Jodi Picoult - Auf den zweiten Blick

  • Kurzmeinung

    Emili
    Ein spannendes, emotionales Familiendrama, das wichtige Themen anbietet. Hervorragend ausgearbeitete Charaktere.
  • Die Anthropologin Cassandra, genannt Cassie und der Filmstar Alex Rivers haben mehr als nur ein kaputtes Elternhaus gemeinsam. Auf der Suche nach Selbstbestätigung, Anerkennung und Zuneigung sind beide und jeder möchte wenigstens ein einziges Mal etwas Großes und Einzigartiges vollbracht haben, worüber alle anderen staunen sollen…etwas, was einen Menschen aus der namenlosen Menge heraushebt.


    Für Alex ist das der Oskar in allen Kategorien und für Cassie ein außergewöhnlicher Fossilienfund.
    Beides erreichen die beiden, zudem verlieben sie sich auf das Heftigste ineinander und so könnte eigentlich eine Ehe der beiden für andere wie eine Traumverbindung sein, die sich jeder wünscht.
    Aber sie werden von ihrer Vergangenheit eingeholt. Alex neigt immer wieder zu unkontrollierten Wutausbrüchen, wenn nicht alles nach seinen Wünschen geht und er greift zu den einzigen Mitteln, welche er schon vom Vater vorgelebt bekam: zum Alkohol und zur Gewalt. Er schlägt Cassie, die einzige Frau, die er doch offensichtlich so sehr liebt. Als Cassie schwanger wird und das Kind, von dem Alex noch nichts weiß, durch die Schläge und Tritte von Alex verliert, wird ihr bewußt, dass es so nicht weitergehen kann.


    Durch Zufall fällt ihr ein Drehbuch in die Hände, dass wie geschaffen ist für Alex. Cassie überredet ihn, dieses Drehbuch zu verfilmen und erhofft sich, dass er sich dadurch seiner eigenen Vergangenheit stellen und ihr beider Leben in den Griff bekommen wird. Doch das echte Leben ist halt kein Hollywood-Film. Alex hat zwar DEN beruflichen Erfolg seines Lebens, aber er wird dadurch nicht geläutert, sondern nur noch besitzergreifender gegenüber Cassie und reagiert auf seine Verlustängste in bezug auf sie nur noch brutaler, indem er Cassie bei seinem nächsten Wutausbruch so stark mißhandelt, dass sie zwar fliehen kann, aber halbtot und mit Amnesie auf einem Friedhof zusammenbricht.


    Als sie wieder zu sich kommt, wird sie durch den Halbblutindianer Will aufgelesen, der ihr Unterschlupf gewährt. Auch er hat Probleme mit seiner Herkunft und möchte am liebsten seine Abstammung von den Sioux verleugnen und vergessen. Will wurde wegen eines tätlichen Übergriffs im Reservat von seinem Stamm, zu dem er sich nur äußerst unwillig bekennt, ausgeschlossen und möchte nun sein Glück bei der anderen, weißen Hälfte seiner Mitmenschen versuchen.


    Als Cassies Amnesie allmählich verschwindet und sie zu Alex zurückkehrt, kehrt die Erinnerung an ihre wahre dunkle, problembehaftete Beziehung zu Alex nur ganz allmählich zurück. Zu gut hatte sie sie ja auch inmitten all des Glanzes und Glemmers immer wieder verdrängt.
    Als ihr allerdings die ganze Vergangenheit – nicht zuletzt dadurch, dass sie erneut schwanger ist – wieder bewußt wird, bittet sie Will, sie im Reservat der Sioux bei dessen Großeltern zu verstecken, bis ihr Kind gefahrlos zur Welt kommen kann und bringt damit eine schwerwiegende und weitreichende Wendung in ihrer aller Leben.


    Jodi Picoult schafft es wie kaum ein anderer Schriftsteller, zwischenmenschliche Beziehungen präzise und nachfühlbar zu beschreiben und miterlebbar zu machen. Für mich ist sie eine wirkliche Ausnahme-Autorin, die den Leser ohne erhobenen Zeigefinger an die Hand nimmt, etwas erzählt und zeigt und den Leser selbst entscheiden läßt, wie er reagiert und gehandelt haben würde.


    Sehr empfehlenswert für Leser, die gerne denken und eigene Schlußfolgerungen ziehen.




  • Ich habe das Buch auch vor kurzem gelesen und bin leider noch nicht dazu gekommen eine Rezi zu schreiben...
    @Baumbart: Da warst du dann schneller :wink:
    Aber ich muss sagen, dass Buch hat mir auch sehr gut gefallen - obwohl es noch bessere Bücher von Jodi gibt - und mich wie immer begeistert.
    Ich kann es auch nur als sehr Lesenswert einstufen.


    Lg Änita :winken:

    In jeder Minute, die du im Ärger verbringst, versäumst du 60 glückliche Sekunden deines Lebens. (Albert Einstein)

  • Ich schließe mich euch beiden an. Das Buch ist wirklich lesenswert und sehr schön geschrieben. Besonders amüsiert hat mich Cassies "Schwäche",

    Wirklich schockiert hat mich, dass Alex


    Diese Dreiecksbeziehung Alex-Cassie-Will hat mich sehr stark an die Twilight Saga erinnert, wo es auch diese vertrackte Edward-Bella-Jacob Geschichte gab. Nur, dass in diesem Buch Will Alex gegenüber nie seine Gefühle für Cassie offenbart hat und ihm sozusagen "den Krieg erklärt" hat.

    "Werter Herr, die Tatsache, dass ein Buch in einer öffentlichen Bibliothek zugänglich ist, tröstet mich keineswegs. Wäre es nicht der Gesetze wegen, ich würde sie stehlen. Wäre es nicht meiner Börse wegen, ich würde sie kaufen."
    --Harold Laski

  • Der Polizist Will liest in Los Angeles eine junge Frau auf, die nicht
    weiß, wer sie ist. Er hilft ihr und versucht, ihre Identität
    herauszufinden. Bald meldet sich Alex Rivers, der berühmte Schauspieler,
    und identifiziert sie als seine schwangere Frau Cassie. Als er ihr den
    liebevollen Ehemann vorspielt, kehren in ihr bedrohliche Erinnerungen an
    die Beziehung mit ihm zurück …


    Meine Meinung


    Ein Buch was zum nachdenken anregt. Oft ist es nicht so, wie es scheint.
    Das Thema Gewalt in der Ehe wird hier gut dargestellt und regt zum
    nachdenken an :(

  • Dieses Drama von Jodi Picoult hat mir ausgesprochen gut gefallen. :thumleft: Ich werde keine Inhaltswiedergabe betreiben, da der Roman dadurch sehr viel an der Spannung verliert. Ich sage nur was zu meinen Empfindungen während des Lesens.

    Zwei wichtige Themen kennzeichnen den Roman "Auf den zweiten Blick": häusliche Gewalt und Diskriminierung der indigenen Völkern Amerikas.


    Sicherlich ist dieser Roman von Picoult kein literarischer Preisträger, allerdings eine gute Unterhaltung, die mir einige spannende Tage des Lesens geschenkt hat. Es ist sehr emotional und nachdenklich stimmend.


    In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt; etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner.

    (Bundesministerium für Familien...)


    Ganz besonders hat mir gut gefallen, dass die Autorin sehr gut die handelnden Charaktere gezeichnet hat. Die hat das Thema ganz sicher recherchiert, denn sie hatte sehr gute psychologischen Profile von Tätern und Opfern der häuslichen Gewalt erstellen können. Die Beweggründe, mögliche Reaktionen, Ursprünge dieser Reaktionen und Folgen solches Handels. Ich fand es sehr spannend, die Entwicklungen der Protagonisten zu beobachten. Und obwohl ich die Mechanismen solcher Beziehungen kenne, konnte ich mich nicht loslösen von dem Ärger, der unweigerlich aufsteigt als Reaktion auf bestimmte Handlungen. Sehr schwer zu verdauen, was die Autorin in diesem Familiendrama erzählt. :(


    Von mir gibt es für diesen Roman :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne und eine Empfehlung an die Liebhaber von Familiendramen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass nicht jeder Leser den Protagonisten mit Verständnis begegnen kann, denn das ist in der Tat sehr schwierig. O:-)


    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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