Stewart O'Nan - Alle, alle lieben dich

  • Kurzbeschreibung amazon:
    Es ist ihr letzter Sommer vor dem College, der beste Sommer seit der achten Klasse. Kim badet im Fluss, steigt in ihren alten Chevy und macht sich auf den Weg zum Schnellrestaurant, wo sie arbeitet. Dann verliert sich ihre Spur. Familie, Freunde, Polizei - plötzlich sind alle betroffen. Kims Verschwinden rührt an den Grundfesten der mittelständischen Ordnung. Aus Menschen, die sie kannten, werden solche, die sie bloß zu kennen glaubten. Sie werden sich selbst und einander verdächtig. Und halten nach Kräften an dem fest, was ihnen zu entgleiten droht: Kim oder die Erinnerung an sie, die kleinstädtische Ruhe - und die eigenen Geheimnisse. Mit feinem Gespür für die abgründigen Schattierungen des Alltäglichen zeichnet Stewart O'Nan das Psychogramm einer Kleinstadt im Ausnahmezustand. Ein hochliterarischer Thriller - unaufdringlich anrührend und von nachgerade beklemmender Präzision.


    Der Autor:
    Stewart O’Nan wurde 1961 in Pittsburgh geboren und wuchs in Boston auf. Er arbeitete als Flugzeugingenieur und studierte Literaturwissenschaft. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Avon, Connecticut. Für seinen Debütroman „Engel im Schnee“ erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis.


    Meine Meinung:
    Ein 18-jähriges Mädchen verschwindet spurlos und schon 2 Tage später beginnt die Suche nach ihr. Die Polizei wird eingeschaltet, Nachbarn und Freunde suchen mit.
    Schnell entwickelt sich Fran, die Mutter, zu einer Expertin - im Internet baut sie eine Website auf, organisiert die Suche, druckt Flugblätter und Plaketten. Das Leben der Familie ändert sich vollkommen, schwankt zwischen Hoffnung, Lethargie und Resignation.
    Stewart O'Nan hat diesen Roman aus verschiedenen Perspektiven erzählt.
    Auch gelingt ihm eine wunderbare Atmosphäre durch seinen Schreibstil, der eher distanziert/nüchtern und beobachtend ist.
    Zwar verfügt das Buch über 1-2 Längen, dennoch kann man das Buch weiterempfehlen.
    Für mich war es das erste Buch dieses Autoren, aber sicher nicht das letzte.
    Auf der Schutzhülle steht zwar "hochliterarischer" Thriller, ich würde diesen Roman aber eher unter "Belletristik" einordnen, denn ein Thriller ist es eigentlich nicht.

  • Eine junge Frau verschwindet spurlos. Eine hitzige Suche beginnt. Alle packen an - Familie, Freunde, Polizei, Bekannten - jeder versucht zu helfen, sucht nach seinen Kräften und hofft, dass Kim heil nach Hause zurückkehrt.


    "Strich für Strich zeichnet Stewart O´Nan das Psychogramm einer Familie, einer Kleinstadt im Ausnahmezustand: Monate verstreichen, Spuren, Verdachtsmomente blitzen auf und vergehen - eine Art ratloser Normalität kehrt ein. Allein die Risse in der schon lange nicht mehr heilen gesellschaftlichen Fassade lassen sich kaum mehr kitten.
    "Alle, alle lieben dich" ist eine beklemmende, abgründige Geschichte von der Zerbrechlichkeit des Lebens und seiner Beziehungen. Subtil und einfühlsam erzählt bis hin zu einem erlösenden und zugleich schrecklichen Finale." (Verlag/Cover)


    Dieser Roman wirkt sehr realistischen, lebensnah, beinahe erschreckend nüchtern und ist in einer präzisen ausgezeichneten Art erzählt.
    Ich möchte noch mal aufgreifen was Marie schon geschrieben hat:

    Zitat

    Auf der Schutzhülle steht zwar "hochliterarischer" Thriller, ich würde diesen Roman aber eher unter "Belletristik" einordnen, denn ein Thriller ist es eigentlich nicht.


    Ein Thriller ist der Roman auch, meiner Meinung nach, auf gar keinen Fall, hochliterarisch vielleicht, aber kein Thriller. Ich würde es auch im Bereich der Belletristik einordnen.


    Insgesamt hat es mir nicht schlecht gefallen, allerdings habe ich ein Thriller erwartet, und nicht bekommen, :wink: außerdem wirkt der Roman hin und wieder, eher langatmig, von daher 2,5 bis 3 :bewertung1von5:

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Ich möchte noch mal aufgreifen was Marie schon geschrieben hat


    Es war Conor, die das geschrieben hat, obwohl ich derselben Meinung bin. Ich hab das Buch aber erst letzte Nacht beendet.


    Dass viele auf das Wort "Thriller" im Covertext hereingefallen sind, zeigen enttäuschte Rezensionen bei Amazon. Ich kannte schon einige Bücher von O'Nan, so dass mich der Begriff nicht aufs Glatteis führte. Es geht weniger darum, was Kim passiert ist, ob und wer sie ermordet hat, sondern darum, wie die Familie mit ihrem Verschwinden umgeht. Die umtriebige Mutter Fran stürzt sich in Aktivitäten; je weiter die Zeit voranschreitet, desto klarer wird es: Durch diese Aktivitäten wird Kim nicht gefunden, sie dienen eher als Ablenkung, als Betriebsamkeit gegen die alltägliche Angst und Lähmung. Vater Ed, eher ein zurückhaltender Mann, hängt sich an Frans Aktionen, macht mit, ist aber nicht im Innersten dabei. Am meisten hat Lindsey, die jüngere Schwester, zu leiden. Aufgerieben zwischen Schuldgefühlen und Schwesternliebe entwickelt sie sich zur braven Tochter und zur perfekten Schülerin. Fran und Ed halten sie die ersten Monate wie eine Gefangene aus Sorge, auch ihrer zweiten Tochter könnte etwas zustoßen. Verständlich, aber unerträglich.
    Jeder aus Familie und Freundeskreis macht seinen eigenen Prozess von Abschied, Trauer und Neubeginn durch.
    Die meisten Romane, deren Ausgangspunkt ein schweres Familienschicksal wie das hier beschriebene ist, erzählen vom Zerbrechen der Familie. Anders O'Nan: Kims Familie hält zusammen, ja, das einzige, das die Einzelnen am (Über)leben hält, sind die Liebe und die Verbundenheit zueinander.
    Einige der schon hier erwähnten Längen im Buch sind meiner Meinung nach notwendig, um die quälend vergehende Zeit der Resignation und des langsamen Erholens auch für den Leser fühlbar zu machen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich mag den etwas ungewöhnlichen Stil dieses Autors. Das sollte ich auch bei Gelegenheit mal lesen!
    Danke für die Rezi!

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • :uups: Uups, ein Fehler...

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  • Zitat von »Emili«


    Es war Conor, die das geschrieben hat, obwohl ich derselben Meinung bin. Ich hab das Buch aber erst letzte Nacht beendet.


    Ich bitte um Entschuldigung, war ein Versehen. Natürlich, meinte ich Conor´s Rezension. :uups: Weiß ich auch nicht, wie ich hier auf Marie kam :)

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  • Es ist schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, und meine Erinnerung reicht jetzt nicht mehr für Details. Aber ich finde meine Meinung, meinen Eindruck, von Marie und Conor hervorragend ausgedrückt. :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier