Georges Rodenbach - Das tote Brügge / Bruges-La-Morte

  • Georges Rodenbach: Das tote Brügge und andere Novellen; Verlag Clemens Zerling Berlin 1988; 142 Seiten; ISBN: 3-88468-035-8




    "Das tote Brügge", "Im Zwielich", "Es war keiner",
    "Der Spiegelfreund", "Die Stadt", "Hoffart", "Das Ideal" und "Geweihter
    Buchs" heißen die Texte, die in diesem Buch enthalten sind. Josef
    Dvorak schreibt das Nachwort; "Georges Rodenbach und der Symbolismus"
    heißt es. In diesem Essay liefert Dvorak eine sehr umfangreiche Analyse
    des "toten Brügge" als Text. Hinsichtlich der Textinterpretation bleibt
    für mich also nicht mehr viel zu sagen.




    Rodenbach gilt als Geheimtip. Wer gute und anspruchsvolle
    französischsprachige Literaturmag, kann dieses Buch dazu benutzen, um
    Rodenbach kennenzulernen.


  • Was für eine ökonomisch durchkalkulierte Rezension! Und die nächste Stufe? Nur noch das Cover einstellen? Georges Rodenbach wird nach diesem Beitrag wohl ein Geheimtipp bleiben.


    Gruß mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Hallo mofre,


    eine kleine Geschichte sollte ich dann doch zu meinem Beitrag erzählen. Das Buch hatte ich in einem Vortrag an der Duisburger Volkshochschule kennengelernt. Dort gibt es die Veranstaltungsreihe "Jour Fixe". Das Jour Fixe ist eine Veranstaltungsreihe, die immer donnerstags nachmittags stattfindet und in der verschiedene literarische und andere kulturelle Themen vorgestellt werden. Wie gesagt, gab es dort Anfang dieses Jahres einen Vortrag über Georges Rodenbach und das tote Brügge (siehe oben). Der Referent stellte das Buch eigentlich sehr ansprechend vor, so daß ich den Eindruck hatte, das Buch müsse sehr spannend sein. Kurze Zeit später fand ich den Titel dann in der Stadtbücherei und habe ihn mir ausgeliehen. Leider hat das Buch nicht das gehalten, was der Vortrag versprochen hat. Es zeigt eigentlich mehr Entwicklungen, hat kaum Dialoge und noch weniger "Action". Wer Böses im Sinn hat, würde ein solches Buch als "langweilig" bezeichnen. In meinem Text oben wollte ich meiner Enttäuschung eigentlich nicht so deutlich zum Ausdruck bringen.


    Viele Grüße
    Andreas

  • In meinem Text oben wollte ich meiner Enttäuschung eigentlich nicht so deutlich zum Ausdruck bringen.


    Es spricht doch nichts dagegen, seine Meinung deutlich und ehrlich zum Ausdruck zu bringen. Auch Rezensionen mit einer negativen Meinung über das Buch helfen schließlich anderen Leuten weiter und haben sicher schon manchen Leser vor einem Fehlkauf bewahrt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Es spricht doch nichts dagegen, seine Meinung deutlich und ehrlich zum Ausdruck zu bringen. Auch Rezensionen mit einer negativen Meinung über das Buch helfen schließlich anderen Leuten weiter und haben sicher schon manchen Leser vor einem Fehlkauf bewahrt.


    Ich kann mich €nigmas Kommentar nur anschließen!
    Außerdem war deine Enttäuschung nicht die Spur zu fühlen und dazu kamen dann noch die 5 Sterne von Amazon. Bitte sorge doch dafür, dass deine Rezis in Zukunft aussagekräftiger sind.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Ross King, Zum Frühstück ins Freie

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Georges Raymond Constantin Rodenbach, geboren 1855 in Tournai / Wallonien und 1898 in Paris gestorben, war ein belgischer Dichter und Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk ist das 1892 erschienene «Das tote Brügge», im Original «Bruges-la-Morte». Die Erstausgabe enthielt 35 Fotografien Rodenbachs mit Brügger Stadtansichten; leider fehlten sie gänzlich in meiner schmalen Reclamausgabe…


    Inhaltlich geht es um Hugo (im Original Hugues) Viane, ein Witwer mittleren Alters. Als seine Frau vor fünf Jahren krankheitsbedingt starb, hat er sich in die triste Stadt Brügge zurückgezogen, weil sie seinem Gemütszustand am ehesten entspricht. Seitdem lebt er einsam, wacht streng über die ältere Haushälterin, damit diese bei ihrer Arbeit auch ja nichts von dem «Schrein» in der Wohnung kaputt macht. Denn die tote Gattin bleibt unvergessen, Andenken stehen überall in der Wohnung herum, die Trauer konserviert und am Leben erhalten durch ständige Präsenz von Fotografien und dem Rückzug aus jeglichem sozialen Leben.

    Bis Hugo auf einem seiner Spaziergänge einer Frau begegnet, die der verstorbenen Gattin wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Die Ähnlichkeit ist beängstigend, Hugo verfolgt die Dame zunächst und muss sie ansprechen. Er sieht die Chance, nicht nur alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen…


    Eine Geschichte übrigens, die weitere Schriftsteller inspiriert hat. Auf Wikipedia wird u.a. ein Bezug zu «Von den Toten auferstanden» von den Autoren Pierre Boileau und Thomas Narcejac hergestellt, einem Roman, der vermutlich dank der Hitchcock-Verfilmung «Vertigo» unter dem Filmtitel bekannter ist.


    Was die Erzählung nun aber zum Klassiker macht, ist der überbordende Symbolismus in der Geschichte:

    Hugos Gefühlswelt ist stets auch im Erscheinungsbild Brügges sichtbar. Zunächst alles grau, tot, regnerisch, scheint auch mal die Sonne, sobald er die neue Frau trifft.
    Und die Dame ist Tänzerin von Beruf, ausgerechnet in einem Bühnenstück, in der sie von den Toten aufersteht. Auf jeder Seite ein Symbol, keine Beschreibung einer Strasse, ohne dass diese äussere Beschreibung als Spiegel für innere Gefühle dient. Keine Haarflechte zu profan, um nicht als Indiz für anbahnende Entwicklungen zu gelten. In diesem Sinne sehr durchstrukturiert, geradezu ein Paradebeispiel für französischen Symbolismus. Für heutiges Empfinden wohl zu übertrieben, möchte man sich nicht nur einen Spass daraus machen, all diese Anspielungen zu finden und zu zählen.


    Einen Klassiker, den ich etwas vorhersehbar fand, den ich mit Belustigung las dank der zunehmend aufdringlicher werdenden Hinweise, aber doch auch interessiert wie die Geschichte endet - und dank des Nachworts auch, inwiefern die Geschichte weitere Künstler beeinflusst hat, den Stellenwerk in der damaligen Zeit, etc

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Georges Rodenbach: Das tote Brügge“ zu „Georges Rodenbach - Das tote Brügge / Bruges-La-Morte“ geändert.