Originaltitel: The Chameleon's Shadow
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Lieutenant Charles Acland kann sich an nichts mehr erinnern. Völlig entstellt liegt er in einem Krankenhaus in Birmingham, und nun zeigt ihm eine Krankenschwester, wie er mit Hilfe einer Drogenpumpe seine schier unerträglichen Schmerzen in den Griff bekommen soll. „Sie werden hier nicht lange genug an dem Apparat hängen, um abhängig zu werden“, sagt ihm die Krankenschwester: „Glauben Sie mir.“ Aber Charles Acland glaubt ihr nicht. „Er erkannte schlagartig, dass er keiner Frau traute“, heißt es im Roman Der Schatten des Chamäleons der britischen Bestseller-Autorin Minette Waters, „hatte allerdings keine Ahnung, warum das so war.“
Allmählich offenbart sich Aclands Vorgeschichte. Als Kommandeur eines zwölfköpfigen Spähtrupps hatte er den Auftrag, den Übergängen der Aufständischen zwischen Irak und Iran auf die Spur zu kommen. Auf der Straße von Bagdad nach Basra geriet sein Konvoi in einen Hinterhalt, seine Kameraden wurden von einem unkonventionellen Sprengkörper zerfetzt. Kein Wunder, dass Acland einen Psychiater braucht. Aber bald könnte er auch noch einen Anwalt brauchen. Nicht nur wird der zuvor als freundlich und zuvorkommend bekannte Mann, dessen unkontrollierte Gewaltausbrüche seine Umwelt mehr und mehr befremden, im letzten Moment daran gehindert, im Streit einen Mann zu erschlagen: Er hat auch kein Alibi für die Zeit, in der ein wahnsinniger Massenmörder in London, wohin er gezogen ist, sein Unwesen treibt.
Zur Erinnerung: Minette Walters war einmal die Autorin erstklassiger, spannender Bücher wie Die Bildhauerin.
Dann pendelten sich ihre Krimis auf -Level ein (Der Nachbar, Wellenbrecher), um schließlich über Der Außenseiter bei "Der Schatten des Chamäleons" zu landen.
Dialog-lastig - das Wort fällt mir als erstes ein. Und wo viel geschwätzt wird, wird auch viel dumm geschwätzt, und man wiederholt sich, wenn man jemandem erzählt, was einem jemand anders zuvor erzählt hat. Charles wird ein Klinikpsychologe zugeteilt: Man redet. Er schlüpft in London bei einer Psychologin unter: Man redet. Er schlägt in einer Kneipe einen Mann halbtot, wird im letzten Moment von einer Ärztin (lesbische Bodybuilderin) daran gehindert, die ihn fortan unter ihre Fittiche nimmt. (Man redet natürlich.)
Dann gibts einen Matchsack und einen Seesack. Der eine enthält wichtige Beweisstücke, der andere Charles' gesammelte Besitztümer. Der eine (aber welcher?) wird von der Polizei gefilzt, der andere ist irgendwie weg. Plastiktüten gibts auch noch, denn Charles landet bisweilen bei den Obdachlosen.
Ach ja: Drei Männer sind ermordet worden. Der Leser erfährt davon durch Ermittlungsprotokolle, lernt aber keines der Opfer kennen und bekommt so auch keinen Bezug zu den Verbrechen. Was er mitbekommt: Verhöre der Ermittler, m.a.W.: Man redet. Die Ermittlungsergebnisse werden dem Leser wieder mittels Protokolle mitgeteilt.
Es gibt Krimis, für die ein Autor seine müde Geschichte auf 500 Seiten aufbläht. Walters hat genau das Gegenteil gemacht: Eine tolle detailreiche Geschichte, die sich bestens für einen Krimi eignen würde, hat sie sich ausgedacht, auch Personen, die das Interesse des Lesers fesseln können. Aber sie erzählt diese Geschichte nicht, sondern sie lässt ihre Personen nur reden, erzählen, berichten, diskutieren, streiten, usw. Wenn sie vorhatte, ein Drehbuch zu verfassen, dann soll sie es bitte aufs Cover schreiben, aber den Leser nicht mit dem Wort "Roman" in die Irre führen.
Marie