Klappentext:
Der chinesische Student Chen Zhen reist während der Kulturrevolution in den 60er Jahren von Peking in die Innere Mongolei, um dort das Leben der nomadisierenden Viehzüchter kennenzulernen. Sofort ist er völlig in den Bann gezogen von dieser ihm gänzlich unbekannten und archaischen Welt. An der Seite Bilgees, seines alten mongolischen Lehrers, trotzt er Schneestürmen und sengender Hitze, und er erhält Einblick in die alten Mythen und Traditionen des mongolischen Volkes. Vor allem aber macht Chen Zhen die Bekanntschaft mit den Wölfen, deren Klugheit und Mut die Mongolen von jeher fasziniert haben - und bald verbindet ihn eine tiefe Liebe zu einem Wolfsjungen, das er aufzieht. Dach dann kündigt sich Unheil an, denn als die Chinesen das wirtschaftliche Potenzial der mongolischen Steppe wittern, drohen Profitgier und blinder Fortschrittsglaube das Jahrhunderte währende Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu zerstören ...
Der Autor:
http://en.wikipedia.org/wiki/Wolf_TotemJiang Rong wurde 1946 in der südchinesischen Provinz Jiangsu geboren. 1967 meldete er sich freiwillig zum Arbeitseinsatz in der Mongolei, wo er elf Jahre verbrachte. Nach seineer Rückkehr absolvierte Jiang Rong die Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften in Peking, an der er bis 2006 einen Lehrauftrag hatte. "Der Zorn der Wölfe", an dem er sechs Jahre lang schrieb, sorgte auf Anhieb international für Furore, wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet und mittlerweile in zwanzig Länder verkauft.
Eigene Beurteilung:
Jiang Rong ist ein Pseudonym von Lu Jiamin, der den Arbeitseinsatz in der Mongolei wählte, bevor man ihn als unliebsamen Dissidenten irgendwo anders einteilte, wo er besser überwacht würde. Dieses Buch ist zum Teil Erzählung und zum Teil Autobiographie, weswegen ich es hier eingeordnet habe.
In seiner anfänglichen Ablehnung der neuen Kultur der Han-Chinesen im Zuge der Kulturrevolution stürzt sich der junge Chen Zhen ziemlich kritiklos in die mongolische Kultur und versucht sich dieser so stark wie möglich anzupassen. Er sucht hier eine Wahrhaftigkeit und Stärke, die er bei den "zivilisierten" Han nicht sieht. Sobald er sein Interesse für die Wölfe entdeckt, wird das Buch ganz extrem auf diese als Grundleger mongolischer Kultur abgestimmt und die Wölfe der Mongolen stehen dabei im krassen Gegensatz zu den schafsgleichen Han.
In vielerlei Hinsicht erinnert das Buch an die Werke des häufig erwähnten Jack Londons - und das nicht nur von der Grundthematik her. Dabei ist der "Rassenvergleich", der das Buch durchzieht stark an vergleichbare Aussagen in der Literatur des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert orientiert, was in den extremsten Momenten stark an den "Stürmer" erinnert.
Ab der Mitte des Buches - wenn Chen Zhen "seinen" Wolf bekommt und immer mehr Han in die Gegend kommen - erinnert das Buch auch an "Der stumme Frühling". Und ab diesem Moment fällt einem das Lesen wesentlich leichter. Insgesamt würde ich dem Buch dreieinhalb Sterne geben.