution. Wie viel Blut, wie viel Herzblut, verliert ein Mann im Laufe seines Lebens? Als einer seiner Söhne schwerkrank im Krankenhaus liegt, macht sich Xu auf zu einer langen, schweren Reise.


    Autor:
    Yu Hua ist in Hangzhou (Provinz Zhejiang) geboren und wuchs in einer kleinen Stadt in Zentralchina auf. Er hat Medizin studiert, lebt heute in Peking.
    Weiterhin von ihm erschienen: "Leben" und "Brüder".



    Meine Meinung und Bewertung:
    Xu ist ein einfacher, bescheidener, aufrichtiger und fleißiger Mann, aber er lebt in bitterster Armut. Er nimmt sein Schicksal ergeben an, nur wenn er keine Lösung mehr weiß, verkauft er sein Blut. Eine Frau und drei Söhne müssen ernährt werden. Dazu lernt er die Gunst des Blutchefs Li im Krankenhaus zu erringen, der bei weitem nicht jeden zuläßt. So bestreitet er die schwersten Schicksale. Dann erkrankt sein Sohn schwer, und er muß um ihn zu retten, an seine köperlichen Grenzen oder darüber hinaus gehen.
    Yu Hua erzählt liebevoll den Alltag dieser Familie mit ihren Sorgen, Problemen und Ängsten, aber auch über den bedingungslosen Zusammenhalt, das Glück und die Zufriedenheit trotz widriger Umstände.
    Man schwebt ständig über Tränen und Lachen, vor allen Dingen lernt man diesen kleinen pfiffigen Mann zu lieben, ihm Respekt zu zollen. Das Politische bleibt im Hintergrund, im Vordergrund stehen die kleinen Leute, der Mensch. Blutverkauf zum Erhalt der Familie - eine ungewöhnliche Wahl, ein außergewöhnliches Buch, das trotz der Schwere der Verhältnisse durch seine humorvolle, leichte Schreibweise belustigt, beeindruckt, überzeugt und mit seiner Wärme den Leser umhüllt. Ein Genuß und ein Gewinn es zu lesen!
    Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und meine absolute Empfehlung. :thumleft:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Tracy Chevalier, Das dunkelste Blau

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Danke, Wirbelwind, für diese Vorstellung!


    Wie der Zufall es will, lese ich gerade ein Buch zum selben Thema, eventuell leicht systemkritischer ('?) von Yan Lianke: dort führte der Bluthandel in den 90iger Jahren in vielen Gegenden zur Verbreitung von AIDS. Es wurde hier:
    Yan Lianke - Der Traum meines Großvaters
    von Conor gesprochen, und ich werde wohl nach Beendigung der Lektüre noch was dazu schreiben.


    In der dortigen Einleitung wird auch auf Yu Hua eingegangen, der zu den grössten chinesischen Gegenwartsautoren zählt. Ich habe seine Bücher schon länger auf meiner Wunschliste; ich sollte da mal was am Status ändern...

  • Hallo Tom!
    Systemkritik - dazu wird man im Buch wohl nicht all zu viel finden, eher kleine Seitenhiebe. Aber der Autor sagt im Nachwort ja selbst, dass ihm das Alltagsleben wichtiger war. Mir gefielen mal abgesehen vom Blutverkauf, die lebhaften Alltagsgeschichten. Außerdem hat mich das Buch nachdenklich gemacht - sein Blut ist das Letzte was ein Mensch noch geben kann, wenn ihm alles genommen wird.
    Auf jeden Fall will ich "Leben" und "Brüder" noch lesen.
    Und der Traum meines Großvaters sollte ich wohl doch auch näher in Augenschein nehmen. :)


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


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  • Ein Buch, das ich gerade eben fertig gelesen habe und mich so begeistert hat, dass ich es euch unbedingt sofort vorstellen muß.

    Argh, und mit dieser Einleitung hast du mir das Buch schon schmackhaft gemacht... :lol: ich habes es mir notiert und wenn ich die ganzen anderen Bücher, die du empfohlen hast gelesen habe, dann kommt das hier dran. :wink:

  • Zitat von »Wirbelwind«
    Ein Buch, das ich gerade eben fertig gelesen habe und mich so begeistert hat, dass ich es euch unbedingt sofort vorstellen muß.


    Argh, und mit dieser Einleitung hast du mir das Buch schon schmackhaft gemacht... :lol: ich habes es mir notiert und wenn ich die ganzen anderen Bücher, die du empfohlen hast gelesen habe, dann kommt das hier dran. :wink:

    Mehr kann ich dazu auch nicht sagen..... :)

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • @Hermia
    cheriechen


    Ich glaube an diesem Buch werdet ihr beide eure Freude haben! :)


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: David Grossman, Eine Frau flieht vor einer Nachricht (miniLR)

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • wenn ich die ganzen anderen Bücher, die du empfohlen hast gelesen habe, dann kommt das hier dran


    Wenn ich damit anfange, brauche ich für den Rest des Jahres kein Buch mehr zu kaufen oder auszuleihen. Würde ich eine Statistik über die Tippgeber meiner Wunschliste führen, läge Wirbelwind sicher auf einer Spitzenposition.
    Dass dieses Buch auch dort landet, ist ja klar.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich hab mir das Buch günstig als ME besorgt - zum Glück! Ich hab nicht mehr als 30 Seiten geschafft. Dieses ständige Geschwafel und das ständige Wiederholen der immer selben Gedanken, hat mich sehr schnell extrem gelangweilt und genervt. Ich fand das Buch grässlich, dabei lese ich sonst gerne Bücher dieser Art :scratch: . Kann sein, dass ich einfach nur von Pearl S. Buck verwöhnt bin, die in Sachen China-Romane wirklich grandios ist...
    Ich kann das Buch jedenfalls absolut nicht weiterempfehlen [-( .

    "If you have never said "Excuse me" to a parking meter or bashed your shins on a fireplug, you are probably wasting too much valuable reading time."

    (Sherri Chasin Calvo)


    “I am not eccentric. It's just that I am more alive than most people. I am an unpopular electric eel set in a pond of catfish.” (Edith Sitwell)

  • Pearl S. Buck ist kaukasisch und schreibt über Chinesen. Chinesen schreiben anders - und zwar ziemlich oft so, wie dieses Buch. Auf Seite 30 bist Du noch nicht einmal ansatzweise in die Geschichte eingestiegen, Chaotin. Es wird wesentlich interessanter.


    Eigentlich liegt hier eine sehr typische chinesische Erzählung durch die kommunistische Revolution, über die Kulturrevoltution bis in die frühe 90er Jahre des 20. Jahrhunderts vor, aus der Sicht von ziemlich weit unten und aufgehängt an der Idee des Blutverkaufs, inspiriert durch Erzählungen über einen wirklichen Blutchef aus der Geburtsgegend des Autoren. Die sprechenden Namen und die immer wieder absurd erscheinenden Situationen machen dies zu einem weiteren Stück der chinesischen Schelmengeschichtsliteratur - nur deutlich kürzer als der Durchschnitt, den Mo Yan mal ein wenig abwertend als typischen "Ziegelstein"-Roman bezeichnet hat.


    Hier geht es stark um die Frage, wie man es schaffen soll, in weniger guten Systemen selbst ein guter Mensch zu bleiben und was man alles opfern kann, wenn man seine Familie schützen möchte. DIes ist Yu Hua wie in "Leben" und "Brüder" wieder einmal hervorragend gelungen.

  • Dein Kommentar beruhigt mich doch sehr. Pearl S. Buck und Yu Hua kann man nicht miteinander vergleichen. Und überhaupt nach 30 Seiten erkennt man noch kein klares Bild der Geschichte. Aber berücksichtigen muß man auch Geschmäcker sind verschieden.
    Mich begeistert Yu Hua jedenfalls und ich hoffe bald wieder etwas von ihm lesen zu können!


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Colin Cotterill, Der Tote im Eisfach

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









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