Gabriel Osmonde – Lauras Reise ins Licht

  • (Original « Le voyage d’une femme qui n’avait plus peur de vieillir », Französisch, 2001)


    ZUM BUCH: Laura verlor ihren Mann vor einem guten Jahr (beim Einsetzen des Erzählens) und hatte spät seine konstante Untreue entdeckt. Das Leben scheint ohne Reim und wie an einem vorbeigeflossen. Ohne sie würde es genauso weitergehen: die Geschichte der großen Leere und Sinnlosigkeit. Nun hat sie sich zum Selbstmord entschieden, den sie im letzten Moment für eine Woche aufschieben „muss“, aus der dann unter gewissen Umständen eine längere Periode wird. Vor dem weiteren Termin gehen ihr die Jahre ab 1968 durch den Kopf. Anhand von einigen Stichdaten begleiten wir sie in ihrem Empfinden der so genannten Revolution, die sie so gerne, von innen her getragen, mitgemacht hatte: Doch ihr schwieriges Verhältnis zum eigenen Leib/Aussehen lenken die Dinge in andere Richtungen. Sie wird Serge kennenlernen, einen zwölf Jahre älteren attraktiven Kerl, und bald schon sind sie verheiratet und im Badewannengeschäft. Schnell ist eine Tochter, Danielle, da, die sie im Geiste der antiautoritären Erziehung erziehen will, doch die sie sie entgleiten spürt. Die Freunde von damals, (oder wie Udo Lindenberg sang „die wilden Helden von gestern, die jetzt Beamte sind“) haben größtenteils in der Gesellschaft ihre alten Ziele verloren. Wohin führen sie die „letzten Tage“?


    Auf diesem Hintergrund ist dieser Roman von Osmonde sicherlich eine gewisse persönliche Bilanz und eine sentimentale Biographie einer Witwe um die 50, die die Zeit dahineilen sieht. Zur selben Zeit mag man sehr wohl auch eine Art der Rückschau auf die 68iger Generation erkennen. Insofern kann ich nicht verstehen, wenn man hier „nur“ eine Schnulze sehen wollte. Nein, da sah ich doch einiges mehr. Zwischen den Zeilen stellt der Autor einiges heraus, was die Gesellschaft, bzw. viele der jetzigen Eltern- und Großelterngeneration geprägt hat, bzw. wie sich ihre Leben so entwickelten.


    Die eigentlichen Befreiungsgeschichten werden aber vielleicht nicht nur von den größeren Umwälzungen geschrieben, sondern vielleicht letztlich durch kleine Zeichen, die etwas auslösen und in Gang setzen: die wirklich befreiende Begegnung, die heilende Geste.


    Der Roman wird, zumindest im Französischen (in dem ich ihn las) von einer feinen und teils poetischen, flüssigen Sprache geprägt.


    ZUM AUTOR: Gabriel Osmonde wurde oft als Pseudonym hingestellt und noch in diesem Jahr gab es erneut Diskussionen über seine Identität in einer größeren französischen Literaturbeilage.
    Anderswo findet man allerdings folgende biographische Angaben: Er wurde im Mai 1968 in Paris geboren und studierte Philosophie und Mathematik. Später wählte er das Schreiben von Szenarien erotischer Filme. Er lebt heute in Rom. Dies hier ist sein erster (unter diesem Namen) veröffentlichter Roman.


    Verlag: Blessing (2003)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3896672274
    ISBN-13: 978-3896672278

  • Was ich in der obigen Autorenangabe als Möglichkeit andeutete, hat sich vor einigen Wochen als Wahrheit erwiesen: Hinter dem Pseudonym "Osmonde" steckt ein anderer, bekannter Schriftsteller. Und als Osmonde zum Interview gebeten wurde, erschien eben jener, der als Andreï Makine bekannt ist (ich habe hier im Forum zahlreiche Bücher von ihm vorgestellt: siehe Rezensionsindex!). Doch die Sache wird noch komplizierter: Makine gibt an, dass auch dies nicht sein eigentlicher Name ist. Osmonde sollte ihm erlauben, einen Teil seiner Ideen umzusetzen. Als vor einiger Zeit unter dem Namen Makine ein Buch erschien mit dem Titel "Le monde selon Gabriel" mutmaßten einige schon, dass diese Welt des Schriftstellers im Buch jene von Osmonde ist... Kapiert?


    Wer Französisch liest mag hier weiterlesen:
    http://www.lefigaro.fr/livres/…monde-sort-de-l-ombre.php


    oder sei auch auf die anderen Bücher von Andreï Makine und Gabriel Osmonde hingewiesen!

  • Quelle: Amazon.fr


    Produktbeschreibung:
    Laura a la cinquantaine tout rond. Ce devrait être l'âge de la plénitude pour cette femme charnelle et intelligente ; elle se le dit souvent. C'est au contraire le glas de la vie qui sonne. Elle le sait, elle le sent. Une baignoire remplie d'eau chaude où s'ouvrir les veines est là, devant elle, qui l'attend. Avant ce geste fatidique, Laura repense son existence. L'insouciante jeunesse de 68 a laissé la place à une vie trop étriquée et grise, l'impression trop forte de "vivre la vie d'un poisson dans un aquarium". Mais peut-on se résoudre à mourir si facilement même si l'on pense avoir gâché sa vie ? Gabriel Osmonde signe un remarquable premier roman. Son écriture est d'une grande tenue et la lucidité aiguë de son propos est implacable. Un roman toujours en équilibre sur le fil tranchant et ténu de l'existence. --Denis Gombert


    Klappentext:
    « Elle ne l’a jamais vu de jour. Et la jeunesse, la beauté de cet homme qui la regarde en silence l’effraient. Il est très grand, ses traits sont sculptés avec puissance et simplicité, ses cheveux ont des reflets flammés. Elle se lève sans oser faire un pas vers lui, se sentant soudain infiniment vieille, lourde et laide. Il s’approche, lui tend ses mains. Et il y a dans son regard souriant tant de lumière qu’elle s’y voit belle, aimée, attendue. Seul le regard d’un homme qui aime reflète véritablement la beauté d’une femme, tous les autres miroirs sont déformants. »
    Eblouissante parabole de l’âme révoltée contre les verdicts du bon sens, ce voyage romanesque retrace les étapes d’une longue quête poétique et amoureuse. Son écriture dense et sensuelle nous libère de nos prisons intérieures.